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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Welche Produkte werden schon mit „Shades of Grey“ beworben?

Dekorativer Kopf einer Damenpeitsche
Zum Ersten natürlich japanische Liebeskugeln – die sollen die Protagonistin Anastasia ja mächtig beim Orgasmus unterstützt haben. Angeboten werden jeweils die Beststeller des Hauses – merkwürdigerweise berichten die meisten Frauen, dass die Wirkung nicht ganz so enorm ist, wie es die Werbung verspricht. Allerdings gehören Liebeskugeln zum Basisrepertoire des Nachtschränkchens.

Man kommt einfach nicht ohne Handfesseln aus, das ist nur allzu verständlich – wir empfehlen für Damen schicke Ausführungen in echtem Leder. Ich wette, ihr werdet sie demnächst ganz offiziell zu Partys tragen können. (Ein Anbieter setzt auf Lederimitat, das ist preiswerter als echtes Leder). Schicke Päckchen für Anfänger mit allem drin? Ne, Leute, wirklich nicht – wer billig einkauft, setzt die Königin des Spiels herab.

Lederherzpaddel? Sehen dekorativ aus, und verführen „sie“ vielleicht, mitzumachen. Paddel sind sehr effektiv und können (autsch!) ganz schön weh tun. Ein Wartenbergrad gefällig? Damit zaubert ihr Gefühle auf die Haut – oh … brr … nichts für Prinzessinnen auf der Erbse. Oder gerade für die?

Übergehen wir mal Halsbänder und Augenmasken (müssen sowieso sein, dann aber bitte todschick) und kommen wir zu Peitschen: Die mit den vielen weichen Striemen sind für zärtliche Peitschenspiele, die mit den wenigen hartledernen Striemen dienen der Abstrafung. Herrenpeitschen werden zumeist nicht verziert, Damenpeitschen können auch mal einen teuren Stein im Schaft enthalten – auch hier kommt es darauf an, ob sie häufig benutzt werden sollen oder als sinnliches Geschenk gedacht sind. Vorsicht bei der Anwendung! Bei „echten“ Peitschen solltet ihr daran denken: Sie sind ursprünglich dazu gedacht, bei Lebewesen angewendet zu werden, die ein schützendes Fell haben. Schon bei ihnen können sie eine verheerende Wirkung haben. Menschen haben üblicherweise kein solches Fell, also überlässt du diese Gerätschaften besser denjenigen, die sich darauf verstehen.

Na klar, demnächst kommen die T-Shirts und was den Werbeleuten sonst noch einfällt – und vielleicht veranstalten deine Nachbarn ja auch bald mal eine Spanking-Party. Alles kann, nichts muss.


Was, wann, wer wie: Wie werde ich wie Anastasia Steel?

Einladung zur süßen Lust


Du willst also wie Anastasia Steel werden? Nun gut. Dann frage dich bitte zuerst, welcher Teil des Verhaltens von Anastasia die besonders gut gefallen hat. War es ...

1. Die Macht eines reichen Mannes zu spüren?
2. Die Chance, auf Zeit ein ganz anderes Leben zu führen?
3. Die gewaltigen Orgasmen, die Anastasie erlebte?
4. Die Lust, dich diesem Mann emotional zu unterwerfen?
5. Die Freude an Fesselung und/oder Demütigungen?
6. Die Lust, mit Schlägen und Schmerzen zu experimentieren?
7. Das Spiel als solches, weil es dir Freude bereitet?
8. Das Gefühl, stark zu sein und Schlägen standhalten zu können?
9. Die Wonne und Sinnlichkeit, die dir Schmerzen schenken?
10. Die drogenähnlichen Zustände, die beim dauerhaften Schmerz entstehen?

Wir geben gerne zu, dass wir in dem Buch „Fifty Shades Of Grey“ nicht alle diese Gefühle entnehmen konnten und sagen deswegen anonymen Freunden Dank, die uns dabei geholfen haben. Soviel dürfen wir schon jetzt sagen: Keine Beziehung zwischen zwei Menschen ist wie die andere – auch keine Beziehung, in der außergewöhnliche Rollenspiele durchgeführt werden.

