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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Mr. Grey, Fräulein Steele, Muttis Pornografie und die Gerte

Was Sie sehen, ist nicht, was sie zu sehen glauben
Habt ihr die Geschichte von Isidor gelesen, in der sie einen Flogger erklärt? Ich habe mich jetzt mal an die deutsche Übersetzung der „Shades of Grey“ (erster Teil!) herangetraut und mal geguckt, was da so steht.

Die Einführung der Gerte in die Geschichte

Also – die Gerte ist zuerst eine Reitgerte und wird als Zeigestock benutzt. Das leuchtet ein. Sie zeigt auf ein Andreaskreuz. Danach kettet der Herr Grey das Fräulein Steele mit „Manschetten“ an (hoffentlich hat er die Manschettenknöpfe auch richtig geschlossen). Danach hat sie mächtig „Manschetten“ vor ihm, denn nun genießt der Herr Grey zunächst einmal den Anblick des so gut wie nackten Fräuleins Steele. Sodann zieht er ihr das noch an ihr verbliebene Höschen herunter und steckt es in die Hosentasche. Nun taucht die Gerte wieder auf, und diesmal drückt Herr Grey den „Gertenknauf in ihren Nabel“. Da erschauert vor allem die Mutti, die das Buch liest: oh je! Wie fühlt sich denn so was an? So ein kalter Knauf im Bauchnabel, und das, wenn ich nackt bin!

Der Gertenknauf wandert über den Körper

Nunmehr wird die Gerte genutzt, um eine Körperwanderung anzutreten, wobei sie „unablässig“ Fräulein Steeles Haut berührt. Danach ist „Schluss mit lustig“, und Herr Grey schlägt zu, und zwar direkt unterhalb von Fräulein Steeles Hinterteil, wobei er „ihre Vulva“ trifft. Nicht, dass er nur so zuschlägt, nein. Er „holt aus“ und lässt „die Gerte nach vorne schnellen“, was bei den meisten Frauen zu einem tierischen Gebrüll geführt hätte, wenn wirklich „eine Gerte“ verwendet worden wäre.

Die Gerte und die intimen Teile von Fräulein Steele

Allerdings schreit auch Fräulein Steele, allerdings nicht vor Schmerz, sondern „vor Schreck“. Der Schlag durchfährt ihr Nervensystem nicht, sondern „spannt ihre Nervenden bis zum Zerreißen“. Die Nervenenden werden nun reichlich strapaziert, den sie beginnen zu singen. Auch den Schmerz bekommt Fräulein Steele jetzt zu spüren, als „süß und brennend“ zuerst und dann und als „süßen Schmerz“. Wie einfallsreich. Die Schläge gingen übrigens auf die nackten Brüste.

Es schmerzelt sich so dahin

Es schmerzelt und herzelt … als nächste schlägt der Herr Grey zur Abwechslung mal wieder aus „Hinterteil“ – und „diesmal schmerzt es“. Wie gut, dass die Nervenenden nicht gerissen sind bei diesem Vorgang. Denn nun kommt das vorläufige Finale furioso, bestehend aus einer Abfolge von „winzigen, beißenden Schlägen“. Erstaunlicherweise kennt Fräulein Steele nun das Ziel des Herrn Grey ganz genau und weiß, was er "als nächstes treffen wird". Wie gut, dass dieses sensible Teilchen schon so weit vorsteht, dass es von der Gerte getroffen werden kann. Vorher war’s ja „nur“ die Vulva. Das Teilchen, von dem die Rede ist, wird später noch intensiver strapaziert werden, und wir schweigen hier besser davon.

Für Muttis eine besonderer Perversion

Ich lasse hier den Teil einmal bewusst weg, in der Herr Grey dem Fräulein Steele zeigt, wie eine benetzte Gerte schmeckt – das ist die Mutti-Pornografie, die nun mal im Buch enthalten ist. Jedenfalls saugt das Fräulein Steele danach an der Gerte. Wenn ihr von der Schilderung jetzt befangen seid: Überlegt mal, wie man „an einer Gerte saugt“. Saugen kann man ja an vielen Körperteilen – vor allem am Zeigefinger, damit sich Zeilen füllen.
Zwischenzeitlich „saust die Gerte“ noch mal auf die Gesäßbacken von Fräulein Steele, was diese jetzt mit dem Wort „Au“ quittiert. Den Rest erledigt dann die Gerte wieder wandernd, bis sie Gefühle anderer Art erzeugt, die man gemeinhin Orgasmus nennt. Da wären wir dann wieder bei der Mutti-Pornografie. Und hiermit verlasse ich auch diese Satire.

