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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Glaube nicht, dass andere deine Neigungen verstehen …

Nimm an, du triffst eines Tages eine Frau, von der du nicht wusstest, dass sie Extremsportlerin ist. Vielleicht bewunderst du sie, und vielleicht stößt sich dich ab, weil du Extremsport für eine Perversion von Körper und Psyche hältst. Wahrscheinlicher ist aber, dass du deine eigenen Fähigkeiten, deinen eigenen Mut und deine eigene Kraft mit der dieser Frau vergleichst.

Extreme, Lüste und Vorurteile

Nun nimm an, du triffst eine wunderschöne, zarte und liebevolle Frau. Du unterhältst dich prächtig mit ihr. Du beginnst, sie zu begehren. Bis sie dir zuflüstert: „Du, ich mag es auf die etwas härtere Art – wie stehst du denn du zu Peitschen und so etwas?“

Du kannst sagen, dass du „so etwas“ für Perversionen hältst. Oder dass dir deine Mami erzählt hat, dass „man so etwas nicht tut“. Oder wirst du sie bewundern, dass sie sich all dem aussetzen will? Ich bin mir beinahe sicher: Die würdest auf keinen Fall deine eigenen Lüste hinterfragen und sie mit denen der Frau vergleichen.

Was, wenn du solche Lüste hast?

Nun dreh die Situation bitte einmal um: Du möchtest, dass jemand deine Neigungen versteht. Nicht die oberflächlichen Sensationen, die du auf der Haut spürt, sondern alles, was an deinen Sinnen rüttelt und an deiner Psyche zerrt, während du dich deinen Obsessionen hingibst.

Du kannst nicht darauf vertrauen, dass jemand deine Neigung verstehen wird. Eine amerikanische Autorin der Neuzeit (1) hatte jahrelang damit gerungen, ihre wahren Lüste zu offenbaren. Es ging nicht um das, was sie physisch empfand, sondern vor allem um die Abgründe ihrer Psyche. Das also, was sie innerlich aufwühlt, wenn sie geschlagen wird.

Ihr Partner verstand es nicht. Es las den Text, so wie Menschen Texte lesen, von denen sie nicht betroffen sind: „Gut geschrieben, und deine Ausdrucksweise ist wirklich in Ordnung.“ Die darin verborgenen Botschaften erreichte ihn nicht.

Erotik-Autoren und ihre aufgesetzten moralischen Rechtfertigungen

Neigungen sind häufig mit Begründungen verknüpft. Die Autoren agieren wie die Schulmeister, wenn sie über sinnliche Schläge schreiben. Sie meinen, sie müssten unbedingt eine Erklärung dafür liefern, warum „Burt“ devot ist oder „Christian“ als Edel-Dominus auftritt. Sie können nicht einfach stehen lassen: Dieser Mann will das nun mal eben so – er findet Lust daran. Und eine Frau, die Lust daran findet? Da dringen schon die Entsetzensschreie durch die sozialen Netzwerke.

Schilderungen ohne Erklärungen sagen mehr aus

Wer jemals die „Geschichte, der O“ gelesen hat, weiß, wozu mindestens die Fantasie in der Lage ist, und wer es nicht weiß: Die Fantasie einer Frau. Da trifft Fiktion auf Talent, und wie wir wissen, entstand das Buch aus der Liebe zu einem Mann. Wenn erotische Literatur Sinn hat, dann versucht sie gar nicht erst, die Ursachen der absonderlichen Lüste, SM-Aktivitäten oder Fetische zu erklären.

Niemand kennt deine Lüste wirklich - außer dir

Welche Lüste wir Menschen wirklich haben, erschließt sich unseren Mitmenschen nur selten. Wer nach dem „Warum“ fragt, befindet sich schon in der Erklärungsfalle: Du versuchst, dir etwas zu erklären, was du lediglich erfühlen kannst. Jeder sogenannte „gebildete Mensch“ hat ja in der Schule gelernt, dass jedes Verhalten irgendwelche Ursachen hat. Und die Liste der Ursachen ist lang, aber selten zutreffend: Sie reicht von Kindheitserinnerungen über „schlechten Umgang“ bis hin zur Pornografie.

