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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Sexuelle Orientierung: heteroromantisch, bisexuell?

Wenn eine Frau bisexuell veranlagt ist, aber eine überdeutliche Tendenz zu Liebesbeziehung mit Männern hat, dann ist sie? Eigentlich eine Frau, die Lust an der Lust hat, aber in der festen Beziehung zum Mann eher ihre Zukunft sieht. Oder etwa nicht?

Bisexuell, aber in der Liebe eher hetero? In den USA gibt es dafür bereits Begriffe – ohne sie könnet die Psycho- und Sexexperten-Branche ja nicht leben. Der eine ist „Heteroromantischer Bisexueller“, der andere „Bisexuell, aber heteroliebend“.


Doch was hat es damit wirklich auf sich? Die Antwort fällt überraschend aus. Jedenfalls für all jene, die sich in den letzten zehn Jahren nicht mit Sexualität beschäftigt haben. Denn mehr als bisher gilt heute folgende Formel für die Liebe:

Es wird immer normaler für die Menschen, dass sie ihre sexuelle Orientierung außerhalb der Zweiteilung in heterosexuell/homosexuell finden.


Man nennt das auch „fließende sexuelle Identitäten“. Der Begriff ärgert Psychotherapeuten einerseits und Szenen-Hardliner andererseits: Hatte man doch gerade so schön seine Kategorien einsortiert, da kommen doch tatsächlich Leute auf die Idee, dass sie nicht festgeschrieben sein könnten. Die Verwirrung ist verständlich – aber wer sagt eigentlich, dass die Lust auf einen anderen Menschen „festgeschrieben“ sein muss?

Im Allgemeinen finden Menschen mit „fließenden sexuellen Identitäten“ oder eben auch „heteroromantische, aber bisexuelle“ Menschen keine „soziale Heimat“ – weder bei den „gestandenen Heteros“ noch bei den sogenannten LGBT-Gemeinschaft. Das stört manche überhaupt nicht, andere jedoch sehr, nämlich diejenigen, die absolut „dazugehören“ wollen.

Das Problem mit der Akzeptanz ist einfach zu erklären. Bisexuelle Menschen sind in Beziehungen ohnehin schwierig, weil sie eben „uneindeutig“ sind. Besonders dann, wenn sie unter einem Drehtüreffekt leiden: Sind sie mit einem Mann zusammen, sehnen sie sich nach einer Frau, sind sie aber mit einer Frau zusammen, so gelüstet es sie nach einem Mann. Ist nun aber jemand heteroromantisch, aber bisexuell, so lebt er die heftigeren Teile seiner Sexualität, also die Affären, mit gleichgeschlechtlichen Partnern aus. Das entspricht nicht gerade dem Verständnis von "Treue", das die meisten dauerhaften Paare erwarten.

Wobei anzumerken ist, dass es durchaus auch die „umgekehrte Version“ gibt: Da lebte eine bisexuelle Frau in einer homoromantischen Beziehung mit einer Frau, besucht aber von Zeit zu Zeit auch einen männlichen Lover für penetrativen Sex - und das ist kein Männermärchen.

Bislang sind heteroflexible Menschen selten. Nur ein Bruchteil besteht darauf, sich „zu keiner der Kategorien“ im Umfeld der Hetero/Homosexualität zu bekennen. Möglicherweise sind sie die Vorreiter der Gesellschaft, die ja erst vor ein paar Jahrzenten den Spleen hatte, Menschen als Hetero- oder Homosexuelle abzustempeln. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die „Geschichte der Heterosexualität“ erst begann, als die Wissenschaft den Begriff der „Homosexualität“ in Beton fasste. Doch in der Zukunft wird erwartet, dass die Etiketten weniger Bedeutung bekommen – wozu freilich noch reichlich Mut gehört.


Liebe, Sex, Markt und Partnersuche

Wenn heute etwas mit Bezeichnungen aus der Wirtschaft belegt wird, hat dies nichts mit Kapitalismus zu tun. In Wahrheit verwende ich (und mancher andere Autor) gerne Begriffe aus der Wirtschaft, um ein Gegengewicht zur Märchenwelt der romantischen Liebe mit all ihren „frommen“ Lügen zu setzen.

Heiratsmarkt - ihn gab es schon immer, und er ist heute viel liberaler

So gab es zum Beispiel immer einen „Heiratsmarkt“, nur sagte man dies nicht so deutlich- und das nicht einmal, wenn Tausende von (damaligen) Reichsmarkbeträgen im Spiel waren. Man sucht eine „gute Partie“ und begann damit beispielsweise die „Konvenienzehe“. Die bürgerliche Gesellschaft allerdings versuchte, ihren Töchter diesen „Viehmarkt“ schönzureden.

Moderne Single-Frauen brauchen ein Intimitätsmanagement - warum denn nicht?

Auch das „Intimitätsmanagement“ oder der Einsatz von erotischen Ressourcen existierte schon immer – allerdings hatten die Bürgertöchter damals keinen Anteil daran, weil erwartet wurde, dass sie dem Ehekandidaten folgten, den der Vater ausgesucht hatte. Die Töchter hatten einfach keinen Grund, ihre intimen Bedürfnisse zu „managen“. Sie hatten als Jungfrauen in die Ehe zu gehen. Was sie dort erwartete, war nach heutigen Maßstäben sexuelle Nötigung. Die meisten Frauen dieser Zeit wurden mehr oder weniger gezwungen, den kurzen und für sie lustlosen Geschlechtsverkehr mit ihren Ehemänner zu erdulden.

Weder romantisch noch kapitalistisch - sondern selbstbestimmt

Allerdings ist bekannt, dass einige Damen der Gesellschaft sehr wohl lustvolle Beziehungen suchten –manche kurz vor der Ehe, und manche während der Ehe. Aber auch wenn Sie’s taten, ja sogar, wenn sie sich dabei verkauften, deckelte die bürgerliche Gesellschaft dies alles so gut wie möglich. Als Buhfrauen gab es ja die Betthäschen der Ehemänner. Sie hatten nicht nur Kenntnis von allen sinnlichen Ressourcen, sondern verfügten auch als Erste über die Fähigkeit, ihr vielfältiges Intimleben mit wechselnden Partnern zu „managen“. Sieht man die heutige Zeit an, so ist es ja nun wirklich nicht unüblich, dass „anständige“ Single-Frauen mehrere Lover parallel oder in kurzer Folge haben – physisches wie auch emotionales und organisatorisches Intimitätsmanagement ist dabei unerlässlich.

Der "Sumpf des Kapitalismus": Partnersuchende können gerne auf Links-Soziologen verzichten

Was soll also die Behauptung, die Partnersuche wäre im Sumpf des Kapitalismus versunken? Sie ist ein Selbstzweck. Linkslastige Soziologen wollen damit beweisen, dass wir uns alle vom Kapitalismus knechten lassen, während die Menschen in der Wirklichkeit die Lust an den Varianten der freiheitlichen Gesellschaftsordnung partizipieren. Und sie wollen mit diesen Behauptungen ihre Arbeitsplätze sichern und ihren Ruhm verewigen.

Das alles mag legitim klingen. Aber es nützt uns nichts. Und also können wir dankend darauf verzichten.

Das ist in höchstem Maße unredlich.