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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Klischees, Cougars, Verführerinnen und Perversionen

Vision einer sinnlichen, älteren Cougar
Klischees treffen wir allzu oft dort an, wo wir eigentlich erhellende Gedanken erfahren. Beispielsweise in der Literatur. Seit es betont lustvolle viktorianische Romane gab, erfuhren wir von Verführerinnen, die deutlich älter sind als die jungen Männer. Dem Zeitgeschmack der Epoche folgend, waren die jungen Männer naiv, ihre weiblichen Gegenstücke hingegen so durchtrieben, ihre Unerfahrenheit zu nutzen und die jungen Herren in Lust und Schmerz in die Welt der Sinnlichkeit zu entführen.

Das Prinzip der viktorianischen Romane: durchtriebene Verführerin, naiver Jüngling

Seit dem Roman „Gynecocracy“ der die Erfahrungen eines jungen, naiven Gentlemans mit einer verführerischen Gouvernante schildert, werden Beziehungen zwischen erfahrenen und hinreichend skrupellosen Damen immer wieder verwendet. Zu viktorianischen Zeiten spielten die Gedankenwelten Freuds noch keine Rolle. Spätere Autorinnen hingegen bemühten sich, diesen Mythos zu verbreiten: Der ältere „perverse“ Mann muss ein „Jugenderlebnis“ mit einer schönen, überaus niederträchtigen Frau gehabt haben.

Die Ideen von Herrn Freud fließen in den Cocktail der Klischees ein

In den „Shades of Grey“ (Autorin: E. L. James) ist es die geheimnisvolle „Mrs. Robinson“, die als Verführerin herhalten muss. Befragt welche Praktiken der Herr Grey schon kennengelernt hatte, fällt auch der Begriff des „Analverkehrs“, und die Autorin erklärt, wie ein feiner Gentleman zum analen Vergnügen kam (und nicht nur dazu, wie ihr sicherlich gelesen habt). Nach einem längeren Geplänkel sagt Herr Grey, seine Erfahrung beruhe auf deiner Aktivität eben jener „Mrs. Robinson“, die dazu „einen langen Gummi-Dildo als Strap-On“ benutzt hätte. Bei Gigi Martin („Die Herrin“) wird dem masochistischen Geschäftsmann „Burt“ ebenfalls eine Jugenderinnerung mitgegeben. Auch hier wird als frühe Erfahrung eine ältere Gouvernante ins Rampenlicht gebracht, diesmal wie in pornografischen Klischees üblich, mit Leder-Slip und Leder-BH bekleidet.

An diesen Beispielen mag jeder erkennen: Je klarer die Rollen im Geschlechterspiel verteilt werden, umso mehr werden Männer, die nach Lusterfüllung lechzen, in den Schuhkarton der „Perversen“ gedrängt. Da musste selbst die gängige Küchenpsychologie herhalten, die sich immer noch auf Sigmund Freud beruft.

Die Rollenverteilung und die aktive Verführerin heute

Um dem etwas entgegenzusetzen, muss man im Grunde nur das „Skript“ ändern. Bis weit ins 21. Jahrhundert hinein erkennen wir noch die „feste Rollenverteilung“, die mal im Vordergrund, mal im Hintergrund das Geschehen bestimmt:

1. Männer suchen sexuelle Lust – Frauen wollen begehrt oder umworben werden.
2. Sex heißt Geschlechtsverkehr (PiV) und Fellatio (Blowjob). Es geht also darum, von der Frau Lust zu empfangen.
3. Männer sollen die Choreografie beim Sex schreiben, Frauen sollen sie tanzen.
4. Frauen sollen während des Geschlechtsverkehrs „kommen“. Das sei ein „gegenseitiger Anspruch“ aneinander.

Solange dieses Konzept fest in die Köpfe eingegraben ist, ändern sich die Verhältnisse nicht – und es bleibt solange einbetoniert, wie sich Männer einerseits und Frauen andererseits an ihm orientierten. Die sogenannten „Cougars“, also ältere Verführerinnen, waren Pioniere darin, dieses Konzept zu durchbrechen.

Andere Skripte im Kopf - sinnlichere Lust

Das Grundkonzept besteht darin, dass jüngere Männer neugieriger sind und bereiter, ihre „inneren Skripte“ aufzugeben. Anders als die viktorianischen Jünglinge des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind sie nicht mehr so „naiv“, aber deutlich lernwilliger. Ein Psychologe schreibt dazu:

Cunnilingus … ist der Schlüssel zu den Orgasmen und der erotischen Befriedigung der meisten Frauen. Viele Cougars sagen, sie hätte erfolglos versucht, gleichaltrige Liebhaber zu überzeugen den Oralverkehr an ihnen zu vollziehen. Sie stellten fest, dass jüngere Liebhaber offener für ihre Wünsche und Anregungen waren und sich nicht scheuten, jedes Mal einen ausgedehnten Cunnilingus zu geben.

Wer bestimmt, wie der Geschlechtsakt abläuft?

Ähnliche gilt für die gesamte „Choreografie“ des Liebesakts. Männer glauben, dass sie verpflichtet seien, Frauen mithilfe der Penetration einen Orgasmus zu verschaffen, was offenbar nur in wenigen Fällen gelingt. Unabhängig von den Praktiken, die zur Anwendung kommen, sind es die Hinweise der Frauen, die Männer zu besseren Liebhabern machen. Und die Beziehung zwischen einem recht jungen Mann, sagen wir zwischen 20 und 30, und einer reifen Frau hat deshalb einen enormen Nutzen. Im Grunde, so heißt es weiter, seinen die jungen Männer noch „gelehrig“ und dies nützte letztendlich beiden.

Wenn nicht die erfahrene Frau - wer lehrt die jungen Männer dann?

Werfen wir einen kurzen Blick auf die anderen Möglichkeiten junger Männer in die „Liebeslehre“ zu gehen. Gleichaltrige Frauen ähnlicher Bildung interessieren sich für diese Männer bekanntlich „nicht die Bohne“. Also gab es nur drei Möglichkeiten für sie: das Bordell, das Einlassen auf eine ältere Partnerin mit viel Erfahrung oder (in typischen Klassengesellschaften) bei den „niedrigen“ Ständen, in denen die Sexualität nicht tabuisiert war. Was sie dabei „lernten“ war aber nicht das, was sie benötigten, um Frauen zu gefallen oder ihnen erotisch zu begegnen. Sie erlernten dabei üblicherweise nur, wie der normale (kurze) Geschlechtsverkehr zu vollziehen war. Es war eher eine grobe Vorbereitung auf „richtige Beziehungen“ als eine Offenbarung.

Daran hat sich übrigens wenig geändert. Ein Mann in seinen 20ern ohne sexuelle Erfahrung wird von Frauen im Allgemeinen gemieden. Das liegt nun wieder darin, dass Frauen passenden Alters keine „Sexlehrerinnen“ für „Anfänger“ sein wollen.

Für diesen Artikel wurden Ideen und Hintergründe aus „Psychology Today“ über Cougars genutzt.