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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Kein Aufschrei - Frauen im ICE und anderwärts

Im Winter - kein Anmache-Aufschrei im ICE


Eine kleine Reise, und alles ist so gewöhnlich. Mit geschärftem Blick sehe ich mich um nach Männern, die chauvinistische Übergriffe wagen. Doch die Männer wollen einfach nicht. Oh, warum ich überhaupt etwas Besonderes erwarte? Einmal, weil Frauentag ist – ein Tag, der im Osten gefeiert und im Westen verlacht wird. Ja und dann, weil es allenthalben diese Chauvis geben soll, die Frauen auf die linke Tour anmachen. Alte Knacker als Täter und junge, naive und schöne Frauen als Opfer.

Frauentag im ICE - trüb und arbeitsam

Der Zug ist ziemlich gefüllt an diesem 8. März. Ich habe die erste Wagenklasse gewählt, doch die alten Säcke sind offenbar heute nicht unterwegs, und die jungen naiven Frauen auch nicht. Die Bahn ist zum bevorzugten Transportmittel der jungen Eliten geworden – und die haben keine Zeit zum Flirten. Sitzen geschäftig vor ihrem bevorzugten Informationsmedium, sei es nun Hand, Notebook oder was es sonst sein mag. Manche Damen lesen nach wie vor – nur halten sie dabei nicht mehr bunte Einbände in der Hand, auf denen man den Titel lesen kann, sondern rechteckige Kästchen. Liest die Dame schräg rechts vor mir vielleicht die“50 Shades of Grey“? Oder einen anderen Mutti-Porno? Oder einen dieser Liebeskitschromane? Oder ein Sachbuch? Sehen sie, ich weiß es nicht. Jedenfalls gerät die Kommunikation dank Elektronik-Lesegeräten, Computern und dergleichen auf den Nullpunkt.

Vielleicht liegt die fehlende Flirtbereitschaft der Menschen im ICE Leipzig-Hamburg auch darin, dass man eher trübe Aussichten aufs Wochenende hat: Kalt soll es werden, stürmisch, regnerisch und teils verschneit.

Weibliche Haut - soll sie unwirksam werden?

Wären die Temperaturen höher, würden die sommerliche Kleidung mehr Flirtbereitschaft auslöse – und dann käme sicherlich auch mal wieder ein Fauxpas zum Vorschein. Der Frühling, so will es mindestens die Verhaltensforschung wissen, bringt mehr sinnliche weibliche Körperoberflächenhaut auf die männliche Netzhaut. Ein selbstverständliches Gesetz, das Mutter Natur uns vermittelt? Nicht aus der Sicht der Soldatinnen des Feminismus. Ihnen ist schon lange ein Dorn im Auge, dass Männer nackte Haut mit Flirtbereitschaft assoziieren. Ein Mann, der Damen mit den Augen auszieht, weil es interessant ist, sich auch noch den Rest des Körpers unverhüllt vorzustellen, muss mit Verachtung rechnen. Auch Gedanken sind nicht mehr frei – selbst sie werden von den Hilfstruppen des Feminismus zensiert. Nein, ich rede nicht von Übergriffen. Sie sind immer schlecht, ob sie nun einer Frau in strengem Schneiderkostüm oder im Minirock gelten, der den Blick auf den Schritt freigibt. Ich sage und meine Gedankenfreiheit.

Wer in Hamburg als Schlampe gilt, ist in Budapest eine ganz normale Frau

Kleidung? Ich verfolge eine wenig die „Schlampenbewegung“. Natürlich haben diese Frauen recht, wenn sie sagen, dass die Kleidung keine Rückschlüsse auf die Bereitwilligkeit zum Geschlechtsakt zulässt. Doch wer in diesem Zusammenhang den Mund zu weit öffnet, sollte bedenken, dass es persönliche, kulturelle und situative Unterschiede gibt. Ob eine Frau mit betont erotischer Kleidung signalisiert: „Ich bin zu haben, frage nach dem Preis“ oder „Versuche es, vielleicht hast du Glück“ oder „seht, Mitmenschen, ich bin eine junge Mutter, und immer noch verdammt sexy“ ist ein Spiel mit Ort, Zeit und Veranlagung. Ich nehme dazu mal das Beispiel einer Hamburgerin, die sich chic, sexy und selbstbewusst fühlt und in Budapest entsetzt feststellt, dass die Damen, die rund um den Moskauer Platz leben und arbeiten, in vielen Details ihres Aussehens dem ähneln, was man in Hamburg als „nuttenhaft“ bezeichnen würde. Diese Hamburgerin versteht nicht, wie Frauen „so herumlaufen können“, und man kann es ihr auch nur schwer erklären.