Wir dürfen dazu aus einem Grundlagenwerke zitieren:

Die Sache ist so: Jeder Mensch hat seinen eigenen Werdegang, mit sehr unterschiedlichen und teils recht komplizierten Lebensgeschichten, die ihn geprägt haben. Einige davon sind uns bewusst und ander nicht. Es gibt nur geringe oder auch gar keine ursächlichen Gemeinsamkeiten von Menschen, die SM (so nennen sich die Praktiken, red.) suchen. (…) Wenn die Menschen Freude daran haben, was sie tun, und solange alles sicher, drogenfrei und in Übereinstimmung miteinander ausgeführt wird, spielt es keine Rolle, warum sie dieser Liebhaberei nachgehen.


Dagegen gibt es (und gab es immer) einige Einwände, die wir auch behandeln wollen. Der erste Einwand besteht darin, dass die Verführung zu SM-Praktiken eine gewisse Rolle bei Anfängern spielt – so ist es auch im Buch. Der zweite Einwand gilt der Übereinstimmung, die nach Meinung vieler Nicht-Spieler gar nicht gegeben sein kann, weil die Grenzen zuvor nicht präzis festgelegt werden können. Der dritte Einwand besteht darin, dass aus den spielerischen Abhängigkeiten tatsächliche, neurotische Abhängigkeiten entstehen könnten.

Was ist dran?

Eigentlich gar nichts. Das Spiel der Liebe ist ohne oder mit SM-Erfahrungen immer risikoreich.

Verführung

Einmal ist immer das erste Mal- der alte Spruch gilt für die Liebe wie für Liebesspiele. Zumeist ist das „erste Mal“ eine Art „Verführung mit stillschweigender Einwilligung.“ Wer niemals verführt werden will, muss entweder selbst verführen oder das Spiel mit der Liebe ganz übergehen und in totaler Übereinstimmung einen Geschlechtsakt zelebrieren – wie langweilig.

Der Verführte weiß auch in der „gewöhnlichen“ Liebe nie genau, wozu er verführt wird, und er muss praktisch während der Verführung entscheiden, wie weit er gehen wird – vom Lippenkuss über den Zungenkuss bis hin zu intensiveren sexuellen Berührungen. Wichtig ist vor allem dies: Am Anfang auf gar keinen Fall fesseln oder einsperren lassen – und deshalb Vorsicht beim Gang in Keller oder ähnliche abgeschiedene Räume. „Überrumpeln“ gilt als Verstoß gegen die Regeln – bei jeder Art von Zusammensein.

Übereinstimmung

Ein junges Liebespaar, bei dem zumindest einer von beiden sein „erstes Mal“ hat, kann gar keine „völlige Übereinstimmung“ darin haben, was es tun wird oder nicht. Es kann nur vereinbaren, wo er/sie „nein, das will ich nicht“ sagt und dass dies auch wirklich gilt, und meist ist diese Vereinbarung teil eines ohnehin bestehenden sozialen Kontexts: Man lässt vom anderen ab, wenn es diesen körperlich oder psychisch schmerzt.

Die Übereinstimmung im Bereich der „wilden Spiele“ ist anders: Man legt zumeist vorher fest, welches Spiel man eingehen will, und man vereinbart ein Codewort, „Sicherheitswort“. Man muss sich vergegenwärtigen, dass es zu vielen Spielen gehört, sich zu zieren – deshalb muss eine Sprachregelung gefunden werden, wann man wirklich aufhören will.

Abhängigkeit

Von körpereigenen Drogen kann man abhängig werden. Das gilt für das Leben, die Liebe, den Sex und eben auch für SM-Beziehungen, und in der Liebe wie auch im Spiel mit SM-Praktiken kommen große Mengen von körpereigenen Drogen zum Einsatz – das beflügelt viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes. Wiederholungsdrang ist noch keine Abhängigkeit.

