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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die sonderbaren Lüste … auf der Suche nach der Wahrheit …

Immer wieder: die dominante Frau als Beweis für "perverse" Lüste
Es gibt Bücher über alles, was irgendwie mit dem „Menschlichen“ zusammenhängt – vor allem in der Sexualität. Man vermutet, man glaubt zu wissen, man mutmaßt etwas - darüber schreibt man dann. Aber je weiter wir uns zurückkämpfen in die Zeit des Bürgertums, umso mehr stoßen wir auf Zweifel. Was ist wirklich wahr?

Wie funktionieren die Täuschungen und Unwahrheiten?

Der wichtigste Grund ist, dass alle positive Erfahrungen mit der realen Sexualität niemals an die Öffentlichkeit kamen. Wenn es etwas zu berichten gab, dann ging ein „erschreckendes“ Ereignis voraus. Die Presse, die damals (ich rede von der Zeit zwischen 1950 und 1970) so sensationslüstern war wie heute, stellte die Menschen genüsslich bloß, die zu den „Abweichlern“ gehörten. Und dazu reichte es völlig, mit einem Partner „bei der Sache“ erwischt zu werden, mit dem man nicht verheiratet war. Für eine Dame, selbst für eine, deren Ruf als zweifelhaft galt, wäre es absolut unmöglich gewesen, Fellatio zu geben – ob mit „Aufnahme“ oder ohne. Was es nicht geben dufte, das gab es auch nicht – sonst wäre die künstliche Fassade des „wohlanständigen“ Bürgertums zusammengebrochen.

Hilfe aus dem Bordell und aus der Fantasie

Also behalf man sich mit Schilderungen von „Halbweltdamen“, Bordellwirtinnen und Freiern, die so gut wie immer beschönigt wurden. Wer sich als Autor (teils auch als Autorin) einen Namen machen wollte, schrieb fantasievolle Pornografie, etwa „Walter“ („mein geheimes Leben“) oder die „Histoire d’O“, die allerdings ein wahres Kunstwerk ist.

Der Sex im Buch: Nicht selbst erlebt, sondern frei erfunden

Die Lust aus zweiter Hand, kunstvoll als „selberlebte Wonnen“ vermarktet, wurde mit dem Anschein der Wahrheit versehen – zum Teil äußerst glaubwürdig, zum Teil absolut märchenhaft. Später versuchten Autoren oft, erotische Fantasien als authentische Schilderung an den Markt zu bringen. Dabei benutze man den Trick, dass dem Autor / der Autorin ein geheimnisvolles Manuskript oder Tagebuch zugespielt wurde, das selbstverständlich „absolut authentisch“ war. Die weiteren Tricks bestanden darin, tatsächliche Ereignisse mit in die Schilderungen einzubinden.

Ein Mix aus Fantasien - als Realitäten verkauft

Das angebliche Berkley-Horse
Sogar die Schilderungen der berühmten Frau Berkley (das ist die Bordellwirtin mit dem angeblichen „Berkley-Horse“) stammen nicht von ihr selbst, ihren ausführenden Damen oder gar den schmerzgeilen Kunden, sondern aus zweiter oder dritter Hand. Und ihre berühmte verstellbare Prügelbank, das Berkley-Horse? Wer sich jemals auf diese Prügelbank schnallen ließ, der hätte es geleugnet, und wer es nicht sah, der entwarf es aus seiner erotischen Fantasie. So wurde aus dem Wunderding für die lustvolle Flagellation reicher Gentlemen eine modifizierte Klappleiter.

Selbst Lexika folgen den blühenden Fantasien fragwürdiger Autoren, und dazu will ich für die Berkley-Geschichte einmal Wikipedia zitieren (deutsch):

Ashbee beschreibt die Prügelbank nach den Memoiren Berkleys (1): Sie lässt sich in einem beachtlichen Maße öffnen, sodass der Körper in jeden gewünschten Winkel gebracht werden kann. Es gibt eine Abbildung in Mrs. Berkleys Memoiren (1), die einen beinahe nackten Mann darauf zeigt. Eine Frau sitzt in einem Stuhl direkt darunter, Hintern, Bauch und Scham entblößt, die den Mann mit der Hand befriedigt, während Mrs. Berkley seine Rückseite mit Birkenruten bearbeitet.

