Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Was ist eigentlich eine Erniedrigung?

Amor, Unterwerfung und Dominanz in einem einzigen Bild
Was ist eigentlich eine Erniedrigung und warum wünschen sich Menschen, erniedrigt zu werden? Wir wollen Antworten finden - nicht nur, aber auch für sie Sinnlichkeit, die in der Erniedrigung liegen kann.

Generell sind alle Menschen frei und gleich geboren, das heißt, sie müssten einander eigentlich immer „auf Augenhöhe“ begegnen. In der Praxis ist die nicht der Fall – die einen überhöhen sich, indem sie ihre vermeintliche oder tatsächliche Macht ausspielen, andere erniedrigen sich, um nicht verletzt oder bestraft zu werden.

Das erklärt nun aber nicht die sinnlichen Gefühle oder gar die bewusst gesuchten erotischen Komponenten der Erniedrigung.

Erniedrigung - ganz neutral

Sehen wie die Sache neutral, so finden wir, dass die Person, die erniedrigt werden möchte, einen Teil ihrer Persönlichkeitsrechte für einen begrenzten Zeitraum aufgibt. Zunächst ist es die Würde, ein Begriff aus der Ethik und der Gesetzgebung. Das heißt, die Person, die erniedrigt werden möchte, will bis zu einem gewissen Grad entwürdigt werden. Statt „entwürdigen“ kann man auch sagen, diese Person will sich beschämen oder eben „erniedrigen“ lassen oder aber sich in Scham und Schmach hineingleiten lassen, wobei im Extremfall auch Verachtung hinzukommt.

Elemente der sinnlichen Erniedrigung

Die sinnliche, erotische oder sexuelle Erniedrigung besteht darin, psychische und körperliche Übergriffe zuzulassen, die im Grunde genommen zwischen Erwachsenen Tabu sind. Eine große Rolle spielen Nacktheit, rituelle Gebote und Verbote, Bewegungshemmungen, Einschränkungen der Wahrnehmung, Manipulationen an den Genitalien sowie erniedrigende Körperstrafen. Normalerweise wird die Demütigung umso stärker erlebt, je mehr Personen anwesend sind.

Demütigend kann also bereits sein, sich vor einem Menschen nackt auszuziehen, aber diese Demütigung wird verstärkt, wenn mehrere Personen dabei zusehen dürfen, jemand also „vorgeführt“ wird.

Schuld und Sühne oder Lust am Genuss?

Wissenschaftlich ist ungeklärt, warum sich Menschen demütigenden Situationen bewusst aussetzen. Die häufigste nicht-erotische Erklärung wäre, dass Schuld und Sühne sie antreiben, wie wir dies auch bei der katholischen Beichte vorfinden. Jedenfalls versuchen sie, sich während einer begrenzten Zeit einer Autorität zu unterwerfen. Die Freudianer glauben, dass frühkindliche Erlebnisse sie antreiben, andere Vertreter der Psycho-Branche vermuten pubertäre Erfahrungen. Im Bereich der Erotik, so sagen sie, würde der gleichzeitige Genuss der Lust am anderen Geschlecht und das Verabreichen von Strafen durch dieselbe Person zu späteren sexuellen Abweichungen führen.

In der Praxis wird man zugeben müssen: Jeder Mensch ist irgendwann einmal von anderen erniedrigt worden, seien es Frauen, Männer oder Gruppen gewesen, und diese Erlebnisse bleiben teils lange im Gedächtnis haften. Sexuelle Erniedrigungen treffen keinesfalls nur Frauen, sondern auch Männer.

Will man Generelles sagen, so gilt: Die Erniedrigung kann Teil einer Läuterung (Beichten, gestraft werden und sich befreit fühlen) sein. Sie kann aber auch Teil der lustvollen Erfahrung sein, sich zu fügen und im wahrsten Sinne des Wortes „verantwortungslos“ sein zu dürfen.

