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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die Sexerzitien des Sukkubus

"Er" kann auch weiblich sein - der Teufel nimmt jede Gestalt an
Wenn wir über Sexualität schreiben, dann ist es so, als würde Tante Daisys ihren Nichten das Leben nahebringen. Denn leider haben wir in Deutschland eine Jedermann-Liebespolizei, die alles, was mit wirklicher Sexualität zu tun hat, in den Bereich des Schmuddelkrams verdrängt. Freundinnen und Freunde: Sexualität bedeutet nicht, klinisch sauber, sozial korrekt und vor allem restlos enthaart den Sexualakt zu vollziehen. Sexualität ist animalisch, verwegen, ekstatisch und richtig schick schmutzig. Schweiß, Sperma, Speicheln, Scheidenflüssigkeit und noch andere Körpersäfte fließen aus und machen uns zu wilden Tieren, die ihren Trieb miteinander ausleben.

Doch wir müssen brav sein, nicht wahr? Auf kulturell Gegebenheiten achten, die Worte sorgfältig wählen. Sozial völlig inkorrekt ließ eine Dame neulich ihre Romanhelden sagen: „Ich schlafe nicht mir Frauen, ich ficke sie.“ Das ist politisch absolut unkorrekt, entspricht aber eher den Tatsachen als das Gegenteil.

Korrigieren Sie ihre Gedanken zum "Geist, der stets verneint"

Wer könnte die Sache besser beurteilen als jener, dessen Namen man nicht nennen darf? Aber bevor ich darüber weiterschreibe, gestatten sie mir bitte diese Anmerkungen:

1. „Er“ hat kein Gehörn, wie Sie vielleicht glauben.
2. „Er“ hat auch keinen Bockfuß, Pferdefuß oder dergleichen.
3. „Ihn“ begleitet keinesfalls der Duft von Pech und Schwefel.
4. Das Membrum Diaboli existiert nicht, denn „er“ ist geschlechtslos.

Der Herr Schwager ist also durchaus prädestiniert, über die Sexualität zu urteilen, zumal er sowohl die Gestalt des Liebhabers, wie auch die der geliebten einzunehmen versteht. Dabei kann er sowohl Frau wie auch Mann die absonderlichsten teuflischen wie auch herrlichen Lüste schenken, empfindet aber selbst nichts, weil alles, was er selber als Empfindungen ausgibt, tut, nur das gesammelte Wissen dieser kläglichen Menschheit repräsentiert. Allerdings nimmt er nur vom Feinsten und gibt auch nur das Feinste. Was passiert also, wenn wir den Sexualakt in teuflischer Weise einmal ganz isoliert sehen, sozusagen aus „seiner“ Sicht?

Das wäre wirklich höllisch, nicht wahr? So höllisch, wie manche von uns sich die Liebe eben vorstellen: als ein fortlaufender sexueller Akt mit einigen Unterbrechungen, in denen wir uns der Arbeit oder den Gefühlen widmen, die wir als „Liebe“ bezeichnen. Von ihnen weiß der Herr der Finsternis selbstverständlich auch, und er nutzt sie, um uns damit süßes Gift in die Adern zu spritzen, auf, dass wir den Geschlechtsakt vollziehen, ohne das Gehirn zu nutzen.

Wir konnten einen Kenner/eine Kennerin gewinnen, für uns die teuflischen Gedanken aufzuschreiben. Er/Sie wäre dazu nicht in der Lage gewesen, wenn es nicht genügend Dumme geben würde, die im Internet und anderwärts ihre unfrisierten Auffassungen zur Sexualität hinterließen.

Falls Sie also hier „seine“ (ihre?) Kolumnen lesen: Denken Sie dran – „er“ (sie?) hat keine Gefühle wie Sie und ich.

Hier wird er/sie als Sukkubus, Inkubus, Konkubine, Lover und Verräter an der Heterosexualität auftreten. Damit er/sie einen Namen hat, nennen wir die Stimme hier "Nichneva Sukkuba" - eine gewagte Wortkombination aus den femininen Elementen desjenigen, von dem hier die Rede war.

Quotenbringer Tod?

Die Kulturkritiker und Kirchenmäuse werden „Bravo“ schreien – endlich wird der Tod den Fernsehzuschauern ins Hirn gepresst. Doch viele andere Stimmen werden sagen: Was veranlasst eigentlich diese eigenartigen Fernsehanstalten öffentlichen Rechts, uns eine ganze Woche mit dem Tod zu bespielen?

