Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der Mann der Anderen

bin ich die einzige? wenn ihr lover nur ab und an bei ihr anklopft, sicher nicht
Irgendwann an diesem Morgen wird in Deutschland eine Frau neben einem Mann aufwachen, den sie als „ihren Mann“ bezeichnet. Sie könnte wissen, dass es nicht „ihr Mann“ ist. Es ist ein Mann, den sie teilt, denn alle Anzeichen sprechen dafür: Er kommt selten, er bleibt nicht lange, er ist immer in Liebesstimmung, er hat nie Sorgen und er bereitet auch „seiner Frau“ nie Kummer.

Sie will es nicht wissen. Er ist der perfekte Mann, völlig problemlos, allzeit liebevoll und zuvorkommend, äußerst potent und dazu noch ein zärtlicher und erfahrener Liebhaber. Er ruft an, bevor er kommt – sie kann noch aufräumen. Manchmal verlangt er, dass sie die Tür geöffnet lassen soll und bereits nackt im Bett liegen. Das findet sie ebenso degoutant wie erregend: mein Gott, wie aufregend ein Leben sein kann!

Sie weiß nichts von ihm - aber sie schläft mit ihm

Sie weiß nicht, wo er arbeitet, ja sie kennt nicht einmal seinen Beruf, in dem er offenbar viel unterwegs sein muss. Sie macht sich Hoffnungen, er könne bald öfter kommen, vielleicht sogar bleiben. Er widerspricht dem nicht und sie wertet dies als Zustimmung. Sie ist froh, wenn er sich ankündigt, sie lässt sich lieben bis zur Erschöpfung, sie weint ein paar Tränen, wenn er geht: „Komm bald wieder Schatz“. Er verspricht es.

Sie meint, seine einzige Frau zu sein, weil sie es so will. Doch sie hat Konkurrentinnen – da sind noch sechs bis zwölf weitere Frauen, die dieser Mann besucht, bei denen er nett und liebvoll und potent ist und die mit ihm keine Probleme haben, und bei dieser Zahl ist seien Ehefrau noch nicht einmal mitgerechnet, bei der er weniger problemlos ist.

Stecker raus aus der Illusion: Das Fiasko beginnt

Das Zaubergeflecht funktioniert solange, bis jemand den Stecker zieht. Vielleicht, weil die Dame, die ihn immer im roten Babydoll auf schwarzem Bettbezug empfängt, das Foto einer anderen in seiner Sakkotasche findet. Vielleicht, weil sie zufällig mit der Nebenbuhlerin chattet oder ihr im Zug Leipzig-Berlin begegnet und beide dabei feststellen, den gleichen Mann zu kennen. Viel wahrscheinlicher aber ist, dass die Ehefrau entdeckt, was „ihr Mann“ treibt: Unvorsichtige Männer benutzen sogar das einzige Handy, das sie besitzen, für all ihre Geliebten, vorsichtige haben eines für die Familie und eine für die Gespielinnen, aber per Zufall kann die Ehefrau eben auch auf dieses stoßen.

Was nun beginnt, ist kaum beschreibbar: Das Ehepaar muss sich mit der Situation auseinandersetzen und den entstandenen Vertrauensverlust kitten – oder sich trennen. Beide werden eine schwierige Zeit haben – so oder so. Hinter einer langjährigen Ehe steht mehr als ein bisschen herumvögeln und ein paar Illusionen über die Liebe. Immerhin teilte man ein Leben und nicht ein paar Körperflüssigkeiten, und das schmerzt in Körper, Geist und Seele.

Plötzlich ist sie eine von vielen - bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr

Doch nicht das Paar steht im Fokus: Die Zeitgeliebten beginnen nun das große Lamento: Sie seien die Betrogenen, weil ihnen der Mann vorgelogen hätte, er sei ein lediger Geschäftsmann, während er doch in Wahrheit nur ein verheirateter Angestellter wäre. Sie ekeln sich vor dem Gedanken, dass dieser Mann keinen exklusiven Geschlechtsverkehr mit ihnen hatte, sondern noch sechs bis zwölf andere Frauen mehr oder weniger regelmäßig beglückte, und blasen die Backen auf: „Und immer ungeschützt, stellen Sie sich das Mal vor.“

Mitgefühl - für wen?

Wenn in solchen Fällen jemand Mitgefühl verdient, dann die Ehefrau. Sie ist der eigentlich belogene, betrogene, entehrte und missachtete Mensch – sie, die viel mehr für diesen Mann getan hat als ihm ab und an ein Frühstück zu machen.

Doch warum sollten wir Mitgefühl mit den Geliebten haben? Sie haben doch seinen Besuchen nicht deswegen entgegengefiebert, weil sie gemeinsame Zukunftspläne hatten, sondern möglicherweise, weil er so nett, liebevoll, potent und problemlos war – und so ein erfahrener Liebhaber, nicht wahr?

Die lustvolle Beziehung ohne Probleme gibt es nur mit dem Mann der Anderen

Die einzige völlig problemlose Beziehung, die eine Frau haben kann, ist der Mann der Anderen. Frauen, die eine lustvolle Beziehung suchen, in denen nichts „schrammt“, wissen dies natürlich – und suchen sich gleich Ehemänner für die romantische, lustvolle, verbotene Liebe oder eben bekannte Casanovas fürs Bett. Die Realität wird dabei nicht ausgeblendet – sie bliebt präsent. Das Paralleluniversum „sich einen Lover halten“ wird neben dem Alltagsleben gelebt – jedes zu seiner Zeit.

Was unterscheidet nun diese Frauen von den zuvor genannten, bei denen sich der Lover gelegentlich anmeldet und für eine Nacht bleibt? Ein einziges Wort: die Illusion.

Es mag erfüllender sein, einen Lover zu haben, über den man sich Illusionen machen kann – das Problem fängt erst an, wenn man die Illusionen zu leben beginnt. Dann ist der Mann, der sich ab und an von der Ehefrau fortschleicht, um sich mit einer aufregenderen Geliebten im Lotterbett zu amüsieren, eben „der eigene Mann“.

Titelbild: © 2011 by Alaskan Dude