Gefahren

Es gibt Gefahren im Leben, beim Sex und bei lustvollen Spielen. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir uns in Gefahr begeben, sobald wir einen neuen sozialen Kontakt aufnehmen. Beim Sex sind es die STDs, insbesondere HIV, und nicht zuletzt das Schwangerschaftsrisiko. Dagegen kann man etwas tun, und das ist gut so. Etwas größer ist die Gefahr bei Blind Dates: hier gibt es ein minimales Vergewaltigungsrisiko, das im unteren Promillebereich liegt, aber in der Regel nur leichtfertig eingegangene Blind Dates betrifft. Bei lustvollen Scherz- und Fesselspielen ist die Sache nicht so einfach. Einmal „streng“ gefesselt zu sein bedeutet ausgeliefert zu sein. Wehe, der Partner ist dann kein Partner, sondern ein Geistesgestörter oder ein Verbrecher. Frauen müssen jetzt nicht frohlocken, weil die Männer wieder mal „die Bösen“ sind. Frauen sind zwar gelegentlich Opfer, aber eben auch Täter. Wie groß die Gefahr ist, mag ermessen, wer sich an einen prominenten Fall aus dem Vereinigten Königreich erinnert: Man heuert Frauen für eine SM-Session mit einem Prominenten an, filmt das Ganze unbemerkt (oder auch durchaus ganz offiziell) und stellt den Betroffenen dann bloß.

Das vorläufige Fazit: Werde besser nicht Anastasia Steel, bevor du genau weißt, was es für dich bedeuten könnte. Tipp: Als alleinerziehende Mutter tust du es besser niemals, vor allem aber nicht in deiner Wohnung.

Das Thema wird bei und in der Liebepur ab Anfang August fortgesetzt. Ihr dürft gespannt sein.

Kirchgängerinnen mit roten Ohren und andere Naive

Die „Shades of Grey“ haben, so scheint mir, ein paar naive Kritikerinnen aufgescheucht. Angeblich ist es das erste Mal, dass ein solches Buch, bei dem Kirchgängerinnen rote Ohren bekommen, im Handel erscheint.

Nicht das erste Buch, das SM behandelt

Fantasien gab es schon immer
Wie naiv. Literatur dieser Art gib es seit langer Zeit, nur ist nun plötzlich ein Buch ohne mahnenden Zeigefinger erschienenen: die „Shades of Grey“ zeichnen einen recht eleganten Einstieg und einen etwa verkaterten Ausstieg in die Welt der Schmerzlust auf. Das ist offenbar der Fehler, denn hier wird keine feministische Moral gepredigt, kein Mann zu Sau gemacht und keine Frau als Heilige hervorgehoben. Was unterscheidet beispielsweise „Fifty Shades of Grey“ von Jenny Diskis „Küssen und Schläge“? Abgesehen von Diskis höherer literarischer Qualität besteht der eigentliche Unterschied vor allem darin, dass die Heldin Rachel ihren Geliebten Joshua nach dem letzten wilden erotischen SM-Spiel ans Messer lieferte – geradeswegs in die Hände der Polizei. Diese aufgesetzte und überaus peinliche Moral machte das Buch (1986 erstmals erschienen) sogar für Doris Lessing interessant, die schrieb, es sei die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe, „welche die vielfaltigen physischen und emotionalen Abhängigkeiten mutig nachspüre, die wir Sadomasochismus nennen.“

Altmodische Begriffe wie "Sadomasochismus" verschleiern eher

Schon Doris Lessing hat sich nicht vorstellen können, dass es „den Sadomasochismus“ so wenig gibt wie „die Liebe“. Das Leben der Protagonistin Rachel war im Jahr 1986 noch höchst ungewöhnlich. Sie wird als eine Frau geschildert, die ihr Leben im Griff hat und sich Liebhaber hält wie andere Leute Kaninchen, und auch dafür gab es eine Moral: „Ich kann keine Leute ertragen, die mich vereinnahmen wollen.“ Die Heldin ist also jene Art Frau, die Männer zum Vögeln benutzt, um sie fortzuwerfen, falls sich echte Gefühle entwickeln. Die Schilderung folgt einem einfachen Strickmuster: Nicht die Heldin ist neurotisch, selbstsüchtig und nicht sie leugnet die Realität, nein, die Welt da draußen ist beschissen – und die Männer sind es sowieso.

