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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Gute Männer wollen auch Sex, aber …

Sex - ach, ist so etwas wirklich nötig?
Wenn du einmal in einen Kreis von selbstgefälligen Frauen hineinhören konntest, dann weißt du, dass es für Männer „grundsätzlich“ nur eine einzige Motivation gibt: Sex. Frauen hingegen fürchten sich .davor ... irgendwie jedenfalls.

Angeblich wollen Wissenschaftler, namentlich Evolutionspsychologen, das ganz genau wissen, und ihre Argumente zerfallen in zwei Hälften: erstens, weil Männer Samenschleudern sind und zweitens, weil Frauen nicht all diese Samen aufnehmen wollen, sondern wählerisch sind - sie könnten ja schwanger werden. Anderer Ansatz: Die Evolution erfordert, dass die Alpha-Kerle sich „gutes Zuchtmaterial“ besorgen, indem sie es den übrigen wegschnappen. Die Menschen-Weibchen ihrerseits wollen sowieso nur Alpha-Männchen, weil die Evolution ihnen sagt: „Hör, du musst herhalten, weil die Nachwelt starke Kerle braucht.“ Und die konnten eben nur von Frauen hervorgebracht werden, die stark waren und eine absolut blühende Gesundheit aufwiesen.

Die Evolution und der blöde Affe, der blöd blieb

Das ist nicht nur Blödsinn – es funktioniert auch nicht. Genau genommen funktionierte es niemals. Bist du ein Mann? Stell dich einmal vor den Spiegel: Bist du stark, aber hirnlos? War dein Vater schon stark, aber hirnlos? Und dein Großvater? Und … so kannst du die Evolution zurückverfolgen. Hätte jede Frau Alpha-Männer, also muskelbepackte und bissstarke Oberaffen genommen, dann würden wir noch immer durch die Savanne zuckeln.

Nur Sex als Motivation taugt nicht viel

Nun ist Sex sicher eine Motivation für Männer, und sie ist ohne Zweifel so stark, dass sie manchmal die Vernunft übertrumpft. Was dann passiert, ist aber meist nicht der Weg ins Ehebett zum Zweck der Fortpflanzung. Es ist vielmehr die Befriedigung des momentanen Drucks. Männer sind sich zumeist klar, dass sie auf diese Weise eigentlich verlieren, denn außer der obligatorischen Entleerung der Prostata in die Lümmeltüte kommt dabei nicht viel heraus.

Die Angst normaler Männer, abgewiesen zu werden

Männer – und nun haltet euch fest – haben entweder eine schreckliche Angst davor, abgewiesen zu werden oder sie sind so gefühlskalt und berechnend, dass sie das überhaupt nicht juckt. Die Formel dafür heißt: Jede fünfte Frau steht sowieso auf Vögeln, dem Rest macht der gelernte Macho Hoffnungen auf eine Beziehung. Abhängig von seinem Auftreten, der Umgebung und dem Grad von Alkoholisierung der Frau hat er damit dann auch gelegentlich Erfolg.

Der Rest der Männer schämt sich, wenn er einen Korb bekommt. Er empfindet als Demütigung, abgewiesen zu werden, zumal, wenn er öfter negative Erfahrungen gemacht hat: falscher Job, falsches Auto, falsche Klamotten. Beim ersten Mal steckt er’s weg, beim zweiten Mal wird er vorsichtig, und beim dritten Mal sagt er sich: „Ich versuche es lieber gar nicht mehr.“

Macho sein bring es nicht – und aufgeben auch nicht

Nehmen wir mal an, du bist so: Versuch, sensibel zu bleiben und an verschiedenen (tatsächlichen und virtuellen) Orten Kontakte zu knüpfen. Wenn es stimmt, dass jeder fünften Singlefrau um Sex geht, und nur jeder Siebte eine „passende Beziehung“ sucht, dann könnte auf fünf bis sieben Versuche immerhin ein Treffer kommen. Mal das Eine, mal das Andere. Das kann sinnvoll sein, wenn du wirklich offen für Beziehungen bist und dich „reine ONS“ nicht so interessieren.

