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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der Kink und der Spleen

Alles Kinky, oder?
Der Spleen ist englisch und ist es auch nicht. Wenn wir in Deutschland sagen, ein Gentleman habe einen „Spleen“ (1) dann meinen wir, er habe eine Art „Schrulle“ oder „Marotte“, oder, wie man auch sagte, eine „fixe Idee“. in Vulgär-Deutsch vielleicht auch eine Macke oder eine „Schnapsidee“.

Jedenfalls - und dies steht fest - ist es im Englischen bestenfalls eine Art „Anfall des Geistes“ oder eben eine „Laune“. Hättet ihr das gewusst? (2,3)

Der „Kink“ - wer knickt da eigentlich was?

Das Wort „Kink“ ist unzweifelhaft ein Bestandteil der englischen Sprache, und fast alle Übersetzungen beginnen mit „Knick“. Wieder kommt die Schrulle ins Spiel oder man spricht von „einer ungewöhnlichen sexuellen Vorliebe“. Nur - so übersetzt ist der Begriff zu lang und zu umständlich. Es ist sozusagen die Lexikonform, die wir auch im Webster finden: Ein unkonventioneller sexuellen Geschmack oder ein solches Verhalten.

Die neutralste Definition fand sich übrigens in Longmans Dictionary of Contemporary English“. (4) Dort heißt es zunächst ohne sexuellen Bezug: „Eine Verdrehung in Dingen, die normalerweise gerade sind“. Daraus erklärt sich der Wortgebrauch „etwas Merkwürdiges ... im Persönlichkeitsbild“. Und für „kinky“ im sexuellen Sinne: „Jemand, der merkwürdige Wege geht, um sexuell erregt zu werden.“

Die üblichen Übersetzungen an Beispielen

Linguee (5) geht gar nicht erst den Weg ins 21. Jahrhundert, sondern übersetzt altbacken, „eine Perversion“ - das ist mit Sicherheit „voll daneben“. Andere bemühen sich gar nicht erst, das Wort Kink (6) im sexuellen Sinne zu definieren. Lediglich, wenn man zu „Kinky“ wechselt, sagt Ponds: „Sex der anderen Art“ und ergänzt: „sexy (auch mit Fetisch o.Ä.) Auch LEO macht beim Kink schlapp, definiert „kinky“ aber als „pervers“. Wer sich ein bisschen durchwühlt, bekommt dann aber doch noch im Forum passende Übersetzungsvorschläge (7).

Und wie übersetzt man nun?

„Ungewöhnlich“ klingt nach meiner Auffassung ganz plausibel für „kinky“. und wenn jemand einen Kink hat, dann mag er „das Besondere“ - das reicht, wenn der Zusammenhang mit der Sexualität ohnehin gegeben ist. Wenn eine Dame „kinky“ im Bett ist, dann hat sie also „besondere Wünsche“. Meist aus der Sicht des anderen.

Übersetzungen kosten bekanntlich umso mehr Mühe, je mehr der Begriff „umschrieben“ werden muss. Deswegen kommen die "besonderen Wünsche" nicht in Frage. Manchmal wäre das Wort „Leidenschaften“ nicht schlecht, etwa hier:

Jeder (den ich dazu hörte) hatte unterschiedliche Meinungen, aus denen seine Leidenschaften und Lebenserfahrungen sprachen.

Wie wird das Wort im sexuellen Zusammenhang benutzt?

Es scheint also nicht immer nötig zu sein, explizit auf die „Abweichung“ hinzuweisen, wenn im Kontext ohnehin klar ist, dass es sich um Lüste oder Leidenschaften handelt.

Wenn nicht „jargongerecht“ übersetzt werden muss, kann auch die Umschreibung durchaus ein Mittel sein, um Modebegriffe wie „kinky“ zu vermeiden. Ich nenne mal ein Beispiel mit dem Satzbeginn „She is kinky in bed ...“

Im Bett ist sie ungewöhnlich begehrlich und fordert mich dabei zu Handlungen heraus, die ich mir nicht einmal im Traum vorgestellt hätte.

Übersetzer von Literatur achten mehr auf das Milieu, in dem der Begriff gebraucht wird: Sind es Feinde der Abweichler, so werden sie vermutlich „abartig“ oder „pervers“ meinen, sind es „Insider“, so benutzen sie bewusst das Wort „Kink“ für ihre Neigung, und man könnte es durchaus in der Originalsprache verwenden. Alle anderen sind jedoch meiner Meinung nach frei, das Wort so zu übersetzen, dass es in den Kontext passt. Denn letztlich ist „Kink“ kaum mehr als ein Etikett, das sich bestimmte Autoren „aufkleben“.

Wo ist „kinky“ denn überhaupt angebracht?

Ohne Zweifel ist „kinky“ ein Modebegriff. Wenn sich jemand in diesem Jargon ausdrückt, will er sagen, dass er „dazu gehört“, also auf keinen Fall „straight“ ist, was letztlich heißt: „Ich will keinen Blümchensex“. Doch „nicht straight“ oder „nicht vanilla“ zu sein in seinen sexuellen Wünschen heißt auf keinen Fall, etwas Genaues darüber zu sagen.

(1) Grimm
(2) Webster 1913
(3) Webster 1828 (1928)
(4) Longmans, Ausgabe 1995)
(5) Linguee
(6) Pons
(7) Leo (im Forum)