Was ist dran an der viktorianischen Wollust?
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Pornografie legal und sogar respektabel. Und den viktorianischen Puritanern wurde Heuchelei vorgeworfen, weil sie tagsüber die Beine ihrer Klaviere versteckten und nachts hinter den verschlossenen Türen privater Klubs unsägliche Perversionen begingen. (1)
Forscher haben festgestellt, dass schon zu Zeiten der König Viktoria etwa die Hälfte der pornografischen Schriften um „Erziehung“ ging. Ob diese Literatur ausdrücklich auf die Flagellation ausgerichtet war oder ob sie als Nebeneffekt anderer sexueller Handlungen beschrieben wurde – immer war sie allgegenwärtig.
Männer und Frauen waren gleichermaßen daran beteiligt. Die Erzieherin oder Gouvernante diente in den Romanen jener Zeit sowohl als Verführerin wie auch als Peinigerin, sodass die Plots oft auf „Küssen und Quälen“ hinausliefen.
Entgegen einiger populärer Ansichten wurden die Bücher für die Damen und Herren der Oberklasse geschrieben. Nur sie konnten sich die Bücher leisten, und nur sie entsprachen der Gesellschaft, von der in den Büchern die Rede ist.
Männer und ihr merkwürdiges Verhältnis zur Kontrolle
Erwartet wurde, dass die Männer aus der Oberschicht ihre Gefühle allzeit unter Kontrolle hielten. Dies galt nicht nur für sie selbst, sondern auch für das ganze Haus, das sie repräsentierten, also auch für ihre Ehefrau und die Dienerschaft. Diese Kontrolle gehörte zur Fassade, die die „besseren Kreise“ nach außen vorzeigten – was sie wirklich dachten und taten, war oft das Gegenteil.
Frauen - mal herrschen, dann wieder gefügig sein
Für die Frauen jener Zeit galt, dass sie zwar unterwürfig waren, aber dennoch das Haus und die Dienerschaft in der gleichen Weise führen mussten, wie es der Hausherr getan hätte. Ihre Rolle war also zwiespältig – mal hatten sie sich den Handlungen und Meinungen des Ehemannes zu unterwerfen, mal mussten sie disziplinarisch tätig werden.
Das Unsägliche - Züchtigungen und homosexeuelle Kontakte
Gemeinhin sagte man den jener Zeit nach, dass viele Männer während der Zeit, die sie in Internaten verbrachten, homosexuelle Kontakte hatten, ohne wirklich so veranlagt zu sein. Das galt zwar auch für die Schulen, in denen man die Töchter schickte – doch dort paarte sich die Sinneslust eher mit Schwärmereien. Zudem existierte ein Wort wie „Homosexualität“ noch gar nicht – also konnte man es auch nicht „sein“.
Bei den männlichen Schülern kam hinzu, dass in vielen Internaten die Körperstrafe öffentlich vollzogen wurde. Wenn sie gegen die Regeln des Schulalltags verstießen, wurden sie mit der Rute behandelt, die als „Birch“ oder „Rod“ in die Literatur einging. Die jungen Männer wurden damals über einen bestimmten Bock gelegt, den man „Pony“ oder „Horse“ nannte. Dann wurden die Hosen heruntergezogen – und sowohl die betroffenen Schüler wie auch die Zuschauer hatten ein Erlebnis, das auf viele nachhaltig wirkte.
Es heißt in einer Beschreibung (2):
Aus dieser Sicht lernten die jungen Männer also die masochistische Seite der Erotik eher kennen als den Geschlechtsakt – und für viele gehörten Erotik und Schläge seither zusammen.
Im Flagellationsbordell wurden die Wünsche wahr
Im Erwachsenenalter suchten offenbar viele von ihnen lustvoll-schmerzhafte Kontakte zu Männern, aber auch zu Frauen. Die Flagellationsbordelle schossen wie Pilze aus dem Boden, und die Besonderheit daran war, dass die Herren dort Schmerz und Geilheit in jeder beliebigen Mixtur vorfanden. Denn anders als oft geschildert, waren die meisten der Damen dort Prostituierte – und nur wenige nahmen die Position der Gouvernante ein, die für das Verbläuen des Gesäßes zuständig war.
Das Interessanteste an der Zeit: Die neue, pornografische Literatur wurde keinesfalls nur von Männern gelesen. Auch Frauen fanden sich in den Figuren der Bücher wieder – entweder, weil sie heimlich „so waren“ oder weil sie „gerne so gewesen wären“. Das gilt nicht nur für die viktorianische Zeit. Ende des 20. Jahrhunderts blühte diese Art von Erotik noch einmal auf – lange, bevor die „Shades of Grey“ Millionen von Frauen in aller Welt faszinierten.
(1) Zitat Salon (Teil 1) Das Zitat beinhaltet einen Fehler: Tischbeine und Klavierbeine zu verstecken stammt aus einer Satire.