Warum Frauen auf Männer zugehen sollten

Nun nehmen wir an, du wärest eine Frau. Dann ist ziemlich klar, dass eines nicht funktioniert: Hinsetzen und warten, bis dich jemand anquatscht. Dann bist du immer die „Fünfte“: die, von der er Sex erwartet.

Besser ist, du versuchst irgendwie, die anderen Kerle abzugrasen – diejenigen, die dich nicht anquatschen. Die freuen sich, wenn du mit ihnen sprichst, und klar – auch die wollen Sex. Aber nicht unbedingt jetzt und sofort. Und sie planen vor allem nicht, dich gleich danach wieder abzuservieren.

Neulich sagte mir eine Frau, sie würde „niemals von sich aus einen Mann ansprechen“. Da frage ich mich allerdings: wieso denn nicht? Sie geht ja nicht auf Männer zu und sagt: „Hey, gefällt dir, was du siehst? Davon kannst du noch mehr haben!“

Einen Mann anzusprechen ist problemlos

Der Mann, der angesprochen wird, mag zunächst überrascht sein. Doch wenn ihm klar wird, dass du weder deinen Körper noch eine Versicherung verkaufen willst, wird er sich für dich interessieren – wirklich für Dich. Zumindest weiß er: Er ist in einem sicheren Gewässer. Du wirst ihn nicht demütigen. Wenn du nun noch geschickt darin bist, die Kommunikation zu führen, dann wirst du mehr über ihn erfahren, als du jemals zuvor von einem Mann erfahren hast. Und dann? Dann kannst du immer noch entscheiden, ob er bis zum Frühstück bleiben darf, ob du noch ein bisschen nachdenken willst, bevor du ihn ins Bett lässt oder bevor du ihm sagst, "es war nett mit dir geplaudert zu haben."

Bild: historische Fotografie, koloriert

Sind Nicht-Beziehungen ein Trend?

Trends sind immer das, was in der Presse verbreitet wird – meist ohne genaues Hintergrundwissen. Die „Generation beziehungsunfähig“ oder „Generation Nichtbeziehung“ wird nach allen Regeln der journalistischen „Kunst“ ausgeschlachtet, wobei man sich kaum um Kollateralschäden kümmert.

Das Erstaunliche: Alle machen mit, und deshalb soll aus zett zitiert werde, einem Partner von ZEIT Online:


Das Problem dabei ist natürlich, dass sich eine Nicht-Beziehung gar nicht wirklich erklären lässt. Denn genau darum geht es ja bei Nicht-Beziehungen: Man will es nicht definieren. Aber es lohnt sich trotzdem, dieses Phänomen mal ein bisschen aufzuschlüsseln. Denn Nicht-Beziehungen sind typisch für unsere Generation und sagen daher einiges über uns aus.

Sind WIR Beziehungsunfähig?

Das „Uns“ bezieht sich auf junge Leute, und zwar überwiegend solche, die im Wohlstand aufgewachsen sind und selber wirtschaftlich ausgesprochen gut dastehen. Es scheint, als ob die „Wohlhabenden und Schönen“, mögen sie nun Redakteure oder Psychotherapeuten sein, ihre Beobachtungen, die sie im Kreis der „gut Situierten“ machen konnten, auf alle übertragen – oder auf „uns“, womit dann allerdings eher die saturierte Jugend gemeint ist.

Frauen damals und heute

Es gab sie immer, diese eigenartige Form des wenig zielsicheren Suchens, der vorschnellen Liebesschwüre und der Beziehungen „auf Zeit“. Der Unterschied ist allerdings, dass die Frauen früherer Jahre darauf angewiesen waren, irgendwann „bemannt“ durch die Welt zu ziehen. Das hatte moralische, soziale, vor allem aber wirtschaftliche Gründe. Wenn eine Frau mit über 25 Jahren noch ledig war, dann wurde sie nach vor 50 Jahren „schräg“ angesehen – sie war auf dem besten Wege, eine „alte Jungfer“ zu werden und bis ans Lebensende irgendwo als „Kontoristin“ zu vermiefen.

