Experten, Beziehungen und Apps - wem nützt das in der Summe?
Das „Hamburger Abendblatt" titelte mal wieder so, dass man die Story einfach lesen musste:
Neue Dating-App: Tatsächliche Liebe - und nicht nur Sex
Im Untertitel hieß es dann abgeschwächt:
Junger Hamburger entwickelt kostenlose App, bei der es um ernst gemeinte Partnersuche gehen soll. Beziehungsexpertin bewertet die Idee.
Beziehungsexperten haben Konjunktur - aber gibt es sie überhaupt?
Bei solchen Meldungen gehen mir immer wieder die Zehennägel hoch. Nicht nur, weil man mir gleich wieder ein Abo verkaufen will, was mittlerweile leider typisch für viele Medien ist. Nein, auch die Überschriften erzeugen bei mir eine Abwehrhaltung: Wieso eine „Beziehungsexpertin“? Ich finde die Berufsbezeichnung „Autor und Beziehungsexperte“ (Beziehungsexpertin) häufig in der Buchwerbung. Da stört sie auch nicht. Wer sich mit Beratungsliteratur zufriedengibt, soll das gerne tun. Aber es gibt keine zuverlässige Wissenschaft, die sich mit dem Gelingen von Beziehungen befasst – und also kann es auch keine Beziehungsexperten geben.
Ach? Um eine neue App geht es?
Im Artikel geht es eigentlich um etwas schrecklich Profanes: Um eine neue App, die so neu nun auch nicht mehr ist. Der Name tut eigentlich nichts zur Sache. Sie soll anders sein als andere. Na schön. Vielleicht nützt sie sogar etwas.
Psychologie, Ökonomie und was wir wissen
Die Expertin weiß, was von anderen Formen der Online-Partnersuche zu halten ist. Sagt sie jedenfalls. Manches davon klingt auch plausibel, aber es ist eben auch sehr allgemein gehalten, so wie dieser Satz:
Nein, das erhöht die Chancen nicht - aber dazu muss man kein Experte für Beziehungen sein – ein bisschen Ökonomie reicht auch. Und es ist auch keine Frage, dass niemand den „bestmöglichen Deal mit sich selbst aushandeln“ kann. Das hat allerdings eher einen praktischen Hintergrund als einen Psychologischen: Der andere ist keine Ware, die man vom Regal nimmt, sondern entscheidet selbst, mit wem er sich ein Leben vorstellen kann.
Es ist absolut legitim und vernünftig, mehrere potenzielle Partner zu treffen
Nun mag es „unreif und narzisstisch“ sein, den Markt abzugrasen. Aber es ist absolut legitim, nacheinander mehrere gut geplante und vernünftige Dates zu haben, bevor man sich für einen Partner entscheidet, der seinerseits auch interessiert ist. Und sicherlich hängt alles auch von der Entscheidungsfreude und Risikobereitschaft jedes Einzelnen ab. Und die Aussage
"Durch Corona hätten sich auch die Werte der Menschen in Bezug auf Liebe und Partnerschaft verändert“,
diesmal vom Schöpfer der App, halte ich ebenfalls für Wunschdenken, das von der Branche gerne in die Welt gesetzt wird.
Ich gebe euch gerne den Link zum Artikel – aber ihr werdet ihn leider sowieso nicht lesen können: Abo-Schranke, jedenfalls zu dem Zeitpunkt, als ich ihn aufrief.
Quelle der Zitate: Abendblatt.
Neue Dating-App: Tatsächliche Liebe - und nicht nur Sex
Im Untertitel hieß es dann abgeschwächt:
Junger Hamburger entwickelt kostenlose App, bei der es um ernst gemeinte Partnersuche gehen soll. Beziehungsexpertin bewertet die Idee.
Beziehungsexperten haben Konjunktur - aber gibt es sie überhaupt?
Bei solchen Meldungen gehen mir immer wieder die Zehennägel hoch. Nicht nur, weil man mir gleich wieder ein Abo verkaufen will, was mittlerweile leider typisch für viele Medien ist. Nein, auch die Überschriften erzeugen bei mir eine Abwehrhaltung: Wieso eine „Beziehungsexpertin“? Ich finde die Berufsbezeichnung „Autor und Beziehungsexperte“ (Beziehungsexpertin) häufig in der Buchwerbung. Da stört sie auch nicht. Wer sich mit Beratungsliteratur zufriedengibt, soll das gerne tun. Aber es gibt keine zuverlässige Wissenschaft, die sich mit dem Gelingen von Beziehungen befasst – und also kann es auch keine Beziehungsexperten geben.
Ach? Um eine neue App geht es?
Im Artikel geht es eigentlich um etwas schrecklich Profanes: Um eine neue App, die so neu nun auch nicht mehr ist. Der Name tut eigentlich nichts zur Sache. Sie soll anders sein als andere. Na schön. Vielleicht nützt sie sogar etwas.
Psychologie, Ökonomie und was wir wissen
Die Expertin weiß, was von anderen Formen der Online-Partnersuche zu halten ist. Sagt sie jedenfalls. Manches davon klingt auch plausibel, aber es ist eben auch sehr allgemein gehalten, so wie dieser Satz:
Viele Singles würden denken, wenn man ganz viele Personen nebeneinander date, erhöhe das die Chancen, endlich den oder die Richtige/n zu treffen.
Nein, das erhöht die Chancen nicht - aber dazu muss man kein Experte für Beziehungen sein – ein bisschen Ökonomie reicht auch. Und es ist auch keine Frage, dass niemand den „bestmöglichen Deal mit sich selbst aushandeln“ kann. Das hat allerdings eher einen praktischen Hintergrund als einen Psychologischen: Der andere ist keine Ware, die man vom Regal nimmt, sondern entscheidet selbst, mit wem er sich ein Leben vorstellen kann.
Es ist absolut legitim und vernünftig, mehrere potenzielle Partner zu treffen
Nun mag es „unreif und narzisstisch“ sein, den Markt abzugrasen. Aber es ist absolut legitim, nacheinander mehrere gut geplante und vernünftige Dates zu haben, bevor man sich für einen Partner entscheidet, der seinerseits auch interessiert ist. Und sicherlich hängt alles auch von der Entscheidungsfreude und Risikobereitschaft jedes Einzelnen ab. Und die Aussage
"Durch Corona hätten sich auch die Werte der Menschen in Bezug auf Liebe und Partnerschaft verändert“,
diesmal vom Schöpfer der App, halte ich ebenfalls für Wunschdenken, das von der Branche gerne in die Welt gesetzt wird.
Ich gebe euch gerne den Link zum Artikel – aber ihr werdet ihn leider sowieso nicht lesen können: Abo-Schranke, jedenfalls zu dem Zeitpunkt, als ich ihn aufrief.
Quelle der Zitate: Abendblatt.