Der wundersame Begriff „Fetisch“ und was wir darüber wissen
Von Wissenschaftlern erwarten wir, dass sie klüger sind als wir selbst. Und wenn sie dieser Erwartung entsprechen wollen, dann geben sie Antworten. Ob sie zutreffen oder nicht, überlassen sie oft dem Zufall – jedenfalls in der Öffentlichkeit, die wir als "Internet" kennen.
Der unscharfe Begriff "Fetisch" führt zu Verwirrungen
Machen wir uns erst einmal klar: Die wenigsten „Fetische“ sind wirklich welche. Im Grund genommen ist der Fetisch ein Gegenstand, der anstelle einer Gottheit (1) verehrt wird. Nach und nach wurde der Begriff ins Sexuelle übertragen: Man verehrte die Dame, indem man von ihr ein Taschentuch forderte oder stahl. Es mögen später auch Schuhe, Strumpfhosen, Slips, BHs oder andere Kleidungsstücke gewesen sein. In jedem Fall war ein „Fetisch“ lange Zeit ein Ersatz für die Person, die ein Mann verehrte. Später wurde auch der lebendige Frauenkörper einbezogen. Und zwar dann, wenn sich die Verehrung des Mannes auf ein einziges Körpermerkmal oder ein Körperteil bezog: Fuß statt Schuh, Schritt statt Slip, Brust statt BH.
Heute gilt alles als „Fetisch“, was der Psychiater „paraphile Störungen“ nennt. Sucht man im Internet Gründe, dann findet man beispielsweise (2):
Na schön – biologische Grundlagen, kulturelle oder soziale Einflüsse und ein paar Begriffe für Dinge, die eine Gesellschaftsordnung als „erotisch“ ansieht? Kann diese Erklärung nicht für alles gelten, was menschliche Gefühle ausmacht?
Wäre es – in solchen Fällen – nicht besser, zu sagen: „Nein, in Wahrheit wissen wir gar nichts?“
Jeder definiert "Fetisch", wie er will
Inzwischen haben sich drei höchst unterschiedliche Definitionen für „Fetische“ breitgemacht:
1. Die erste ist die traditionelle Sichtweise: Der Fetisch dient als Stellvertreter für die sexuelle Verehrung oder Begierde.
2. Die zweite ist die „Szenensichtweise“, die heute auch Alltag ist: Ein Fetisch ist eine sonderbare, aber höchst lustvolle sexuelle Variante unter Erwachsenen.
3. Die (angeblich) professionelle Sichtweise: Ein Fetisch ist eine Paraphilie, also eine psychische Störung, die von der gesellschaftlichen Norm abweichende sexuelle Verhaltensweisen zum Inhalt hat.
Die Wahrheit ist viel zu kompliziert - und teils völlig unklar
Wem das nicht aufschlussreich genug erscheint, muss tiefer graben und erfährt dann, dass alle von irgendwelchen „Normen“ abweichenden Verhaltensweisen „krank“ sind. Das können sie in der Tat sein, aber oft wird nicht klar ersichtlich, wann die Betroffenen sich an einen Arzt oder wenigstens einen Berater wenden sollten.
Wie diese Verhaltensweisen entstehen und warum sie so beliebt sind, wurde nie herausgefunden. Allerdings wird die Pubertät als Ursprung verdächtigt, was eine ebenso kühne Theorie ist. Bekanntlich ist die Pubertät eine Art „Umbauphase der Gefühle“. Ende des 19. Jahrhunderts nahm man an, dass masturbierende Jünglinge ein solches verhalte begünstigen würden.
Was ist nun wirklich los mit Fetischen?
Dieser Satz bringt ein wenig Licht ins Dunkel (3):
Das Fazit
Es gibt besonders schwerwiegende Störungen der menschlichen Psyche und des menschlichen Verhaltens (6) – daran zweifelt niemand. Wie können der Psychiatrie und der Psychologie dankbar sein, dass sie Menschen hilft, die auf Irrwegen unterwegs sind. Das gilt insbesondere, wenn sie sich selbst und/oder anderen schaden.
Auf der anderen Seite ist es unangemessen, „Fetische“ und erhebliche Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen in „einen Topf“ zu werfen. Zumal, wenn es sich in Wahrheit nicht um „Fetische“ handelt.
(1) Meyers (ca. 1890)
(2) Psycho Central (englisch)
(3) DocCheck
(4) Paraphilie: angebliche Abweichung von der sexuellen Norm. Teils als Störung, teils als Eigenschaft bewertet.
(5) Sexualpräferenz – Bevorzugung bestimmter sexuelle Praktiken. Zunächst wertfrei formuliert, dann aber auch negativ bewertet – je nach Abweichung.