Frauen und Männer - Irrtümer bei der Lust an der Erniedrigung

Es ist ein Irrtum, dass sich ausschließlich Frauen auf die eine oder andere Art demütigen lassen. Manche Männer unterwerfen sich geeigneten Frauen aus Liebe, Leidenschaft oder Bedürftigkeit. Andere suchen bewusst die sexuelle Demütigung, die wir als Fantasien in pornografischen Schriften vielfach nachlesen können, die aber in Lebensbeschreibungen fast immer ausgespart werden. Einige Männer wollen dabei höchst unkonventionell beherrscht werden, andere passen in das Klischee der SM-Kreise. Als besonders erniedrigend gilt dabei der instrumentelle Analverkehr (teils unter Zeugen) oder dies sogenannte „Feminisierung“, also die Demütigung, als Frau behandelt zu werden.

Gute Männer wollen auch Sex, aber …

Sex - ach, ist so etwas wirklich nötig?
Wenn du einmal in einen Kreis von selbstgefälligen Frauen hineinhören konntest, dann weißt du, dass es für Männer „grundsätzlich“ nur eine einzige Motivation gibt: Sex. Frauen hingegen fürchten sich .davor ... irgendwie jedenfalls.

Angeblich wollen Wissenschaftler, namentlich Evolutionspsychologen, das ganz genau wissen, und ihre Argumente zerfallen in zwei Hälften: erstens, weil Männer Samenschleudern sind und zweitens, weil Frauen nicht all diese Samen aufnehmen wollen, sondern wählerisch sind - sie könnten ja schwanger werden. Anderer Ansatz: Die Evolution erfordert, dass die Alpha-Kerle sich „gutes Zuchtmaterial“ besorgen, indem sie es den übrigen wegschnappen. Die Menschen-Weibchen ihrerseits wollen sowieso nur Alpha-Männchen, weil die Evolution ihnen sagt: „Hör, du musst herhalten, weil die Nachwelt starke Kerle braucht.“ Und die konnten eben nur von Frauen hervorgebracht werden, die stark waren und eine absolut blühende Gesundheit aufwiesen.

Die Evolution und der blöde Affe, der blöd blieb

Das ist nicht nur Blödsinn – es funktioniert auch nicht. Genau genommen funktionierte es niemals. Bist du ein Mann? Stell dich einmal vor den Spiegel: Bist du stark, aber hirnlos? War dein Vater schon stark, aber hirnlos? Und dein Großvater? Und … so kannst du die Evolution zurückverfolgen. Hätte jede Frau Alpha-Männer, also muskelbepackte und bissstarke Oberaffen genommen, dann würden wir noch immer durch die Savanne zuckeln.

Nur Sex als Motivation taugt nicht viel

Nun ist Sex sicher eine Motivation für Männer, und sie ist ohne Zweifel so stark, dass sie manchmal die Vernunft übertrumpft. Was dann passiert, ist aber meist nicht der Weg ins Ehebett zum Zweck der Fortpflanzung. Es ist vielmehr die Befriedigung des momentanen Drucks. Männer sind sich zumeist klar, dass sie auf diese Weise eigentlich verlieren, denn außer der obligatorischen Entleerung der Prostata in die Lümmeltüte kommt dabei nicht viel heraus.

Die Angst normaler Männer, abgewiesen zu werden

Männer – und nun haltet euch fest – haben entweder eine schreckliche Angst davor, abgewiesen zu werden oder sie sind so gefühlskalt und berechnend, dass sie das überhaupt nicht juckt. Die Formel dafür heißt: Jede fünfte Frau steht sowieso auf Vögeln, dem Rest macht der gelernte Macho Hoffnungen auf eine Beziehung. Abhängig von seinem Auftreten, der Umgebung und dem Grad von Alkoholisierung der Frau hat er damit dann auch gelegentlich Erfolg.

