Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der "einzig wahre Weg zur Liebe" und seine Verkünder

Statt einer Laudatio zum 10. Geburtstag der Liebeszeitung

Wenn sein Irrenhaus für Pseudo-Intellektuelle gäbe, würden dort nach Dutzenden zählende Vertreter des einzig wahren Wegs zur Liebe einsitzen – ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt auf eine Behandlung ansprechen würden. Es reicht wahrscheinlich, sie zu isolieren. Mögen sie zueinander sprechen, voreinander Vorträge halten und einander in ihren Meinungen bestätigen. (Oh, ich weiß: Manche es tun es jetzt schon).

Besserwisser wissen in Wahrheit - gar nichts

Vielleicht sollte man auch die Besserwisser dort aufnehmen. Sie verbreiten nicht die einzig wahre Meinung, sondern die von ihnen favorisierte Meinung über die Liebe, die sie allen anempfehlen. Ihr Trick: Sie klingen für viele plausibel. Und unglücklicherweise fallen die Menschen dabei auf ihre Titel herein. Doch die meisten schreibenden und dabei dozierenden Wissenschaftler kennen das Leben der Menschen im Alltag gar nicht. Das Leben, das wir in der Realität genießen oder ertragen, ist für sie das „Leben in dem Ameisenhaufen“ da unten, das man beforschen kann, aber nicht erleben will. Oftmals kann an auf den Titel „Doktor“ oder „Professor“ sogar verzichten, nämlich dann, wenn man irgendein abwegiges Buch geschrieben hat, in dem ein paar „Auch-Wahrheiten“ zur gültigen Mainstream-Meinung erhoben werden. Sie können im Übrigen sicher sein, Leser(innen) zu finden, die ihnen genau das „Abkaufen“, was sie aufschreiben. Das gilt besonders dann, wenn sie etwas Wiederkäuen, das schon viele andere vor ihnen geschrieben oder beforscht haben. Wissenschaftler haben eine fatale Neigung, den „Mainstream-Thesen“ über die Liebe zu folgen, die andere Wissenschaftler vor ihnen aufstellten und die ohnehin „eingängig“ sind. In diesem Zusammenhang erinnere ich gerne an die Theorie, wir würden die Partnersuche heute noch „genauso gestalten wie die Steinzeitmenschen“.

Der Mainstream - das Himmelreich der Dummschwätzer

Es gibt zahlreiche Beispiele von Autoren, die marginale, noch vage Erkenntnisse aufbauschen und ebenso solche, die absolut nichts zu sagen haben, aber gut abschreiben können. Die Rezipienten, also wir, sind dann blöd genug, zu glauben, dass alles, was wir aus Neue lesen, wahrer ist als das, was wir nur einmal lasen. In Wahrheit wird abgeschrieben, was das Zeug hält.

Es wäre nicht schlimm, wenn solche Autorinnen und Autoren verlacht oder wenigstens ignoriert würden. Aber sie kommen durch die Buchveröffentlichungen, durch Feuilletonistin und professoralen Helfershelfern zu Ruhm und Ehren – und nicht zuletzt durch dümmliche Leser ohne eigene Meinung. Es ist Betrug am Menschsein, der aber nicht als Betrug gesehen wird.

Die Aufrechten

Ach, es gibt sie auch, die Aufrechten? Ja, sie gibt es. Sie zeichnen sich durch Bescheidenheit aus, nicht durch Behauptungen. Sie spielen auf der Klaviatur der Psyche in Dur und Moll und wissen, dass wie alle recht unterschiedlich empfinden. Vor allem aber wollen sie uns verstehen, während die Pseudo-Intellektuellen von uns erwarten, dass wir das fressen, was sie uns vorsetzen: eine Mixtur aus Halbwahrheiten und erfundenen Schlussfolgerungen. Das heißt: Wir sollen unsere Erfahrungen und Emotionen modifizieren, damit sie mit ihren Thesen recht behalten.

Ich kenne beide – die Aufrechten und die Dummschwätzer - aus vielen Bereichen. Der Unterschied ist überdeutlich: Die Aufrechten hören dir zu, weil du wichtig und wertvoll bist. Die Dummschwätzer labern dir die Ohren voll, weil du in ihren Augen kein vollwertiger Mensch bist. Und auf diese Weise kannst auch du sie erkennen.

