Das Internet auszuwerten kann sehr hilfreich sein – und Seth Stephens-Davidowitz hat es getan. Und er hat eine Erkenntnis über Dating gefunden, die ich Ihnen nicht vorenthalten will:
Viele Menschen versuchen nicht, den Menschen zu begegnen, die sie am meisten begehren. Sie versuchen vielmehr, die Leute zu treffen, von denen sie glauben, dass sie ihre Freunde damit beeindrucken können.
Aus ökonomischer Sicht ist dieses Verhalten völlig sinnlos, und dies gilt nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen. Eine große Anzahl der Frauen sucht tatsächlich einen Mann „zum Vorzeigen“.
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Stephens-Davidowitz macht dies am „Übergewicht“ fest und behauptet, dass viele Männer zwar etwas fülligere Frauen mögen würden, sich aber nicht trauten, sie vorzuzeigen. Aus diesem Grunde würden gar keine Treffen mit ihnen vereinbart. Für Männer ist dabei noch etwas anderes interessant: Für sie hat es eigentlich beim Online-Dating gar keinen Sinn, auf schöne, erotische attraktive und schlanke Frauen zu zielen. Die bekommt der „Durchschnittsmann“ sowieso nicht. Wenn er sie „jagt“, verschwendet er also nutzlos Energie, die er anderweitig besser einsetzen könnte.
Kaum ein Wort wir so strapaziert wie „die Liebe“. Besonders pervers gehen die Philosophen damit um, die „Liebe“ für sich (und den Rest der Menschheit) bereits als „Sozialkleister“ umdefiniert haben. Wenn die Liebe unter den Menschen weilt, herrscht Friede, Freude, soziales Miteinander und das gute Gefühl, wertvoll für die Menschheit zu sein.
Natürlich haben diese Leute kein Recht, die Liebe für sich zu vereinnahmen – es ist vielmehr die Rotzfrechheit selbst ernannter Eliten, Begriffe so zu definieren, dass sie in ihr Schema passen. Ob wir die ursprüngliche Bedeutung des Wortes oder seine vielen Definitionen anfragen: Die Liebe IST nicht, was sie IST, sondern sie wird erst durch denjenigen zum Begriff, der sie (aktiv wie passiv) erfährt. Da können sich die Spinner aus den Elfenbeintürmen auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln, oder Manuskripte vollkritzlen, so oft sie wollen, sie sind Betrüger am Begriff der Liebe. Denn allein das Individuum definiert die Liebe für sich - auf Biegen oder Brechen, und unabhängig davon, ob es damit richtig oder falsch liegt.
Wie ist es, zu lieben?
Demjenigen, der liebt, ist nicht bewusst, ob er damit etwas Sinnvolles für sich und andere tut. Und derjenige, der sich geliebt fühlt, ist auch dann nicht davon abzubringen, etwas Gute zu empfangen, wenn man ihm vor Augen führt, dass er dabei ausgebeutet wir. Dieses System von Sinnfragen, Erfüllung, Rausch, Betrug und Zweifeln geht durch alle Formen der Liebe – von der caritativen Liebe bis zu sexuelle Begierde. Ausgebeutet werden kann sowohl der ehrenamtliche Helfer wie auch die gutgläubige Zufallsbekanntschaft, und der Schmerz, geliebt zu haben und keinerlei emotionalen Gewinn daraus gezogen zu haben, überkommt gelegentlich alle, die ausdauern oder heftig geliebt haben.
Geliebt werden, weil man existiert
Man unterscheidet „im Grundsatz“ zwei Gruppen von Menschen, die sich „geliebt fühlen“: solche, die in ihrer Jugend geliebt wurden, weil sie existierten, ohne dass sie etwas für diese Liebe tun mussten, und soclhe, die geliebt wurden, wenn sie bestimmte Leistungen erbrachten. Die erste Gruppe hielt (und hält weiterhin) für selbstverständlich, geliebt zu werden. Angehörige dieser Gruppe wundern sich, wenn Ihnen die Liebe nicht gewährt oder gar entzogen wird. Im negativen Fall verzweifeln sie an sich und suchen professionelle Hilfe, im günstigen Fall finden sie jemanden, der sie bis zu einem gewissen Grad selbstlos liebt.
Geliebt werden, weil man dafür etwas tut
Die andere Gruppe weiß, dass sie für die Liebe etwas leisten muss – das heißt, sie muss emotionale Mittel oder Geldmittel aufwenden, um die Liebe stets aufs Neue zu gewinnen. Das kann bis zur Erniedrigung gehen oder (bei Männern) bis zum häufigen Bordellbesuch. Im schlimmsten Fall geraten sie an jemanden, der sie in emotionale, soziale, wirtschaftliche oder gar körperliche Abhängigkeit führt, im besten Fall finden sie jemanden, der einen günstigen „Kurs“ für die Liebe bietet oder die Emotionstaler gar 1:1 tauscht.
Irgendwo dazwischen – liebst auch du
Die meisten von uns werden sich irgendwo „dazwischen“ wiederfinden, weil wir nicht davon ausgehen konnten, jederzeit absolut selbstlos geliebt zu werden, uns andererseits aber auch nicht immer dafür anstrengen mussten. Spätestens ab der Pubertät wird ja nicht nur in „Emotionstalern“ bezahlt, sondern auch in „Gunsttalern“. Und so kommt zum Kursstand der Liebe auch noch ein weiterer Indikator für unser Ansehen: Bekommen wir Sex ohne Anstrengung oder müssen wir dafür „bezahlen“, indem wir uns anstrengen, verstellen, unterwerfen oder gar geldwerte Geschenke dafür hergeben müssen?
Liebe als Gefühl – nützlich und fragwürdig
All das ließe sich sehr einfach abhandeln, wenn wir nicht bei alldem Gefühle aktivieren würden, die uns den Kopf vernebeln. Denn wie es wirklich ist, zu lieben – das ist eine Angelegenheit, die im Kopf vor sich geht, dort bleibt und in Worte fast nicht zu fassen ist. Nur wenige Menschen lieben ihn, sie oder etwas aus einem bestimmten Grund. In Wahrheit bauen einfach eine zunächst einseitige Beziehung zu jemandem oder etwas auf. Es kann sich dabei um einen Menschen, ein Tier, eine Pflanze oder eine Antiquität handeln – das spielt zunächst keine Rolle, weil die Liebe ja noch einseitig ist. Vergegenwärtigen wir uns bitte, dass die Liebe zueinander etwas höchst Abstraktes ist – noch wesentlich abstrakter als „meine Liebe zum anderen“ oder „die Liebe des anderen zu mir“. Eigentlich ist es eine „Blackbox“, also ein Betrachtungsgegenstand, der nur durch die ein- und ausgehenden Aktionen beschrieben werden kann, dessen Inneres aber im Dunkel bleibt.
In Wahrheit – Liebe: ein Gefühl leichten Sinns
Wie ist es also, zu lieben? Die Liebe fordert uns. Sie zerrt an unseren Gefühlen, um sie in eine bestimmte Richtung zu zwingen, dun naturgemäß wehren wir uns gelegentlich dagegen. Am Ende unterliegen wir, wenn die Sehnsuchts- und Naturkräfte überwiegen. Wir geben uns der Liebe hin, stürmisch, unkeusch, tierisch und gelegentlich gar leichtsinnig.
Und wirklich zu lieben?
Oh ja, und wenn wir Glück haben, dann schwenkt uns die Liebe Sinn und Lebensqualität – aber erst sehr viel später.