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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Schämen mit und ohne Sinn

Schämst du dich am Tag danach?
Derzeit wird über das „Schämen“ heftig gestritten. Manche Zeitgenossen meinen, wir hätten die Schamgefühle abgelegt. Ein Teil davon hält das für absolut schlecht, ein anderer Teil glaubt, so etwas wirke befreiend. Wieder andere sehen neue Wellen von Scham in der Gesellschaft oder im Individuum aufsteigen. Und immerhin gibt es Propagandistinnen, die Männer am liebsten an den Pranger stellen würden, um sie öffentlich zu beschämen. Sie sollen dort für ihre Worte und Taten büßen, indem sie der Schande anheimfallen.

Wenn uns die Schamröte befällt

Wann schämen wir uns eigentlich? Es mag sein, dass wir uns unserer Worte und Taten schämen, wenn wir eine Missetat begangen oder ein Tabu gebrochen haben. Doch wenn die Scham durch heftiges Erröten auf unseren Wangen erkennbar wird, dann wissen wir: Weder Worte noch Taten waren der Grund, uns zu schämen – sondern der Umstand, dass uns jemand damit konfrontierte. Es ist eine Reaktion darauf, bei etwas „erwischt“ worden zu sein. Manche Wissenschaftler meinen, das Erröten diene zu unserem Schutz, weil das Erröten zum Teil bereits als Sühne interpretiert würde.

Jedenfalls – und das ist ziemlich sicher – empfinden wir bei der Scham aus psychologischer Sicht unsere Unvollkommenheit oder Fehlbarkeit.

Das Beispiel Nacktheit – schamvoll oder schamlos?
Nackt sein und sich schämen

Das harmloseste Beispiel für ein plötzliche auftuendes Schamgefühl ist die Entkleidung oder die Nacktheit als solche. Sie wurde vor allem in der erotischen Literatur des 19. Jahrhunderts erheblich strapaziert: Die Autoren schreiben über Entkleidungen aus der Sicht der Betroffenen ebenso wie aus dem Augenwinkel zufälliger oder absichtlicher Zuschauer.

Die Autoren der damaligen Zeit kannten viele Stufen der Scham, die durch das „Ausziehen“ entstehen kann. Es ging dabei darum, ob sich die Protagonistin selbst entkleidete oder entkleidet wurde, welche Kleidungsstücke entfernt wurden und ob es dabei Zurschaustellungen bestimmter Körperteile gab. Sodann wurde variiert, ob die Zuschauer männlich oder weiblich waren und wie hoch ihre Anzahl war. Noch heute werden entsprechende Gefühle angesprochen: Etwa dann, wenn sich die Protagonistin oder der Protagonist entkleiden muss, die Zuschauer(innen) aber vollständig bekleidet bleiben.

Schamlos handeln, schamvoll erwischt werden?

Daneben wurden vielfach „beschämende“ sexuelle Handlungen angesprochen, immer unter dem Gesichtspunkt, dabei „erwischt“ worden zu sein. Mal ist es der Voyeur, mal ein masturbierender Jüngling, mal ein Freundinnenpaar, das die sapphische Liebe ausführte. Und bis heute gilt: Je mehr die Lust mit einem Tabu verbunden ist, umso mehr schämen sich die Protagonisten wie die realen Personen, wenn sie damit konfrontiert werden.

Wenn wir die Scham an der Garderobe abgeben

Wie ist es nun mit der gespielten Schamhaftigkeit oder der Lust daran, sich an schambesetzten oder tabubehafteten sexuellen Handlungen zu beteiligen?

Zuerst sollten wir uns eingestehen, dass unser Schamgefühl, wie alle anderen Gefühle auch, ebenso komplex wie variabel ist, oder einfacher: Jeder Mensch empfindet seine Scham anders. Dann sollten wir bedenken, dass jede sinnliche Erfahrung einerseits Furcht erzeugen, andererseits aber auch Erfüllung bringen kann. Was letztlich heißt: Wir fordern unser Schamgefühl recht häufig heraus.

Sich schämen, die Scham zu überwinden?

Dabei entsteht oftmals eine paradoxe Situation: Je heftiger die Empfindung waren und je intensiver der Genuss, umso mehr berichten Betroffene hernach über negative Gefühle – unter anderem auch von Scham. Von „wie konnte ich das tun?“ bis „warum habe ich mich nur drauf eingelassen?“. Offenbar wirkt die Scham also später als die Lust, und sie kann die Lust sogar überdecken. Ob wir uns sogar schämen, die Scham überwunden zu haben? Diese Frage wird wohl ohne Antwort bleiben.