Das Bildungsbürgertum und die „wissenschaftlichen“ Werke

Das Bildungsbürgertum hatte Zugriff auf Werke, die unter dem Deckmantel der Wissenschaft allerlei sexuelle „Perversionen“ streiften. Deren Autoren bedienten sich überall, wo sie irgendetwas Aufregendes fanden. Teils aus Patientenakten oder Tagebuchauszügen, die andere bereits veröffentlicht hatten. Andernteils aber auch aus pornografischen oder erotischen Magazinen, die es bereits vor der „Porno-Welle“ gab. In ihnen wurden nicht nur Frauen und Männer in „befremdlichen“ Posen abgebildet, sondern dort fanden sich auch erotische Texte. Da die Autoren wussten, wie die betuchten Leser nach Sensationen gierten, wurden die Schilderungen der vermeintlich „Perversen“ benutzt, um eine Realität vorzuspiegeln, die es in dieser Weise gar nicht gab. Teilweise wurde den Lesern/Leserinnen sogar vorgespiegelt, es gäbe Geheimgesellschaften, aus deren Fundus die Schilderungen stammten. Schon etwas glaubwürdiger, aber dennoch aus dem Zusammenhang gerissen, wurden auch Leserbriefe verwendet, die zeigen sollten, wie „krank“ die Wünsche der Männer waren, die diese Magazine lasen. (2)

Warum ich euch dies alles schreibe? Weil es wahrhaftig schrecklich schwer ist, die Wahrheit hinter all diesem Wust von Vermutungen und Halbwahrheiten herauszufinden.

Und weil ich denke, ihr solltet dies einfach wissen.

(1) Das Lexikon in Ehren – aber Frau Berkleys „echte“ Memoiren gelten als verschollen – falls es sie jemals gab. Alles deutet in Wahrheit auf eine Verschleierung hin. Auch der Autor, auf den man sich überall beruft, Henry Spencer Ashbee, gilt nicht gerade als „glaubwürdiger Zeitzeuge“.
(2) Ich habe keines der angeblich „wissenschaftlichen“ Werke angeben. Sie stammen von Journalisten und Buchautoren, die sich überall bedient haben, um ihre neugierige Leserschaft zu beglücken. Die Quellen reichen von absolutem Schund über Novellen und Darstellungen bis hin zu tatsächlichen „wissenschaftlichen“ Werken. Kurz: ein Mix aus Ansichten, Sensationsmache und einigen wenigen Fakten.

Die süßen, bösen Abweichungen von der sexuellen Norm

Körperteile im Fokus - ist es Fetischismus?
Ich kenne viele Menschen … die auf das Stichwort meinen, Fetischismus sei doch eigentlich etwas sehr Harmloses und Reizvolles. Gewiss, manche solche Neigungen erscheinen rührend oder als Galanterie.

Der Autor Joachim Pauly, Hamburg 1957.

Als Joachim Pauly dies schrieb, galt es noch als völlig unakzeptabel, sexuelle Themen anzusprechen. Insbesondere in den Familien der Beamten und der kleinen Angestellten wurden alle sexuellen Themen ausgeblendet. Geschlechtsteile hießen „edle Teile“, die Fortpflanzung an sich wurde mit rosa Wolken verhüllt, und die Kinder brachte eines Tages der Klapperstorch.

Und dann gar Fetischismus? Wenn man darüber sprechen wollte, musste man sich einen weißen Kittel anziehen, um „wissenschaftlich“ zu wirken. Derartige Bücher erscheinen damals als „Privatdrucke“, die nur an „Subskribenden“ geliefert wurden.

