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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die Sünde, die Buße, die Fleischeslust und die Hiebe

Der Kirche nicht unbekannt: erotische Flagellation
In dem Treibhause der römisch-katholischen Kirche wachsen Prügel von allen Sorten.
(covin)


Neben anderen Bußen wie das Auferlegen des Fastens, des Deklamierens von Gebeten oder Psalmen wurde dem Büßer noch „eine bestimmte Anzahl von Hieben“ auferlegt - so sagte es uns Otto von Corvin (1) in „Die Geißler“, und …

Geißelhiebe wurden gleichsam die Scheidemünze der Buße, besonders für die, welche der römischen Kirche keine anderen Münzen zahlen konnten.

Doch was bewirkte diese Form der Buße?

Die Kirchenmänner jener Zeit waren nicht dumm, sondern zumeist sehr belesen und mit dem „Menschlichen“ vertrauter als man heute glaubt. So sagte der Abbé Charles Boileau (2):

Wenn die Lendenmuskeln mit Ruten- oder Peitschenhieben genossen werden, (werden) ... die Lebensgeister mit Heftigkeit gegen das os pubis (Schambein) zurückgestoßen werden und unkeusche Bewegungen erregen. Diese Eindrücke gehen sogleich in das Gehirn über, malen hier lebhafte Bilder verbotener Freuden, bezaubern durch ihre trügerischen Reize den Verstand, und die Keuschheit liegt in den letzten Zügen.

Man muss nicht viel mehr wissen, um sich zu verinnerlichen, wie eng Lust und Strafe zusammengehen, und wie sich die Vorstellung der Wollust mit jenen der Hiebe vermischen. Die alten Sünden, die Buße, die Schläge und neue Sünde „wider die Keuschheit“ lagen nach Meinung des Kirchenmannes eng beieinander.

Die Lust durch Schläge heute

Wie nahe liegen heute Buße, Unterwerfung, Geißelung, Hiebe und Wollust?

Wem würde sich der heutige Mensch noch unterwerfen, ohne einen unmittelbaren Anlass zu haben? Warum sollte er Buße tun, wenn ihn seine Fehler nicht drücken? Und wer würde sich, wenn er denn bei Verstand wäre, freiwillig peitschen lassen?

Die Antwort ist nicht leicht zu finden. Tatsache ist: Eine gewisse Anzahl von Menschen tut es bereits, andere träumen davon. Meist sind es Männer mit großer Verantwortung, die sich an eine sozial deutlich schlechte angesehene Gruppe von Frauen werden. Männer mit Selbstzweifeln „auf hohem Niveau“ (2), die Grund zur Buße im herkömmlichen Sinne hätten.

Das ist die eine Seite: Buße üben, indem sich der Mensch erniedrigen und strafen lässt. Und die andere?

Heute wie gestern - der gegenseitige Einfluss von Lust und Schmerz

Der Abbé beschreibt recht deutlich und ungewöhnlich modern, was geschieht, wenn der Körper einmal mit gezielten Schlägen konfrontiert wird. Die Erregung mit Hautrötungen und verstärkter Durchblutung wird vom Gehirn zunächst als Sinnesreiz wahrgenommen und erst dann umgesetzt in „Schmerz“ und/oder „Lust“. Wird die Lust einmal „freigesetzt“ dann versucht das Gehirn, die Reize zu verstärken, um den Menschen zum Geschlechtsakt zu befähigen. Und je nachdem, wie sich diese Rückkoppelung auswirkt, schreitet das Gehirn der Vollendung entgehen - sei es gedanklich oder gar körperlich.

Unsicherheiten - warum mal Schmerz, mal Lust?

Man glaubt, heute zu wissen, dass Schmerz, Religiosität und Sexualität im Gehirn eng beieinanderliegen. Dennoch weiß man nicht, unter welchen Voraussetzungen sich der Mensch zur Hingabe an den Schmerz entschließt oder sich der Lust hingibt, die von den Schlägen ausgeht.

Nachdem Menschen heute erst im Erwachsenenalter und völlig freiwillig mit Schlägen konfrontiert werden, können wir annehmen, dass ein altes Prinzip äußerst wirksam ist: der Kreisprozess. Denn ob die „Schmerzgeilheit“ zuerst im Kopf entsteht oder zuerst in den Lenden, ist ganz und gar unwichtig, sobald wir feststellen, dass sie sich gegenseitig beeinflussen und „hochschaukeln“ können.

