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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
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Generation Porno– jetzt auch in seriösen Formaten

generation porno

Der unflätige Begriff „Generation Porno“ für die junge Generation ist nach und nach von der Schmierpresse in seriöse Publikationen abgewandert –gestern wurde er in Dreisat so normal erwähnt, als sei dies gar keine Beschimpfung der Jugend, sondern eines dieser widerwärtigen Unwörter, die Journalisten ihre Lesern und Zuhörer volllabern: „Nenne es auch so oder du bist draußen“.

Die Damen und Herren von den Gazetten lächeln höchstens süffisant, wenn man sie darauf anspricht. Schließlich haben sie, die Ach-So-Erwachsenen, schon ganz andere Genrationen mit ihren schmutzigen Etiketten versehen: Da waren die „Parasiten des Jazzkellers“, die „Existenzialisten, die nicht einmal wussten, was ein Existenzialist ist“, die Langhaarigen, die so verdächtig ungepflegt aussahen, die Gammler, die angeblich keine Lust zu arbeiten hatten und die angeblichen Zerstörer der überkommenen Werte, die 1968er.

Ich gebe zu, dass nicht jeder, dem das Etikett aufgeklebt wird, auch so denkt. Die „Generation Porno“ ist in Wahrheit eine Generation, der nie zuvor bekannte Informationsquellen offenstehen – die Pornografie ist nur eine davon, und sie ist sicherlich nicht wünschenswert. Manche Autoren haben sogar ein recht distanziertes Verhältnis zum Wort und wollen die Jugend gar nicht treffen, sondern nur das Phänomen beschreiben.

Das Phänomen? Sind sie denn noch 14, um das Phänomen wirklich zu erfassen? Können, ja wollen sie sich in die Situation hineinversetzten, in der 14-jährige Mädchen und Jungen sind?

Es scheint wieder einmal zu gelten, was der legendäre Ronald D. Laing oftmals anprangerte: Wissenschaftler vergessen, oft, dass sie Menschen sind – und so, wie sie dies vergessen, wenn sie forschen, vergessen sie natürlich auch, dass sie selbst einmal junge Menschen in der Pubertät waren. Wer so denkt und forscht, sieht dann dieses merkwürdige Objekt „Jugendlicher“. Es muss doch irgendwie zu fassen sein? Laing schrieb:

Die Blickmaschine tastet das Objekt ab. Sie untersucht, inspiziert, Sie sammelt unpersönliche, in Kategorien einzuteilende … Informationen. Es ist eine komplett satanische Liturgie …“ und weiter: „Wir werden nicht mehr gefesselt, gefoltert, zerfetzt und in Stücke gerissen, wir werden geistig zerlegt … unser ganzer Lebenszyklus von der Empfängnis bis zum Tod … ist heute einer derartigen Überwachung ausgesetzt.


Ja, lasst sie nur forschen … es wird deswegen keine andere Jugend geben, nur eine neue Generation. Es wird auch keine bessere oder schlechtere Pornografie geben, so wie es bereits um 1900 keine bessere oder schlechtere „schlüpfrige“ Literatur gab, sondern nur lüsterne erotische Romane.

Sollte ich mich freuen, wenn Forscher Arbeit finden? Nein – darüber freue ich mich nicht. Denn wenn es tatsächlich einmal Konsequenzen geben sollte – und sei es eine anschaulichere Sexualerziehung – dann ist längst eine neue Generation aufgewachsen, die ganz andere Probleme hat – oder auch die Gleichen, denn in die Pubertät kommen alle einmal.

Wir können hoffen, demnächst wenigsten ein wenig objektiver informiert zu werden als bisher – ja, da erscheint ein Buch, das eine gewisse Objektivität verspricht – zumindestens in Ansätzen, wie ein Artikel im Spiegel von Johannes Gernert verspricht. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Das Buch wird „Generation Porno“ heißen. Der Fackelträger-Verlag wird wissen, warum er dem Buch diesen reißerischen Titel gab.

Titelbild © 2008 by sexxxchurch
Zitat aus: Laing, Ronald D. "Die Stimme der Erfahrung" London, 1982

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