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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Wie nackt ist eigentlich nackt?

eigentlich nicht nackt, und doch völlig nackt


Wenn junge Leute erotische Geschichten schreiben (das tun sie manchmal) dann müssen sie nackt sein, dann müssen sich die Heldinnen (seltener die Helden) fast immer in schamverletzender Weise entblößen. „Nacktheit wieder Willen“ oder ähnlich heißen die Titel, und die Fantasien drehen sich immer darum, in der Schule oder in der Lehre, während eines Praktikums oder bei einer neuen Anstellung nackt sein zu müssen.

Nackt ist wirklich nackt – in der Literatur

Das war in ähnlicher Weise schon in der klassischen erotischen Literatur so, in der ausführlich geschildert wurde, wie sich die jungen Frauen zögernd entblößten, selbst, wenn es nur darum ging, im Unterrock vor dem Geliebten oder der strengen Erzieherin zu stehen. Man muss dazu wissen: Eine Dame des bürgerlichen Zeitalters von Stand zeigte öffentlich niemals auch nur ihr Fußknöchel nackt. Sich entblößen zu müssen, galt als ungeheuer schamverletzend. Bereits Zirkusartistinnen wirkten wegen der Trikots, die sie trugen, ausgesprochen erotisch, weil man bei ihnen nackte Haut sehen konnte, die man sonst bestenfalls im Bordell sah.

Wenn junge Männer sich schämen, nackt zu sein

Bei Männern war die Sache ein wenig anders, aber durchaus ähnlich. Wenn eine ältere Dame einen jüngeren Mann beschämen wollte, verlangte sie in der Literatur, er möge sich vor ihr ausziehen, und oft wird geschildert, wie der Mann sich weigerte, das letzte Höschen fallen zu lassen, was dann sogleich mit Spott bedacht wurde.

Nackt sein war also etwas höchst Ehrverletzendes, zumal, wenn der Partner angezogen war – oder man sich gar vor einer Gruppe komplett bekleideter Personen ausziehen sollte.

Die Suche nach dem nackten Promi

Heute ist die Faszination des Nackten weitgehend verschwunden. War es einst den noblen Herrn vorbehalten, süße, junge, relativ unbedarfte junge Frauen in Marzipanschweinchenrosa als „Playmates“ betrachten zu können, sind es heute eher die bildungsfernen Kreise, die „Seite Drei Mädchen“ sehen wollen – und vor allem die B-Promis. Doch es ist merkwürdig: Nach wie vor wirken Titel wie „Tila Tequila nackt“ (4.230.000 Resultate in der Suchmaschine, Aktfotos gibt es) oder „Daniela Katzenberger nackt“ (113.000 Resultate, kürzlich „oben ohne“ im FHM). Wer angesichts der neu gewonnenen Popularität einer deutschen Schauspielerin, deren Name hier entfernt wurden (1), bei Google sucht, bekam im April 2011 noch immerhin 76.000 Einträge - aus dieser Zeit existieren auch Fotos und Videos, die ganz legal im ORF gezeigt wurden. Nach Insider-Informationen soll die betreffende Schauspielerin spezielle Webdienste beauftragt haben, um einschlägige Fotos und den Hinweis auf solche Fotos "zu verbrennen". Dies muss wohl Erfolg gehabt haben, denn aktuell (nachgetragen im September 2013) zeigte Google nur noch etwa 18.000 derartige Einträge. Zum Vergleich: „Gina-Lisa Lohfink nackt“ ergibt 115.000 Einträge, „Mariette Slomka nackt“ nur 36.000. Dass von vielen Prominenten definitiv keinerlei Aktfotos existieren, ist den einschlägigen Webseiten freilich völlig gleichgültig – sie geben dann eben nur eine kurze Biografie preis, wenn kaum etwas „Privates“ bekannt ist oder sie plaudern Promi-Klatsch aus, der ja auch eine Form der „Nacktheit“ darstellt.