Gibt es ein „Spiel mit der Scham?“ Man muss lange suchen, um hier in der Literatur fündig zu werden. Offenbar glauben viele, niemand sei berechtigt, mit seinen Gefühlen zu spielen. Gefühle gelten als der Heilige Gral der Aufrichtigkeit. Und doch haben manche Menschen Erfolg damit, ihre Gefühle gezielt einzusetzen – auch das Schamgefühl. Eine Dame, die damit spielt, schamhaft zu sein, berührt die Psyche der Männer. Offensichtlich denken sie: „Ach, dieses wundervolle Wesen, sie schämt sich so, diese frivolen Dessous zu tragen, und sie tut es dennoch – für mich.“

Scham im Rollenspiel

Umstritten ist, ob Menschen „auf Befehl“ erröten können, aber auch ohne die Schamröte im Gesicht kann das Schämen erfolgreich gespielt werden, ebenso wie andere Gefühle auch. Das liegt einfach daran, dass manche Menschen sehr glaubhaft Rollen spielen können, die nicht ihrem Wesen entsprechen.

Letztlich entscheidet dann der Rezipient, ob er der Rolle Glauben schenken will – für eine Nacht, ein paar Tage in Folge oder dann und wann. Genauso, wie es im Musical „Show Boat“ heißt (sinngemäße Übersetzung):

Fragt doch den Helden,
Ob er mag, wie ich ihn verführe,
Ob ich nun ein Luder spiele.
Oder seine Geliebte.


Fragt sich natürlich, wann die Spielerin wieder sie selbst ist und was sie dann will, wofür sie sich schämt oder was sie sich nimmt, ohne sich zu schämen. Aber das sollten wir – mit Verlaub – jedem Menschen selbst überlassen.

Und das Fazit des Schamgefühls?

Sich zu schämen ist so ernst, dass jeder über sich nachdenken sollte, wenn ihn dieses Gefühl überfällt. Aber es ist nicht so ernst, dass wir daran verzweifeln müssten. Ein bisschen verschämt zu sein kann sehr erfolgreich sein, sich für sein Handeln zu schämen und daran zu verzweifeln, ist hingegen mit Sicherheit unsinnig.

Psychologie, Ökonomie und Online-Dating

Ein neues Orakel über Online-Beziehungen wurde dieser Tage in „Business Insider“ offengelegt: Beziehungen, die durch das Internet zustande kommen, sind anders, aber nicht schlechter.

Wie schön, die nun einmal wieder aus dem Munde einer Psychologin und Paartherapeutin zu hören. Und wie immer. schreibe ich noch dazu: Ohne Psychologen wären wir natürlich nie dazu gekommen, uns die Welt erklären zu können.

Zum Beispiel in diesem Satz:

Im Gegensatz zu Beziehungen, die durch Zufall entstanden sind, fehlt dieser Moment, in dem einer der beiden schon verknallt ist, bevor der andere ihn oder sie überhaupt bemerkt hat. Bei Internet-Bekanntschaften ist von vornherein klar: Das Gegenüber ist Single und auf der Suche. Das klingt unromantisch — bedeutet aber nicht, dass daraus keine langfristige Beziehung entstehen kann.

Ganz unabhängig von der Aussage: Wer nicht „gefunden werden“ will, dem bleibt nur, aktiv an den freien Partnermarkt zu gehen und sich dort zu präsentieren - online oder offline. In Wahrheit ist die aktive Partnersuche nicht wirklich völlig „zufällig“ und „romantisch“, wie viele glauben. Wir gehen nicht "irgendwohin" oder fragen "irgendjemanden", sondern wir gehen an bestimmte Orte und sprechen dort bestimmte Personen an.

Warum wir ökonomisch denken sollten und nicht psychologisch

Wer nun über 40 ist, für den wird der Markt immer enger. Und wenn das Angebot groß und die Nachfrage gering ist, muss der Suchende seinen Radius ausweiten, exotische Märkte nutzen oder seine Toleranzen überprüfen.

Ja, dabei spielt Online-Dating heute eine Rolle - nämlich genau die Rolle, die früher einmal wohlmeinenden Kupplerinnen und Zeitungsanzeigen spielten. Sie schufen Märkte, die es ansonsten nicht gegeben hätte. Märkte, die wertvoll und wichtig für jene waren, die später oder „zum zweiten Mal“ suchten.

Und aus allen Varianten konnten - gestern wie heute - langfristige Beziehungen entstehen oder auch nicht.

Der Beitrag in Business-Insider ist durchaus nicht falsch, aber nichts in diesem Artikel ist wirklich neu.

Zitat aus: "Business Insider"