Und - wo stehe ich selbst?

Haltet von mir, was ihr wollt - aber sagt mir, wenn ihr anderer Meinung seid. Das nützt in jedem Fall.

Ist der Orient noch faszinierend?

Orinent-Kitschroman: Teil des Titelbilds
Ist der Orient noch faszinierend? Oder regt er noch die erotische Fantasie der Männer an? „Kaum“, wäre meine Antwort heute - aber im 18. und 19. Jahrhundert war das einmal ganz anders.

Kürzlich wurde ich gefragt, ob es noch romantische Vorstellungen vom Orient gibt. Nun bin ich ein ausgewiesener Fan von Scheherazade – und ich meine nicht das Buch, sondern die „Sinfonische Dichtung“ von Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow.

Karl May war der populärste Erzähler orientalischer "Märchen"
Wirklich fasziniert vom Orient waren die „Orientalisten“, eine Gruppe von Malern, die im 19. Jahrhundert opulente Werke schufen. Ihre Vorstellungen wurden von neugierige, halbgebildete Bürgern weitergetragen.

Was wussten die Menschen schon vom Orient? Man fand die salomonische Pracht faszinierend, die man überall im Orient vorzufinden glaubte, und die Erotik-Fanatiker interessierten hauptsächlich zwei Themen: Die unglaubliche Wollust der Orientalen, die –man stelle sich vor – Harems mit mehreren Hauptfrauen und zahllosen Sklavinnen unterhielten. Und nicht zuletzt wurden die „Haremsstrafen“ in allen erdenklichen Farben geschildert.

Und während die Erwachsenen erotische Orientromane mit der für das Bürgertum typischen Mischung von Faszination und Abscheu verschlangen, lasen Männer, Frauen und Kinder die aufregenden Orientromane von Karl May im „Deutschen Hausschatz in Wort und Bild“.

Die Vorstellung einer weißen Sklavin im Harem
Das Schloss eines orientalischen Fürsten nannte man auch „Serail“, und schon im 18. Jahrhundert nutzten Schriftsteller und Librettisten das Thema für Geschichten von weißen Sklavinnen, die ins Serail verschleppt wurden, zum Beispiel „Belmont und Constanze, oder: die Entführung aus dem Serail“. Von Christoph Friedrich Bretzner. Das Singspiel wäre verloren gegangen wäre, wenn es nicht von Johann Gottlieb Stephanie neu gefasst worden und von Mozart vertont wurde. Wie bei mehreren anderen Singspielen (die Zauberflöte) „von Mozart“ war Mozart nicht der Initiator, sondern der Komponist.

Wie auch immer: Ein großer Teil der Faszination der Bildungsbürger lässt sich an den Orientalisten der Malerei sowie der „Entführung aus dem Serail“ und der fiktiven Reiseliteratur nach dem Vorbild von Karl May festmachen. Die Erotik stammt ebenfalls hauptsächlich der Darstellung von nackten (oftmals weißen) Sklavinnen und aus Büchern über Sklavenhalter, die dann auch oftmals flagellantische Motive enthalten.

Beliebtes Thema: weiße Sklavinnen im Orient
Das Thema flackerte in den 1950er Jahren noch einmal kurz auf, als zahlreiche "Orientromane" als Groschenhefte verlegt wurden. (Titelbild dieses Artikels). Wie auch schon früher, lagen Kunst und Kitsch in der Orientbetrachtung Seite an Seite.

Was fasziniert heute noch am Orient? Hauptsächlich die Erinnerung der Menschen an Erzählungen, Gemälde und Libretti. Was davon noch erkennbar ist, wird manchem klar, der einmal das Glück hatte, in die sinnlich erscheinenden Augen einer jungen Frau aus der Levante (dem Vorderen Orient) zu sehen, die immer noch „märchenhaft“ wirken.

Bilder:
Titel: "Liebesabenteuer im Orient", Sittenroman-Reihe, No. 1, Teilansicht
(oben links) Titelbild aus der Zeitschrift, die Karl May veröffentlichte.
Unten: Otto Pilny, der Skalvenmarkt (1910)
Unten: ???, Orientalist.