Nackt-Dates sidn in aller Munde, seit es in Holland eine Nackt-Dating-Show für Flachhirne gibt. Könnte Nackt-Dates aber nicht doch sinnvoll sein? Wenn es beispielsweise "der Wahrheitsfindung" dient? Nein - meint Gebhard Roese, unser Dating-Experte.



Bevor es Nackt-Dates gab, gab es psychologisch verherrlichte Körper-Selbsterfahrungsgruppen. Die Theorie ist einfach: Durch unsere Kleidung und unser erlerntes „bekleidetes“ Verhalten können wir andere Menschen täuschen. Zusätzlich haben wir unsere wahres Selbst, so eine andere Theorie, mit Zwiebelschalen umgeben. Zieht man einem Menschen nun diese Zwiebelschale der Seele ab und muss er sich dann noch zusätzlich nackt präsentieren, so kann er seine Mitmenschen demnach nicht mehr täuschen. Und er wird sich - durch das Urteil anderer – auch über sich selbst nicht mehr täuschen. Sagen die Leute, die es vertreten.

Erstaunlich ist dabei, wie viele gestandene Psychotherapeuten an derartige Theorien geglaubt haben. Sie glaubten angeblich fest daran, dass sie den Widerstand ihrer Klienten gegen notwendige Veränderungen durch sinnliche Körpererfahrungen in Gruppen brechen konnten. Sofern Nacktheit vorgeschrieben war, was bei einigen „Therapien“ als obligatorische angesehen wurde, konnten sie zudem auf gute gefüllte gruppen und entsprechende Kassen blicken. Ein paar Hohlsprüche über Berührungen und tiefer liegende, „wahre“ Gefühlsschichten, die es zu ergründen gab – und schon war der Hokuspokus fertig.

Wenn wir einander bei der Partnersuche begegnen, und zwar völlig gleich, bei welcher Art von Partnersuche, dann begegnen wir einander nicht in erster Linie mit dem nackten Körper, sondern mit unserem Verhalten. Genau hier aber setzen Menschen an, die behaupten, „Verhalten sei ein „Ver-halten“, also die Zurückhaltung unseres „wahren selbst“. Auf eine andere Ebene gebracht, wird daraus: Bei der Partnersuche wir gelogen, dass sich die Balken biegen“. Sieh man näher hin, so sind es „Lügen“ um ein paar Zentimeter in der Höhe oder im Umfang, zwei bis fünf geschummelte Jährchen im Alter und und vielleicht noch ein bisschen flunkern über Bildungsgrad und Hobbys.

Manchmal scheint mir, wie seien ein Volk von erbärmlichen Erbsenzählern und Wahrheitsfanatikerin. Merkwürdig – keine Frau glaubt, Männer zu beschummeln, wenn sie sich optisch um fünf bis sieben Jahre verjüngt. Oder wenn fade, schlecht durchblutete Lippen plötzlich in glutvollem Rot erstrahlen, die Beine mit High Heels auf „sexy“ getrimmt werden oder die Brüste um bis zwei Körbchengrößen größer gedoktert werden – ob mit Push-up-BHs oder von Schnippelmanns Gnaden.

Also muss es wohl so sein. Und also haben wir alle keinen Nutzen davon, wenn wir uns in Nackt-Gruppen, Nackt-Encounter oder Nackt-Dates begeben.

Den Widerstand durch Berührung und Nacktheit zu brechen ist nicht erst „modernen“ Psychoklempnern eingefallen. Alle Formen der Inquisition, der Folterknechte alter Zeit und der unsichtbaren Folter in totalitären Systemen nutzen Nacktheit, um den Widerstand zu brechen. Mit jedem Kleidungsstück, das jemand unter Zwang, also auch unter Psycho- und Gruppendruck ablegt, senkt die Schwelle seines Widerstandes.

