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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Das Unterbewusstsein und die Liebe

Lustvolle Liebe - der Ausnahmezustand für das Gehirn
Über den großen Umbruch, den die Beobachtungen und Erkenntnisse des Arztes Sigmund Freud für das Menschenbild bedeutete, ist viel geschrieben worden. Zunächst stand die Wissenschaft vor einem Schock: Nach Kopernikus und Darwin galten seine Erkenntnisse als „dritte Entzauberung“ des Menschseins und damit als Enttäuschung. Denn Freud hatte beschrieben, dass unser Dasein weder vom einer „Fügung“ (einem Schicksal) noch ausschließlich vom Verstand gesteuert wurde. Sein Fazit, stark vereinfacht: In uns wirken Kräfte, die wir nicht vollständig kontrollieren können, aus denen heraus wir aber dennoch handeln. Wie bekannt, entwarf Freud daraus ein kompliziertes Modell von drei ICH-Zuständen.

Daraus abgeleitet wurde das „Eisbergmodell“, das noch heute in allerlei Köpfen herumspukt. Die Schöpfer des Modells behaupten, (je nach Schule und eigenem Dafürhalten), dass nur zwischen fünf und 25 Prozent des menschlichen Denkens „bewusst“ erfolgt, der Rest aber unbewusst. Egal welche Zahlen ihr gehört und gesehen habt - in Wahrheit haben sie nicht die geringste Aussagekraft. (1)

Das Gehirn: ein biologischer Automat

In Wahrheit gibt es keinerlei Beweis dafür, dass unser Gehirn zwischen „bewusst“ und „unbewusst“ trennt. Das, was wir das „Unbewusste“ nennen, ist der Normalzustand, der zur Lebenserhaltung dient. Im Alltag merken wir deshalb nichts von diesen Kräften, weil sie während der Evolution weitgehend automatisiert wurden und schon allein deshalb mit äußerst wenig Energie lebendig gehalten werden können. Die Natur hat die Absicht, dass wir von allen diesen automatischen Prozessen nichts bemerken - der biologische Automat wirkt im Hintergrund. Bei gewissen Gefühlen macht die Natur allerdings ganz bewusst Ausnahmen: Bei Gefahr, bei völlig ungewohnten Situationen und vor allem in der Sexualität.

Der verschwenderische Umgang mit den Möglichkeiten,wenn Sex ins Spiel kommt

Jeder Gymnasiast weiß, wie verschwenderisch die Natur bei der Fortpflanzung ist, und sowohl an Menschen wie auch an Tieren können wir erkennen, wie anstrengend das Balzen ist. Was wir dabei erleben, ist ein „Ausnahmezustand“. Er soll uns „aus der Ruhe bringen“, um genau das zu tun, was die Natur mit dem Sex beabsichtigt: Nachkommen zu erzeugen.

Wie viel Verstand benötigen wir dazu? Im Grunde gar keinen.

Der menschliche Konflikt - wenn sich Natur und Kultur nicht einig sind

Allerdings haben wir als Menschen eine Vorstellung davon, dass wir eine Zukunft haben, die weit über den Zeugungsakt hinaus reicht. Deshalb machen wir uns Gedanken darüber, mit welchem Partner oder welcher Partnerin wir langfristig ein Leben teilen können. Unsere Gesellschaft folgt groben Regeln, die wir einhalten müssen, um von ihr akzeptiert zu werden, und geschriebene Gesetze wie auch soziale Vorstellungen sind Teil der Kultur, in der wir leben.

Wenn der Verstand anklopft, dann sagt er: „Willst du wirklich die Konsequenzen tragen, dich diesem Menschen ein Leben lang zu widmen?“ Stellen wir uns die Frage ganz konkret vor einer Begegnung, sind wir zu kritisch. Stellen wir sie, nachdem uns die körpereigenen Drogen bereits fest im Griff haben, dann sind wir möglicherweise zu leichtfertig. Die Natur liefert für diesen Konflikt keine Lösung – sie ist unendlich einseitig.

Und weil dies alles wirklich so ist, muss unser Gehirn in der Lage sein, eine Brücke zu bauen zwischen dem Unbewussten, den Anforderungen des Tages und den Plänen für die Zukunft. Genau das ist die Konstruktion, die während der bislang letzten Phase der Evolution entstanden ist.