Reden wir also von den süßen, bösen Abweichungen des Geschlechtslebens und den Reizen, die von der Kleidung ausgehen. Denn das, was mit „Fetischismus“ ursprünglich gemeint war, ist ja die Bekleidung, der sich die Person „hingibt“. Es ist sozusagen der Ersatz für die unerfüllte Hoffnung, mit einer Frau Geschlechtsverkehr zu haben. Oder so ähnlich. Die Definitionen variieren, die Lust an sinnlicher, duftiger und stimulierender weiblicher Bekleidung bleibt.

Die sinnliche Abweichung - der "Fetischismus"

Der Finger im Mund als fetischistische Geste

Allerdings haben wir im Sprachgebrauch mit dem Wort „Fetischismus“ ein Problem: Es steht mittlerweile für eine unspezifische sexuelle Abweichung, also fetischistische Tendenzen als Lebensstil. Dann gilt als Fetisch, was in der psychologischen Literatur einst nahezu ausschließlich als solcher galt: das Kleidungsstück einer Frau – ohne Frau. Der Volksmund aber sagt auch „Fetisch“, wenn sich ein auffälliges Kleidungsstück an der Frau befindet, also das Bein im Strumpf, der Fuß im Schuh oder die Brust im BH. Und damit nicht genug: Schließlich gilt auch mancher Körperteil selber als Fetisch: besonders Brüste und Füße.

Die große Zeit der Fetische ist vorbei - die Reize aber bleiben

Bei so viel „Fetischismus“ gerät dann auch die „krankhafte Variante“, die einst „Connaisseurs“ aus „wissenschaftlichen“ Gründen beschäftigte, ins Hintertreffen. Die Marotte, weibliche Kleidungsstück zu sammeln, beschäftigt zwar noch den einen oder anderen Liebhaber, aber die große Zeit der „Fetische“ ist vorbei.

Was blieb, war das „Reizvolle“, von der Reizwäsche über den Reiz erigierter Brustwarzen bis hin zum begierigen Ansaugen der weiblichen Finger. Eben alles, was so schrecklich schön frivol ist.

Offizieller Begriff Fetischismus: MSD-Manuals
Umgangssprachliche, fragwürdige und falsche Definitionen von Fetischismus:

(1) Handlungen, die ungewöhnlich sind oder anderen ungewöhnlich erscheinen, weil sie nicht direkt zum Koitus führen.
(2) Lüste, die von einem Körperteil (statt von der ganzen Person) ausgehen.
(3) Lüste, die durch die Dekoration eines Körperteils entstehen, wie etwa „Reizwäsche“ (Dessous).
(4) Lüste, die durch die Berührung von Körperteilen ohne Dekoration (nackte Füße, Zehen, Finger, Brüste) entstehen, die aber nicht unmittelbar dem Geschlechtsverkehr dienen.
(5) Der Wunsch nach leichten Schlägen (Flagellationen) und Rollenspielen dieser Art wird oft als „Fetisch“ bezeichnet.
(6) Das Tragen von Damenwäsche durch Männer gilt manchmal als „fetischistisch“.
(7) Das Tragen von ungewöhnlichen Kleidungsstücken (Stiefel) beim Sex wird ebenfalls gelegentlich als „Fetisch“ bezeichnet.



Ja heißt „JA“- aber was beinhaltet „Ja“?

Die Schweiz berät derzeit über eine Reform des Sexualstrafrechts. Dabei geht es um die Zustimmung oder Ablehnung von sexuellen Handlungen. Zur Debatte stehen die Veto-Lösung, also „Nein bedeutet Nein“, oder die „Zustimmungslösung“ (Nur „Ja“ heißt „Ja“).

Was akademisch und haarspalterisch klingt, hat offenbar für die Eidgenossinnen eine existenzielle Bedeutung. Allerdings schwingt dabei auch Ideologie mit. So glaubt beispielsweise eine Opferberaterin, die Veto-Lösung würde nicht ausreichen, weil das Gesetz „längst überholte und toxische Geschlechterstereotype“ zementiere (1).