Es ist November – Zeit der Depressionen. Freilich ist der November nicht der Rekordhalter bei den Selbsttötungen, doch was bedeutet das schon? Haben wir nicht schon genügend Dunkelheit, Nebel, Melancholie? Die Welt draußen ist überwiegend unwirtlich. Und da wollen und diese Anstalten öffentlichen Rechts ständig mit dem Tod traktieren?

Was soll dieses grausame Spiel? Ein Stück Mittelalter? Geht in euch, denn auch euch ereilt der Tod? Wollen wird das wirklich wissen, wenn es um 17 Uhr schon stockdunkel wird und sich die Sonne nicht ein einziges Mal blicken ließ? Oder ist es ein Stück „Kirchenrevival“ im öffentlichen Fernsehen? „Ihr habt euch jetzt gefälligst mit dem Tod zu beschäftigen – noch Fragen?“

Natürlich gehört der Tod zum Leben aber er ist derartig privat, dass die Fernsehleute gut und gerne ihre Finger aus dem Thema herauslassen sollten. Offenbar hat man nun neben Krankheit, Beziehungsstress und Lebensdrama auch noch den Tod zum Quotenpartner gemacht. Hoffen wir, dass dieses unsinnige Experiment in die Hosen geht. Manchmal ist es besser, den Fernseher abzuschalten und einfach hellere Glühbirnen zu kaufen. Das hilft gegen Depressionen.

Shades of Grey: Invasion der Trittbrettfahrer

Die „Süddeutsche Zeitung“ vergleicht in ihrem Magazin sechs Bücher mit dem Erfolgsroman „Fifty Shades of Grey“. Das Resultat ist nicht eben schmeichelhaft. Leider ist es eben so: Die Vorlage ist Schund, weil die Autorin nicht vom Groschenroman-Stil loskommt. Die Journalistin des „Süddeutschen Zeitung Magazin“ entlarvt sowohl das Original wie die Nachahmer anhand der Einladungen zu sexuellen Handlungen und der Schilderung der erlebten Orgasmen. Fazit: Wenn man nicht weiß, wie sich Unterwerfung und Domination wirklich anfühlen, sollte man die Finger vom Thema lassen. Der Höhepunkt wie ein „Hochgeschwindigkeitszug in voller Fahrt? Ja, was soll denn das? Doch es kommt noch schlimmer: „Wie ein Sturz über eine Klippe“ oder „wie ein Tornado aus Samt“.

Im ersten Beispiel denke ich an eine ruhige Fahrt ohne Höhepunkte, denn Hochgeschwindigkeitszüge fahren nun mal überwiegend ruhig, sodass ein Vergleich mit einem Gefühl nicht unbedingt naheliegt. Ja … und die Klippe, der Tornado und dergleichen? Wer noch nie von einer Klippe gestürzt ist (ich denke, das geht den meisten Menschen so (ich hoffe e jedenfalls), der wird diesen Vergleich kaum nachvollziehen können, und genauso verhält es sich mit dem Tornado.

Was wieder einmal zeigt: Gefühle lassen sich nicht so einfach auf ein Blatt Papier schmieren. Sie verlangen danach, beseelt zu werde, selbst wenn es sich „nur“ um Orgasmen oder Höhepunkte einer flagellantischen Sitzung handelt.

Was ist eigentlich Schmerzlust?

Schmerz, Strafe, Erniedrigung, Lust, Wollust - alles ist möglich.
Eigenartig, wie ein Begriff verschwinden kann – die „Schmerzlust“ ist ebenso verschwunden wie der „Lustschmerz“. Stattdessen ist aus der der Lust am Schmerz, der Wollust aus dem Schmerz heraus und dem Geschlechterrollenspiel mit Schmerz und gelebter Erotik ein Einheitsbrei entstanden. Heute wird er mit so dümmlichen Begriffen wie „Sadomaso“ beschrieben, was an sich ein Ärgernis ist. Namensgeber für diese neue Form der Beschreibung war Ritter von Sado-Masoch, dessen Hauptwerk „Venus im Pelz“ den österreichischen Psychiater Krafft-Ebing veranlasste, den Begriff in die Welt zu setzen.

Dazu schreibt Meyers Konversationslexikon (gegen 1890):

Masochismus, so genannt nach den Romanen Sacher-Masochs … ist das Gegenstück des Sadismus. Während jener Schmerzen zufügen und Gewalt ausüben will, geht dieser daraus aus, Schmerzen zu leiden und sich der Gewalt unterworfen zu fühlen; während jener die krankhafte Steigerung des männlichen Geschlechtscharakters in seinem psychischen Beiwerk ist, stellt dieser eine Übertreibung spezifisch weiblicher seelischer Eigentümlichkeiten dar.