Die Liebe bringt uns an die Grenzen

Ob man dabei überhaupt von „Bewusstsein“ oder „Unterbewusstsein“ sprechen kann, ist eine Frage der Weltanschauung, aber nicht der Wissenschaft.

Die Liebe ist eines der Themen, bei der wir an die Grenzen der Erfahrung stoßen. Denn sie ist ein Zustand, indem unser Gehirn die Routine der Automation und der niedrigen Energie zeitweilig aufgibt – aber nicht, um den Verstand zu aktivieren. Der wird erst wieder zugeschaltet, wenn der Rausch körpereigener Drogen nachlässt, und vielfach sehen wir dann unseren Liebesrausch in einem anderen Licht.

(1) Die Frage ist bereits, "wie viel Prozent von was?" Von der Zeit? Von der Energie? Vom Datendurchfluss?
Hinweis: ich verzichte hier bewusst auf die Angabe der zahllosen Quellen, die ich durchgepflügt habe. Es sind zu viele, denn mein ursprüngliches Thema, aus dem heraus dieser Artikel entstand, war ein Essay über Gefühle.

Bist du in jeder Hinsicht normal?

Sag - was ist für dich normal ...
Wenn du dich das niemals gefragt hast – dann beantworte diese Frage: „Woran merkst du, dass du normal ist?“

Nehmen wir an, du sagst: „Weil ich so bin, wie viele andere auch, das ist doch normal nicht wahr?“

Du bist also das, was viele andere auch sind? Ich bezweifle es. Andere sind Verkäuferinnen, Friseurinnen, Vertreterinnen oder Ärztinnen. Wahrscheinlich sind sie nicht wie du, oder? Andere haben zwei Mütter, sind Einzelkinder oder innerhalb von Patchwork-Familien aufgewachsen. Du auch?

Wahrscheinlich wirst du nun sagen: „Nein, nein, ich meine, ich bin psychisch, sozial, emotional oder körperlich völlig normal.“

Das bist du zwar auch nicht, weil es dafür keine verbindlichen Normen gibt. Aber es lohnt sich, darüber zu reden. Dein „normal“ besteht also aus deinen grundlegenden Eigenschaften. Rechnen wir deine Persönlichkeit und dein Verhalten noch dazu, dann sind es ziemlich viele Merkmale, die in dieser Kombination nur DU hast. Das heißt aber auch: Andere sind nicht so normal wie du, sondern anders normal.

Sexuelle Identität als Beispiel – normal und anders normal

Du hast, wie so viele, eine sexuelle Identität, und die meisten von euch würden sich als „heterosexuell“ bezeichnen. Da sich die Mehrheit der Menschen dazu zählt, gilt das als „normal“. Nun ist es so: Wenn du dich als „normal“ bezeichnest, dann müssen die anderen ja „unnormal“ sein. So etwas mögen „die anderen“ aber nicht, und sie sagen: „Du bist heteronormativ.“

Das Wort bedeutet, du hältst Heterosexualität für eine Norm. Und tatsächlich ist es DEINE Norm, und für dich kannst du so viel Normen definieren wie du willst. Du darfst selbstverständlich auch „unnormal“ sein, denn kann wird dich daran hindern, dann und wann eine deiner Normen aufzugeben.

Normal sein - das Gleichgewicht der Überzeugung wahren?

Das, was du eigentlich tust, ist dein Gleichgewicht aus Überzeugungen, Eigenschaften und noch viel mehr aufrecht zu erhalten. Du willst also einen „stabilen Zustand“, weil du dich darin auskennst und wiederfindest.

Das ist nicht falsch, aber die Frage ist, ob du auf Dauer damit leben kannst – und diese Frage hat wieder gar nichts mit sexueller Ausrichtung zu tun. Vielmehr ist es die Freude, mehr zu versuchen als das, was dein „Ruherepertoire“ der Normalität hergibt.

Normalität ist nicht alles

Diese Idee durchzieht das ganze Erwachsenenleben. Wenn es dir noch nicht aufgefallen ist: Da ist etwas mehr als die „Normalität“ in dir – und auch in vielen, vielen anderen. Und diese Schätze zu entdecken, steht dir offen, und fast allen anderen Menschen auch.