Ein "Nein" ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten

Die Autorin verwendet dabei den Begriff „Passivität“ und sagt mit Recht: Passivität und Schweigen sind keine Zustimmung. Doch die Frage, die sie gar nicht erst stellt: Welche Art von Kommunikation muss ihrer Ansicht nach vorausgehen, um den Geschlechtsakt als „einvernehmlich“ zu deklarieren? Ein „Nein, ich will keinen Sex“ ist deutlich und konsequent, während ein „Ja, ich will jetzt (diese Art von) Sex mit dir“ eher ungewöhnlich klingt. Und genau solch einen Satz bringt kaum jemand über die Lippen – weder eine Frau noch ein Mann. Schließlich ist es in der heutigen Zeit nicht mehr so sicher, dass es um PiV-Sex (2) geht.

Und während ein „Nein“ wirklich „keinen Sex“ abdeckt, müsste bei der Forderung nach einem „Ja“ jede sexuelle Handlung (und Folgehandlung) abgesprochen werden.

(1) Der Artikel über die Schweizer Besonderheit erschien in der NZZ.
(2) Sex, bei dem der Penis in die Vagina eindringt.

Sex ohne alles – vor allem ohne andere Gefühle?

Verführerin in der Werbung
Sex ohne Gefühle? Ist das möglich? Die einfachste Antwort würden wir vielleicht von einem Escort-Girl erhalten: Ja, es ist möglich. Zumal, wenn Gefühle von vornherein ausgeschlossen werden. Je exklusiver die Begegnung mit einer solchen Frau, (also je mehr sie pro Stunde kostet), umso mehr Gefühle werden vorgetäuscht. Natürlich ist das ein Trick, aber er wirkt. Der Klient will eine Illusion und er bezahlt für diese Illusion.

Sex mit Gefühlen und die Rolle der Verführerinnen

Der Klient einer Rotlicht-Frau, egal, welche Art von Diensten sie anbietet, hat – biologisch gesehen – selbstverständlich Gefühle. Wenn ein Mann eine Erektion bekommt, dann hat sein Gehirn schon vorher allerlei Weichen gestellt, die seine Gefühle beeinflussen. Und sollte er andere Gelüste haben, sind oft noch weitere Sinne betroffen, über die ich hier gar nicht reden will. Die Aufgabe jeder Verführerin ist ja, diese Gefühle wachzurufen – sonst würde sie ihre Aufgabe nicht erfüllen. Und das gilt nun wirklich für jede beliebige Frau, die sich in der Kunst der Verführung auskennt – und sie finden wir überall – nicht nur im Rotlicht-Distrikt.

Gefühle – Geschenke und Tauschhandel

Es gibt ziemlich viele Situationen, in denn du „Gefühle einsetzt“. Das ist menschlich und keine schlechte Sache. Manche Menschen geben andere einfach gute Gefühle, weil sie einen riesigen Gefühlsakku haben, der niemals leer wird. Andere werfen „Mit der Wurst nach der Speckseite“: Sie geben Gefühle, um Gegenleistungen zu erhalten – in welcher Form auch immer. Es können ähnliche Gefühle und völlig andere Gefühle sein. Oder es kann ein Tausch von Gefühlen mit Waren oder Dienstleistungen stattfinden.

Sex mit Gefühl oder wie ein batteriebetriebenes Spielzeug?

Gefühle hervorrufen im Film
Das ideale Gefühl bei der Liebe und bei liebevollem Sex ist einfach: Du gibst eine Mischung aus Sex und anderen schönen Gefühlen, und du bekommst dafür ebenfalls schöne Gefühle und Sex.

Jemand hat mir erzählt, dass sich Menschen, die „nur Sex“ geben, sich wie „batteriebetriebene Spielzeuge“ fühlen, weil sie selber keine Gefühle zeigen dürfen. Es erklärt aber nicht, warum manche Frauen und Männer „Lust, Intimität und Sex“ erleben wollen, während bei andere noch ein paar „Emotionspakete“ dabei sein müssen.