Oder einfacher: Die Lust an Schlägen kann vom Gehirn ausgelöst werden oder von der Rötung der Pobacken. Am Ende aber gibt es keine Gefühle, die nicht vom Gehirn beeinflusst werden. Es gibt also keinen Anfang und kein Ende, keine Ursache und keine Wirkung. Alles, was wir so nennen, trifft sich wieder im Gehirn, der einzigen Instanz für unsere Gefühlswelt.

(1) Zitatenquelle Covin.
(2) Hofprediger am Hof Ludwigs XIV * 1648 in Beauvais; † 28. Mai 1704 in Paris)
Hinweis: Otto Julius Bernhard von Corvin-Wiersbitzki war ein Autor des 19. Jahrhunderts.




Unartig sein

Ganz und gar "unartig" für 1944 - aber "nett"
Wer brav ist, kommt bekanntlich in den Himmel. Allerdings dauert es meist sehr lange, bis du merkst, ob du dahin kommst. Und dann warst du eben die ganze Zeit brav, warst immer brav und hast dich nicht getraut, auch mal unartig zu sein. Denkst du tatsächlich, dass es ich lohnen würde, immer „artig“ sein?

Was ist eigentlich "artig sein?"

Wer „artig“ ist lebt seiner Art gemäß. Und das liest sich dann so (1):

Artig … wird im geselligen Verkehr das zuvorkommende, d. h. dasjenige Benehmen genannt, welches auf der Voraussetzung beruht, dass der andre … gleichen Standes oder Ranges, gleicher Erziehung etc. mit uns selbst sei. Das Gegenteil von Artig (ist) dasjenige Benehmen, welches auf der Voraussetzung der Ungleichartigkeit des andern beruht u. dieselbe hervorkehrt, heißt unartig.

Also unartig sein, das geht gar nicht. Das unartige Mädchen wie der unartige Knabe schlugen aus der Art. Und du? Warst du immer hübsch artig, brav und zuvorkommend?

Ich nehme mal an, du bist heute erwachsen, vielleicht in der Mitte deiner ersten vollen Blüte. Bist du nun immer noch hübsch artig, brav, willig, gesittet und folgsam?

Wenn ja, wo bist du jetzt? Und bist du zufrieden damit?

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass du artig geblieben und dabei erwachsen geworden bist. Groß und artig geht nicht zusammen. (2)

Nein, du musst nicht unartig werden, nur aufgeben, artgerecht zu sein. Da draußen gibt es viele Völker, Nationen, Gruppen und Denkweisen, die alle glauben, für sich „artig“ zu sein. Lerne sie kennen, und dann komm zurück.

Und du? Du bist nicht unartig, weil du nicht artig bist. Du erweiterst nur dein Bild von der Welt, vom Leben, von der Liebe.

(1) Retrolib, Meyers historisch.
(2) Lessing, An den Marull
Bild: Hefttitel "Naughty and Nice, 1944

Magst du lieber dies oder das?

Sex-Fragebögen sind nervig, vor allem, wenn du gefragt wirst, ob du „lieber“ dies oder das machst.

Du kannst nicht sagen „nichts von beiden“ oder „beides“. Der Fragesteller zwingt dich, für das eine oder andere zu stimmen.

Gut, mal magst du das eine lieber als das andere, aber vielleicht auch von beidem etwas. Die meisten der Fragen laufen auf „geben oder bekommen“ hinaus. Wie ist es mit oraler Lust? Dominant oder unterwürfig? Eher geben oder eher bekommen? Eher gefingert werden oder einen Handjobgeben? Stehst du auf Pegging für ihn oder Analverkehr für dich?

Was würdest DU antworten, wenn du nach einem Dreier gefragt würdest? MMF oder FFM? Eine andere Bloggerin meinte, ihre Antwort darauf wäre „Ja“. Vielleicht sagte eine andere „Nein“ zu beiden. Oder sie redet über das, was sie wirklich davon mitnehmen will: MMF falls (folgt eine Bedingung), ansonsten eher FFM.

Bar jeder Moral: Menschen unterscheiden sich auch darin, ob sie eher Lust schenken oder erwarten, dass ihnen andere Vergnügungen bereiten. Wer wollte sich nun hinstellen und sagen, wer von beiden Gruppen die wertvollere ist?