Das alles ist längst vorbei – zwei Generationen später sind Frauen erfolgreich berufstätig, verdienen viel Geld und können sich selber eine sichere Existenz bürgenden. Und sie können etwas tun, was ihre Großmüttern nicht konnten: „Unverbindliche Formen des Zusammenseins“ wählen. Beziehungen, die zwischen einigen Stunden, ein paar Wochen und wenige Monate reichten.

Das gilt nicht nur für Frauen – auch der Mann sieht keine Notwendigkeit mehr, vom ersten Lohn oder Gehalt etwas zurückzulegen, um einmal „heiraten zu können“. Warum sollte er? Frauen gibt es zwar nicht mehr für jeden Mann – aber wer halbwegs aussieht und genügend verdient, kann sich seine Beziehungen aussuchen, kann sie beenden und wechseln – wie die entsprechenden Frauen auch.

Beste ökonomische Bedingungen führen in die Unverbindlichkeit

Klug ist das sicher nicht – weder für Frauen noch für Männer. Nur die Argumente, die jetzt an den Haaren herbeigezogen werden, beruhen auf Fantasien: Niemandem wird „Unverbindlichkeit in die Wiege gelegt“, wie ich neulich lesen musste.

Ich will das begründen: Wenn Wohnraum für sie wirklich knapp wäre, dann müsste vor allem die Singles zusammenziehen, um noch eine Wohnung zu ergattern. Wenn die Altersversorgung wirklich als unsicher empfunden würde, dann müsste Menschen sich darauf vorbereiten, im Alter „zusammenzulegen“. Wenn Jobs so unheimlich befristet wären, dann würden Paare zusammenleben, damit wenigstens einer einen Job hat. Der „Imperativ der Flexibilität?“ Da kann ich nur lachen. Die meisten Menschen mit mittlerer oder schwacher Bildung hängen an ihrer „Heimat“ und wollen weder für Jobs noch für Beziehungen fortziehen.

Für mich ist klar: Nur die deutlich verbesserte ökonomische Lage der Jugend ermöglicht das Leben in sogenannten Nicht-Beziehungen. Es ist eben möglich, Beziehungen auf Zeit einzugehen und sie zu genießen – und dabei wirklich niemandem einen Schaden zuzufügen.

Aber – es ist nicht klug. Nicht emotional, nicht sozial, nicht körperlich und schon gar nicht wirtschaftlich. Die meisten Menschen merken es ab 40, manche erst später. Auch dann ist immer noch Zeit, den Schaden zu begrenzen, aber es wird deutlich schwieriger.

Nicht-Beziehungen - kein Trend - aber nicht besonders schlau

Um eine Antwort auf die Eingangsfrage zu geben: Nicht-Beziehungen sind kein Trend, sondern eine unsäglich dumme Erfindung – von wem auch immer. Beziehungen sind Beziehungen, auch wenn sie „auf Zeit“ angelegt sind. Die Partner gehen aufeinander ein, sie stützen einander, und sie erleben berauschenden Sex miteinander. Das bedeutet nun auf keinen Fall, dass die Aneinanderreihung von Beziehungen sozial und wirtschaftlich sinnvoll ist – aber jeder ist seines Glückes Schmied, und wer sein Glück in der Unverbindlichkeit vermutet, der hat auch ein Recht, es zu erproben.

Die Liebe – Selbstliebe

Sich selbst zu lieben heißt nicht, sich zu bespiegeln ...
Wer immer das Alte Testament geschrieben hat, muss ein kluger Kopf gewesen sein. Er setzte in Levitikus bei der menschlichen Eigenschaft an, sich selbst zu lieben – und versuchte von daher sein Volk für die Liebe an anderen zu motivieren – sowohl zu den „eigenen Leuten“ wie auch zu Fremden. Wir lernen es in der Schule:

Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.

(Levitikus [3. Mose] 19,18).

Es gibt Hunderte von Interpretationen dieses Satzes, und viele „Heiler“ oder Psychotherapeuten bieten „Kurse zum Erlernen der Selbstliebe“ an.