Unstimmigkeiten und Probleme beim „Nachspielen“


Ich habe immer gewusst, dass diese Buch Schundliteratur ist. Was mir neu war, sind die vielen Ungenauigkeiten und Unstimmigkeiten. Übrigens mache ich mir wirklich Gedanken darüber, was passiert, wenn diese Phase der „Begegnung“ einmal von einem Paar „nachgespielt“ wird.

Männerdämmerung – oder wieder mal eine Mediendämmerung?

Frauen: Die Zügel fest in der Hand, arrogant und machtbewusst?


Zwei Druckmedien – die FAZ und der SPIEGEL – nahmen sich auf unterschiedliche Weise des Themas „Männerdämmerung“ an. Beide fragten zu unterschiedlichen Zeiten nach einer vermeintlichen "Männerdämmerung", was man als "Verfall männlicher Macht" interpretieren kann. Zuerst der SPIEGEL aktuell in Nummer 1/2013:

«Ist das männliche Geschlecht vom gesellschaftlichen Wandel überfordert? »


Und die FAZ trug 2003 (also vor 10 Jahren) noch eine Spur dicker auf:

«Eine solche Akkumulation weiblicher Macht ist noch nicht da gewesen in der Geschichte des Landes, das einst als "vaterlose Gesellschaft" begann. Sie ist auch ziemlich sensationell. »


Was wirklich geschehen ist, ist schnell ausgemacht: Die Emanzipation hat ihre Töchter längst entlassen. Frauen üben ganz normal und dabei oft ebenso schamlos wie Männer Macht aus, und Macht hat ihre eigenen Gesetze. Wer einmal an ihren Schalthebeln sitzt, will auch damit spielen, vor allem im Medienbereich, wo angeblich bereits die gesamte geballte Macht an die Frauen übergegangen ist. Dazu die FAZ:

«Insgesamt sind damit fast achtzig Prozent der Bewusstseinsindustrie in weiblicher Hand. Eine Telefonistin, ein Kindermädchen, eine Schauspielerin und Schriftstellerin und eine Stewardess definieren das Land.»


Das ist in zweifacher Hinsicht Unsinn. Der Erste ist offenkundig – diese Frauen „definieren“ unser Land keinesfalls - und dies wird nach 10 Jahren mehr als deutlich. Der zweite Unsinn liegt in der Arroganz: „Eine Telefonistin, ein Kindermädchen, eine Schauspielerin und Schriftstellerin und eine Stewardess“. Das liest sich so, als ob jetzt die Dienstmägde, Komödiantinnen und Saftschubsen unrechtmäßig die Königreiche der gebildeten Männer übernommen hätten. Man spürt implizit, dass sie nach Meinung des Schreibers kein Recht haben, dies zu tun. Für deutsche Intellektuelle scheint es selbstverständlich zu sein, dass Karrieren mit einem Studium beginnen, und dass nur diejenigen das Recht auf Geld, Erfolg und Macht haben, die dieses mühsam absolviert haben.

"Suchen" Männer wirklich eine neue Rolle?

Eine ganz andere Frage wirft der Spiegel auf, auf dessen Titelblatt wir lesen konnten: „Oh, Mann – das starke Geschlecht sucht seine neue Rolle“. Das kling wie „Deutschland sucht den Impfpass“ oder meinetwegen „Deutschland sucht den Superstar“.

Da fragt sich doch: Suchen wir Männer diese neue Rolle wirklich? Haben wir den Anschluss verpasst? Ist uns die Emanzipation so auf die Hoden geschlagen, dass wir vor Schmerz aufbrüllen, und zwischen Seelenklempner und Vereinsamung schwanken?

Männer müssen sich verändern - oder vielleicht doch Frauen?

Wenn man dem Zeitgeist glauben wollte, was man besser nie tun sollte, dann würde „die Gesellschaft“ von Männern nunmehr bereits seit mehr als 40 Jahren verlangen, „sich zu verändern“, mit dem arroganten Nachsatz: „wie wir Frauen es getan haben.“ Klar, dass Frauen bisweilen am längeren Hebel sitzen – vor allem in der Frage der Partnerwahl. Nur: Dieser Satz hat nur mit dem Zusatz „bisweilen“ Sinn. Denn Frauen sind neben ihrer Karriere an einem zermürbenden Rattenrennen beteiligt, das sie selber verantworten: Der beste Mann muss gefunden werden, und sei es auf Biegen und Brechen. Am Ende gibt es einige Siegerinnen, die tatsächlich die gebildeten, klugen, reichen, sozialen und verfügbaren Männer einkassieren, und jede Menge hechelnd auf der Strecke zurückgeblieben Frauen, die nun zwei neue Wege finden müssen: Aufgeben oder Kompromisse eingehen. Falls sie den letzten Satz nicht vollständig interpretieren konnten: Er bedeutet, dass diese Frauen soziale Versager sind. Es bedeutet auch, dass sich das Verhalten der Frauen ändern muss, nicht das der Männer.