Die Bahnbediensteten sind freundlich, höflich, offen und strahlen etwas aus, das man heute kaum noch trifft, außer im Service: zuvorkommende Freundlichkeit und Kommunikationsbereitschaft. Eine schwierige Situation mit dem Fahrtausweis wird von der Zugbegleiterin souverän gemeistert, und ich bekommen auch meine „Süddeutsche Zeitung“, die mir lieber ist als die dröge FAZ.

Eine Moderatorin und wie der Sensationsjournalismus einen Vorfall verhökert

In der „Süddeutschen“ lese ich das späte Bekenntnis einer Fernsehmoderatorin. Damals, beim Sender Freies Berlin (gegen 1991), war sie „angefasst“ worden. Der Nebensatz wird in den nächsten Tagen eine ganze Welle von lächerlichen Boulevard-Berichten auslösen. Die sogenannte „seriöse“ Presse wird, wie immer, dem Boulevard in nichts nachstehen und ebenso sensationslüstern auskosten, was die Dame in dieser Form gar nicht gesagt hat. „Anne Will beim Sender sexuell belästigt“ titelte der Schweizer BLICK. Welche Empfindungen diese Boulevard-Mätzchen auslösen sollen, ist klar: „Was? Die auch? Da sieht an mal wieder, dass die Schweine überall sind!“ Sagte sie aber nicht, sondern, dass „es ein seltenes Exemplar“ gewesen sei.

Freundlich sein zu wollen ist offenbar nicht immer angebracht

Der Frauentag wird dann doch noch deutlich: Eine Medienprominente stiegt zu, wird persönlich angesprochen – „wir freuen uns, dass wir Sie wieder bei der Deutschen Bahn begrüßen zu dürfen“ – und dann wünscht man ihr seitens des Bordpersonals noch einen schönen Frauentag.

Wo bleibt nun die Anmache? Das Bordpersonal will freundlich sein, und so versucht der Zugbegleiter kirz vor Hamburg nun auch noch, das verhärmte Gesicht einer Enddreißigerin aufzuhellen: Das Wetter sei zwar nicht so toll in Hamburg, aber es sei Frauentag, und Hamburg sei sehr erotisch, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheine. Der Dame ist diese Aussage erheblich peinlich, du ihre Gesichtszüge werden noch passiver, als sie es ohnehin schon sind. Was weiß ich, was sie jetzt denkt? Ein Flirtversuch war es ohnehin nicht – noch 30 Sekunden, dann würden sich die Türen öffnen, und man würde sich nie wiedersehen.

Frauen: Sprich nicht mit Fremden, sie könnten beißen

Ach ja, apropos Kommunikation und Gesprächsbereitschaft: Auf der Rückreise (nicht von Hamburg) hat der Zug an der IC-Drehscheibe Hannover gut 25 Minuten Aufenthalt – Zeit, sich in der Passage ein kleines Frühstück zu verschaffen. Ich warte von links, stelle fest, dass es wohl falsch ist, stelle mich rechts an und entschuldige mich höflich bei der Dame, die ich mutmaßlich verdrängen wollte. Ich versuche es zwei Mal. Kein Ton zurück, auch nicht auf meine Intervention, dass ich gerade mit ihr rede, und ich möglicherweise eine Antwort erwarte. Moderne Kommunikation offenbar. Nichts sagen, ignorieren, oder bestenfalls dieses saudumme „OK“.

Außer bei EMMA kein Sexismus entdeckt

Oh, ich hatte noch ein Erlebnis mit Sexismus. Auf der Suche nach einer Zeitschrift, die mich wirklich interessieren könnte, fiel mein Blick auf dien „Emma“. Der Titel: „Es reicht! Vom „Aufschrei#“ zum Handeln – gegen Sexismus im Beruf.“ Ach so, im Beruf – und ich dachte immer, Sexismus im ICE zu erleben. Ich habe die Emma liegen lassen. In dem von mir lange ausgeübten Beruf waren und sind Frauen selten – und das liegt nicht an den Männern, sondern daran, dass so wenige die Chance wahrnehmen, die in jenem, von mir heute abgewählten Beruf gegeben sind.

Mehr Chancen? Kein Problem!

Na schön. Ein Aufschrei? Warum nutzen so viele Frauen ihre mathematischen Potenziale nicht? Ach ne – das ist schon wieder eine unerwünschte Aussage. Auf feministisch hieße das: „Die Männer verhindern ja durch Ihre Verhalten, dass Frauen in diesem Beruf etwas erreichen.“ Lassen wir es mal dabei. Die Wahrheit ist schwer zu ertragen.

Zitat aus dem BLICK - im sogenannten "seriösen" Journalismus aber kaum anders.