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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die Moral ist besser als die Moralisten

Normalerweise nehme ich hier nicht zu den aktuellen Vorgängen in der katholischen Kirche Stellung – Katholiken sollen sich bitte um ihren eigenen Unrat kümmern. Aber wenn jemand das Volk damit verhöhnt, es sei „sexuell dereguliert“, dann ist es an der Zeit, einen Punkt zu setzen. Was hiermit geschieht.

moral

Viele Menschen habe es gar nicht gelesen, was da ein Kirchenmann aus Basel schrieb: „Die ganze Gesellschaft krankt an einer deregulierten Sexualität“. Ich kann angesichts solcher arroganter Sprüche wirklich kaum noch etwas sagen, außer: Ja, wenn Sie denn dieser Meinung sein, lieber Herr Roland-Bernhard Trauffer, - in der Schweiz, wo Sie Generalvikar sind, herrscht ja bekanntlich Meinungsfreiheit.

Es ist nur leider so, dass die Meinung eines Generalvikars bei vielen Menschen trotz aller Unzufriedenheit mehr zählt als die Erfahrung. Eben jene Erfahrung weist aber darauf hin, dass die angebliche „Deregulation“ inzwischen längst einer neuen Moral gewichen ist, die mal positiver, mal negativer gesehen wird. Das Gute an der neuen Moral: Man besinnt sich wieder auf die guten Dinge, die aus der Gemeinsamkeit von Männern und Frauen entstehen. Vor allem die Jugend tut dies. Sie ist es ja gerade, die heute wieder an Werten wie „Treue“ und „gemeinsamer Weg“ hängt – und das ist auch gut so. Viele der jungen Menschen werden später erkennen, dass sie ihre Ideale nicht halten konnten – doch welche Generation schaffte dies schon? Nicht einmal in der Blütezeit des Bürgertums waren die Mädchen stets keuch und die Paare einander stets treu. Man hat die gegenteiligen Vorfälle nur unter den Teppich gekehrt. Vielleicht erinnert sich ja noch der eine oder andere, dass man sagte: „Den Vater des Kindes kennt nur die Mutter“ – der Ehemann war es oft nicht.

Sexualität ist immer "dereguliert" - was denn eigentlich sonst?

Nein, wie verlangen ja von Menschen gar nicht, dass Anspruch und Wirklichkeit immer übereinstimmen. Die Sexualität der Menschen ist immer „dereguliert“, weil sie sich nicht regulieren lässt – aber das hat nun ganz und gar nichts mit den Knabenschändern zu tun. Was Erwachsene miteinander in freier Vereinbarung tun oder unterlassen, geht diesen Herrn Generalvikar einen feuchten Kehricht an – und hoffentlich wird die Sexualität unter Erwachsenen nie wieder von Kirche und Staat „reguliert“.

Das Auftreten solcher Meinung bringt gelegentlich neue Moralisten auf den Plan. Diese Menschen wollen einfach nicht anerkennen, dass die Moral selbstregulierende Elemente enthält – auf eine Phase überschwappender sexueller Experimente folgt eine Phase der freiwilligen Zurückhaltung. Nein, sie wollen eine neue Moral herbeireden – und vergessen, dass diese schon längst da ist – nur ist sie bei ihrer Generation eben noch nicht angekommen.

Ich bin selber nicht mehr sehr jung, und ich weiß, dass meine Generation der Aufhebung der Werte bezichtigt wird. Ich kann euch dazu sagen, dass es mir piepschnurzegal ist, wessen wir bezichtigt werden – wir haben Frauen und Männer das Tor zu einer persönlichen Freiheit geebnet, die es in Deutschland zuvor niemals gab. Wie alle Dinge des menschlichen Lebens hat auch die Freiheit Risiken, und die meisten Menschen haben sie gemeistert. Diejenigen, die sie nicht meistern konnten, haben auch schon in der Unfreiheit versagt – es ist nicht erst die Freiheit, die sie dahin gebracht hat, sich an jungen Menschen zu vergehen. Insofern ist es eine grobe Unflätigkeit, die 1968er zu bezichtigen, eine „Schuld“ zu tragen und kein rhetorisches Kavaliersdelikt.

Trotz alledem: Die Moralisten sind unter uns und sie nagen am Fundament der Freiheit. Die Kirchen haben immer noch nicht verwunden, dass sie nicht mehr in die Moral des Volkes hineinregieren können, und sie behaupten immer noch, ein Wertesystem zu besitzen, das von Gott selbst geschaffen wurde.

Ja, es gibt sie, die „völlige pornografische Verrohung und Verblödung“, die ein Kolumnist so nennt. Nur ist sie nun wirklich nicht neu. Ein denkender, gebildeter Mensch verrohrt und verblödet nicht an Pornografie, und wer absolut daran verrohen und verblöden will, bei dem reicht die Fantasie auch ohne „Wichsvorlagen“ aus. Die selbst ernannten Moralisten werden sich gefallen lassen müssen, dass sie ausgespielt haben – ich kann nur hoffen, dass man sie nie wieder an die Hebel der Macht lässt.

Bild © 2008 by Dominics Pics

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