Küsse und Schläge? Sie tun es einfach - na und?

Also: „Shades of Grey“ ist nicht das erste Mainstream-Buch, das eine SM-Beziehung schildert, in dem sich eine Frau unterwirft – es ist nur das Erste, bei dem weder die Frau noch der Mann angeklagt werden, dies zu tun. Sie tun es einfach – das ist alles.

In vielen Dutzend erotischen Romanen dominieren Frauen Männer, und in einigen dominieren Frauen sogar Frauen. Solche Werke, ob literarisch wichtig, Groschenroman oder Pornografie, wurden niemals von Frauenrechtlerinnen angeklagt, sie würden „die Menschwürde verletzen“. Jetzt aber, da die Frau als unterwürfig, der Mann als dominant geschildert wird, und jetzt, da dieser lächerliche Groschenroman Furore macht, jetzt beginnen die Gutmenschen-Frauen und Neuemanziperten zu kreischen.

Es gab schon erotischere Werke mit mehr Emotionen

Ach bitte, was ist denn so anders als im Film 9 ½ Wochen? Ist es nicht die gleiche Lust, die gleiche Verweigerung, die gleiche Wiederannäherung und schließlich der gleiche Zusammenbruch der Beziehung? Die Geschichte von Elizabeth McNeill, die teils autobiografisch ist, kommt zudem der Realität einer faszinierenden, aber leider gleichwohl nicht dauerhaften Beziehung mit SM-Elementen wesentlich näher als „Fifty Shades of Grey“ – und stammt übrigens ebenfalls aus dem Jahr 1986.

Anastasia Steel weiß, was sie tut - andere wissen gar nichts

Übrigens kreischen nicht alle – denn was in Frauen vorgeht, wie sie denken und fühlen, das wissen emanzipierte Frauen ohnehin. Sie sehen den Roman „´Shades of Grey“ überwiegend als nüchtern an, sagen teilweise sogar „na und, sie beherrscht doch ihr Leben, was wollt ihr denn?“ Hier wird Kenntnisreichtum deutlich: Frauen, die nicht selbstbewusst sind, unterwerfen sich manchmal tatsächlich, nicht spielerisch – und sie unterwerfen sich nicht zuerst in SM-Spielen, sondern im Alltag. Selbstbewusste Frauen hingegen entscheiden selbst, wann, wie und mit wem sie sich die Schmerzlust gönnen wollen, wobei einmal natürlich immer „das erste Mal“ ist.

Nein, das ganze moralisierende Gekeife ist nichts wert. Es ist eine Wiederholung von Wiederholungen, die ihrerseits schon Wiederholungen sind. Über die Freude an der Unterwerfung kann man nur selbst entscheiden, und ähnlich wie beim Alkoholkonsum muss man wissen, wann man aufhören muss.

Merkwürdig, dass wir heute jeder Frau zubilligen, ein paar Gläser zu viel zu trinken und sic dabei auch schon mal ein paar Schranken zu öffnen, die sie sonst vielleicht geschlossene gehalten hätte. Aber in einem erotischen Spiel ein paar Schläge zu viel bekommen zu haben und deshalb mit einem emotionalen Kater aufzuwachen, das sehen wir mit hochgezogenen Augenbrauen an und runzeln die Moralstirn.

Was passiert aber, wenn Frauen versuchen, es der Anastasia nachzumachen? Unser Schwestermagazin machte sich erste Gedanken darüber, was passiert, wenn Anastasia Musterfrau einen Mann treffen will, der so ist wie Mr. Grey.

Jetzt will Mutti Pornos – oder war es Oma?

Hände sind nicht allein zum Händchenhalten da ...


Man nennt es in der Presse „Mummy Porn“ – erotische oder meinetwegen pornografische Literatur für das liebe Mütterlein. Wen es noch wundert, warum man diese Literatur so nennt, der muss einen Blick in „Shades Of Grey“ (Deutsche Ausgabe) werfen, die heute im Buchhandel erscheint. Da plappert eine Dame mittleren Alters über eine Beziehung, die sie ganz und gar nicht nachvollziehen kann – und dies wird in jeder Zeile deutlich. Man merkt, dass sie nicht innerlich „dabei“ ist, nicht aufgewühlt, nicht beteiligt.

