Liebe: der abgewetzte, fast bedeutungslose Begriff
Die Liebe ist zu einem schnöden, abgewetzten und nahezu bedeutungslosen Begriff geworden, den jeder im Munde führt, wenn er „irgendetwas mit sinnlichen Empfindungen“ beschreiben will. Und sogar noch dann, wenn der Autor die Sinnlichkeit leugnet.
Wollte ich es in einem Satz sagen, so wäre es dieser:
Die Autoren, die am lautesten ihre Stimme erhoben haben, haben am wenigsten zum Verständnis der Liebe geleistet.
Liebe wächst nicht aus Disziplin
Ich erinnere mich noch lebhaft an die Diskussionen, die zwischen 1958 und 1968 über die Liebe geführt wurden. Ausgehend von Erich Fromm glaubten damals „namhafte“ Psychologen, Soziologen und Pädagogen, der Jugend sagen zu müssen, was Liebe ist und wie sie „Liebe zu lernen“ hätten. Man schickte Fürsorger, Psychologen, Kirchenleute und andere „Experten“, um der Jugend zu sagen, dass sie erstens Enthaltsamkeit und zweites Disziplin lernen mussten. Das bedeutete, sich nicht auf die schnöden Vergnügungen lustvoller Körperkontakte einzulassen, sondern erst einmal zu lernen, was Liebe „wirklich“ bedeutet. „Wirklich“ hieß „als Mitglied des Staatswesens“, also auf keinen Fall „individuell“. Die „individuelle Liebe?“ Oh nein - die vom Kollektiv vorgegebenen Normen. Die Idee war, in Elternhaus, Schule und Kirche, aber auch sonst im öffentlichen Verständnis eine Person zu einem tugendhaften Menschen zu erziehen.
Warum ich gerade mit der Liebe konfrontiert werde
Gut - ich arbeite gerade über Gefühle, und da komme ich an der Liebe nicht vorbei. Und 1957 ist längst Geschichte - auch gut. Aber der Geist der Vergangenheit geht immer noch um, und die Individualität geht in den vielen, voneinander abweichenden Definitionen unter. Das heißt: Wichtig ist nicht, was du oder ich unter Liebe verstehst, sondern was „berühmte“ Soziologen, Psychologen und Philosophen darüber geschrieben haben.
Ihre Werke in Ehren - die Wissenschaft ist bekanntlich frei, Worte für Gefühle zu finden und zu verewigen. Auch, wenn all dies keinem Menschen wirklich nützt.
Ich habe gerade diesen Satz gelesen:
Ja, Worte können bedeutungslos werden, und „Liebe“ hat wirklich keine generelle, zuverlässige Bedeutung. Doch wer hat uns dazu verführt, ein Wort mal für dies, mal für jenes zu benutzen? Wer trägt die Verantwortung für die Verwirrung?
Ich meine, es sei die schnöde Machtgier der Forschenden. Sie sorgt dafür, dass Worte auf etwas fixiert, eingeschränkt und umgewertet werden.
Deswegen habe ich einst begonnen, über die Liebe zu schreiben. Und das sehe ich auch heute noch als Auftrag.
Zitat nach einem Artikel vom Serena Rust.
Wollte ich es in einem Satz sagen, so wäre es dieser:
Die Autoren, die am lautesten ihre Stimme erhoben haben, haben am wenigsten zum Verständnis der Liebe geleistet.
Liebe wächst nicht aus Disziplin
Ich erinnere mich noch lebhaft an die Diskussionen, die zwischen 1958 und 1968 über die Liebe geführt wurden. Ausgehend von Erich Fromm glaubten damals „namhafte“ Psychologen, Soziologen und Pädagogen, der Jugend sagen zu müssen, was Liebe ist und wie sie „Liebe zu lernen“ hätten. Man schickte Fürsorger, Psychologen, Kirchenleute und andere „Experten“, um der Jugend zu sagen, dass sie erstens Enthaltsamkeit und zweites Disziplin lernen mussten. Das bedeutete, sich nicht auf die schnöden Vergnügungen lustvoller Körperkontakte einzulassen, sondern erst einmal zu lernen, was Liebe „wirklich“ bedeutet. „Wirklich“ hieß „als Mitglied des Staatswesens“, also auf keinen Fall „individuell“. Die „individuelle Liebe?“ Oh nein - die vom Kollektiv vorgegebenen Normen. Die Idee war, in Elternhaus, Schule und Kirche, aber auch sonst im öffentlichen Verständnis eine Person zu einem tugendhaften Menschen zu erziehen.
Warum ich gerade mit der Liebe konfrontiert werde
Gut - ich arbeite gerade über Gefühle, und da komme ich an der Liebe nicht vorbei. Und 1957 ist längst Geschichte - auch gut. Aber der Geist der Vergangenheit geht immer noch um, und die Individualität geht in den vielen, voneinander abweichenden Definitionen unter. Das heißt: Wichtig ist nicht, was du oder ich unter Liebe verstehst, sondern was „berühmte“ Soziologen, Psychologen und Philosophen darüber geschrieben haben.
Ihre Werke in Ehren - die Wissenschaft ist bekanntlich frei, Worte für Gefühle zu finden und zu verewigen. Auch, wenn all dies keinem Menschen wirklich nützt.
Ich habe gerade diesen Satz gelesen:
Zu anderen Zeiten meint (das Wort Liebe) es etwas ganz anderes. Worte sind geradezu bedeutungslos, weil sie nicht ausdrücken, was wirklich in der Person vorgeht, wenn sie das sagt.
Ja, Worte können bedeutungslos werden, und „Liebe“ hat wirklich keine generelle, zuverlässige Bedeutung. Doch wer hat uns dazu verführt, ein Wort mal für dies, mal für jenes zu benutzen? Wer trägt die Verantwortung für die Verwirrung?
Ich meine, es sei die schnöde Machtgier der Forschenden. Sie sorgt dafür, dass Worte auf etwas fixiert, eingeschränkt und umgewertet werden.
Deswegen habe ich einst begonnen, über die Liebe zu schreiben. Und das sehe ich auch heute noch als Auftrag.
Zitat nach einem Artikel vom Serena Rust.