Fokus auf Karriere: ein Blödsinn besonderer Art

Der bereits erwähnte Zeitgeist setzt den Fokus auf Karriere: welches Studium Frauen absolvieren sollten, um Karriere zu machen, wie viele Führungspositionen schon von Frauen besetzt sind. Das gilt zwar auch für Männer, hat aber bei Frauen eine neue, zuvor nicht vorhandene Relevanz. Neuerdings will die „Frauenquote“ noch regeln, und wie man die Wirtschaft so manipulieren kann, dass neue Stellen für weibliche Führungskräfte frei werden. Für mich ist es die die absolute Pervertierung des Karrieredenkens.

Dabei wird vergessen, dass wir alle (also Frauen und Männer) nicht vom „Brot allein“ leben. Die Gier nach Geld und Macht ist (weiblich wie männlich), kein Lebensinhalt. Männer verfügten in der Regel über solches Wissen – und sie wussten einen Ausweg. Denn für sie gab es echte Kuscheligkeit durch ihre Ehefrauen, sinnliches Begehren durch ihre Geliebten und ekstatische Lüste durch ihre Huren.

Was ist los mit den Frauen?

Fragt sich: Was ist eigentlich mit den Frauen los, die „große“ Karrieren machen wollen? In der heutigen Zeit schnappen sie sich nicht mehr rechtzeitig das, was ihnen nützen könnte: Einen willfähriger Mann, der sie dabei fördert oder unterstützt. Denn wollten sie ihn, so müssten sie ja Kompromisse eingehen – und das will kaum eine deutsche Frau, schon gar nicht, wenn sie unter 30 ist. Also wartet sie, wird immer anspruchsvoller und ist dann bald gegen 40 – wobei die Bindungschancen mit jedem Tag fallen, an dem sie wartet.

Mächtige Frauen handeln sexuell, wie Männer es taten: nehmen und benutzen

Nach und nach erleben wir die Parallelen zum „ehemaligen“ Männerbild: Sexualität ist ein Menschenrecht, und nun „holt“ sich „frau“, ihre Lüste dort, wo sie zu haben sind: Bei verheirateten Männer, aus Zufallsbekanntschaften oder (immer häufiger) durch Casual Dating und Sexportale. Die Parallele zu mächtigen Männern wird immer deutlicher: Erfolgreiche Frauen suchen neuerdings Jünglinge zum Herumspielen und bezahlte Callboys für die erotische Runderneuerung.

Nicht überfordert - keine neuen Rollen - selbstbewusst werden reicht aus

Beantworten wir doch einfach mal die gestellte Frage: „Ist das männliche Geschlecht vom gesellschaftlichen Wandel überfordert?“

Nein, natürlich nicht. Ein Geschlecht (hier stellt sich der SPIEGEL bewusst dumm) kann in unserer liberalen Gesellschaftsordnung nicht mehr „überfordert“ werden. Es könnte aber sein, dass einzelne Männer sich den Forderungen der Frauen nicht mehr beugen wollen. Negativ ausgedrückt wären sie denn Verlierer, Therapiegänger oder Abweichler. Positiv ausgedrückt wäre es ihr gutes Recht, sich weiblichen Forderungen zu verweigern. Wir sollten auf die Männer sehen, die nicht lamentieren, nicht zum Psychotherapeuten „müssen“ und sich nicht als „Verlierer“ fühlen.

Selbstbewusste Männer - ob mit oder ohne Macht - interessiert es ohnehin einen Dreck, woher der Zeitgeist gerade weht. Es gibt genug andere Frauen, und es gibt nicht nur (West)deutsche Frauen. Wobei noch eines zu erwähnen wäre: Emanzipierte Frauen sind begehrt, solange sie gerne Frauen sind und ihre Bodenhaftung behalten haben.

Online-Zitate aus der FAZ, wenn entsprechend gekennzeichnet.
Zitate und Überschriften des Magazins SPIEGEL aus der Printausgabe, Nr 1/2013

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