Andere sahen es differenzierter. Auf der einen Seite steht das Verlangen nach Schmerz, das heute bisweilen als „krankhaft“ bezeichnet wird, einst aber als moralische Tugend galt. Man nennt es in der Medizin gelegentlich Algomanie, was so viel bedeutet wie „Schmerzwahn“, auf der anderen die Liebe zum Schmerz, die auch als „Algophilie“ bezeichnet wird („Schmerzliebe“).

Doch beides bezeichnet nicht das, was wirklich geschieht. Die instrumentalisierte Redeweise (Sadomaso“, „schmerzgeil“) verkennt, dass eine intensive erotische Beziehung im Spiel mit dem Schmerz liegt. Dies bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass der betroffene Mann oder die betroffene Frau sich wünscht, von einem attraktiven Menschen geschlagen, gedemütigt oder betraft zu werden. Der Schmerz soll deshalb zumeist von einer äußerst attraktiven Person des anderen Geschlechts ausgehen.

Dieser Aspekt kommt in der psychologischen / psychiatrischen Praxis kaum zu Geltung. Sie konzentrieren sich auf den Klienten/Patienten und dessen Heilung oder Besserung, berücksichtigen aber nicht, welche ungeheure Sinneslust mit dem Wechselspiel von Schmerz und Lust verbunden sein kann. Diese sinnliche Lust kann aber nicht allein erzeugt werden, sie beruht in der Praxis vielmehr auf einem Wechselspiel, das äußerst komplexen Strukturen folgt.

Wenn man dies überhaupt begreifen will, muss man sich die Szenarien vorstellen können, unter denen der Schmerz zugefügt oder die Strafe vollzogen wird:

Der Meister oder die Meisterin (Domina) ist vollständig angezogen, attraktiv er/sie wirkt zumindest extrem selbstbewusst. Die Entblößungen, die insbesondere bei dominierenden Frauen eine Rolle spielen, müssen durch Schmerzen verdient werden, sonst werden sie verweigert. Der Sklave oder die Sklavin hingegen von vornherein in schamverletzender Weise angezogen oder völlig entblößt. Seine oder ihre Sinne sind völlig angespannt, was zu einem enorm intensiven Erleben nahezu jedes Atemzugs führt.

Einem anderen Menschen Schmerzen zuzufügen und ihn dadurch leiden zu lassen („erotische Folter“) ist nicht das Gleiche wie eine erotische Strafe. Die erotische Folter ist Selbstzweck, sie dient dazu, unter erotischen Bedingungen erhebliche Schmerzen zuzufügen/zu ertragen. Die erotische Strafe hingegen hat einen Hintergrund, der im Rollenspiel vielfältig abgewandelt wird.

Eine fast vergessene Variante des Themas, das aus den sogenannten „Flagellationsbordellen“ Londons herrührt, war beinahe in Vergessenheit geraten: das gleichzeitige Zufügen von Schmerz und geschlechtlicher Lust. Dazu wurden die Herren damals auf Gestelle („Horse“) geschnallt, die so aufgestellt waren, dass man den Körper von beiden Seiten erreichen konnte. Während die dominierende Herrin als von hinten mit der Rute auf den Hintern des Gentlemans einschlug, versuchte eine „Frictrix“ von vorne, das Genital des Herrn zu stimulieren. Ähnliche Gewohnheiten tauchen in jüngster zeit in „ganz Gewohnheiten“ Liebesbeziehung auf, zum Beispiel durch Klapse auf den Po während des Geschlechtsverkehrs.

Falls Sie sich mit keinem der Argumente anfreunden können, gebe ich Ihnen hier einige Hinweise, die Sie vielleicht nachvollziehen können.
1. Haben Sie jemals bittersüße Speisen gegessen?
2. Haben Sie jemals eine sinnliche Erfahrung gemacht, die zwischen Wollust und Liebesleid lag?
3. Haben sie zu Weihnachten Wachs auf Ihre Handfläche tropfen lassen?
4. Haben sie sich schon einmal „durchkitzeln“ oder fesseln lassen, auch ohne erotische Absicht?
5. Haben Sie sich schon einmal während des Geschlechtsakts beißen, kratzen oder schlagen lassen?
6. Treiben Sie Sport an der Grenze zum Hochleistungssport? Welchen Gewinn ziehen Sie daraus? Ist es für Sie pervers, Sport an der Leitungsgrenze zu treiben?

Versuchen Sie, die Fragen ehrlich zu beantworten, und entscheiden Sie dann, wie Sie über Schmerzlüste denken.