Sieben Gründe, Sex ohne „Emotionsballast“ zu haben

Ja, es ist so: Sex ohne Gefühle geht nicht – außer in der Sex-Branche. Gefühle sind immer dabei, und jeder empfindet anders. Die Natur lässt gar nicht zu, dass wir sexuelle Lust bekommen, ohne Gefühle zu entwickeln. Das geht sozusagen Hand-in-Hand. Aber geht es ohne Emotionsballast?

Das bringt uns zu einer interessanten Frage: Aus welchen Gründen haben ganz gewöhnliche Alltagsmenschen Sex miteinander, ohne tiefe Gefühle zu empfinden?

1. Eine Beziehung passt nicht zu deinem komplizierten Lebensstil, aber du willst nicht auf schönen, intimen Sex verzichten.
2. Du bist „emotional noch vergeben“, weil du einer Beziehung nachtrauerst. Sex wäre aber für dich in Ordnung.
3. Eine Beziehung bringt „Unordnung“ und „Schwierigkeiten“ in dein Leben – schöner Sex aber nicht.
4. Du führst ein Leben wie ein Nomade (eine Nomadin) und bist nur selten an deinem festen Wohnsitz anzutreffen.
5. Du scheust die Verantwortung für andere und willst auch nicht, dass andere Verantwortung für dich übernehmen.
6. Du hast schlechte Erfahrungen damit, dich in Gefühle zu verfangen, und gehst Beziehungen auch im Ansatz aus dem Wege. Doch gelegentlich Sex mit jemandem zu haben ist OK für dich.
7. Du weißt überhaupt nicht, warum du dich binden solltest – findest Sex aber lebensnotwendig.


Sex ohne Gefühl? Nicht im realen Leben!

Also: Sex ohne Gefühl geht nur für weibliche wie auch männliche Prostituierte, Pornodarsteller(innen) und andere Berufe, in denen „echte“ Gefühle simuliert („gefakt“) werden müssen.

Nahezu alle anderen Menschen verbinden Sex mit den unterschiedlichsten Gefühlen, die zum Sex hinzugefügt werden müssen, um dabei „glücklich“ zu werden. Es sind keine „bestimmten“ Gefühle, sie beruhen aber eindeutig auf biochemischen Prozessen. Das heißt nun aber auch: Diese Gefühle sind nicht beliebig manipulierbar - du kannst nicht vorherbestimmen, in welche Richtung sie dich treiben werden.

Sex mit Senf und Gewürzsoße

Und du? Überlege dir, welcher Senf beim Sex dazu kommen muss, damit du „schöne Gefühle hast“. Wie lange brauchst du, um Sex wirklich zu wollen? Wie muss das Gefühlsdressing aussehen, damit dir Sex schmeckt? Und was tust du, wenn der Rausch der Liebesnacht dennoch nachlässt, die Sehnsucht aber in dir weiter wühlt?

Frag nicht mich. Frag Dich. Und finde Deine Antworten.

Das späte NEIN zum Sex

Das späte „Nein“ zum Sex (und nicht nur zum Sex) behandelt einen Konflikt, über den viel zu wenig gesprochen oder geschrieben wird: Gefühle sind nicht immer eindeutig.

Es gibt eine recht bekannte Geschichte, in der zwei Menschen nach einer Party leicht angeschickert in einem Hotelzimmer landen. Sie trinkt ein paar Gläser von seinem Whisky und hat eine Vorstellung, davon, was er will - und was sie akzeptiert. Doch er will ihren Körper auf konservative Weise. Also stehen über das „wie“ zwei unterschiedliche Meinungen im Raum, und letztlich gibt es kurz vor dem Lustgewinn ein heftiges „Nein“.

Sie zog also Schuhe, Strümpfe, Strumpfhalter, Schlüpfer aus, zog ihren Rock hoch und setzte sich in den Sessel, die nackten, weißen Beine über die Armlehnen gehängt, und war bereit.

Und wie ging es aus?

Bevor er wusste, wie ihm geschah, sprang sie auf, packte Schuhe, Strümpfe und Strumpfhalter, sauste in den Korridor hinaus und schlug die Tür zu.

