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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der angeblich nicht existierende viktorianische Vibrator

Werbung ca.1910 - Vibration für die Wange?
Das viktorianische Zeitalter reicht bis ins Jahr 1901 – und in diesem Zeitalter wurde auch versucht, die weibliche „Hysterie“ zu erforschen und möglicherweise zu heilen. Nie gab es so viele Thesen über diesen Sammelbegriff weiblicher Gemütszustände, wie gegen 1890 und 1900. Danach verschwand der Begriff nach und nach, was beweist, dass die Ärzte keinerlei Ahnung hatten, von was eigentlich die Rede war, als sie sich angeblich um die „Heilung“ bemühten – von weinigen Ausnahmen abgesehen.

Und wieder - gegen 1905 - der Schmerz an der Wange, leuchtende Augen ...
Psychotherapeuten wandten die Hypnose an, um diese "Krankheit" zu heilen, doch ein paar auf Gynäkologie spezialisierte Ärzte hatten entdeckt, dass künstliche Vibrationen Abhilfe schaffen konnten. Als Erfinder des elektrischen Vibrators gilt dabei ein Dr. Joseph Mortimer Granville, der den Vibrator 1883 patentieren ließ. Vom ersten Tag an war klar, dass damit ein (für damalige Verhältnisse) recht handliches Gerät zur Masturbation zur Verfügung stand, die man höflich als „Percuteur“ (Schlaggerät) beschrieb.

Nachdem Dr. Granville angefeindet wurde, erklärt er, er habe «persönlich jede „Perkussionsbehandlung“ weiblicher Patienten unterlassen.»

Was nicht heißt, dass er nicht genau gewusst habe, wozu er das Gerät erfand – und bestimmte nicht „gegen Rückenschmerzen“ oder „Muskelschmerzen“ bei Männern.


Die Wange und der Rücken als Alibi (1940er oder 1950er Jahre)
Doch nun behauptete die englische Kolumnistin Fern Riddell im „Guardian“, so etwas wie einen Vibrator zur Masturbation habe es gar nicht geben können, weil die Ärzte damals der Ansicht waren, Masturbation sei völlig abwegig für Frauen und höchst gefährlich für die weibliche Gesundheit. Ms. Riddell führt weiter aus, die Vibratoren der viktorianischen Zeit hätten niemals etwas mit Sex zu tun gehabt.

So weit Ms. Riddell – es kann ja nicht sein, was nicht sein darf. Allerdings verkennt sie einerseits den Ideenreichtum der Elektrobranche, die bald allüberall „Massageapparate“ anpries – merkwürdigerweise überwiegend in den von Frauen gelesenen Gazetten zur Unterhaltung.

Und sie verkennt ebenso die Doppelbedeutung der damaligen Werbung, die sich ganz bewusst nebenbei auch an Männer wandte, um den eigentlichen Zweck der Massagestäbe, die später dazukamen, zu vertuschen. Nur merkwürdig, dass die Damen die Vibratoren immer auffällig an ihre Wange heilten – also dort, wo normalerweise wenig Schmerz von der Alltagspein zu erwarten war.

Selbstverständlich kann das ausgehende 19. Jahrhundert nicht übergangslos mit dem beginnenden 20. Jahrhundert verglichen werden. Und selbstverständlich gab es weiterhin für die feien Damenwelt Dildos aus Holz, Leder, Gummi und sogar Elfenbein. Doch welche Frau, die es sich leisten konnte, hätte nicht gerne einmal einen dieser wundervollen Instrumente ausprobiert, die den Orgasmus ohne eigens zutun, nur durch Hingabe an die Vibration, auslösen konnte?

Die Bilder zeigen überdeutlich, wie in den 1910er Jahren und später damit geworben wurde, dass diese weiblichen Masturbatoren für den „ganzen Körper geeignet“ waren – und selbst dann noch, als sie gegen die 1950er Jahre längst Penisform hatten.

Fragt sich, warum der Artikel dieser Tage im „Guardian“ erschien. Will man uns beweisen, dass Frauen immer so rein wie Schneewittchen waren und sind? Oder kann die historische Wahrheit nach Belieben ausgeklammert werden, wenn Frauen über weibliche Begierde schreiben?

Jungfrau, weiblich, 27 – sagt sie’s ihm oder nicht?

Soll "sie" ihrem Date oder neuen Partner sagen, dass sie mit 27 noch Jungfrau ist? Die meisten werden jetzt empört sagen: „nö, auf keinen Fall, und ich setz auch alles dran, dass er’s nicht herausfindet.

Na, na …? Entweder er findet es doch heraus oder er hält dich für irgendwie „gestört“. Eine 27-jährige Jungfrau lockt höchstens perverse Typen und religiöse Fanatiker an, aber keine sinnesfrohen jungen Männer.
Warum also nicht sagen: „Du, ich hab’s bisher nur mit einem Vibrator versucht, aber ich hatte noch nie einen Mann?“

Mhhh … gerade las ich, was eine Beraterin über Männer sagte – und einer Jungfrau vorschlug. Ich geb’s mal sinngemäß wieder:

Über Männer: Die meisten Männer wollen eine Frau, die ihnen sagt: „Du ich mag dies oder jenes gerne, wäre schön, wenn du es mir schenken würdest.“ Genau die Frage kann eine Jungfrau nicht beantworten. Aber welche Frage kann sie denn beantworten? Wahrscheinlich gar keine. Ich glaube persönlich nicht, dass sie sagen wird:

Ich weiß noch nicht, wie meine Klitoris gerne berührt wird – ich habe gerade erst damit angefangen, mich selbst zu erforschen.


Manchmal können Beraterinnen wirklich seltsame Ratschläge geben. Kein Mann interessiert sich dafür, ob eine Frau ihre Klitoris genügend erforscht hat, um ihm Tipps zu geben. Solche Sätze amüsieren bestenfalls – und schlimmstenfalls schrecken sie ab. Wenn schon nur der Sex zählt, dann gilt: „Geben ist seliger als nehmen.“ Wenn eine Frau wirklich glaubt, einen Mann sexuell an sich binden zu müssen, dann muss sie beweisen, dass sie schönen Sex geben kann – und nicht, dass sie darauf aus ist, den Kunstdildo gegen eine Zunge oder einen Penis auszutauschen.