Der Rest der Männer schämt sich, wenn er einen Korb bekommt. Er empfindet als Demütigung, abgewiesen zu werden, zumal, wenn er öfter negative Erfahrungen gemacht hat: falscher Job, falsches Auto, falsche Klamotten. Beim ersten Mal steckt er’s weg, beim zweiten Mal wird er vorsichtig, und beim dritten Mal sagt er sich: „Ich versuche es lieber gar nicht mehr.“

Macho sein bring es nicht – und aufgeben auch nicht

Nehmen wir mal an, du bist so: Versuch, sensibel zu bleiben und an verschiedenen (tatsächlichen und virtuellen) Orten Kontakte zu knüpfen. Wenn es stimmt, dass jeder fünften Singlefrau um Sex geht, und nur jeder Siebte eine „passende Beziehung“ sucht, dann könnte auf fünf bis sieben Versuche immerhin ein Treffer kommen. Mal das Eine, mal das Andere. Das kann sinnvoll sein, wenn du wirklich offen für Beziehungen bist und dich „reine ONS“ nicht so interessieren.

Warum Frauen auf Männer zugehen sollten

Nun nehmen wir an, du wärest eine Frau. Dann ist ziemlich klar, dass eines nicht funktioniert: Hinsetzen und warten, bis dich jemand anquatscht. Dann bist du immer die „Fünfte“: die, von der er Sex erwartet.

Besser ist, du versuchst irgendwie, die anderen Kerle abzugrasen – diejenigen, die dich nicht anquatschen. Die freuen sich, wenn du mit ihnen sprichst, und klar – auch die wollen Sex. Aber nicht unbedingt jetzt und sofort. Und sie planen vor allem nicht, dich gleich danach wieder abzuservieren.

Neulich sagte mir eine Frau, sie würde „niemals von sich aus einen Mann ansprechen“. Da frage ich mich allerdings: wieso denn nicht? Sie geht ja nicht auf Männer zu und sagt: „Hey, gefällt dir, was du siehst? Davon kannst du noch mehr haben!“

Einen Mann anzusprechen ist problemlos

Der Mann, der angesprochen wird, mag zunächst überrascht sein. Doch wenn ihm klar wird, dass du weder deinen Körper noch eine Versicherung verkaufen willst, wird er sich für dich interessieren – wirklich für Dich. Zumindest weiß er: Er ist in einem sicheren Gewässer. Du wirst ihn nicht demütigen. Wenn du nun noch geschickt darin bist, die Kommunikation zu führen, dann wirst du mehr über ihn erfahren, als du jemals zuvor von einem Mann erfahren hast. Und dann? Dann kannst du immer noch entscheiden, ob er bis zum Frühstück bleiben darf, ob du noch ein bisschen nachdenken willst, bevor du ihn ins Bett lässt oder bevor du ihm sagst, "es war nett mit dir geplaudert zu haben."

Bild: historische Fotografie, koloriert

Wie du keine Pornografie schreiben kannst

Während der literarische Roman das Leben seiner Charaktere transparent zu machen versucht, lebt die Pornografie von einer Aneinanderreihung fleischlicher Szenen.

Was im pornografischen Roman beschrieben wird, existiert an keinem Ort dieser Welt und zu keiner Zeit – es ist sozusagen eine sexuelle Utopie. Vermutlich denken die Autorinnen und Autoren, dass ihre Leser(innen) davon um so geiler werden, je mehr die Realität ausgeschlossen wird.

Die erotische oder auch sexuelle Realität lebt hingehen vom Übergang einer nicht-sexuellen Situation in eine unvorhersehbare, heftige sexuelle Erfahrung. Sie überrascht deine Figur in jeder Hinsicht und bringt ihr bisheriges Gefühls- oder Gedankengebäude ins Wanken.

Wenn jemand in der Realität „so etwas“ passiert, wird er sich oft zunächst fragen: „War das wirklich ICH, der sich da so schamlos hingegeben hat?