Wenn die Liebe im Überfluss genossen wurde

Indessen ist die Liebe zu sich selbst längst vorgeprägt: Wer reichlich selbstlose und bedingungsfreie Liebe empfangen hat, kann sie auch geben. Das heißt aber nicht unbedingt, dass er auch dazu bereit ist – man muss ihn daran erinnern, ihn auffordern. Ist dies der Fall, wird er so viel Liebe schenken, wie er im Überfluss hat und entbehren kann. Das heißt, er wird keinen Handel mit Liebe beginnen, aber auch dafür sorgen, dass sich seine Quelle der Liebe nicht erschöpft.

Wenn die Liebe schon immer einen Preis hatte

Was ist mit einem Menschen, der weder selbstlose noch bedingungslose Liebe empfangen hat, also jemand, der sich die Liebe schon als Kind erkaufen musste? Nun, er kann durchaus bereit sein, Liebe zu schenken. Nur sind die Bedingungen bei ihm anders: Entweder er weiß, dass seine Quelle schnell versiegt, weil sein Vorrat an Liebe knapp ist. Oder er versucht, das zu tun, was ihm antat: Liebe zu verkaufen, das heißt, sich zu fragen, was er denn dafür bekommt, jemanden zu lieben (oder was er zahlen muss).

Ökonomisches Verhalten ist nicht falsch

Unabhängig davon, wie wir Liebe erlernt haben (oder eben auch nicht) versuchen Menschen stets, sich ökonomisch zu verhalten, weil sie ihr eigenes psychisches Überleben gerne absichern würden, bevor sie die emotionale Existenz anderer sichern.

Liebe im Überfluss oder bis zur Neige?

Das aber bedeutet: Solange ein Mensch Liebe im Überfluss „auf Vorrat“ hat, die ihn selbst nichts gekostet hat und unter dessen Verlust er auch nicht leidet, solange gibt er. Wir nehmen einfach an, dass er sich selbst sehr lieben muss, um diesen Vorrat anzusammeln. Aber er muss auch wissen, wie viel er davon abgeben kann, bevor sein Vorrate erschöpft ist. Und zusätzlich muss er wissen, wie er seinen „Tank“ wieder auffüllen kann, falls sein Vorrat doch zur Neige gehen sollte.

Sieht nun dieser Mensch, dass andere die Liebe bei ihm „abzocken“ wollen, so wird er misstrauisch. Und ab diesem Zeitpunkt versucht auch der liebevollste Mensch, seine „Haut zu retten“. Er wird in Zukunft entweder „den Hahn zudrehen“ oder eben auch damit beginne, der Liebe ein Preisetikett zu verpassen – womit die Liebe zum „Deal“ wird. Das ist nicht zwangsläufig negativ zu sehen – ein Großteil der Beziehungen läuft über „Deals“. Aber es hat ursächlich nichts mehr mit der eigentlichen Liebe als Gefühl zu tun, sondern nur noch mit der Ökonomie der Liebe.

Selbstliebe - die beste Quelle für psychisches Überleben

Die Selbstliebe ist eine Garantie dafür, dass wir psychisch überleben - sie setzt uns in die Lage, selbstzufrieden zu leben, auch wenn andere uns nicht lieben. Und sie ist eine Quelle, um andere mit Liebe zu beglücken – ohne Liebesbeweise oder Liebes-Deals. Insoweit ist die Selbstliebe unerlässlich, ob sie nun dazu führt, dass wir auf andere zugehen und unser Füllhorn ausschütten oder ob wir sie dafür verwenden, mit einem einzigen Menschen ein liebevolles Leben zu beginnen.

Bild: Buchillustration (anonym), Auszug

Das Wichtigste an der Liebe

Sehr plakativ, aber dennoch beliebt: die Botschaft auf dem Lebkuchenherz
Heute wende ich mich einmal an jene, die sich – in jungen oder fortgeschrittenen Jahren – unsicher sind, wie sie mit der Liebe umgehen sollen.

