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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Lust an weiblicher Dominanz – wer liest die Bücher?

Männer abwerten: "Die Herrin"
Soviel weiß jeder Buchhändler: Die Lust an männlicher Dominanz ist beim weiblichen Geschlecht höchst verbreitet. Jedenfalls, wenn es lediglich um Fantasien geht. Die Lust an weiblicher Dominanz hingegen gilt als unerforschtes Gebiet der erotischen Literatur. Gigi Martin war einst ein bekannter Name in diesem Segment. Ihr fragwürdiges Werk, „Die Herrin“ wurde viel von Frauen gelesen. Aber ihre Protagonistin war erstens lesbisch und zweitens fiel das Buch in eine Zeit (1988), in der Frauen gerne Bücher lasen, in denen Hetero-Männer ganz bewusst diffamiert wurden.

Seither war es ruhig in der Literatur-Szene, jedenfalls, was die Literatur betraf, die man üblicherweise in Buchläden fand. Im Untergrund gab es sei immer, die Literatur über starke Frauen, denen die Männer aus der Hand fraßen – und selbstverständlich die entsprechenden pornografischen Filme zum Thema. Das Klischee: Eine halb ausgezogene, in Korsett, Lederrock und Stiefel gekleidete Schönheit peitscht einen hässlichen, nackten Mann mit kleinem Penis.

Allerdings schreiben wir heute 2015 – und wir befinden uns im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts im neuen Jahrtausend. Der Mainstream-Buchhandel hat seither streng-erotische Kitsch-Machwerke in Massen im Angebot. Doch fast alles, was wir dort finden, wurde von Frauen für Frauen geschrieben.

Was macht nun ein Schriftsteller, der sich mit dem Etikett „FemDom-Literatur“ schmückt? Zunächst steht er vor drei Meinungen:

Meinung eins: Der Leser ist männlich, Landei und Wichser.
Meinung zwei: Frauen und Männer lesen Bücher über die Lust aus Freude an der Lust.
Meinung drei: Es ist nicht klar, wer die Bücher liest – Feedback geben aber ausschließlich Frauen.

Umfrageergebnisse von G. Horsam © 2015 by G. Horsam
Der Schriftsteller wusste sich zu helfen: Er startete eine Umfrage unter der Leserschaft von sogenannter „FemDom“-Literatur und entdeckte dabei offensichtlich, dass sich überwiegend Paare für diese Gattung interessieren, gefolgt von den Männern – und erst im weiten Abstand die Frauen. (Siehe Grafik links).

Was war die Motivation für die Paare, sich gerade für weibliche Dominanz zu interessieren? Offensichtlich, so der Autor, der unter dem Pseudonym G. Horsam selber Femdom-Literatur schreibt, suchten die Paare in den Büchern nach „Anregungen und neuen Ideen“.

Allerdings sollte man den Ergebnissen gegenüber kritisch bleiben: „FemDom“ ist ein Etikett, unter dem sich nur ein geringer Teil der allgemeinen Leserschaft etwas vorstellen kann – lediglich die „Eingeweihten“ haben eine Vorstellung davon, um was es sich handeln könnte. Schließlich laufen die „Fifty Shades of Grey“ im Buchhandel auch nicht unter dem Etikett „MaleDom“, sondern gehen als „erotische Literatur für Frauen“ über den Ladentisch.

Doch jenseits dieser Kritik bleibt natürlich die Frage: In welcher Weise kann Literatur stimulierend auf die weibliche Dominanz wirken und wie kann sie Männer dazu verführen, sich unterwürfig zu verhalten? Denn wenn ein Genre in den Mainstream einfließen soll, dann muss es „den Nerv des Publikums“ treffen – ähnlich wie die kitschigen „Fifty Shades of Grey“.

Das geschieht sicherlich nicht in der Art und Weise, in der die bereits erwähnte Gigi Martin („Die Herrin“) schrieb: Ihr Held wird im Buch zwar intensiv und gelegentlich durchaus anregend stimuliert. Indessen hat hat die lesbische Heldin auch nicht einen Funken Respekt vor ihrem Opfer, das sie in den Abgrund treibt und ihn dort schulterzuckend zurücklässt.

Die "klassische Herrin" WANDA in "Venus im Pelz"
Wenn Literatur über die weibliche Dominanz für den Mann sinnlich sein soll und wenn bei ihm die Begehrlichkeit geweckt werden soll, sich zu unterwerfen, muss er Lust daran verspüren. Der Romanheld des Ritters von Sacher-Masoch verspürte diese Lust wenigstens zu Anfang, und nach Tausenden zählende erwachsene Männer haben sich daraufhin gewünscht, einmal von der „Venus im Pelz“ gepeitscht zu werden. Ebenso verhielt es sich mit den Jünglingen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die nach den Rutenschlägen sinnlicher Gouvernanten gierten.

Heute stellt sich kaum eine andere Frage: Erst, wenn sich Leser und Leserinnen in die Rolle der Figuren hineinleben können, hat der Autor gewonnen. Wenn der Befehlston der Herrin im Buch den Penis hebt, wenn das Zischen des Rohstocks im Hinterstübchen seines Gehirns laut wird, und der Schlag den Po zum Zucken bringt – dann hat der Autor seine Leser erreicht. Ob dies gelingt? Manchmal schon …

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