So sollte es auch im Roman sein: Nach dem Ereignis, das „alles verändert hat“, kann deine Figur auf die Suche auch einer neuen sexuellen Identität gehen – durch Nachdenken, aber auch durch Versuch und Irrtum. Am Ende wird sie Klarheit über ihre Lüste, Bedürfnisse und Begierden gefunden haben. Die damit verbundenen Erlebnisse rechtfertigen auch, hautnah und damit sehr intim an deine Figur heranzugehen.

Auf diese Weise schreibst du dann eben – keine Pornografie.

Der erotische Sadismus – kaum Tatsachen, viele Spekulationen

Klischee einer Sadistin
Ob Sporttrainerin, Tanzlehrerin oder Domina … etwas Sadismus steckt in vielen Menschen. Jedenfalls dann, wenn sie andere Menschen bis zu den Grenzen ihrer Leistungs- und Leidensfähigkeit treiben wollen.

Doch alle die Genannten haben sozusagen ein gutes Alibi: Sie dienen ja den anderen, um ihre ultimativen Grenzen zu erreichen. Sie sind sozusagen „Sadisten im Dienste der masochistischen Personen.

Die Puppen sollen nach Vertrag tanzen - das Klischee über Sadismus

Angebliche „echte“ erotische Sadisten hingegen wollen „die Puppen tanzen sehen“. Ihnen macht es Freude, Menschen zu etwas zu bewegen, was sie eben nicht tun würden, wenn sie nicht genötigt würden. Der Sadismus kann demnach darin bestehen, Menschen zu demütigen oder zu beschämen oder sie in ihrer Beweglichkeit zu hemmen (Fesseln). Sadisten können unsinnige Regelwerke vorschreiben (Kleidung, Arrest, Keuschhaltung, Mittelentzug, Zwangsfasten, Sklavenverträge) und die Körper ihrer Mitspieler beliebig sexuell nutzen. Oder sie nach Lust und Laune körperlich bestrafen. So jedenfalls die Klischees und ständig wiederholten Behauptungen aus einschlägigen und weniger einschlägigen Publikationen und Romanen. Ihr Wahrheitsgehalt ist so gut wie gar nicht recherchierbar, weil nahezu alle einschlägigen Werke zum Thema von Frauen verfasst worden sind, die Dominanz gegen Geld anbieten. Man kann nicht behaupten, sie seinen repräsentativ für "echte Sadisten".

Sadisten und Sadistinnen aus der Sicht der Psychologie

Ob sie daraus unmittelbar sexuelle Erregung gewinnen, ist nicht verbürgt. Angeblich wollen viele nur erleben, inwieweit sich Menschen knechten oder quälen lassen, ohne ernstlichen Widerstand zu leisten. Die folgenden Meinungen sind Extrakte aus psychologischen Verlautbarungen.

Allgemeiner Sadismus

Der allgemeine (nicht zwangsläufig sexuelle) Sadismus zielt nach Meinung der Psychologie darauf ab, möglichst die absolute, in jedem Fall aber die partielle Herrschaft über einen anderen Menschen zu gewinnen. Darin legt also eher ein Glücksgefühl als eine erotische Komponente.

Sexueller Sadismus

Der sexuelle Sadismus wird, wie ebenfalls von Psychologen behauptet, als erregende Begleitung zum Geschlechtsverkehr angesehen – entweder zuvor, währenddessen oder aber auch danach. Viele Paare geben immerhin an, dass leichter Sadismus im Vorfeld zu den üblichen Praktiken ihres Liebeslebens gehört. Leichte Schläge und bestimmte Handlungen führen zumeist auch dann zur Erregung, wenn der Partner nicht „schmerzgeil“ ist. Ist er es es dennoch, so werden auch härteste Schläge eingesetzt, um ihn oder sie sexuell zu berauschen.

