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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Wer ist verantwortlich für „spontanen Sex“?

Schöner Morgen nach der Liebesnacht
Wahrscheinlich hatte jeder hat schon einmal einen Menschen getroffen, der darüber berichtete, „spontanen Sex gehabt“ zu haben. Dabei gibt es zwei Varianten. Die eine steht auf der Schönseite: Sie ledig, er ledig, sie wenig Zeit, er wenig Zeit. Die Gelegenheit ist da und schon fallen beide übereinander her, bleiben bis zum nächsten Morgen und sagen einander dann: „Schön war es.“

Nichts als Freude oder Frust nach der "Nacht der Lust"?

Auf der Dunkelseite steht die Version, gebunden zu sein, dennoch plötzlich von der Lust überwältigt worden zu sein, es „eigentlich“ nicht gewollt zu haben, „im Grunde“ so etwas nie zu tun und sich am nächsten Morgen zu schämen. In der bürgerlichen Literatur auch als „der Lendemain“ bekannt, heute eher auf Deutsch der „Morgen danach“ genannt – die verkaterte Erkenntnis, den eigenen Lüsten erlegen zu sein.

Der übliche Satz im zweiten Fall klingt immer ähnlich: „Ich hätte nie gedacht, dass ich…“. Dazu muss die Person nicht verheiratet sein – es reicht völlig, wenn einer der vermeintlichen „Grundpfeiler“ ihrer Persönlichkeit in dieser Nacht zusammengebrochen ist. Die Fälle, die mir zu Ohren gebracht wurden, waren allerdings Frauen in festen Beziehungen, durchaus selbstbewusst.

Wie kommt der Spontansex zustande?

Wir wissen, dass der Körper eigene Drogen reduziert, die ganz sicher dazu führen können, den „Verstand zu verlieren“, wozu der Volksmund vielleicht sagt: „Liebe macht blind“. Aber wir wissen auch, dass die dornigen Hürden üblicherweise stehen bleiben, wenn die Person sich keine Gelegenheiten verschafft, „fremdzugehen“. Das Rechtfertigungsgetue kommt immer hinterher und drückt sich oftmals psychologisch aus: „Es war gar nicht ich, die da gehandelt hat.“ Falls du dem zustimmst: Dann war es eben dein notgeiles Alter-Ego, das es tat – und das ist auch ein Teil von dir. Du wirst es nicht los, idnem du behauptest, es sei „ganz anders als du“.

Ob dieses Verhalten wirklich nur „gebundene“ Personen trifft? Vermutlich nicht, denn das Potenzial dazu hat jeder Mensch. Wir alle sind Natur und Kultur zugleich. Auf der einen Seite sorgt die Natur für Lüsternheit und Begierde. Auf der anderen Seite hocken die „edlen Motive“ die allein gesellschaftlich anerkannt sind.

Motiv und Gelegenheit - viel mehr ist nicht nötig

Und da sehen wir ein altes Prinzip: Ist das Motiv vorhanden, ergibt sich eine Gelegenheit und eine akzeptable Person, dann ist es soweit. Dann wird geküsst, liebkost, penetriert oder was sonst erträumt wurde. Klar leisten die Botenstoffe noch einen Beitrag dazu, aber zumeist ist als Eigenanteil mindestens das Ausziehen beteiligt. Und damit der Übergang von der ehrbaren Gemahlin zur überschäumend lustvollen Geliebten. Oder ähnlich - die Lust kennt viele Ausrichtungen.

Schon im steifen Bürgertum: Vor der Ehe "fremdnaschen"

In der Literatur gibt es eine Stelle, in der die schöne junge Frau noch vor einer arrangierten Ehe gerne wissen wollte, wie man sich fühlt, wenn es ihr jemand „schön macht“. Genau genommen was es ein Bruch des bereits gegebenen Eheversprechens. Aber … genau dies empfand sie nicht so. Sie hatte ja erfahren, was sie wollte. (1)

Ist das der Unterschied? Etwas zu wollen, sich etwas zu holen, etwas mitzunehmen, was das Leben versüßt und dazu zu stehen? Es ist jedenfalls ethischer, als die Verantwortung abzuweisen, wie ich meine.

(1) "Nixchen"erschienen 1899 unter Pseudonym. Autorin war Helene von Monbart.
Bild: Buchillustration, 19. JH