Die Kernfrage lautet: Was ist wirklich wichtig an der Liebe? Was ist Beiwerk, was Flitterkram – und was ist ganz offenkundig erlogen? Ich beginne mit einer Grundlage, die absolut unerlässlich ist. Aber dazu muss ich erst einmal etwas erklären. Mehr kann man auch in meinem Blog über "Liebe und Beziehungen" nachlesen.

Die Liebe aus deiner Sichtweise

Zunächst ist es die Tatsache, dass du den Kern der Liebe, also das Gefühl, das du beim Lieben hast, nur aus deiner eigenen Sicht kennst. Jeder andere Mensch fühlt die Liebe anders als du. Jede Frau und jeder Mann. Behauptet wird, dass Frauen untereinander ein besseres Gefühl für das haben, was sie mit „Liebe“ meinen – aber das ist nicht beweisbar. Es könnte allerdings daran liegen, dass Frauen sich mehr Mühe geben, ihre Gefühle zu verdeutlichen.

Die künstlichen Gefühle aus Minnesang und Kitschromanen

Minnesänger in der Verkleidung eines Händlers
Weil wir in Wahrheit bei der Liebe so gut wie gar nichts über die Gefühle anderer wissen, wird versucht, uns solche Gefühle vorzugeben. Ob die Minnesänger, die Gartenlauben-Literatur, der moderne Kitschroman oder der Schlager: Alle versuchen, uns Modell der Liebe zu verkaufen, die auf der Vermutung aufbauen, alle Menschen würden die gleiche Gefühlsuniform tragen. Nur sehr selten werden wir darauf hingewiesen, dass es sich dabei um Extrakte der Liebe handelt, die zu Illusionen aufgebauscht werden.

Idealisiertes Paar, 19. JH
Bei den Minnesängern wird dies besonders deutlich: Sie himmelten die „Minne“ an, um Edelmut vorzutäuschen, während sie in Wahrheit tricksende Bittsteller an den Bettkanten adliger Dame waren. Auf Täuschung beruhten auch die Grundlage der Gartenlauben-Literatur: Die meisten der bürgerlichen Leserinnen hatten nicht die geringste Chance, jemals eine Liebschaft einzugehen, sondern wurden „unter die Haube gebracht“. Die Literatur diente dazu, eine Illusion aufrechtzuerhalten: die der Liebe aus Neigung. Heute ist die Welt bunter und liberaler – aber dennoch steht die Illusion hoch über der Realität der Liebe.

Die eigene Liebe - die Liebe anderer

Wenn wir einmal festhalten, nichts über die Liebe anderer zu wissen, dann bedeutet dies für die meisten von uns: Wir müssen lernen, dass andere nicht so sind wie wir selbst. Es geht normalerweise darum, die Liebe zu finden, die wir am meisten genießen können und auch darum, das anderen der Genuss unserer Liebe gefällt. Alles, was erheblich davon abweicht, erzeugt „schräge“ Beziehungen. In ihnen liebt beispielsweise eine Frau den Mann erheblich mehr als umgekehrt, was sich im Satz „ich habe so viele Gefühle investiert“ manifestiert. Oder jemand genießt die körperliche Schönheit oder den sozialen Stand des anderen mehr als die Liebe zu ihm (oder ihr).

Das Wichtigst an der Liebe

Das Gleichgewicht der Gefühle oder gar die Harmonie der Gefühle in der Liebe zu empfinden, beruht allerdings wieder auf Gefühlen und nicht auf „belastbaren Tatsachen“, sodass wir darauf angewiesen sind, unseren Gefühlen zu trauen.

Das Vertrauen in die eigenen Gefühle ist deshalb das wichtigste an der Liebe. Leider haben nicht alle Menschen diese wichtige Eigenschaft erlernt und verinnerlicht. Und manche von uns wurden getäuscht oder gar enttäuscht. Zudem kann der Körper unsere Gefühle zeitweilig überlagern, indem er „zu viel des Guten“ an körpereigenen Drogen produziert, die unsere bekannten und vertrauten Gefühle überlagern.

Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen: Das Vertrauen in die eigenen Gefühle ist in der Liebe die bewährteste und zuverlässigste Eigenschaft, um selber zu lieben und Liebe annehmen zu können.

Bild oben:© 2019 by Liebesverlag.de.
Bild Mitte: Minnesänger Dietmar von Aist als fahrender Händler. Aus dem Codex Manesse.
Darunter: Bild aus einer Schrift des späten 19. Jahrhunderts, koloriert.

Welchen Preis zahlst du für die Liebe?

Das den Annehmer bewegende Gefühl ist der Schmerz. Die Erfahrung des Schmerzes als Preis für die Liebe, der er erhält, ist ihm vertraut. Er kann damit leben.

Daniel Casriel

Emotionen ausgelaugt ... keine gute Lösung
Liebe ist keine beliebig verfügbare Ressource. Das heißt: Es gibt nicht genügend Menschen, die Liebe im Überfluss verschenken können oder wollen. Hingegen gibt es einen riesigen Bedarf an Liebe, der vom Angebot nicht gedeckt werden kann.

Wie gehen die Menschen mit der Ressource „Liebe“ um?

Ganz grob können wir Menschen in zwei Kategorien enteilen:

Ablehner

Die Einen haben eine lange Zeit (mindestens in der Kindheit) Liebe erfahren, ohne etwas dafür tun zu müssen. Sie sind überrascht, wenn für die Liebe später ein Preis aufgerufen wird, und besinnen sich dann oft darauf, sich selbst lieben zu können, wenn es an der Liebe anderer mangelt.

Annehmer

Die Anderen mussten schon bald etwas leisten, um geliebt zu werden. Sie lernten: Liebe hat einen Preis, und es kann schmerzlich sein, ihn zu entrichten. Weigere ich mich aber, ihn zu bezahlen, geht es mir schlecht. Idealerweise müsste ich nun ökonomisch denken: für möglichst wenig Schmerz viel Liebe einzuhandeln.

Der zitierte Daniel Casriel nennt die eine Gruppe die „Ablehner“ die andere die „Annehmer“. Ein extremer „Ablehner“ wäre bereit, auf die Liebe anderer zu verzichten, um sich selbst und seien Ideen zu verwirklichen, gleich, ob man ihn dafür liebt oder nicht. Hingegen würde ein extremer „Annehmer“ jeden Verlust, jeden Schmerz und jede Erniedrigung hinnehmen, um auch nur ein wenig Liebe zu erhalten.

Die meisten Menschen liegen mit ihren Gefühlen nicht an den Extremen, sondern irgendwo im Mittelfeld, das heißt, sie kennen den Preis, den sie für die Liebe zu zahlen bereit sind, und sie können „damit gut leben“.

Liebe, was ist dein Preis?

Der übliche Preis für die Liebe ist der Verlust der völligen Freiheit, also „zu fühlen, zu denken und zu handeln, wie man selber will“. Typisch für die Ausgangslage wäre die Aussagen eines „ablehnenden“ Singles: „Ich kann tun was ich will, reisen, wohin ich will und schlafen, mit wem ich will.“ Bindet sich dieser Single, so sind diese Freiheiten erheblichen Einschränkungen unterworfen. Der „Annehmende Single“ würde sagen: „Ich verzichte gerne auf meine Freiheiten und tauschen dafür Liebe, Geborgenheit und Sinnhaftigkeit.“

Wenn der Preis für die Liebe zu hoch wird

Das alles wäre akzeptabel, wenn die Annehmer nicht mit gefühlssaugenden menschlichen Vampiren rechnen müssten. Jene wissen, dass manche liebebedürftige Menschen sozusagen „jeden Preis“ zahlen, sogar den, sich selbst emotional zu zu zerstören. Ob man solche Menschen, wie Casriel vorgibt, als „neurotisch“ oder „charaktergestört“ bezeichnen kann, ist eine Frage, die Psychiater und Psychologen unter sich klären sollten. Der Mensch, der liebt, kennt seine Bedürfnisse und Entbehrungen, seine Triebe, Lüste und Tränen, aber er handelt auf keinen Fall vernünftig. Der Preis für die Liebe ist zumeist dann zu hoch, wenn die eigene Selbstachtung dauerhaft verloren geht, die finanziellen Ressourcen aufgebraucht sind, der Körper nachhaltig geschädigt wird oder die sozialen Grundlagen wegbröckeln.