Seriöse Nackt-Dates gibt es nicht – und das ist gut so. Mag ein Bordell auch „Nackte Nächte“ anbieten oder mag s auf Partys zu nackten Spielen, wie etwas „nackte Blindkuh“ kommen, so ist dies nicht dasselbe. Nacktheit, von Angesicht zu Angesicht, gezwungen oder gewillkürt, erschwert die Wahrnehmung er Realität eines Erwachsenen. Mit anderen Worten: Wir sehen uns zwar anders, aber nicht klarer.

Nacktheit gehört nicht zur Partnersuche. Wirklich nicht.

Wenn Sie etwas über die niederländische Dating-Show „Adam sucht Eva“ (Adam Zkt Eva) lesen wollen, dann ist die „Liebe Pur“ die richtige Adresse.

http://liebepur.com/p/8577-nackt-dating-es-nicht-gibt-gibts-nicht-ausser-im-tv.html

Deutsche betreiben die Partnersuche wenig zeitgemäß und vor allem nicht pragmatisch genug – diesen Schluss lässt zumindest eine soeben veröffentlichte Studie von PARSHIP (1) zu.

Zwar pflegt ein Drittel der Partnersuchenden den Körper besonders liebevoll vor dem Date, für hübsche Wäsche sorgen aber mal gerade lasche sieben Prozent. Wirklich bedrohlich ist der Umgang deutscher Partnersuchender (jedenfalls nach der Studie) mit Safer Sex: Ein ganzes lächerliches Prozent (!) der Frauen hatte eines dabei(2), und nur fünf Prozent der Männer, die nicht anders als gedankenlos bezeichnet werden können. Interessant dabei ist auch, dass sich 14 Prozent der Frauen „vor einem langweiligen Date“ schützen wollten, aber nur sechs bis sieben Prozent auf ein erregendes Date vorbereitet waren – von dem Kondommangel (3) aus gesehen, sogar nur ein Prozent.

Statt auf den eigenen Körper zu achten, wurde für seien äußere Umhüllung allerdings viel getan: Fast die Viertel der Frauen gab dies an und immerhin noch die Hälfte der Männer. Die Männer waren auch besser drauf eingestellt, dass der Abend in der eigenen Wohnung ausklingt: Nur sechs Prozent der Frauen wollten sich darauf vorbereiten, aber 19 Prozent der Männer.

Aus meiner Sicht ist dies alles ein typisches Beispiel für den verkorksten Zustand der Partnersuche in Deutschland. Statt ein modernes, offenes, pragmatisches Dating zu betreiben und sich auf alle Fälle vorzubereiten, wird ein bürgerlich-konservatives Possenspiel aufgeführt, bei dem sich runde 20 Prozent der Beteiligten sogar noch überlegen müssen, „worüber man sprechen könnte“

(1) Hinweise: PARSHIP stellte diese Zahlen zur Verfügung. Für die Studie hat PARSHIP nach Eigenangaben 2.066 weibliche und männliche Singles zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Die Online-Erhebung fand im Februar 2014 statt.

(2) Wenn 99 Prozent der Frauen und 97 Prozent der Männer kein Komdom zum Date mitnehmen, riskieren 99 Prozent der Frauen und mindestens 97 Prozent der Männer Erkrankungen - von Schwangerschaften und Vaterschaft einmal ganz abgesehen. .
(3) Im einzigen wirklich empfehlenswerten Buch über das Dating (in Deutsch nicht erhältlich) , "Modern Dating" wird Frauen empfohlen, zum ersten Date immer ein Kondom in der Handtasche zu haben.

Die Welt des Aberglaubens verbindet sich mit der Welt der Geheimlehren und Psycho-Sekten zum großen Bereich der Esoterik. Und weil wir uns angeblich in „Hamsterräder“ einspannen lassen, brauchen wir sie angeblich. Esoterik soll, wie man hört, sinnreicher und ungefährlicher sein als andere Entspannungsmöglichkeiten wie Wandern, Joggen, Sport, Sex, oder SM-Aktivitäten.