Ein paar Schläge auf den Po - wie Kirschen auf einer Sahnetorte

Alles liest sich, als hätte ein Schulmädchen einen Aufsatz geschrieben, der als Standard-Liebesgeschichte konzipiert war, und in den dann ein paar sexuelle Sensationseffekte eingearbeitet wurden. So entstand Muttis oder Großmütterchens Traumbüchlein, in dem ein paar Schläge auf den nackten Po wie Kirschen auf einer Sahnetorte prangen. Ganz hübsch – aber man fragt sich, warum auf einer Sahnetorte.

Lächerliche Schilderungen von Gefühlen - wie von einem Schulmädchen

Was dieses Buch so absolut lächerlich macht, ist die Schilderung der Gefühle. Eine Autorin sollte in der Lage sein, die Leserin mit hineinzureißen in den Strudel der Ereignisse, oder sie alternativ so zu schildern, dass Raum für Fantasien bleibt. Dieser Roman aber ist so geschrieben, dass die Deutschlehrerin der Autorin wohl übers Haar streichen würde und sagen: „Da hast du aber einen feinen Aufsatz geschrieben, mein Kind – wo hast du denn die Details her?“

Viel Text hinzufügen - wer sollte ihn jemals lesen?

Fragt sich, wie man einen „feinen Aufsatz“ von 501 Seiten schreiben kann, wenn man nichts zu sagen hat, und die Antwort ist: Indem man wirklich nichts zu sagen hat, sondern Worte in die Tastatur hackt, die absolut bedeutungslos sind. Jeder Autor kennt diese Situation: Erst mal schreiben, Sätze aneinanderreihen, „Texte hinzufügen“, wie man heute sagt. Lange Dialoge, die keinen Sinn ergeben, aber interessant klingen.

Die scharfen Stellen in Fifty Shade sof Grey- völlig stumpf

Ziemlich langweilig ...
Ja, es gibt sie, die „scharfen Stellen“, aber sie schmecken nicht im geringsten nach Tabasco. Es ist ein Unterschied, ob man schreibt: Ich habe heute Tabasco probiert – oh, das ist eine scharfe Würzsoße“ oder „die scharfe Würze zog mir den Mund zusammen“, oder ob man schildert (was ich hier nicht tun will), wie sich die Würzsoße langsam auf der Zunge verteilt, den Gaumen reizt, den Speichelfluss fördert, sodass man zu sabbern beginnt … und so weiter. Wirkliche Erotik ind akzeptablen Büchern dringt über das Gehirn in die Blutbahn und erzeugt Lust oder Ekel oder beides. Wirkliche erotische Literatur, selbst, wenn sie kritisch ist, fordert den gesamten Körper heraus, und die Brustwarzen dürfen dabei durchaus anschwellen. Erotische Literatur ist gut, wenn man ein Buch einen Moment zur Seite legen muss, um zu begreifen, was man da eigentlich liest, mit was man konfrontiert wird, was einen überwältigt, was einen lüstern macht und was zornig.

Shades of Grey -Dünne Suppe mit ein paar Fleischbrocken drin

Äh – davon hat dieses Buch nichts, aber auch gar nichts. Man erwartet von solch einem Buch ja gar keine große erotische Literatur – wie denn auch? Aber man darf wohl erwarten, sinnlich unterhalten zu werden. Das aber gibt die dünne Story nicht her – sie ist eine dünne Suppe von Anfang an, in die in der Mitte eine paar Fleischbrocken eingearbeitet sind, und sie endet so fade, wie sie begonnen hat. Die meisten Rezensentinnen, die das Buch wirklich gelesen haben (ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele waren) kommen zu dem Schluss, dass es langweilig ist.

Frivol angehauchter Sex für Provinzsekretärinnen?