(2) Zitat Salon
Forscher haben festgestellt, dass schon zu Zeiten der König Viktoria etwa die Hälfte der pornografischen Schriften um „Erziehung“ ging. Ob diese Literatur ausdrücklich auf die Flagellation ausgerichtet war oder ob sie als Nebeneffekt anderer sexueller Handlungen beschrieben wurde – immer war sie allgegenwärtig.
Männer und Frauen waren gleichermaßen daran beteiligt. Die Erzieherin oder Gouvernante diente in den Romanen jener Zeit sowohl als Verführerin wie auch als Peinigerin, sodass die Plots oft auf „Küssen und Quälen“ hinausliefen.
Entgegen einiger populärer Ansichten wurden die Bücher für die Damen und Herren der Oberklasse geschrieben. Nur sie konnten sich die Bücher leisten, und nur sie entsprachen der Gesellschaft, von der in den Büchern die Rede ist.
Männer und ihr merkwürdiges Verhältnis zur Kontrolle
Erwartet wurde, dass die Männer aus der Oberschicht ihre Gefühle allzeit unter Kontrolle hielten. Dies galt nicht nur für sie selbst, sondern auch für das ganze Haus, das sie repräsentierten, also auch für ihre Ehefrau und die Dienerschaft. Diese Kontrolle gehörte zur Fassade, die die „besseren Kreise“ nach außen vorzeigten – was sie wirklich dachten und taten, war oft das Gegenteil.
Frauen - mal herrschen, dann wieder gefügig sein
Für die Frauen jener Zeit galt, dass sie zwar unterwürfig waren, aber dennoch das Haus und die Dienerschaft in der gleichen Weise führen mussten, wie es der Hausherr getan hätte. Ihre Rolle war also zwiespältig – mal hatten sie sich den Handlungen und Meinungen des Ehemannes zu unterwerfen, mal mussten sie disziplinarisch tätig werden.
Das Unsägliche - Züchtigungen und homosexeuelle Kontakte
Gemeinhin sagte man den jener Zeit nach, dass viele Männer während der Zeit, die sie in Internaten verbrachten, homosexuelle Kontakte hatten, ohne wirklich so veranlagt zu sein. Das galt zwar auch für die Schulen, in denen man die Töchter schickte – doch dort paarte sich die Sinneslust eher mit Schwärmereien. Zudem existierte ein Wort wie „Homosexualität“ noch gar nicht – also konnte man es auch nicht „sein“.
Bei den männlichen Schülern kam hinzu, dass in vielen Internaten die Körperstrafe öffentlich vollzogen wurde. Wenn sie gegen die Regeln des Schulalltags verstießen, wurden sie mit der Rute behandelt, die als „Birch“ oder „Rod“ in die Literatur einging. Die jungen Männer wurden damals über einen bestimmten Bock gelegt, den man „Pony“ oder „Horse“ nannte. Dann wurden die Hosen heruntergezogen – und sowohl die betroffenen Schüler wie auch die Zuschauer hatten ein Erlebnis, das auf viele nachhaltig wirkte.
Es heißt in einer Beschreibung (2):
Jeder Schüler, der Lust hatte, konnte kommen und zuschauen. Für viele dieser Jungen war es natürlich ein traumatisches Erlebnis, aber bei manchen jungen Männern war es ein erotisches Erlebnis besonderer Art.
Aus dieser Sicht lernten die jungen Männer also die masochistische Seite der Erotik eher kennen als den Geschlechtsakt – und für viele gehörten Erotik und Schläge seither zusammen.
Im Flagellationsbordell wurden die Wünsche wahr
Im Erwachsenenalter suchten offenbar viele von ihnen lustvoll-schmerzhafte Kontakte zu Männern, aber auch zu Frauen. Die Flagellationsbordelle schossen wie Pilze aus dem Boden, und die Besonderheit daran war, dass die Herren dort Schmerz und Geilheit in jeder beliebigen Mixtur vorfanden. Denn anders als oft geschildert, waren die meisten der Damen dort Prostituierte – und nur wenige nahmen die Position der Gouvernante ein, die für das Verbläuen des Gesäßes zuständig war.
Das Interessanteste an der Zeit: Die neue, pornografische Literatur wurde keinesfalls nur von Männern gelesen. Auch Frauen fanden sich in den Figuren der Bücher wieder – entweder, weil sie heimlich „so waren“ oder weil sie „gerne so gewesen wären“. Das gilt nicht nur für die viktorianische Zeit. Ende des 20. Jahrhunderts blühte diese Art von Erotik noch einmal auf – lange, bevor die „Shades of Grey“ Millionen von Frauen in aller Welt faszinierten.
(1) Zitat Salon (Teil 1) Das Zitat beinhaltet einen Fehler: Tischbeine und Klavierbeine zu verstecken stammt aus einer Satire.
(2) Zitat Salon