Sexueller Sadismus ohne Befriedigung

Als eine „Sonderform“ des sexuellen Sadismus gilt psychologisch gesehen die Qual und Erniedrigung ohne darauf folgenden Geschlechtsverkehr. Man kann sich das so vorstellen: Der Sadist oder die Sadistin quält ihren Gegenspieler so lange, bis er das Maximum an aufgeilendem Schmerz oder schmervoller Geilheit erlangt hat. Der Sadist/die Sadistin befriedigt sich später nicht an ihrem Gegenspieler und lässt sich von ihm/ihr auch nicht befriedigen. Der teilnehmende Masochist wird ebenfalls nicht befriedigt, sondern „darf“ sich später selbst befriedigen. Die Frage ist, ob dies eine Sonderform ist, da Geschlechtsverkehr nicht zwangsläufig zu SM-Spielen gehört. Dazu ein Zitat (Doccheck):

Eine Sonderform des sexuellen Sadismus und nach Eric Bornemann sogar eine zusätzliche Ausprägung, stellt der perverse oder kompensationsatorische Sadismus dar.
"Der erotische Sadismus – kaum Tatsachen, viele Spekulationen " vollständig lesen

Lust und Schläge – wie hängt das zusammen?

Eher augenzwinkernd: der Gentleman entblößt sein Gesäß, um die Rute zu empfangen
Fragst du „das Internet“, welche Empfindungen die Menschen haben, die sich nach körperlicher Züchtigung sehnen, so wirst du auf betretenes Schweigen stoßen. Zwar wurden im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen Vermutungen darüber angestellt, wie sich die Züchtigung in den Jugendjahren auf das Verhalten der späteren Erwachsenen auswirke. Aber wir wissen aus keiner zuverlässigen Quelle, wie die Betroffenen selbst ihre Züchtigungen empfanden – und warum sie sich manche von ihnen in späteren Jahren danach sehnten, die Erfahrung erneut zu machen.

Die hilflosen Erklärer - Psychiater und Psychologen

Sowohl die Psychiatrie wie auch die Psychologie haben Denkansätze zum Thema, sie sind aber nicht sonderlich schlüssig. Etwas reißerisch schildert zum Beispiel der forensische Psychiater Krafft-Ebing, wie viele Menschen der Geschichte (und hier insbesondere Frauen) aus der Züchtigung Wollust empfingen.

Der im 19. Jahrhundert lebende Schriftsteller Otto von Corvin befasste sich intensiver mit den Geißlern und schrieb:

Elisabeth von Genton gerieth durch das Geißeln förmlich in bacchantische Wuth, was aber die Pfaffen heilige Verzückung nannten. Am meisten raste sie, wenn sie, durch ungewöhnliche Geißelung aufgeregt, mit Gott vereinigt zu sein glaubte, den sie sich als einen schönen nackten Mann und im beständigen Bräutigamstaumel mit seiner irdischen Geliebten dachte.


Geißler(innnen) lustvoll und Masochisten erbarmungswürdig?

Die Geißler sind die Einzigen, die sich zu ihren Handlungen bekannten, die zunächst als gottgefällige Buße galt. Doch schon sie erkannten, dass die Lust am geschlagen werden (passive Flagellation) offenbar eine Abweichung von normativen Verhalten war, und Krafft-Ebing meint selbstherrlich:

Der Geist der Unreinigkeit blies ihr (Elisabeth von Genton) die wollüstigsten und üppigsten Fantasien ein, sodass sie mehrmals nahe dran war, ihre Keuschheit zu verlieren.


Wenn einige der Geißler solche Gelüste hatten, müssten sie dann nicht schlechthin zum Menschsein gehören? Wenn der bereits zitierte Krafft-Ebing allerdings von seiner offenkundigen Faszination für historische Flagellantinnen wieder in sein Arbeitsgebiet abtaucht, sieht er die Flagellation plötzlich anderes: Nun stehen Männer im Mittelpunkt, die er nach dem von ihm gefundenen Begriff „Masochisten“ nennt. Uns sie handeln nicht aus Wollust, sondern:

(Für sie ist …) die Unterwerfung unter das Weib die Hauptsache, die Misshandlung nur ein Ausdrucksmittel für dieses Verhältnis und zwar eins der stärksten.


