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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Das Mädchen für alles, die Affären und die Presse

adrett und vor allem sehr jung: eine typische "minna"


Das „Mädchen für alles“ war einst eine Hausgehilfin, die keinen speziellen Aufgabenbereich hatte, sondern sich um Küche, Kinder, Reinigungsarbeiten und ähnliche Dinge zu kümmern hatte, die der „gnädigen Frau“ lästig waren. Bürgerliche Familien hatten im Großbürgertum bekanntlich Personal für unterschiedliche Aufgaben, zum Beispiel eine Köchin, eine Haushaltshilfe und ein Kindermädchen, aber im Kleinbürgertum setzte sich nach und nach durch, nur eine Bedienstete zu haben, das Mädchen für alles, auch die „Minna“ genannt.

Wenn das Mädchen für alles zur Minna gemacht wird

„Minna“, ist eine Kurzform von „Wilhelmine“, und der Name muss einmal sehr verbreitet gewesen sein, so verbreitet, dass der Name „Minna“ als Synonym für eine Dienstmagd galt. So wurden denn die Mädchen, die in ihren Dachkammern ein tristes Leben führten, bald nicht mehr bei ihren Vornamen genannt, sondern eben als „die Minna“ bezeichnet und als „Minna“ angesprochen. Wer jemanden „zur Minna machte“, der redete sie also nicht mit dem bürgerlichen Namen an, sondern mit „Minna“.

Der "gnädige Herr" begehrt sexuelle Dienste - und bekommt sie oft auch

„Das Mädchen für alles“ wurde in Abwesenheit der „gnädigen Frau“ durchaus auch häufig vom „gnädigen Herrn“ für „sexuelle Dienste“ missbraucht – ein Ärgernis, das vor allem zum Ende des Bürgertums für Empörung sorgte, denn die Bediensteten hatten so gut wie keine Chance, dich dem Drängen ihrer Herrschaft zu widersetzen: die erste Konsequenz wäre die Entlassung gewesen.

Eine Tradition des "Alten Testaments"

Die Auffassung, man könne eine Bedienstete wie eine Leibeigene behandeln und man dürfe auch sexuelle Dienste von ihre verlangen, hat eine lange Tradition – sie lässt sich bis zum Alten Testament zurückverfolgen. Moses Gesetze, bestens dokumentiert in den „Zehn Geboten“, schützt die eigenen Bediensteten nicht – nur die Bediensteten des „Nächsten“, als die eines anderen Gutsherrn. Dieses Gebot, das oftmals als „moralisch“ ausgelegt wurde, schützt aber in Wahrheit nur das Eigentum des „Nächsten“. („Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist“).

Karl Marx und "Lenchen"

Die Bediensteten hatten zu bürgerlichen „Glanzzeiten“ kaum eine Chance, ihre Peiniger anzuzeigen, weil ihre Rechte deutlich eingeschränkt waren, so deutlich, dass man bereits von Menschenrechtsverletzung sprechen könnte. Etwas mehr Glück hatten da nur diejenigen, bei denen die Herrschaft im Rampenlicht stand: zum Beispiel Karl Marx, der einen Sohn mit seiner Haushälterin „Lenchen“ zeugte und alle Spuren des Vorfalls verwischen ließ. Dieser Mann wurde immerhin das, was Karl Marx nie war: ein respektabler Vertreter der Arbeiterklasse.

Heute bauscht die Skandalpresse jeden Fehltritt auf

Heute? Nun heute lässt sich Frau Schwarzenegger scheiden – angeblich, weil sie jetzt erst von der Affäre ihres Mannes mit einer gewissen „Patty“ erfuhr. Die Boulevardpresse ist selbstverständlich in höchster Erregung, und sogar gestandene Psychologen scheuen sich nicht, vom „Missbrauch der Macht“ zu sprechen – selbstverständlich pauschalierend, überheblich und an den tatsächlichen Geschehnissen vorbei – das kennen wir ja mittlerweile aus der Branche zur Genüge. Und die Presse? Ach, es ist ja so schön, wenn man als Presseorgan mal in Moral machen kann. Nicht nur die üblichen Verdächtigen beim Boulevard bauschen den Seitensprung auf, auch die Edelgazetten ziehen ihren Profit daraus, jetzt „dicke Backen“ zu machen – wie schon bei Tiger Woods.

Die Täter Männer, die Opfer Frauen?

Das Ärgernis dabei: Männer haben Affären und können sie oft nicht vertuschen – Frauen haben Affären und vertuschen sie höchst erfolgreich. Neu ist das nun gerade nicht, schließlich haben auch die Bürgerfrauen jeden Bankert dem Ehemann untergeschoben – von den vielen Affären „ohne Folgen“ einmal ganz abgesehen.

Es scheint modern zu sein, eine neue, verlogene Moral aufzubauen, die Frauen nach wie vor als liebebetonte Edelmenschen und Männer als triebgesteuerte Ungeheuer darstellt – die Leserschaft springt offensichtlich darauf an. Wobei einmal mehr die Frage ist: Für wen schreiben die Zeitungen heute eigentlich? Für ein gutmenschenartiges, bürgerliches Mittelstandpublikum, das froh ist, wenn die eigenen Affären und Mängel vertuscht werden können?