Die WZ Online will wissen:

Mit dem Hang zur Esoterik oder Spiritualität geht in der Regel auch ein bestimmtes Weltbild einher, das sich in vielen Punkten von dem der übrigen Gesellschaft unterscheidet. Doch auch innerhalb der Esoterik gibt es zahlreiche Strömungen, die wiederum ganz unterschiedliche Sicht- und Handlungsweisen propagieren.

Partnersuche - esoterisch und online - geht das zuammen?

So, und was bitte hat das alles mit der Partnersuche zu tun? Sie haben es erkannt - man benötigt Seelenverwandte, denn zu zweit glaubt sich’s besser. Empfohlen wird von der WZ, doch mal im Lotus Café vorbeizuschauen – deren Wirte betreiben unter anderem auch Seminare für „körperorientierte Selbsterfahrung, expressiv emotionale Entlastung und Psychotherapie" – aha. Ich erkenne Reste der ehemaligen Körperselbsterfahrungs-Bewegung, die ich eigentlich schon abgeschrieben hatte. Offenbar hat man viele Psycho-Schulen „in den großen Topf“ geworfen. Man spricht von humanistischer und transpersonaler Psychologie und legt dann kräftig nach mit „Bioenergetik, Psychodrama, Gestalttherapie, Encounter, Primärtherapie, klientenzentrierte Gesprächstherapie, Meditation.“

Gut, damit wäre also der Bereich der Psycho-Esoterik abgedeckt. Etwas moderater geht „Seelenflirt“ an die Sache, eine Partnerbörse, die ebenfalls von der WZ genannt wird. „Seelenflirt“ bezeichnet sich als „ein seriöser Online-Treffpunkt speziell für ganzheitlich, ökologisch und spirituell denkende Menschen, die Partner suchen.“ „Ganzheitliches Denken“ ist ebenfalls etwas aus der Mode geraten, hat aber nach wie vor eine Berechtigung, die über die Grenzen der Esoterik hinausgeht: Wer wirklich „ganzheitlich“ denkt, will das Leben und seine Umstände weitsichtig, vorausschauend und umfassen betrachten. Die Frage ist nur, ob die „esoterische Ganzheit“ das Gleiche will. Übrigens verfolgt die Partnerbörse „Gleichklang“ ein relativ ähnliches Ziel – sie wendet sich aber zumeist an wechselnde Randgruppen, die nicht immer als „esoterisch“ eingestuft werden können.

Etwas bedeckter gibt sich die Flirt- und Kontaktbörse Jaii!. Sie wendet sich überwiegend an Menschen, die „bewusst leben“ und unerstellt dabei offensichtlich, dass wir anderen nicht bewusst leben.

Was soll der Single tun, der esoterisch angehaucht ist?

Ich versuche mal, die Sache aufzudröseln:

Wer ein mildes Interesse an westlicher oder orientalischer Esoterik hat, findet unter den „Mainstream-Portalen“ wie etwa PARSHIP, durchaus auch psychologisch-esoterische oder weltanschaulich-esoterische behauchte Menschen. Wer hingegen bereits tief in esoterische Zirkel (auch entsprechende Psychogruppen) eingetaucht ist, sollet eigentlich hier auch einen Partner finden, der diese Überzeugungen teilt. Afrikanisch-südamerikanisch orientierte Esoterik ist unbeliebt, fällt also so gut wie aus.
Was kann nun Online-Dating dabei bewirken? Nach meiner Auffassung ist es nur dann sinnvoll, wenn die Ideologie oder der Glaube höhere bewertet wird als die Persönlichkeit. Dies gilt übrigens auch für die konfessionell gebundene Partnersuche.

Falls Sie sich für Esoterik im Online-Dating interessieren, wäre zuvor ein Besuch beim Singlebörsen-Vergleich sinnvoll: Dort steht auch, was es kostet.

Hinweis: Wir verlinken nicht zu den Börsen - Interessenten können sich aber über die Vergleichsseite über alle Möglichkeiten informieren.