Diese Sichtweise ist völlig inakzeptabel. Denn bevor wir ein Wort wie „warum“ überhaupt in den Mund nehmen, sollten wir uns fragen: „Was macht das mit uns?“ Andere Fragen wären: Wie wirkt es sich auf uns aus? Welches Vergnügen empfinden wir dabei?

Warum wir nicht auf diese Art fragen? Ja, warum denn eigentlich?
(1) In der "New York Times"

Die verborgenen Lüste und Sehnsüchte

Niemand weiß, was hinter der Stirn vor sich geht ...
Wer sich den „Großen Online-Sex-Report“ zugelegt hat und dort etwas Ungewöhnliches sucht, wird dort auf kaum mehr als längst Bekanntes treffen. Menschen sind neugierig auf gewöhnlichen Sex, auf ungewöhnlichen Sex und manchmal auf ungewöhnlich heftigen Sex.

Jeder und Jede kann verborgene Lüste haben

Manchmal ist es Sex oder mit Sex Verwandtes, was nahezu unmöglich zu bekommen ist. Dann aber sind es auch wieder Handlungen, die zwar erhältlich wären, die aber für den sehnsüchtig Suchenden unerreichbar sind. Es kann – alles sein. Mancher hat mit 25 Jahren noch keine intime sexuelle Beziehung gehabt. Diese Person gehört dazu. Aber eben auch der Mann, der ganz verrückt danach ist, die Zehen eines Frauenfußes zu belecken. Es kann, genau genommen, jeder und jede sein - auch DU. Frauen, die heimlich von Orgien träumen. Männer, die gerne Strapse tragen würden.

Wirklich jeder. Und jede.

Der öffentliche Raum - und das intime Gespräch

Im öffentlichen Raum findet eine solche Diskussion nicht statt, und das mag durchaus nachvollziehbare Gründe haben. Nicht alle Menschen reagieren auf eine sexuelle Beichte mit dem Satz: „na und?“ Schon harmloseste Wünsche werden als „Perversionen“ verdächtigt.

Ob beim ersten Date, während der intensiven Kennenlernphase oder auch noch in einer langjährigen Beziehung, in die die schon viel Stabilität eingezogen ist. Die Frage nach einer sexuellen Vorliebe kann Irritationen auslösen.

Psychologen fragen in solchen Situationen immer: „Welche Befürchtungen hast du denn? Was könnte dir schlimmstenfalls passieren, wenn…?“

Das Schlimmste fürchten?

Wohlfeile Antworten wären: Das Date platzt, die wohlige Verliebtheit weicht eiserner Ablehnung, die Beziehung scheitert.

Nun gut – es kommt immer drauf an, wie man fragt und wann man fragt. Manche Frauen und Männer deuten heutzutage bereits in ihren Profilen an, dass sie gerne „Soft-S-M“ in ihre Liebesleben integrieren würden. Wenn das so ist, dann hat die Frage immer eine Berechtigung. Aber wenn nicht?

Es gibt eigentlich nur zwei Einstellungen: „Warum eigentlich nicht?“ Oder „ich kann es mir nicht vorstellen.“ Die beiden Extreme wären einerseits absolute Euphorie („so etwas habe ich schon lange gewollt“). Andererseits Empörung: „Wie kannst du es wagen, solch ein Thema aufzubringen?

Alles andere liegt vermutlich dazwischen. Und alles, was dazwischen liegt, sollte eigentlich mit Nachsicht, Respekt und vor allem mit Argumenten ausgetragen werden.

Ob es möglich ist? Wenn die Angelegenheit weder mit Ekel noch mit Eifersucht verbunden ist, wenn das Paar einander bereits vertraut und. wenn die Sache spielerisch angegangen wird – warum eigentlich nicht?