Träfe dies nicht zu, so Krafft-Ebing, dann suche der Mann nur eine „mechanisch vermittelte Reizung seines spinalen Zentrums.“

Diese Erklärung ist fragwürdig und widerspricht zudem den vorigen Behauptungen.

Schriftsteller suchen die Ursachen gerne in der Pubertät

Auslöser Pubertät?
Unsere Schriftsteller neigen dazu, eine andere Erklärung für die Lust an Schlägen zu geben – sie erfinden dazu Szenen, die sich während der Pubertät abgespielt haben. Zum Beispiel, indem der pubertierende Jüngling von einer schönen und sexuell ansprechenden Gouvernante auf das nackte Gesäß geschlagen wird und er dadurch eine Erektion bekommt. Entsprechende Handlungen sollen unter anderem dazu geführt haben, dass junge Männer (manchmal auch eine junge Frau) danach zu masturbieren begonnen hat – auf diese Weise, so wird behauptet, sei dann die Lust an den Schlägen entstanden.

Gibt es eine allgemeine Lust auf erotische Züchtigungen?

Das erträumte Szenario
Das mag in einzelnen Fällen zutreffen – sehr glaubwürdig ist aber auch dies nicht. Wir wissen nun ziemlich sicher, dass ein beachtlicher Anteil der Männer (29 Prozent) und ein ausgesprochen starker Anteil der Frauen (38 Prozent) davon träumt, erotisch gezüchtigt zu werden.

Warum die meisten davon nicht „zur Ausführung schreiten“ hat viele Gründe: Scham, Angst vor der Realität – und zumeist auch, einfach niemals mit einer Person in Berührung gekommen zu sein, die bereits Praxis in derartigen Verhaltensweisen hat.

Schmerzlust und schmerzliche Wollust überwiegen

Stellt man nun emotionslos und nach logischen Gesichtspunkten eine Reihe von Gründen auf, die zum Wunsch nach Züchtigung führen, so kann mit einigem Recht behauptet werden, dass die Lust nach wie vor die größte Rolle spielt.

1. Um die erotische Lust intensiver zu empfinden.
2. Als Vergeltung für Sünden, Fehlverhalten und dergleichen, die eigentlich niemals mehr gesühnt werden.
3. Um dem Partner zu beweisen, „wie viel man aushält“
4. Um den aufgespeicherten psychischen Schmerz eine andere Ausdrucksform zu geben (zum Beispiel das Hinausschreien).
5. Um einen Grund zu haben, sich „in Tränen aufzulösen“.

Unterwerfungsfantasien kontra Züchtigungsfantasien

Die Lust daran, dominiert zu werden (körperlich, physisch oder sexuell) und dabei Schläge zu empfangen, liegt bei submissiven weiblichen wie auch männlichen Träumern bei etwa 55 Prozent, wobei diese Zahlen rechnerisch ermittelt wurden und deshalb nicht völlig zuverlässig ist.

Trotz all dieser Forschungen, Zahlen oder Fakten haben wir alle keine Ahnung, was wirklich in jenen vorgeht, die sich „übers Knie legen“ lassen, um von einer sanften, aber kraftvollen Hand gezüchtigt zu werden. Und wir wissen auch nichts über jene, die sich auf Prügelböcken schnallen lassen und dabei bis zur psychischen Erschöpfung leiden und lüsten.

Es mögen wenige sein - doch wenn die Fantasie ein starkes Drittel der Frauen und ein ebenso starkes Viertel der Männer befällt, dann sollten wir diese Menschen nicht verachten, sondern ihre Lüste als das nehmen, was sie sind: menschliche Regungen, die wir nicht verstehen, aber akzeptieren müssen.

Bild oben: Grafik, genaue Herkunft unbekannt, "The Cully Flaug'd", 17. Jahrhundert.
Bild Mitte: Nach einer Buchillustration
Bild unten: Traumsequenz, Quelle unbekannt..