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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Du hast einen wunderschönen Sparren im Hirn

Wie dämlich muss man eigentlich sein, um an die „erfolgreichen Flirtsprüche“ zu glauben, die das „Soziale Netzwerk“ Badoo aus angeblichen 200.000 Online-Flirts in zehn Sprachen gezogen haben will?

Angeblich geht weltweit: „Du hast wunderschöne Lippen“, und unter den anderen „Du hast wunderschöne …“ kommen dann Haut, Arme, Beine, Ohren und Haare – und in einem Fall sogar die Nase. Die Schweden, dies ich gar nicht erst trauen dürfen, einzelne Körperteile einer Frau zu benennen, sagen dann angeblich auch, „du hast eine wunderschöne Figur“ und der Rest der Welt sagt dann „du ziehst dich wunderschön an“. Schöne Brüste, Hüften, Becken, Po, Schenkel und Füße kamen nicht vor, was kaum verwundert – aber Augen, Hände und Hälse eben auch nicht. Wenigsten in die Augen hätten die Herren doch ihren virtuellen Damen schauen können, oder etwa nicht?

Was ich dazu meine? Oh, das das ist schnell gesagt: Wer so etwas wirklich glaubt, hat einen wunderschönen Sparren im Hirn.

Versuchskaninchen beim Dating

nicht jeder ist gerne versuchskaninchen


Niemand ist gerne Versuchskaninchen – aber beim Dating sind wir es eben ab und an zufälligerweise doch. Wenn ein Mensch nach vielen, vielen Jahren eines relativ einseitigen und geordneten Ehelebens wieder auf die Pirsch geht, wird er bald feststellen, dass es Extreme gibt, die er fast nicht beherrschen kann.

Manchmal wird einem im schwülen Dating-Dschungel so mulmig, dass man vorsichtshalber eine Machete mitnehmen möchte, und über die Wildkatzen staunt, die sich kuschelnd an den Körper drängeln – und dann wieder glaubt man sich in eine Schneewüste versetzt, in der man auch mit dem besten Feldstecher keine einzigen Eisbären sieht.

Die Jagdgründe zwischen Schneewüste und Dschungel

Wenn man erst einmal den goldenen Mittelweg gefunden hat und weiß, dass es zwischen Schneewüste und Dschungel noch andere Jagdgründe gibt, dann allerdings kommt schon die nächste, bange Frage: Ich habe ein Date – um Himmels willen, was mach ich da eigentlich? Nun, und dann gibt es so viele Varianten des Handelns, dass man vielleicht einige ausprobieren will – und so wird der Partner zum Versuchskaninchen.

Neugierig zum Date gehen

sicher eines der berühmtesten kaninchen: das kaninchen aus "alice im wunderland" von Sir John Tenniel
Ich mache s mir da einfach und sage: Geht neugierig hin und vergesst nicht, wer ihr seid. Das ergibt die erforderliche Balance zwischen interessiert sein, aber nicht alle Angebote annehmen. Ob Frau oder Mann: Ihr müsst damit rechnen, die Nummer eins zu sein – was eigentlich schmeichelhaft klingt, es aber nicht wirklich ist. Als „Nummer eins“ kannst du nämlich das erste Date sein, dass eine Frau oder ein Mann nach der Scheidung oder einer anderen Zeit der Einseitigkeit annimmt: und dann bist du ein Versuchskaninchen. Du musst sowohl damit rechnen, dass dein Partner absolut naiv ist wie auch damit, dass sie/er Bücher gelesen hat. Im ersten Fall ist die Sache nicht ganz so schlimm: Der Menschenverstand (Common Sense) ist auch in Dating-Situation regenerierbar – schließlich ist ein Blind Date normalerweise ein unverbindliches Treffen. Schwieriger wird es beim naiven Partner, wenn sie/er sich insgeheim ausdenkt: „Ich habe mir die/den ausgeguckt, und den will ich nun mit nach Hause nehmen“ – sei es sofort oder nach drei Monaten. Solche Partner(innen) ertragen kein „nein“, weil sie den Sinn des Datings verkennen: Menschen kennenzulernen, um sich den wirklich passenden Partner zu suchen.

Zu viel Dating-Bücher gelesen? Bring sie auf den Teppich zurück

Kommen wir zu den schlimmen Fällen: denen, die Dating-Bücher gelesen haben. Diese sind in der Regel zu 50 Prozent Unterhaltungsliteratur, während weitere etwa 30 – 40 Prozent aus US-amerikanischen und anderen fragwürdigen Quellen (mal mehr, mal weniger) abgeschrieben wurde. Nur etwa 10 – 20 Prozent aller Publikationen beinhalten sinnvolle Ratschläge. Eine der schlechtesten Ratschläge für beide Geschlechter: Die Kommunikation möglichst „flach“ zu halten, ein idiotischer Rat für Frauen: „Geheimnisvoll sein“. Für Männer gibt es dazu noch die vielen Bücher für Trickverführer, die ebenfalls dazu raten, Rollen einzuüben.

Rat an die Versuchskaninchen beim Dating


Was macht man nun als „Versuchskaninchen“? Am besten, man macht gute Miene zum Spiel und versucht, das Gespräch selbst zu führen, statt sich führen zu lassen. Kleien Vorgaben an Offenheit und Ehrlichkeit, kombiniert mit den berühmten „offenen Fragen“ schaffen eine Gesprächsatmosphäre, die sowohl die Rollenspieler der Don Juans wie die auch die der Femmes fatales auf den Teppich zurückbringt: „Hey, wir beide sind ganz normale Menschen, nicht wahr? Also unterhalten wir uns auch wie normale Menschen, oder nicht?“

Kein passives Versuchskaninchen sein

Wisst ihr, wenn wir wollen, dass alle mal lernen, so zu sein, wie wir sie gerne hätten, nämlich zu offenen Gesprächen bereit, dann müssen wir einfach gute Versuchskaninchen sein – und das bedeutet – unser Partnerinnen und Partner müssen die Chance bekommen, an ihren Versuchen lernen.

Möglicherweise hast du nichts davon – außer einem guten Gespräch. Aber das ist doch auch etwas wert, oder etwa nicht? Und vor allen Dingen: Du bist auch nicht als „alte Häsin“ oder „alter Hase“ ins Dating wieder eingestiegen, nicht wahr? Auch du hast doch deine Versuchskaninchen gebraucht - und wenn es keine anderen Argumente gibt, dann dies: Ob du gute Lehrmeister(innen) hattest oder schlechte – versuche, eine bessere Lehrmeisterin oder ein besserer Lehrmeister sein.

Das ängstliche Kaninchen sitzt meist auf der anderen Seite

Auf diese Weise wirst du dich nicht als „Versuchskaninchen“ fühlen, sondern als sinnreich tätiger Berater – und vielleicht wirst du entdecken, dass das eigentlich ängstliche Karnickel auf der anderen Seite des Tisches sitzt und innerlich bibbert, dass man ihm seinen Anfängerstatus nicht anmerkt.

Titelbild © 2009 by David Master