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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die Geliebte – prädestiniert für die Opferrolle?

die geliebte - selbstbewusst, begierig oder opfer?


Manche Bücher lese ich einfach nicht – uns so ging es mir auch mit dem Buch von Oliver Stöwing, „Wann kommt denn endlich der blöde Prinz auf seinem dämlichen Gaul!“. Dabei finde ich den Titel ganz amüsant, aber ich misstraute dem Autor. Nun ergab sich aber eine Gelegenheit, etwas davon zu lesen, und zwar dank des Blogs von Match-Patch.

Heute werden Bücher ja vor allem geschrieben, um zu unterhalten. Sie mischen zumeist wenige Wahrheiten mit vielen Behauptungen, um daraus einen bunten, zumeist recht gefälligen Strauß von „Blumen für die Dame“ zu binden, und ich werde den Verdacht nicht los, dass es bei diesem Buch genauso ist. Im Blog wird ein Auszug veröffentlicht, der sich mit der „Geliebten“ beschäftigt.

Ich lese hier zunächst dies:

«Es gibt Frauen, die sind immer nur die Geliebte eines Mannes, der Sie nicht liebt. Dahinter steckt ein Persönlichkeitsmuster, auf dessen Spur man mit NLP, neurolinguistischem Programmieren, kommen kann.»


Was mich daran stutzig macht, ist nicht so sehr die angebliche „Heilung“ mit NLP, sondern das angebliche Leid: „Frauen, die immer nur Geliebte eines Mannes sind, der sie nicht liebt“. Einen Moment, bitte: Sie ist die Geliebte, aber er liebt sie nicht? Gehen wir von „Edelbeziehungen“ aus, dann kann sie nicht wissen, ob er sie „wirklich“ liebt – jedenfalls wird sie ja wissen, warum sie seine Geliebte ist. Im Grunde ist ja die Frage, wie viel Eigennutz sie davon hat – niemand ist auf Dauer die Geliebte oder der Geliebte eines Menschen, von dem er keinen Vorteil hat.

"Die Geliebte" gibt es nicht - jede Frau denkt über ihre Liebe anders

Wenn ich weiterlese, so stelle ich fest: „Die Geliebte“ ist gar nicht gemeint – schon allein, weil es „die Geliebte“ gar nicht gibt, sondern nur Frauen, die sich aus sehr unterschiedlichen Gründen als Geliebte besser fühlen als in einer Ehe – davon gibt es übrigens auch zahllose Männer.

Konflikte entstehen nun aber nur dann, wenn ich ständig etwas bin, was ich nicht sein will, und dann beginne, mit mir zu hadern. Selbst diese Konflikte sind an sich noch kein Grund für eine (Selbst-)Therapie, sondern gehören zum Leben. Jeder berufstätige Mensch hat schon einmal erlebt, dass ihm der Job irgendwie „stinkt“ – und trotzdem geht er jeden Morgen wieder ins Büro – nach der ersten Tasse Kaffee legt sich das Gefühl dann zumeist.

Die Opferrolle passt heute nicht mehr zur "Geliebten"

Gefährlich für einen Menschen (und damit Zeit für eine Therapie) wird es erst, wenn man dauerhaft eine Rolle spielt, der man nicht mehr gewachsen ist und wenn man so darunter so leidet, dass man es selbst nicht mehr aushält oder fremde Personen einen auf Persönlichkeitsveränderungen hinweisen.

Befremdet hat mich vor allem diese Passage, die offenbar an diejenigen Frauen gerichtet ist, die sich als Verlierer fühlen:

«Geliebte zu sein ist schmerzhaft und oft erfahren diese Frauen erst spät, dass sie die Geliebte sind»


Da werden offenbar alle Frauen, die „Geliebte“ sind, über einen Kamm geschoren, nämlich dem der Opfer, der Leidenden, derjenigen, die sich „ganz per Zufall“ in einen Mann verliebt haben, der schon vergeben ist. Ich will gar nicht davon reden, welches verstockt-bürgerliche Klischee dahinter steckt, solche Behauptungen aufzustellen, sondern vielmehr dies sagen: Die Geliebte zu sein ist oftmals eine freie Entscheidung, in der Frauen Vorteile für sich selbst sehen. Sie entbindet von jeglicher Verantwortung und diejenige, die sich als Geliebte wohlfühlen, genießen eher die Gegenwart als an die Zukunft zu denken.

Sollten wir einer freien, unabhängigen Frau nicht die Wahl lassen, wie sie mit ihrer Liebe umgeht, und wem sie diese Liebe schenkt? Ich meine, wir tun gut daran, so tolerant zu sein, die freie Entscheidung von Frauen zu begrüßen, die eben nicht das tun, was angeblich alle tun wollen – zu heiraten, und inzwischen gibt es genügend Frauen, die durchaus selbstbewusst sind, aber dennoch den Status der Geliebten einnehmen – und übrigens: Nicht alle Männer, die eine Geliebte bevorzugen, sind verheiratet.

Titelbild: nach einem Foto von 1902 coloriert. © für die Kolorierung 2011 by liebesverlag.de