Ob es prominente Personen jemals nackt zu sehen gab, ist dabei ohnehin nicht wichtig – Hauptsache, man hat die Illusion, ein Aktfoto von ihnen im Internet zu finden, was in dem einen Fall schwierig sein dürfte, weil es einfach keine gibt und in anderen Fällen, weil man diese mühevoll aus dem Internet entfernt hat.

Naive junge Frauen posieren gerne nackt

Vor allem „Möchte-Gern-Promis“, die sich als junge Frauen gerne nackt, halb nackt oder auch nur in aufreizender Wäsche fotografieren ließen, um „einmal eine Model“ zu werden, entdecken in späteren Jahren, dass es doch besser sei, Sachbearbeiterin oder Lehrerin zu werden – und dann stören die aufreizenden Aktfotos der frühen Jahre etwas.

Schamlos, nackt und veröffentlicht

Insbesondere junge Frauen sind heute nicht nur schamlos und freizügig, wenn es um „sexy Fotos“ geht, sondern auch noch ausgesprochen naiv, denn ist ein Foto einmal im Netz, dann kann es vieltausendfach verbreitet werden. Tatsächlich sind es insbesondere Handy-Nacktfotos, die heute die Runde machen. Manchmal werden junge Frauen aber auch „gelinkt“: Besonders raffiniert gehen dabei Männer vor, die halb trunkene Gespielinnen während und nach einer Liebesaktivität fotografieren, oder solche, die einen Teil der Sexfotos ihrer Freundin mit retuschiertem Kopf veröffentlichen, dann aber ähnliche Aufnahmen der bekleideten Freundin, sodass man das Originalbild rekonstruieren kann.

Nackt und dennoch ohne Sorgen - sicher nackt ins Netz

Fragt sich, was Frauen machen sollen, wenn sie wirklich Liebesabenteuer suchen, aber keine Damen „des Gewerbes“ sind, sondern eben nur zeigen wollen, wie erotisch sie sind? Tatsächlich ist dies ein Problem geworden, seit Causal Dating üblich geworden ist. „Wie nackt ist eigentlich nackt“ dürfte die Kernfrage sein, und da ergibt sich folgende Logik:
- An nacktesten ist unabhängig von dem Prozentsatz der gezeigten Haut diejenige Frau, die viel Privates zeigt, also Wohnungsumgebung, Tätowierungen, Bilder an den Wänden und dergleichen oder die sich in sexuell relevante Posen begibt.
- Weniger nackt, aber immer noch gefährdet ist diejenige Frau, die in Wäschefotos posiert, ihr Gesicht deutlich zeigt oder sich in „Glamour-Positionen“ begibt.
- Grundsätzlich sind alle Frauen wegen der privaten „Nacktheit“ gefährdet, die sich in betrunkenem Zustand oder im Verlauf des Geschlechtsverkehrs fotografieren lassen, unabhängig davon, was konkret auf den Bildern zu sehen ist.
- Kaum gefährdet sind Frauen, die derartige Bilder mit einem professionellen Fotografen sorgfältig besprechen und nur solche veröffentlichen, die wenig (oder besser gar nichts) über ihre Identität aussagen. Die meisten Frauen staunen, was dabei alles möglich ist und wie die „erotische Identität dennoch „herüberkommt“, während die private Nacktheit verhindert wird.

Nacktheit – das zeigt sich überdeutlich – bedeutet nicht, textilfrei zu sein. Nacktheit heißt vor allem, sich der Öffentlichkeit auszuliefern, ob der BH oder das Höschen nun an bleibt oder nicht. Insofern lohnt es sich, Nacktheit neu zu überdenken – und sich zu hüten, zu viele Details von sich selbst preiszugeben.

Titelbild © 2005 by mikecpeck
(1) Die Redaktion der Liebeszeitung entfernt Namen auf Wunsch der Personen ohne Rücksicht auf die presserechtliche Lage, die uns ermöglicht hätte, den Namen hier zu erwähnen.

April, April …

Es gibt keine Dr. Lipra Schicker, sondern wir schickten Sie in den Lipra, Pardon, den April. Auffassungen ähnlicher Art gäbe es natürlich durchaus – so ganz abwegige war unser Artikel deshalb nicht.
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