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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Hure oder Freundin? Verschwinden die Unterschiede?

Wer hat wann, wie und unter welchen Voraussetzungen wirklich erregende Gefühle? Wie erlebt er sie? Wie unterdrückt er unerwünschte Gefühle, und wie gibt er vor, erwünschte Gefühle zu haben?

Die Frage ist berechtigt, seit wir sexuelle Beziehungen erleben, in denen die traditionelle „Verliebtheit“ als Voraussetzungen für sexuelle Praktiken kaum noch eine Rolle spielt. Eher schon im Gegenteil - die Frage eines kritischen Neulings in der sogenannten „Cuckold“-Sexszenerie nach „Gefühlen, Bedürfnissen, Unsicherheiten und Wünschen“, wird ausweichend beantwortet: „Überleg mal, dass die meisten von uns auch noch andere Fetische haben als nur Cuckolding, und dann guck mal, mit welchen du davon zurechtkommst.“

Sex aus Begierde - oder einfach als Spiel?

Diese Stellungnahme wirft viel Licht auf die modernen Rollen beim Sex – nicht nur in der Cuckoldszenerie, die ohnehin als extrem und mythenbesetzt gilt. Auch beim Casual Dating treffen wir ja ein neues, bislang relativ unbekanntes Szenario an: Zwei Menschen treffen sich, und sie verkehren dann aus sexueller Begierde miteinander. Dabei ist jeder für seien Gefühle selbst verantwortlich – und zumeist gehen sie hinterher wieder auseinander, ohne sich jemals wiederzusehen. Doch ist es wirklich immer beidseitige Begierde? Oder fügt sich der andere in die Situation, weil das Spiel nun einmal so geht, wie es plakativ abgehrt: „Du Mann, ich Frau, das passt ja ganz vorzüglich – also ins Bett und Rammeln?“

Sex haben, weil es so verabredet war?

Die meisten Menschen, die mit diesem Szenario konfrontiert werden, sagen mit Recht: „Das geht so nicht“. Man müsse hie und da schon etwas „nachhelfen“, sozusagen sich selbst oder den anderen erst einmal in eine Stimmung versetzten, in der er sich entspannt und an sexuelle Lust gewinnt. Frauen haben dabei den Vorteil, ihren Männern allerlei vorspielen zu können, während Männer schon eine Erektion vorweisen müssen, wenn es konventionellen Sex geben soll. Eine der Frauen, die ich sprechen konnte, sagte mir: „Ich weiß ja nicht, ob ich an dem Tag schon wirklich geil bin, an dem ich mich mit dem Mann treffe. Mal bin ich es, mal nicht. Wen er mir dann aber gefällt, ist nicht die Frage, ob ich schon Lust hatte, dann gehe ich trotzdem mit ihm ins Bett“.

Wahre Gefühle oder "Ware Gefühle"?

Die Gründe beim Casual Dating für Frauen, mit dem Mann ins Bett zu gehen, sind eigentlich einfach: Man wollte es ja, also tut man es, falls er nicht aussieht wie Frankensteins Monster. Die Nachfrage nach den „wahren Gefühlen“ ist beim Casual Dating oft genau so verpönt wie in der Prostitution. Doch während die Prostituierte mit dem Hurenlohn sozusagen eine „Abgeltung“ für ihre tatsächlichen Gefühle erhielt, muss sich die Daterin selber entscheiden, welche Gefühle sie zeigt, welche sie spielt und welche sie unterdrückt.

Soweit die 1:1-Beziehungen. Doch was ist mit Unterwerfungsspielen und Dreiern?

Die Unterwerfung - warum es mit der Freundin nicht klappt

Bei der Unterwerfung, gleich, wie sich nennt (üblicherweise wird von „SM“ gesprochen) geht in den weitaus meisten Fällen vom „Opfer“ aus. Das liegt daran, dass der sogenannte „Sub“, also der submissive Teil, den größeren emotionalen Gewinn davon hat. Der dominante Teil hingegen muss sich selbst unter Kontrolle haben, seine Rolle möglichst perfekt spielen und sich dabei noch halbwegs wohlfühlen. Diese Rolle ist so unbeliebt, dass die Ausführenden zumeist bezahlt werden müssen, zumal, wenn die Illusion perfekt sein soll. Wenn die sexuelle Lust als Dienstleistung verkauft wird, muss man nicht über Gefühle sprechen – die Dienstleiterin verkauft dann gefälschte Emotionen für echtes Geld – so funktioniert das Spiel. Über ihre wahren Gefühle will der Kunde gar nichts wissen – die bezahlt er schließlich nicht.

Der bestellte Dreier - zwei Spieler gegen einen

Was ist mit dem „dritten im Bunde“? Wenn er über das Internet oder eine Anzeige gesucht wird, muss er damit rechnen, als bloße Figur in ein Spiel einzutreten, deren Regeln das Paar bestimmt, zu dem er sich einladen lässt. Es hart vorher die Karten gemischt, weiß, welch Joker im Spiel sind und wann welche Karte ausgespielt wird. Der „Dritte (selbstverständlich auch „die Dritte“ weiß es selten. Es ist kein Wunder, dass der oder die „Dritte“ oft maßlos enttäuscht ist, nur ein Spieler zu sein und kein Partner zu werden. Besonders Männer sind zu Anfang begeistert, eine attraktive, zu allen sexuellen Praktiken übermäßig bereite Frau vorzufinden, um dann festzustellen, dass sie für diese Frau nicht mehr sind als eine Art kostenloser Mietrammler – jedenfalls, soweit die reine Cuckoldszenerie betroffen ist. Es ist ein offenes Geheimnis, dass andere Paare, die den „dritten Mann“ suchen, diesen oft auch teilen wollen. Bi-Neigungen sind also bei solchen Männern durchaus oft gefragt – aber die Gefühle bleiben dennoch „außen vor“.

Das Elend der Geliebten ohne Lohn

Verschwinden die Unterschiede zwischen Hurer/Hure und Lover/Geliebten? Eigentlich ist die traurige Wahrheit: Der oder die Geliebte muss sich mit den eigenen Gefühlen oft intensiv auseinandersetzen und kann dabei auch daran verzweifeln. Schließlich haben ganz gewöhnliche Menschen nicht die Fähigkeit, Sex von allen Gefühlen abzutrennen - selbst dann nicht, wenn Sie Sex und Liebe auseinanderhalten können. Bei Huren oder bezahlten Lovern fragen wir nicht – bei ihnen besteht ein Teil ihrer Dienstleistung darin, sich von eigenen Gefühlen freizumachen.

Nochmals gefragt: Verschwinden die Unterschiede also? Nein, sie bleiben. Doch wir finden eine völlig neue Gruppe von Menschen, die sich aus sexueller Neugierde oder überbordender Geilheit wie die Huren verfügbar halten, ohne deren Fähigkeit der Verdrängung zu haben. Geliebte und Lover bleiben dabei oft ohne jeglichen "Lohn", und bekommen weder Aufwertung noch Anerkennung. Ich bin mir nicht sicher, ob das auf Dauer gut gehen kann.