Der Mythos vom perfekten Mitmenschen

Die Szenarien, unter denen wir leben, ändern sich ständig. Nicht, wenn wir kurze Zeitrahmen betrachten. Doch bereits in einem Zeitraum von zehn Jahren sind Veränderungen erkennbar, und wer 20 Jahre zurückdenken kann, der wird eine andere „Wirklichkeit“ kennen.

Viele Menschen, die mit 40 oder gar 50 Lebensjahren erneut eine Partnerin oder einen Partner suchen, nehmend die Unterschiede deutlich wahr. Heute betrachten Partnersuchende einander anders als vor 20, 30 oder 40 Jahren. Es gibt neue Wünsche und Ziele, andere Lebensentwürfe und Verhaltensweisen. Noch in den 1970er-Jahren traf der männliche Partnersuchende ein „Fräulein“. Wer dabei auf Zeitungsanzeigen angewiesen war, um dieses „Fräulein“ zu finden, wurde mit Argwohn betrachtet. Die Gespräche waren oberflächlich, das Ziel zumeist die baldige Heirat. Doch etwas gab es selten: die Suche nach einem perfekten Mitmenschen.

Dieser Mythos ist eine Erfindung der letzten 20 Jahre. Als es möglich erschien, einen wirklich passenden Partner aus einer Datenbank herauszuziehen, setzte eine Bewegung ein, die nach „Perfektion“ strebte. Manchmal frage ich mich, wie intelligente Menschen solche dümmlichen Gedanken haben konnten. Möglicherweise, weil sie zu jenen gehörten, die Wissenschaftsglaube mit wissenschaftlicher Wirklichkeit verwechselten.

Der Fluch des Zeitgeistes: Tatsächlich folgen immer mehr Menschen dem Irrglauben, dass es unter den vielen Menschen doch einen einzigen geben müsse, der sich als „perfektes Match“ erweist. Und so „Daten“ sie bis zum Abwinken und verfallen schließlich voller Frust in das große Loch, in dem die übrigen Unzufriedenen einander trösten.

Das Leben ist ein langer Prozess der bestmöglichen Anpassung - weise Worte, die weitgehend ungehört verhallen. Niemand will Kompromisse, keiner will sich anpassen. Auf diese eise geht jeder auf seine Weise an der Zweisamkeit vorbei.

Die Lösung dürfte klar sein, aber sie ist unpopulär. Sie besteht darin, die Suche nach dem perfekten Menschen aufzugeben. Hier und jetzt. Am besten schon heute.

Ja, du, ob Frau oder Mann: Du wirst dich weiterentwickeln, nachdem du jemanden kennengelernt hast. Sehr wahrscheinlich ist, dass ihr beide euch unterschiedlich entwickeln könnt, nachdem ihr zusammengekommen seid.

Und nun: Was nützt dir eigentlich ein perfekte Persönlichkeit, wenn die Entwicklung doch weitergeht?

Ein ernstes Wort von mir persönlich

Viele Menschen halten mich für arrogant, wenn ich einen meiner Lieblingssätze einstreue:

Beiss mir nicht in den Finger - schau, wohin er zeigt.

Der Spruch ist nicht von mir. Er soll auf den Zen-Buddhismus zurückgehen, aber verbreitet wurde er von Warren McCulloch, einem Neuropsychologen.

Im Original heißt er wie in Deutsch:

Don't bite my finger, look where I am pointing.

Ich will euch erklären, was es bedeutet.

Wenn ich etwas schreibe, kommt es nicht darauf an, ob ihr mich liebt oder hasst - es kommt in Wahrheit überhaupt nicht auf mich an. Ich erkläre einen Umstand, und ich zeige euch, wie er sein könnte.

Also: Dort seid ihr - diejenigen, die wissbegierig sind (wie ich hoffe). Und hier bin ich, hinter der virtuellen Glaswand, die man auch „Bildschirm“ nennt.

Und nun geht es nur noch darum, dass ihr euch mit dem Gegenstand beschäftigt, über den ich schreibe (oder sonst jemand hier). Aber auf gar keinen Fall geht es um mich, schon gar nicht um meinen Finger - sonder um die Sache.

