Die Liebeszeitung ist bi-offen – nicht, weil unsere Redakteure „bi“ sind, sondern – weil in jedem Menschen bisexuelle Möglichkeiten angelegt sind. Die Frage ist nur, ob man sie sich dem eigenen Geschlecht sexuell erschließen möchte oder nicht - und das ist reine Privatsache.
Homosexuelle Menschen definieren sich in der Regel dadurch, ihr intimes Beziehungsleben vollständig auf das gleiche Geschlecht auszurichten. Das bedeutet, nicht nur sexuell mit seinem Partner zu verkehren, sondern eine Liebesbeziehung mit ihm einzugehen.
Warum also nun die Aufforderung, sich zur als Mann zur Bisexualität zu bekennen?
Dazu sagt der Moderator Jürgen Domian der
WELT:
Es gibt die Heterosexuellen und es gibt die Homosexuellen. Diese Vielfalt in der Mitte, die es real gibt, wird nach wie vor nicht wahrgenommen und nicht akzeptiert.
Dabei ergibt sich allerdings eine Grundsatzfrage: Homosexuelle Frauen und Männer sind deswegen Homosexuelle, weil sie sich als Homosexuelle fühlen und sich dazu bekennen. Doch kaum jemand „bekennt“ sich zur Heterosexualität. Wer sich nicht anderweitig einordnet „ist“ es einfach – und jedem Heterosexuellen wohnt die Möglichkeit inne, auch sinnliche Kontakte zum eignen Geschlecht aufzunehmen. Frauen tun es in jungen Jahren und neuerdings bevorzugt auch in den „mittleren Jahren“, ohne im mindestens lesbisch zu sein. Auch für viele Männer ist (beispielsweise) passiver Analverkehr ein sensationelles Erlebnis, das mitnichten homoerotische Gefühle oder gar die Liebe zum gleichen Geschlecht erweckt.
Bi-Outing? Wie kann ein Mensch sich für etwas „outen“, was ihm die Natur als Möglichkeit „in den Schoß“ gelegt hat? Es wäre so vermessen, wie „autoerotisches Outing“, das ja auch ausschließlich sexuell ist.
Sollen jetzt alle Damen „beichten“, sich lieber einem Vibrator hinzugeben als einem Mann? Ich finde allein die Diskussion über Bi-Erotik bereits als Übergriff in die Privatsphäre. Die Liebe zu einem Partner darf und soll öffentlich gemacht werden – sexuelle Lüste hingegen sind privat. Punkt.