(6) WHO-Definition
Bild: Aus einem Aquarell ca. 1950 - signiert "Viktor"
Der unscharfe Begriff "Fetisch" führt zu Verwirrungen
Machen wir uns erst einmal klar: Die wenigsten „Fetische“ sind wirklich welche. Im Grund genommen ist der Fetisch ein Gegenstand, der anstelle einer Gottheit (1) verehrt wird. Nach und nach wurde der Begriff ins Sexuelle übertragen: Man verehrte die Dame, indem man von ihr ein Taschentuch forderte oder stahl. Es mögen später auch Schuhe, Strumpfhosen, Slips, BHs oder andere Kleidungsstücke gewesen sein. In jedem Fall war ein „Fetisch“ lange Zeit ein Ersatz für die Person, die ein Mann verehrte. Später wurde auch der lebendige Frauenkörper einbezogen. Und zwar dann, wenn sich die Verehrung des Mannes auf ein einziges Körpermerkmal oder ein Körperteil bezog: Fuß statt Schuh, Schritt statt Slip, Brust statt BH.
Heute gilt alles als „Fetisch“, was der Psychiater „paraphile Störungen“ nennt. Sucht man im Internet Gründe, dann findet man beispielsweise (2):
Eine Studie … legt nahe, dass eine komplexe Mischung aus biologischen und kulturellen Einflüssen sowie alldem, was die Gesellschaft als „erotisch“ ansieht, als Grundlage für die Entwicklung von Fetischen angesehen werden kann.
Na schön – biologische Grundlagen, kulturelle oder soziale Einflüsse und ein paar Begriffe für Dinge, die eine Gesellschaftsordnung als „erotisch“ ansieht? Kann diese Erklärung nicht für alles gelten, was menschliche Gefühle ausmacht?
Wäre es – in solchen Fällen – nicht besser, zu sagen: „Nein, in Wahrheit wissen wir gar nichts?“
Jeder definiert "Fetisch", wie er will
Inzwischen haben sich drei höchst unterschiedliche Definitionen für „Fetische“ breitgemacht:
1. Die erste ist die traditionelle Sichtweise: Der Fetisch dient als Stellvertreter für die sexuelle Verehrung oder Begierde.
2. Die zweite ist die „Szenensichtweise“, die heute auch Alltag ist: Ein Fetisch ist eine sonderbare, aber höchst lustvolle sexuelle Variante unter Erwachsenen.
3. Die (angeblich) professionelle Sichtweise: Ein Fetisch ist eine Paraphilie, also eine psychische Störung, die von der gesellschaftlichen Norm abweichende sexuelle Verhaltensweisen zum Inhalt hat.
Die Wahrheit ist viel zu kompliziert - und teils völlig unklar
Wem das nicht aufschlussreich genug erscheint, muss tiefer graben und erfährt dann, dass alle von irgendwelchen „Normen“ abweichenden Verhaltensweisen „krank“ sind. Das können sie in der Tat sein, aber oft wird nicht klar ersichtlich, wann die Betroffenen sich an einen Arzt oder wenigstens einen Berater wenden sollten.
Wie diese Verhaltensweisen entstehen und warum sie so beliebt sind, wurde nie herausgefunden. Allerdings wird die Pubertät als Ursprung verdächtigt, was eine ebenso kühne Theorie ist. Bekanntlich ist die Pubertät eine Art „Umbauphase der Gefühle“. Ende des 19. Jahrhunderts nahm man an, dass masturbierende Jünglinge ein solches verhalte begünstigen würden.
Was ist nun wirklich los mit Fetischen?
Dieser Satz bringt ein wenig Licht ins Dunkel (3):
Eine klinische Diagnose für Paraphilie (4) zu treffen, ist oft schwierig. Sexuelle Devianzen werden von verschiedenen Kulturen und Bevölkerungsgruppen unterschiedlich bewertet. Somit ist es grundsätzlich schwer, eine klare Linie zwischen "Normalität" und Störung der Sexualpräferenz (5) zu ziehen.
Das Fazit
Es gibt besonders schwerwiegende Störungen der menschlichen Psyche und des menschlichen Verhaltens (6) – daran zweifelt niemand. Wie können der Psychiatrie und der Psychologie dankbar sein, dass sie Menschen hilft, die auf Irrwegen unterwegs sind. Das gilt insbesondere, wenn sie sich selbst und/oder anderen schaden.
Auf der anderen Seite ist es unangemessen, „Fetische“ und erhebliche Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen in „einen Topf“ zu werfen. Zumal, wenn es sich in Wahrheit nicht um „Fetische“ handelt.
(1) Meyers (ca. 1890)
(2) Psycho Central (englisch)
(3) DocCheck
(4) Paraphilie: angebliche Abweichung von der sexuellen Norm. Teils als Störung, teils als Eigenschaft bewertet.
(5) Sexualpräferenz – Bevorzugung bestimmter sexuelle Praktiken. Zunächst wertfrei formuliert, dann aber auch negativ bewertet – je nach Abweichung.
(6) WHO-Definition
Bild: Aus einem Aquarell ca. 1950 - signiert "Viktor"