Autoren versuchen, die Welt der Suchenden mit dem Gefundenen zu verbinden. Das ist auch mein Ziel - und ich traue meinen Leserinnen und Lesern zu, selbst zu wissen, ob sie es ablehnen müssen oder annehmen können.

Ich denke, es war nötig, die sozusagen per „Zwischenruf“ einzuwerfen.

Das Paradoxon – Frauen ohne Selbstverantwortung?

Die US-amerikanische Gesellschaft schätzt das individuelle Glück, mehr aber noch den persönlichen Erfolg. Diesem Umstand verdankte vor allem Dale Carnegie seine Popularität, und sie wirkt bis heute nach. Gurus und Selbstdarsteller aus aller Welt, teils gar mit akademischer Ausbildung, griffen das Thema auf, und daraus entstanden zahllose Heilslehren. Diese Welle ebbte zunächst ab, kam aber mit neuen Heilslehren wieder auf, die teils auf Selbstherrlichkeit, andernteils auf angeblichen „indischen“ Lehren basierten. Erst später kam die abendländische Esoterik dazu und ebenso einige fragwürdige psychologische Richtungen.

Seit dem neuen Millennium und der Vorbereitung des Internets ist sie wieder allgegenwärtig, diesmal allerdings in kleinerem Format. „Persönliches Wachstum“ ist das Ziel, und damit lässt sich hervorragend Geld verdienen, ohne dass man dazu weltumspannende Organisationen oder indische Gurus brauchen würde.

Die Gegenbewegung: Nicht verantwortlich sein

Das Paradoxon liegt darin, dass es eine Gegenbewegung gibt, die vor allem Frauen einflüstern will, eine sehr eingeschränkte (oder vielleicht auch gar keine) Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. „Es ist nicht deine Schuld, wenn du Single bleibst“, ist das neueste Mantra, das von schreibenden Frauen in die Welt gesetzt und von willfährigen Journalistinnen verbreitet wird. Wobei klar ist: Es geht nicht um Schuld, sondern darum, das eigene Leben in den Griff zu bekommen. Kurz gesagt: Die seit einigen Jahrzehnten sichtbaren positiven Ergebnisse der Emanzipationsbewegung müssen mit einer Neuordnung der traditionellen Lebensziele erkauft werden – von jedem Einzelnen. Also auch von Frauen.

Andere müssen sich ändern - wir doch nicht?

In Teil von ihnen weigert sich, glauben weder an Selbstverantwortung noch an die Möglichkeit, sich selbst zu ändern. Nein, sie tragen nicht die Verantwortung für sich selbst, und sie denken überhaupt nicht daran, sich zu ändern. Die Verhältnisse müssten sich ändern, sagen die einen – die anderen sagen, die Männer müssten sich ändern. Solche Sprüche führen ins Nichts – auch wenn sie teilweise berechtigt sein mögen. Doch all das bringt nichts: Hier und Jetzt ist der Einzelne aufgerufen, über sich nachzudenken, was er oder sie verändern kann.

Die extreme Position

Das Extrem solcher Gedanken lesen wir bei der Texanerin Shani Silver (1) , die dies schrieb:

Die Frage für alleinstehende Frauen lautet nicht „Warum bin ich Single?“. Diese Frage zu stellen, ist aussichtslos. Es gibt für sie seit 2012 weder eine Antwort noch eine Lösung. Sie war schon immer unbeantwortbar, weil das Problem nie wir waren.

Es mag sein, dass noch andere Frauen so denken, auch außerhalb der USA. Und ihnen allen kann man nur sagen: Ihr seid die Gefangenen überkommener Denksysteme. Wer etwas verändern will, sollte bei sich selbst anfangen. Es ist nicht das Potenzial, das fehlt. Es ist die Bereitschaft, damit zu beginnen. Und wirklich – das gilt nicht ausschließlich für Frauen und es ist nicht abhängig von Heilslehren.

(1) Autorin, die überwiegend in sozialen Medien schreibt, also etwa bei Refinery29, Instagram, Facebook oder Medium. Sie schrieb jüngst ein Buch mit dem Titel " Single Revolution: Don't look for a match. Light one". Wir haben dazu noch einen weiteren Artikel in Arbeit, der über die Verhältnisse in den USA hinausgeht.