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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Schadet früher Sex der Ehe?

Ein US-amerikanischer Professor der Mormonen-Universität „Brigham Young University's School of Family Life“ will gemeinsam mit zwei Kollegen herausgefunden haben, dass früher Sex das eheliche Glück beeinträchtige. Die Studie wurde an 2.035 heterosexuellen Menschen (und nicht etwa „Paaren“, wie teilweise berichtet wurde) im Durchschnittsalter von 36 Jahren vorgenommen, die alle in erster Ehe lebten. Gefragt wurde nach dem ersten sexuellen Kontakt mit dem gegenwärtigen Partner, und dazu wurden Fragen zur Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Ehe gestellt.

Das Ergebnis lässt Amerikas Rechte jubeln: So widmete FOX News den diesbezüglichen Forschungen an der Mormonen-Universität einen eine langen und ausführlichen Artikel. Man ging dabei offenbar so vor, dass man Paare, die „sehr früh Sex hatten“ mit solchen Paaren verglich, die „bis zur Ehe mit dem Sex gewartet hatten“. Interessant war dabei die Definition von „frühem Sex“:
Früher Sex = „Sex vor dem Date oder bereits einen Monat, nachdem sie Dating begonnen hatten“.
Wenn man diese Personen mit denjenigen vergleiche, die bis zur Ehe gewartet hatten, so erreichte man insgesamt bessere Ergebnisse zugunsten der „späten“ Paare:

- 22 Prozent stabilere Ehen.
- 20 Prozent mehr Zufriedenheit,
- 15 Prozent bessere Qualität der sexuellen Beziehung.
- 12 Prozent bessere Qualität der Kommunikation.
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Ferner will das Team um Professor Dean Busby herausgefunden haben, dass die Befragten, die nicht sofort sexuellen Beziehungen aufnahmen, aber auch nicht bis zur Ehe warteten, etwas besser abschnitten als die Gruppe mit dem „frühen Sex“, aber nicht so gute wie diejenigen, die „bis zur Ehe gewartet“ hätten.

Kaum einem der Presseleute, die diese Meldung alsbald eilfertig verbreiteten, fiel freilich auf, dass hier ein eine Einrichtung geforscht hatte, die der Mormonenkirche ausgesprochen verpflichtet ist. In dieser Kirche gilt Keuschheit vor der Ehe als absolute Pflicht.

Dies wirft zumindest ein gewisses Licht darauf, mit welcher Absicht hier geforscht wurde - und dass die US-amerikanische Rechte sowie die selbst ernannten Extrem-Christen solche Ergebnisse bejubeln würden, war ja wohl zu erwarten.

Dabei fällt erneut viel Licht auf die internationale Bloggerszenerie, die diese Ergebnisse ebenso begierig wie unkritisch aus der Pressemitteilung der Universität abgeschrieben hat.


Warum die Liebe ein bunter Vogel bleibt

die liebe hat viele farben


Neuerdings wird sie als erklärbar bezeichnet, die Liebe. Wissenschaftler wissen nun recht genau, wie sie drogenähnlich bestimmte Gehirngebiete überflutet. Sie wissen nur eines nicht: wie, wo, wann und warum es gerade jetzt geschieht.

Einige Wissenschaftler allerdings glauben, gerade dieses Geheimnis entschlüsselt zu haben. Sie behaupten zumindest, erklären zu können, warum der Hans die Grete nimmt und die Jasmin den Kelvin.

Kann die Wissenschaft sagen, ob der Hans die Grete nehmen wird?

Doch können sie es wirklich? Zweifel sind angebracht, denn bis heute gibt es keine wissenschaftliche haltbare Theorie, geschweige denn eine Methode, mit der man feststellen kann, wer zu wem passt. Die Leute, die ständig genannt werden, wenn es darum geht, hatten keinen Ahnung, worauf sie sich einließen, als sie begannen, Partnerübereinstimmungstests zu entwickeln. Sie wussten wohl, dass die Damen Myers und Briggs einst einen Typenindikator entwickelt hatten, und sie kannten sicherlich die „Big Five“, fünf Persönlichkeitsmerkmale, die angeblich unser aller Charakter dominieren sollen. Einer, der oft genannte Professor Schmale, galt sogar als Fachmann für Eignungstests, die man Bewerber absolvieren ließ – doch zwei Partner für die Liebe und ein Leben zu zweit miteinander zu „matchen“ – das war für ihn und für alle anderen Wissenschaftler Neuland.

Sehr viele Annahmen, sehr wenig Tatsachen

Die Sache mit dem „Matchen“, also der Übereinstimmung, ist in der Tat schwer, weil das Meiste, was man davon angeblich weiß, auf Annahmen beruht. Die älteren Annahmen beruhen auf die Übereinstimmung von Charaktermerkmalen – doch genau diese Theorie wurde bereits im 19. Jahrhundert qualifiziert bezweifelt, und die Kritik daran hat niemals nachgelassen.

