Briketts auf den Geschlechterkampf gelegt
Normalerweise schreiben Frauen darüber, dass Männer Scheißkerle sind, aber nun hat auch der 1967 geborene Unternehmer, Publizist und Kommunikationsexperte Roman Maria Koidl offenbar Blut gerochen – und sein Verleger, Hoffmann und Campe, offensichtlich auch. Ihr ahnt es – Männer müssen schreiben, dass Männer Scheißkerle sind – damit noch ein paar Briketts oben drauf kommen auf die publizitätsgeile Debatte, wer denn nun den beschisseneren Charakter hat – Frauen oder Männer.
Nun kann man die Sache natürlich noch ein paar Mal drehen: Da Frauen schon zur Genüge geschrieben haben, was für Scheißkerle Männer sind, und nun ein männlicher Männerbeschmutzer gefunden wurde, erwarten wir demnächst nun einen weiblichen Beitrag, in dem es heißt, dass alle Frauen Lustmonster wären, die Männer aus Begierde konsumieren würden. Wenn die Schlammschlacht dann munter tobt, kann man sicher den einen oder anderen Autoren mal ins Fernsehen zu einer Redeschlacht einladen: Ungefähr so funktioniert ja offenbar die Verbreitung derartiger Literatur.
Das sieht so aus, dass die ständige Freundin oder Ehefrau „bei Verdachtsmomenten des Betruges“, den Hosenlatz (!) näher zu untersuchen – auf Sperma, das dort kleben geblieben ist.
Fragt sich, mit wem er denn diese Art von Sex mit „Hose nicht ganz runter, weshalb Spermareste vorhanden“ praktiziert hat – mit einer Frau offenbar nicht, denn „Frauen empfinden beim Sex eine Zuneigung und Nähe, die für ihn nicht vorhanden sein muss“.
Damit wäre eigentlich alles über Wert und Unwert einer derartige Literatur gesagt, wenn da nicht noch ein Anspruch schlummern würde: nämlich der, zu wissen, „warum (…) kluge, schöne und erfolgreiche Frauen auf solche Typen herein (fallen)?
Nun, das habe ich noch nicht gelesen – doch falls wir eine ähnliche Antwort auf diese Frage bekommen wie die Frage des Spermas am Hosenschlitz, dann kann ich auf eine Antwort auch dankend verzichten.
Übrigens gäbe es eine sehr einfache Antwort auf die Frage, warum „kluge, schöne und erfolgreiche“ Frauen auf die „Scheißkerle“ hereinfallen: weil sie von sich selbst glauben, klug und schön zu sein, dies aber nicht immer zutreffend ist. Oder weil sie zu viel Aschenbrödel oder Schneewittchen gelesen haben. Oder einfach, wie eine Dame aus Bern recht treffend bemerkte, dass diese Frauen wohl „trotz Karriere nicht gerade die feinen Damen“ wären, was mit anderen Worten eben bedeuten würde, dass die Scheißkerle auch entsprechende Frauen finden.
Wir sagen da mal als Liebeszeitung: Jede Frau ist ihres Glückes Schmiedin – und diejenigen, die das nicht verstehen, sollten lieber bei gelegentlichen Lovern bleiben – bei denen stören sie weniger.
Zitate aus dem Schweizer BLICK
Foto: © 2007 by mosonyi
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