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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
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Weihnachten: Schnell noch ein Single-Schnäppchen?

weihnachstfeiern unter singles oder online-suche an weihnachten?


Vor mir liegt eine Pressemitteilung, die sich so liest:

Die Weihnachtszeit ist eine gute Zeit, um online auf die Suche nach dem passenden Partner zu gehen, denn viele Singles schauen sich über die Feiertage im Internet nach einer langfristigen Beziehung um.


Sicher, das tun sie –aber nicht, weil sie besonders motiviert sind, sondern weil sie sich Weihnachten besonders einsam und verlassen fühlen, und es gibt gar nicht viele Auswege: über Weihnachten zur Ursprungsfamilie? Um Himmels willen – da könnte Mutti ja fragen, ob man nicht endlich mal mit einem Ehekandidaten rechnen könne, den Enkelblick bereits in den Augen. Also bleibt kaum etwas anderes übrig, als vorübergehend den Notstand auszurufen: ein bisschen Huhn oder Ente, Schokolade, Sekt und lustvolle Gedanken vielleicht? Oder eine dieser viel beschworenen Single-Partys, um die Einsamkeit zu erschlagen und vielleicht schnell noch ein Schnäppchen ins Bett zu ziehen? Da schaut man sich schon mal das Internet an – sicher. Doch bitte: Was haben Singles davon, sich plötzlich und ohne vorheriges Nachdenken bei einer Online-Partnervermittlung anzumelden? Sollte nicht jeder Partnersuche eine Phase der Besinnung vorausgehen? Sollte man nicht wenigstens die zwei einfachen Fragen beantworten können: „Wer bin ich und wo will ich hin?“ Bevor man sich als Nutzer kostenlos anmeldet“ (es bleibt ja nicht bei „kostenlos“, wenn man dort etwas erreichen will), sich durch einen "Psychotest" quält und „mindestens ein Foto hochlädt“.

Die Zeit "zwischen den Tagen" - mit Tschaikowsky, Ellington oder Badewasser

Man wird die „Wiehen Nachten“, die „Raunächte“ oder die “Zeit zwischen den Tagen“ wahrscheinlich ertragen – mit Ohrenschützern gegen die stille Heilige Nacht, sobald man das Haus verlässt, und den CDs von Tschaikowsky oder Rimsky-Korssakoff, Ellington oder Coltrane, wenn man daheim ist. Na schön, vielleicht traf ich euren Musikgeschmack nicht. Aber Beethoven, Armstrong oder Beatles gehen auch, und notfalls reichen die Schlager der 1920er Jahre - vom "Badewasser schlürfen" bis zum Papageien, der "keine harte Eier" frisst.

Wirklich, ich kann mir Weihnachten nicht als Single-Schnäppchenjagd vorstellen. Als ich einmal Single war, wollte sich jemand mit mir an einem Schweizer Bahnhof treffen, am Morgen eines 24. Dezember. Es war eines der wenigen Blind Dates, die ich von vornherein ablehnte – und ich hatte viele Blind Dates, auch solche kuriosester Art. Ja, und ich war auch schon auf diesen Triefaugenpartys, die Einsame für Einsame veranstalteten. Da kam ich mir vor, als würde ich zu einer verachteten Minderheit gehören, die sich trotzig Weihnachten zusammenrottet. Irgendwie haben die Singles noch nicht erkannt, dass sie eine mächtige Minderheit sind, und nach wie vor verstecken sich Singles scheu, wenn es um die Kulturhoheit geht: die gehört Weihnachten den Familien – und nicht nur Weihnachten.

Nicht einlullen lassen - Partnersuche vorbereiten

Wenn ihr wirklich meine Meinung hören wollt: Die Weihnachtszeit ist eine gute Gelegenheit für uns alle, Abstand vom Alltag zu gewinnen. Wenn wir diese Tage nicht entweder damit verbringen, uns von „der Festtagsstimmung“ einlullen zu lassen und andererseits nicht in das schwarze Weihnachtsloch der Einsamkeit fallen, dann ist schon etwas gewonnen.

Wisst ihr, was ihr als Single tun könntet? Ihr könntet mal den Weg skizzieren, wohin ihr eigentlich gehen wollt. Ich weiß ja nicht, wie oft ihr das schon gemacht habt, aber ich denke, für die meisten wird es das erste Mal sein: Tacheles reden über sich selbst, sich im Spiegel so ansehen, wie man ist. Die Varianten der Gefühle durchspielen, die man gerne hätte oder gerne jemandem schenken würde. Stolz und selbstbewusst das zeigen, was man ist und was man kann und empfänglich für die Liebe der anderen werden. Leute, wenn ihr das „zwischen den Jahren“ in wenigstens sechs Varianten schafft, dann seid ihr besser als die meisten Menschen, und die Weihnachtszeit wäre gut ausgefüllt.

Unvorbereitet auf Partnersuche gehen? Nein danke!

Ich sag euch mal was: Nichts ist schlechter, als unvorbereitet auf Partnersuche zu gehen. Wenn du nicht weißt, wohin der Weg gehen soll, bist du einfach schlecht ausgerüstet. Auf eine lange Wanderung gehst du auch nicht ohne Vorbereitung – und ohne Kenntnis das Verhalten des Wildes vermutlich auch nicht auf die Pirsch. Bloß die Partnersuche, die soll so hoppeldiboppel durch eine Anmeldung bei einer Partneragentur funktionieren, ohne dass man sich darauf vorbereitet hätte? Wer das glaubt, der glaubt möglicherweise auch an den Weihnachtsmann. Ich, für meinen Teil, glaube es nicht.

Titelfoto © 2003 by Neil Piddock, modifiziert.

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