Es war wie bei so vielen Theorien – die differenzierten, die tatsächlich den Namen „wissenschaftlich“ verdienten, waren für das Volk viel zu kompliziert, und also einigte man sich auf Simpel-Formen: Gleich und Gleich sollte charakterlich zusammenkommen, mit ein bisschen Varianten. Das ist der Stand, und so wir er bis heute bedient: Gleichheit in manchen Charaktereigenschaften, Unterschiede in anderen – damit lassen sich, nebenbei bemerkt, besonders viele Paar „matchen“, und anhand von Gewichtungen lässt sich daran technisch auch noch ein bisschen manipulieren.
Werden wir in Zukunft alle “gematcht“?

Die Verführung, sich an eine Partneragentur (Online-Partnervermittlung) zu wenden ist groß, und damit die Gefahr, in der Partnerwahl „enteignet“ zu werden. So gut, wie alle Agenturen behaupten mit Werbegetöse, den besten Partnerübereinstimmungstest zu haben und erstaunlicherweise fallen sogar Akademiker auf diese Aussage herein. Bereits heute gibt es euphorische Stimmen, die von einer „Verbesserung“ der Beziehungen der Zukunft durch solche Tests sprechen. Teilweise wird sogar behauptet, dass dies Auswirkungen auf die nächste Generation haben werde, und dass die Scheidungsraten der Personen, die sich durch Agenturen kennengelernt hätten, niedriger seien als die durchschnittliche Scheidungsrate.

All das wird behauptet – doch was ist wahr?

Die Wahrheit kennt niemand, doch kann man hinter den Kulissen dies erfahren: die Tests sind so gut wie alle veraltet, langfristigen Auswirkungen des Matchings sind unbekannt, und die Entwicklung eines Paares wird oft von Einflüssen bestimmt, die zum Zeitpunkt der Tests noch gar nicht bekannt waren. Der größte Störfall, der GAU des Matchings, aber ist die Liebe. Sie bleibt ebenso oft aus, wenn das Orakel sagt, man passe gut zusammen, und sie tritt oft ein, wenn im Ergebnis orakelt wird, dass man eher nicht ganz so gut zusammenpasst. Daran kann auch das Schönreden der „Spin-Doctors“ nichts ändern, die neulich sogar behaupteten, dass Paare, bei denen der Funke trotz hoher Übereinstimmung nicht springen will, sich eben mehr darum bemühen müssten: „Ihr könnt doch nicht wissen, ob ihr zusammenpasst, wir wissen es aber sehr gut“, heißt dann die arrogante Botschaft der Enteignung, die unterschwellig dabei geflüstert wird.

Die Liebe als Matching-Killer - mal schleichend, mal heftig

Warum wir uns verlieben, ist niemals genau beforscht worden, und es gibt Zweifel, ob dies jemals möglich sein wird. Die „Liebe auf den ersten Blick“ ist eine Möglichkeit, aber sie ist seltener als man denkt und nicht ganz ungefährlich. Viel zuverlässiger ist es, die Liebe zueinander in einem langen Gespräch zu bemerken, in dem auch Ansätze für eine Zukunft erkennbar werden. Gerade beim Online-Dating sind die ersten Augenblicke der Begegnung oft von großer Nervosität durchsetzt. Wenn sich Liebe entwickeln soll, braucht sie nun Ruhe, und statt auf das dümmliche „Kribbeln im Bauch“ zu achten, sollte man sich lieber einmal damit beschäftigen, wie oft man sich im Gespräch intensiv angesehen hat. Die Liebe hat die besten Chancen, wenn sie im Kopf entsteht und dann langsam auf den Körper übergeht. Dies ist auch bei einem „eher schlechten Match“ möglich, eil die Übereinstimmungsfaktoren im Gespräch eine völlig andere Bedeutung haben als im maschinell ausgewerteten Matching.

Warnung vor Schmetterlingen im Bauch

Anders ist es mit dem „Kribbeln im Bauch“, das nur allzu oft als „Liebeszeichen“ gesehen wird. Aber was bedeutet dieses Gefühl? Es ist doch kaum mehr als ein biologisches Zeichen für den Wunsch nach Sex. Selbstverständlich lässt euch er sich erfüllen, aber war dies das Ziel? Die Liebe ist und bleibt ein bunter Vogel, und nicht alle „ernsthaften Partnersuchenden“ verschmähen die Situationen, in denen sich „Schmetterlinge im Bauch“ bilden, die ihren Flügelschlag in Richtung „heißer, aber kurzer Affäre“ lenken, selbst dann noch, wenn damit angeblich das „beste Match“ verbrannt wird. Es muss nicht unbedingt schade sein, es zu verbrennen.

Titelbild copy; 2010 by worldizen