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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Warum wir die Liebe zurückgewinnen müssen


Ich schreibe jetzt seit Jahren über Liebe, Lust und Leidenschaft und bemerke nach und nach, dass es vielen anderen gar nicht mehr darum geht. Die wahre Liebe ist nicht edelmütig, sondern wild und verwegen. Sie will sich durchsetzen, sie fragt nicht nach gut oder böse, sondern sie will nur eines: dass sich die Leidenschaft, die sie treibt, erfüllen möge. Doch was blieb davon übrig? „Flirten“? „Daten“? „Sex haben“?

Mich nervt vor allem der ständige Gebrauch des Wortes „Flirten“, das mittlerweile nichts mehr wert ist, weil es Autoren und Werbetexter überall hinpissen (ja, ich kann es nicht höflicher ausdrücken): Inzwischen ist alles ein Flirt – vom flüchtigen Lächeln in der Straßenbahn bis hin zu dem Moment, wo die Dame flachliegt. Sprache, so habe ich noch gelernt, muss exakte Begriffe verwenden, sonst verstehen die Menschen einander nicht. Es war nicht die Rede davon, Begriffe zu verwenden wie Jauche auf dem Feld.

Es gibt Dutzende ähnlicher Begriffe, die immer wieder verferkelt werden. Einer dieser Begriffe heißt „Single“, ein anderer „Dating“. Ein Single ist ein Mensch, der aus irgendwelchen Gründen alleine lebt. Doch was machen die Journalisten daraus? Sie verwenden das Wort für einen Menschen, der einen Partner sucht, so, als ob alle „Singles“ den ganzen Tag über nichts zu tun hätten als Partner zu suchen.

Der Satz „ich möchte mich verlieben“ fällt schon gar nicht mehr – er wurde entsorgt. WC-Spülung an – weg ist er. Heute sucht man einen „wirklich passenden Partner“, und der wird durch „Dating“ gefunden, nicht etwa durch „Verabredungen“. Nun hätte ich nicht einmal etwas dagegen, wenn man einzelne deutsche Begriffe durch Amerikanismen ersetzt, nein: Aber ich wehre mich vehement dagegen, dass die beiden Wörter gleichgesetzt werden: Dating in den USA ist etwas anderes als Verabredungen zwischen Frauen und Männern in Deutschland.

So geht es gerade weiter: „Sex haben“ ist ein Begriff, den ich nicht ausstehen kann, aber ich komme kaum noch an ihm vorbei. „Es tun“ war viel gefälliger, „miteinander schlafen“ viel romantischer, und „vögeln“ richtig schön ordinär – das zerging einem wenigstens noch auf der Zunge. Aber „Sex haben“? Das klingt für mich wie „haste mal nen Euro“?

Nein, Freundinnen und Freunde, so geht es nicht. Ich möchte, das wir wieder „jemanden suchen“ statt ihn zu „daiten“ – damit endlich klar wird, was es eigentlich ist: die Suche nach einer wundervollen Liebe, nicht irgend so ein bescheuertes „Date“. Inzwischen gibt es eine Fülle von mehr oder weniger überflüssigen Büchern, die nur deswegen geschrieben werden, um „Dates“ oder „Dating“ durch den Kakao zu ziehen – von den „ach so witzigen“ Komikern einmal ganz abgesehen. Im Grund genommen bewegen wird und dabei auf dem Niveau von „Bauer sucht Frau“ oder „Gräfin gesucht“ und wie entsprechende andere Fremdschäm-Formate noch heißen mögen.

Warum ich Speed-Dating nicht erwähnt habe? Weil ich beschämend finde, aus der persönlichsten aller persönlichen Begegnungen einen öffentlichen Ringelpiez zu machen. Die Liebe mag ein seltsames Spiel sein, wie Conny Francis einst sang, aber sie ist kein Spiel, das man eingeht, um nichts als ein Spiel zu spielen – das gilt im Übrigen nicht nur für das Speed-Dating.

Warum verlieben wir uns nicht einfach? Besonders den jüngeren unter euch kann ich nur ans Herz legen: Verliebt euch, und erlebt diese Liebe mit allen Höhen und Tiefen – dann habt ihr wenigstens etwas erlebt, was eure Gefühle einmal ordentlich durcheinandergewirbelt hat. Für Vernunft oder „den passenden Partner“ ist es immer noch Zeit, wenn man heiraten will – und dann muss es wirklich noch ein wenig mehr sein als die Liebe.

Liebe ist völlig unvernünftig – und deshalb müssen wir sie auch so erleben. Was wir wirklich brauchen, ist das Vertrauten zu uns selbst, auch einmal eine Episode durchstehen zu können, eben jene kurze, aber ausgesprochen heftige Liebe, die Körper, Geist und Seele befeuert.

Ich höre oft Leute, die sich mit Sätzen beklagen wie „Ich habe so viel Gefühle invertiert“. Dann bin ich versucht zu sagen: „Na und? Was hättest du denn sonst in die Liebe investieren sollen als all diene Gefühle?“ Es ist nun einmal so: wer mit Gefühlen handeln geht, der verliert sie an der Börse der Leidenschaft. Wer sie schenkt und nichts erwartet als ein wundervolles Glück, über welche Zeitspanne auch immer, der gewinnt hingegen für sein Leben.

Foto © 2009 by admiretime


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