Ich las gerade einen Blogbeitrag, in dem es auch ein „spätes Nein“ gab. Die Frau ist, wie in der erwähnten Kurzgeschichte, in einem Zwiespalt, und zögert das „Nein“ lange heraus. Warum es „Nein“ ist? Sie weiß es selber nicht genau. Angenehmer Mensch, attraktiv. Aber ihr Gefühl passt nicht zu seinem Gefühl.

Unterschiedliche emotionale Konsequenzen von "Ja" oder "Nein"

Die generelle Frage, die sich viele stellen, ist: Warum war es ein „Ja“, obwohl ich so viel Zweifel hatte? Aber auch: Warum habe ich „Nein“ gesagt und es später bedauert? Das gilt im Grunde nicht nur für die Frage: „Hey, wie ist es mit mir, will ich ihn (oder sie) vögeln?“ Sie taucht vielmehr schon bei der Frage nach einem „weiteren Treffen auf“ auf. Das „Nein“ wird rationalisiert, begründet, mit Höflichkeit verkleistert und meist „endgültig“. Das „Ja“ für das zweite Treffen ist unverbindlich und keinesfalls bereits ein Verlöbnis.

Muss die Entscheidung wirklich "in dieser Minute" fallen?

Was ich sagen will: Es gibt außer klaren und unmissverständlichen Entscheidungen auch noch jene, die auf einer Bandbreite liegen. Und insofern ist die Haltung „ich warte mal ab, wie es mir geht, wenn …“ nicht die schlechteste Entscheidung.

Welche Wert weist du dem Sex zu?

Zurück zum Sex. Fast jede Frau erinnert sich, einmal aus „Höflichkeit oder Naivität“ ein „Ja“ zu viel gesagt zu haben. Manchmal, damit ein Mann für seine Ausdauer, seine Nettigkeit oder den Unterhaltungswert, den er immerhin hatte, noch ein bisschen belohnt wurde. „Ist doch keine große Sache“ fand eine Bekannte, die am Ende mindestens ein „kleines Geschenk“ für ihre Lover hatte, die „nett genug“ waren.

Erfahrungen mit JA, NEIN und dem "Verhandeln" über das, was sein darf

Über die „Größe der Sache“ denkt offenbar jede Frau anders. Frauen, die viele Partner im Leben hatten, wollen die Erfahrungen mit dem „Ja“ nicht missen, weil sie erst daran gelernt haben, was gut für sie ist. Und wirklich: Erfahrungen machst du nur nach einem „Ja“ – jedenfalls, wenn du es logisch siehst. Und du lernst dabei auch, wann es wirklich nötig ist, das „Nein“ konsequent auszusprechen.

Wir haben (hoffentlich) heute alle gelernt, dass die wirklichen sexuellen Wünsche nur zum Vorschein kommen, wenn wir darüber sprechen. Wenn du von jemandem Cunnilingus willst, heißt das nicht, dass du auch PiV-Sex (2) willst. Und dass du überhaupt Sex willst oder gibst, heißt nicht, dass du ihn heiraten wirst. Klare Worte helfen, und wer sie scheut, sollte wenigstens klare Gesten beherrschen.

Die Konflikte? Die bleiben vermutlich. Denn die Diskussion darüber, ob das „Nein“ ethisch korrekt ist, oder ob nur das „Ja, bitte“ wahrhaftig zählt, verschleiert, dass Gefühle oft mehrdeutig sind. Das gilt für viele Gefühle, auch solche, bei denen der Verstand eingreift. Und vergessen wir bitte nicht: schon ein Zungenkuss kann die Drogen freisetzen, die in den Menschen ein „Ja“ befeuern, auch wenn der „Funke“ zuvor nicht „übergesprungen“ war.

1.) Zitat von Chester Himes. Die Übersetzung von "Partyausklang" klingt etwas holprig, sie wurde aus Goldmann Band 6652 zitiert. (Original von 1968, Titel "Mamie Mason"). Eine britische Bloggerin führte mich dieser Tage zum Thema.
2.) PiV - Penis in Vagina.