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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Erotische Bücher und Berichte – und die Fakes in ihnen

Viktorianische Fantasien wirken auch heute noch - Realitäten sind sie nicht
Angeblich "wahre" erotische Bücher und Berichte haben mit der Wahrheit wenig zu tun. Sie mögen unterhaltsam sein, aber die Wahrheit selbst schreibt sich anders.

Es kann sehr amüsant sein, sich mit viktorianischer Pornografie zu beschäftigen. Denn im Allgemeinen gilt England als die Urquelle der besonders obszönen Berichte über ein Laster, das mit der erotischen Bestrafung von Frauen und Männer zu tun hat. Manche Autoren (seltener Autorinnen) schrieben, was sie erduldeten, andere, was sie jemandem zufügen, und manche wie die Lüste sie überkamen, als sie dabei zusahen. Wobei die Grenzen fließend sind und die Rollen durchaus dann und wann wechseln. Manchmal stellt man sich die Frage, ob sie eventuell authentisch sind. Und die Antwort, die sich später ergibt, ist immer gleich: Sie sind Produkte der Fantasie, in die Tatsachen und tatsächliche Ereignisse mit eingewoben werden.

Die Welt der Körperstrafen in erotischer Umsetzung

Die meisten der besonders spektakulären Geschichten spielen sich im Milieu der „Erziehung“ ab. Körperstrafen waren im 19. Und frühen 20. Jahrhundert nahezu jedem jungen Menschen bekannt, und die pikante Verbindung von Lust und Schmerz war zumindest einigen geläufig. Zudem gab es den Faktor der Entblößung, der weidlich ausgeschlachtet wurde. Ein nacktes oder nur leicht verhülltes Gesäß zu sehen, war eine absolut erregende Situation in einer Zeit, in der man bis zu den Fingerspitzen bekleidet war, wenn man ausging.

Von den britischen Inseln aufs Festland: die erotische "Disziplin"

Damit die Briten nicht in Verruf kamen, allein für die Eskapaden in Erziehungsanstalten, Internaten, Privaterzieherinnen oder gar Flagellationsbordellen verantwortlich zu sein, verlegte man die Handlungen gerne. Mal nach Frankreich, mal nach Deutschland oder Österreich, gelegentlich gar in die Schweiz. Vor allem in den 1990er-Jahren, als das Interesse an erotischer Flagellationsliteratur wieder aufflammte, kamen interessante Werke zustande, die als authentische Schilderungen vermarktet wurden. Um dies zu erreichen, wurden sie bewusst mit deutschen (oder deutsch sein sollenden) Wörtern gespickt: „Das Fräulein“, „Frau Directrice“, der „Rohrstock“, „Entschuldigung“ und viele andere. Ein Buch über die Disziplin preußischer Offizierstöchter war von Anfang bis zum Ende erlogen, wurde aber gelegentlich sogar in einschlägigen Blogs zitiert. Der Autor war ein gewisser Geoffrey Atheling Wagner, und das Buch, das all, dem zugrunde lag, wurde sogar illustriert. Einer der Titel, unter denen es veröffentlicht wurde, war „The Prussian Girls“ – „Die Preußische Mädchen“, die auf „Schloss Rutenberg“ erzogen wurden.

Schweizerisches von 1912 , erfunden in East Sussex 1993

Im Jahr 1993 erschien in der Flagellanten Zeitschrift „The Governess“ ein Artikel, den viele Leser(innen) offenbar für authentisch hielten. Er war geschickt aufgemacht, mit Zeichnungen und Belegen für den Wahrheitsgehalt. Die Autorin oder der Autor konnte entweder kein Deutsch, oder er/sie hatte ein diebisches Vergnügen daran, die Menschen an der Nase herumzuführen.

Aus einem angeblich Vortrag in der Schweiz - Physik als Beweis für die Glaubwürdigkeit
Es handelt sich um einen Vortrag vor einer angeblich „weiblichen Zuhörerschaft“, die auf einer Initiative einer (ebenso fiktiven) „Schweizer Lutherischen Versammlung“ zustande kam, die in das Jahr 1924 verlegt wurde. Dazu legt man sogar noch die Titelseite des Manuskripts von 1912 mit einer Züricher Adresse vor. In ihm waren tatsächlich sogar mathematische Formeln zur Schlagwirkung des Rohrstocks enthalten. Wenn man las, dass die Direktorin „Frau Dr. Gesäßjäger“ hieß, hätten eigentlich die Pferde wiehern müssen - aber auf einfache Gemüter wirkte der Text durchaus authentisch.

Alles wurde gefälscht oder vermischt

Gefälscht wurde in entsprechenden Artikeln nahezu alles – Namen, Orte und Zusammenhänge. Menschen, die es tatsächlich gegeben hatte, wurden in neue Zusammenhänge gestellt – den Autorinnen und Autoren war dies völlig gleichgültig.

Wenn du selber einmal einen solchen Text in die Hand bekommst – glaub nicht an den Hintergrund, der als „authentisch“ oder gar „wissenschaftlich“ daherkommt. Es ist ein Trick – und er funktioniert offenbar. Einen Unterhaltungswert haben viele dieser Geschichten dennoch.