Fragt sich natürlich, warum es ein Bestseller wurde. Schlechte Bücher werden ja nicht zwangsläufig zu Bestsellern, schon gar nicht von „frischen“ Autorinnen. Die einzig mögliche Antwort: weil viele Frauen darauf gewartet haben, dass Liebesromane nun mit ein bisschen frivol angehauchtem Sex durchsetzt werden. Da wird sich manche Provinzsekretärin fragen: „Ach, so etwas gibt es wirklich?“ und dann staunen, was der ältere Gentleman von der jungen Studentin so alles verlangen kann, und warum sie es ihm wohl gewährt.

Statt Eau de Cologne jetzt einen Porno zu Weihnachten?

Bekommt Mami nun die Pornografie, die sie wollte? Bekommt das Großmütterlein statt Kuchen und Wein nun auch noch ein Erotik-Buch mit ins Rotkäppchenkörbchen? Wahrscheinlich, denn es wir Nachahmerinnen geben – und trotz vernichtender Kritiken werden die Bücher gekauft werden. Bis Weihnachten ist noch eine Menge Zeit, und dann kann es ja noch Prachtbände gesammelter erotischer Frauenliteratur für die Zielgruppen von 18 bis 80 geben. Also, aufgepasst, Nichten: Zu Weihnachten nicht eine Flasche Eau de Cologne schenken, sondern nach in der Buchhandlung nach Erotik für das lustvolle Omas fragen.

Das Bild oben: Szenen-Ausschnitt aus einer vergleichbaren Geschichte, Bild links: Das Buch - dekorativ, dick, langweilig.

Liebeskugeln – Verkaufserfolge dank „Fifty Shades of Grey“?

Smartballs in schlichtem Schwarz-Weiß


Es sind eher profane Produkte – die Nachfolgerinnen der „Chinesischen Liebeskugeln“, (eigentlich sind sie japanischen Ursprungs - Rin-no-tama). Sie werden heute immer häufiger unter dem Namen „Smartballs“ bekannt. Der Effekt beruht größtenteils darauf, dass sich in einer leichten Kunststoffkugel eine harte Metallkugel befindet, die bei Bewegungen in der Vagina mechanische Impulse aussenden, die als sanfte Stöße empfunden werden. Die Kugeln werden innerhalb der Vagina unsichtbar getragen – das ist sogar im Büro möglich, wie uns versichert wurde. Als ein wichtiger Anbieter für die modernen Formen der Liebeskugeln hat sich in den letzten Jahren die FUN FACTORY etabliert.

... und in Farben
Jedes Jahr kommen unzählige neue Varianten der Liebeskugeln heraus, die zwar alle nach dem gleichen Prinzip arbeiten, aber unterschiedlich gehandhabt werden können. Neuerdings werden Formen bevorzugt, die mandelförmig ausgeprägt sind und sich auf diese Weise besser einführen lassen. Besonders interessant sei es, die Kugeln gemeinsam mit anderen Stimulatoren (etwa Auflagevibratoren) einzusetzen, heißt es aus Kreisen der weiblichen Fanatiker dieser Kugeln.

Aus einer Pressemitteilung entnahmen wir dies:

Auch Válerie Palmiéri, Vertriebsleiterin der FUN FACTORY in Deutschland, glaubt, dass der Erfolg der Lustkugeln auf den Bestseller "SHADES of GREY - Geheimes Verlangen" zurückzuführen ist und Anfang Juli auch Deutschland erreichen wird: "Es ist zwar nicht das erste Mal, dass eine Beschreibung von Love Toys in einem erotischen Roman für gesteigerte Abverkäufe bei uns sorgt, doch in einem solchen Maße haben wir es noch nie erlebt."
Warum gerade einer der ältesten bekannten Lustverstärker für Frauen aus einem an sich wesentlich heftigeren Roman (Fifty Shades Of Grey) heraus ein Hit wird, konnten die Aussenderinnen der Pressemitteilung allerdings auch nicht erklären. Hätten wir da nicht eher Handschellen vermutet?

Bilder © 2012 by Fun Factory, Bremen - die Werbung (unten) wurde entfernt.