Alte Liebe, neue Liebe, alles außer wahrer Liebe … das ist es, was Sie und ich auf dem Jahrmarkt der Lüste bekommen können. Gewiss, das ist mit Cole Porter gesprochen – und „wahre Liebe“ zu finden, ist eigentlich unmöglich. Die Gründe dafür sind vielfältig, und sie werden nicht alle verstanden, aber einer dürfte Ihnen einleuchten: „Wahr“ ist immer nur die Liebe, die wir selbst für „wahr“ halten.

„Welche Liebe wird hier eigentlich vertreten?“, werde ich oft gefragt. Meine Antwort sollte sein: „Die wahre Liebe, wie Sie diese selbst verstehen.“ Nur – das lässt sich nicht immer durchhalten. Auch wir idealisieren bürgerliche Ehen, sprechen über an sich kitschige Liebesbeziehungen und gewinnen manchen Lüsten etwas ab, die der Bürger vom Tisch pustet, weil sie ihn stören.

Die neue Lust an der Lust ist feminin

Doch gerade das letzte Jahr hat gezeigt: Sinnliche Wünsche sind – ganz anders als pure Sexwünsche – eine Sache des feminin und mithin eine Domäne der Frau. Hatte man noch vor wenigen Jahren die Frau als Hüterin der „wahren Liebe“ auserkoren, so wird sie heute eben auch (aber nicht ausschließlich) zur Wächterin über die sinnlichen Lüste. Die „Shades of Grey“ sind so gut wie reine Frauenliteratur, und sie sind im Kern kitschige Lustträume, nur dass die Lust diesmal „Schmerzlust“ heißt.

Müssen wir dran bleiben? Müssen wir wirklich diesen „Mutti-Kann-Geil-Sein-Schmutz“ aufgreifen? Ja, das müssen wir. Was ist denn nun perverser: teure Kosmetiktipps, Schlankheitskuren, Vaginaverschönerung, Horoskope oder lustvolle Fantasien und sinnliche Träume? Zudem könnte die unselige Literatur dieser Art ja auch noch literarische Höhepunkte erleben, wie einst die „Venus im Pelz“ oder die „Geschichte der ‚O ‘“, um nur einige, wenige zu nennen.

Zwiespalt bei Frauen -ernsthafte Personen oder schicke Trüffelpralines?

Während „Mutti“ sich in wilden Fantasien wälzt, ist die ledige Schwester auf Partnersuche im Zwiespalt: Bis ungefähr 30 kann sie sich noch wie ein süßes Bonbon in die Auslagen legen, damit den Männern der Speichel im Mund zusammenläuft und dennoch ihre eigene Kanzlei oder Praxis führen – man traut ihr zu, dass sie dies tut, um einen Mann anzulocken. Wer sollte es ihr nicht gönnen, appetitlich sein zu wollen? Doch auch mit ihr stimmt etwas nicht: Sie will um ihrer Selbst geliebt werden, als Person anerkannt werden und dennoch auf Männerzungen zerschmelzen wie eine Trüffelpraline.

Ab 40 - lasst mal euer "Mädchen" zu Hause, Frauen

Ja, und ab 40? Wissen sie, ich habe mich viel mit dem Datingverhalten der Frauen über 40 beschäftigt. Alles wäre besser, wenn unsere deutschen Frauen mit 40 wirklich selbstbewusst auftreten würden und nicht wie ein Mädchen, das krampfhaft versucht, eine emanzipierte, gestandene und vor allem anständige Frau darzustellen.

Ich kann es tausend Mal sagen, ohne gehört zu werden, aber ich sage es dennoch erneut:

Eine selbstbewusste Frau weiß, wie sie denkt, fühlt und handelt – und sie erlaubt sich sogar gelegentlich, es einmal zu vergessen.

Eine Frauendarstellerin hingegen, die nicht selbstbewusst ist, weiß nicht, was sie denken darf, nicht wie sie fühlen soll und vergisst ständig, wie sie eigentlich handeln wollte. Folgt der Nachsatz: Und sie schämt sich häufig dafür, was sie getan hat.

Die Liebeszeitung -die ganze Liebe ab 40

Wir widmen seit dem 1.Januar 2013 dieses Magazin allen Frauen und Männer ab 40, was nicht heißt, dass wir jüngere Menschen vernachlässigen: Sie sind ja zu einem großen Teil die Partnerinnen der Ü-40-Generation. Was es bedeutet, als 50-jährige einen 28-jährigen Freund zu haben, ist viel weniger bekannt als die vergleichbare Story eines Mannes von 50, der eine 28-Jährige heiratet. Warum eigentlich?

Wir wissen hier, dass viele Beziehungen „schräg“ sind und viele Lover nur Stunden, Tage oder Wochen bleiben. Das hindert uns nicht, etwas Wichtiges zu sagen: wenn schon „schräg“, dann bitte mit Genuss und nicht mit Scham und Schuldgefühlen.

Meine Botschaft 2013: schamlos und zugleich selbstbewusst -wenn ihr könnt

Meine Botschaft für 2013? Werdet so schamlos, dass ihr vor euch selbst weiterhin bestehen könnt. Das bedeutet: Die einzige Instanz für Scham bist du selbst, nicht deine Tante, Cousine, Mutter, Tochter, Arbeitskollegin oder Nachbarin. In diesem Sinne: auf in ein frohes, lustvolles und genussreiches 2013!

Bild: © unknown, Illustration für ein historisches Detektiv-Magazin

Heute ist Ina dran mit ihren fünf Tipps für Beziehungen - nicht zu verwechseln mit den fünf Tipps für besseren Sex, die auch interessant sein könnten.


1. Überleg nicht ständig, ob er „der Richtige“ ist. Triff ihn, und probiere ihn aus. Beginne damit in der Küche, nicht im Bett.
2. Sende Flirtsignale, die auch ankommen. Verstärke die Signale ein wenig, die bei dir immer erfolgreich waren.
3. Lerne sinnliches Gehen und versuche, deinen Körper in Kleidung, Badekleidung und Dessous stets vorteilhaft zu präsentieren. Das klingt frivol? Ja, aber es ist der beste Männerköder, den es gibt.
4. Sei herzlich, offen und zuvorkommend. So lockst du Männer an, die eine soziale Ader haben. Es geht dir doch um eine Beziehung, oder?
5. Finde heraus, was du wann und wie wirklich willst. Ein „starker Typ“ eignet sich besser für eine Bettbeziehung, einer mit vielen Spitzeneigenschaften zum Prahlen unter Freundinnen und einer, der „innere Werte“ hat, am besten für eine Beziehung.

Na, noch Fragen? Wie immer

Herzlichst

Eure Ina

Bild: Aus "la Vie Parsienne" historische Ausgabe