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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Hände berühren dich, Augen ziehen dich aus

Also, das muss ich euch erzählen: Da habe ich doch gelesen, was sich die Tussen so beim Date vorstellen: Klar, du musst Charme haben und sie ins Bett labern können, das saugt man während der Pubertät ja mit den ersten Bieren am Stammtisch ein, nicht?

Also, das wusste ich schon. Aber nun hört mal her, Jungs: Die Tussis stellen sich nämlich vor, dass eure Hände sanft über ihre Körper gleiten, ich nehme mal an, zuerst den Rücken runter oder so. Kann aber auch sein, dass sie schon davon träumen, dass eure Hände unter ihre Bluse gleiten oder ihren Rock oder so – hab ich mal wieder nicht verstandenen, jedenfalls sagt da jemand im Netz: „(Frauen) … stellen sich schon während des Dates vor, wie es ist, von diesen Händen verwöhnt zu werden.“ Mann oh Mann, da muss ich doch beim nächsten Date mal scharf drauf achten. Na, und der Mund? Wandert der auch schon unter die Bluse und die Schenkel hoch? Nö, nö, das ginge zu weit – der macht nur sinnlich wegen der Lippenküsse. Das sagt sogar meine Lieblingsbarfrau Liane, die ich gestern gefragt habe.

Na ja, und dann kam Buschbaby rein in die Bar. Die macht jetzt auf vornehm, so mit weißer Bluse und taubenblauem Blazer. Ich guck mir das Mal so an und lass die Fantasie spielen. Wenn der Blaser jetzt runterkommt – die Bluse sieht ziemlich durchsichtig aus, und was sie da wohl darunter trägt? Einen süßen Spitzen-BHs, wie sonst? Oder sogar was Frivoles mit freien Nippelchen und so?

Na ja, jedenfalls setzt sich Buschbaby mal frontal in Position, knöpft den Blazer auf und sagt: „Na, JoJo, haste nun genug von mir mit den Augen ausgezogen? Den Rest kriegte nur gegen bar, und anfassen kostet extra.“

Na, und dann hat sie gegrinst. Wir kennen uns ja schließlich lange genug und Buschbaby weiß natürlich genau, dass Männer sie zuerst mit den Augen ausziehen, bevor … räusper. Na, und jetzt kann ich mir irgendwie nicht mehr vorstellen, dass die Deerns da draußen wirklich meine schicken schlanken Hände auf ihren Körpern spüren, wenn ich mit ihnen ausgehe, so wahr ich Gramse heiße.

Verführerinnen: warum lesbische Literatur viele Freundinnen hat

Zwischen Wünschen und Realitäten steht eine Mauer, aufgebaut aus den Steinen der Unwahrscheinlichkeit, verbunden mit dem Mörtel der Angst. Diesseits stehen Frauen, die träumen, jenseits Frauen, die handeln. Und weil die Mauer so hoch ist, gibt es Flügel, die sinnliche Menschen leicht hinübergleiten lassen – dun wieder zurück: Kurzgeschichten, Bücher und Filme.

Verführerinnen kommen in traditionellen Liebesromanen nur äußert selten vor – und wenn, dann sind sie böse und durchtrieben. Die positive Verführung, die vor allem auf einem geschickten Flirtverhalten aufbaut, existiert so gut wie gar nicht. „Brave“ Frauen verlocken nicht, sie verführen nicht, sie zerren keine Männer ins Bett. Es scheint so, als ob nicht sein kann, was nicht sein darf.

Doch halt – all diese Grenzen fallen in der lesbisch oder bisexuell angehauchten Literatur. Hier tauchen Frauen als Verführerinnen auf, durchaus in unterschiedlichen Entwürfen. Mal sind es Gestalten, die mithilfe geheimer Mächte unschuldige junge Mädchen verführen, mal sind es „reine“ Aschenbrödel, die von reichen, reifen und erfolgreichen Frauen aufgelesen werden. Schließlich gibt es das erfolgreiche Rezept, dass die angesehene und auch ausreichend selbstbewusste Hetero-Frau von einer Unterschicht-Lesbierin „geknackt“ wird.

In der lesbischen erotischen Literatur fallen alle Hemmungen

Die Methoden sind dabei grenzenlos, und normalerweise werden in solchen Romanen alle Register gezogen. Neben Wünschen und Sehnsüchten werden hier allerdings oft auch Klischees lesbischer oder bisexueller Beziehungen bedient. Anders als bei „femininer“ Literatur vermutet, spielen Machtausübung und eine gewisse Rücksichtlosigkeit eine Rolle, vor allem in der (in England äußerst beliebten) „Internatsliteratur“ und all dem, was darauf basiert.

Die Themen reichen von zärtlichen, romantischen Versuchungen bis hin zum harten, unnachgiebigen Bedrängen einer meist unbefangenen Frau durch eine erfahrene, berechnende Frau.

Lesen Frauen wirklich lesbische Verführungs-Literatur?

Kommt dies den Wünschen der Frauen entgegen? Wollen sie diese Art von Literatur?

Ich halte für offensichtlich, dass Romane mit lesbischen Szenen oder ausschließlich auf lesbische Kontakte ausgerichtete Bücher und Schriften nicht nur von lesbischen Frauen gelesen werden. Ein typisches Beispiel dafür wäre die Novelle „Emmanuelle“, in der die lesbische Verführung eine große Rolle spielt. Das relativ hohe Niveau des Buches und der Ort der Handlung (Ausland, Schwüle, Dschungel) regten viele Frauen an. Dabei waren das Buch und der Film, der daraus resultierte, eher eine Art Erregungspotenzial für Bürgermädchen, die niemals die Chance hatten, auch nur annähernd so zu leben wie Emmanuelle.

Frauen, die gebildet sind und es wagen, lesbische oder bi-sexuell orientierte Literatur zu bestellen, was dank des Versandhandels kein Problem mehr ist, werden auf ihre Kosten kommen. Dies scheint mir unabhängig davon zu gelten, ob sie sich eher mit der Rolle der Verführten oder mit der Rolle der Verführten identifizieren. Das Angebot ist inzwischen riesig, und insbesondere auf dem Gebiet der Trivialliteratur gibt es so viel einschlägige Werke, dass es als unwahrscheinlich angesehen werden muss, dass alle Frauen lesbisch sind, die diese Bücher verschlingen.

Bilde: Bespiele aus frauenfreundlichen erotischen Quellen, retuschiert.