Geld, Emotionswährung und „Niedergang“ als Preis

Geld und Gut als Tauschmittel für die Liebe sind nicht gerne gesehen, was nicht heißt, dass es dennoch recht viele Menschen gibt, die sich auf solche „Deals“ einlassen. Zwar wird hier nur die Illusion der Liebe „verkauft“, aber sie wird in längeren Beziehungen oft so perfekt gespielt, dass wenigstens der „Käufer“ meint, echte Liebe zu erhalten.

Weniger verpönt ist die Liebe gegen Emotionswährung. Dabei versucht der Partner, Liebe zu geben und damit sein „psychisches Einkommen“, also seine emotionale Zufriedenheit, zu steigern. Erwünscht ist, einen Mehrwert zu erzielen: „Ich gebe Liebe – davon habe ich reichlich. Ich tausche dafür Glück und Zufriedenheit, davon habe ich nicht genug.“ Der Mehrwert kann auch in Macht, Einfluss oder einer besseren sozialen Stellung bestehen.

Die wirklichen Gefahren und dreckigen Methoden

Obgleich beide Methoden als „unethisch“ gelten mögen, sind sie immer noch gefahrloser als „Liebe gegen Seelenausverkauf“. Bei dieser Variante erlaubt die/der Liebessehnsüchtige, dass ihre/seine Emotionen bis zur Neige, möglicherweise gar bis zum Wahnsinn erschöpft werden. Abgemildert könnet man sagen: Dabei wird der letzte Cent an Emotionswährung verschenkt, ohne einen einzigen Penny an Glück zu gewinnen.

Was bedeutet Sadismus und Masochismus in diesem Fall?

Ablehner sind keine typischen Sadisten – sie haben es nicht nötig, denn sie genügen sich selbst. Und obwohl „Annehmer“ keine „geborenen“ Masochisten sind, können sie offenbar leicht in solche verwandelt werden. Die Gefahr geht davon aus, durch die Liebe, die ja bereits eine Abhängigkeit ist, in weitere Abhängigkeiten hineingetrieben zu werden. Geschieht dies mithilfe der bekannten „Salamitaktik“, so können die Betroffenen am Ende nicht einmal mehr feststellen, wann die „totale Unterwerfung“ stattfand. Der fließende Übergang ermöglicht dem böswilligen Partner, den Annehmer emotional auszubluten.

Das Fazit - der Preis der Liebe

Liebe hat einen Preis, aber kein Etikett, von dem er ablesbar ist. Er wird normalerweise in der Aufgabe gewisser Freiheiten bezahlt. Je größer das Liebesbedürfnis ist, und umso schwerer es erfüllbar ist, umso mehr steigt der Preis.

Seit einigen Jahren ist üblich, das „psychische Einkommen“ mithilfe von Liebe aufzubessern. Dabei wird versucht, Liebe (alternativ auch puren Sex) als Tauschmittel gegen Glück einzusetzen. Den Preis legt jeder selbst fest – wichtig ist nur, dass ein fühlbarer Gewinn erzielt wird. Das jedenfalls behauptet der Ökonom und Historiker Gérard A. Böcklemann.

Wer mit einem beinahe erschöpften „psychischen Einkommen“ dennoch versucht, den Preis der Liebe zu bezahlen, macht psychische (gelegentlich auch soziale, finanzielle oder körperliche) Schulden, die das Ende der glücklichen Existenz einläuten können.

Anmerkung: Daniel Casriel ist wegen einer seiner Methoden umstritten, trifft aber mit dem Zitat dem Nagel durchaus auf den Kopf. Gérard A. Böcklemann hat versucht, den Preis der Liebe näher zu definieren, und zwar ins seinem Buch „Ökonomie der Sexualität“.