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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
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Die neue und die alte Herrschaft der Frauen

Wenn wir von der „Herrschaft der Frauen“ sprechen, so meinen wir hier nicht das Matriarchat. Darunter versteht man eine Gesellschaftsform, die „mutterrechtlich“ strukturiert ist oder in der die Frauen die größere Macht haben als die Männer. Der Begriff wird vor allem benutzt, um diese, meist agrarisch strukturierten Gesellschaftsformen von der abendländischen Gesellschaft abzugrenzen, die sich aus dem Vaterrecht (Patriarchat) entwickelt hat.

Das Vaterrecht hat die Frauen und ihre Führungsstärke jahrhundertelang in ein Schattensein gedrängt. Die Frauen der Bibel waren allesamt Eigentum des Gutsherrn, und sie wurden deshalb an den ehesuchenden Mann verkauft. Der gesamte Begriff der „Ehe“ war nichts weiter als ein Vertrag: Die Rechte an der Tochter gingen damit an den Ehemann über – und dies war noch bis ins Mittelalter so. Ein Überbleibsel dieser Zeit ist noch das sogenannte „Ja-Wort“ in der Kirche: Die Braut musste vor der Gemeinde bestätigen, dass sie in den Vertrag zwischen Vater und Ehemann einwilligte.

In der bürgerlichen Gesellschaft hatten Frauen dann eine eigene Macht, wenn sie ein „großes Haus“ mit Gesinde führten. Zwar oblag diese Aufgabe eigentlich dem „Hausvater“, doch dieser war recht oft in Geschäften unterwegs, sodass der Frau eben doch eine große Macht zufiel. Insbesondere oblag ihr die Haushaltsführung „nach innen“, was letztlich bedeutete, dass sie mehrere Bedienstete überwachen musste – je nachdem, wie groß der Haushalt war und welche Art von Gewerbe betrieben wurde.

Die „Herrschaft der Frauen“ war also einerseits völlig natürlich und sie beruhte auch darauf, dass Frauen sich auf die Tätigkeiten des Gesindes besser verstanden als Männer. Die Tradition, das Haus zu führen und damit auch die Finanzen in Händen zu halten, wurde im Übrigen auch im Kleinbürgerhaushalt praktiziert, als man längst kaum noch Personal hatte.

Wie schon zuvor bei Hofe gewannen Frauen auch im Bürgerhaushalt nach und nach indirekt an Macht, was man teilweise auf die Verwaltung der Finanzen, teilweise aber auch auf die wohldosierte Zuwendung an den Ehemann zurückführen konnte. Viele Frauen „erzogen“ ihre Ehemänner über die Vergabe oder den Entzug von sinnlichen Genüssen. Was später als „Muschimacht“ bezeichnet wurde, während sich andere Männer, ausgelaugt von der Arbeit und unfähig zum Widerspruch, „unter den Pantoffel“ zwingen ließen. Man sagte dann spöttisch, die Ehefrau hätte „die Hosen an“.

Da Sexualität in der bürgerlichen Gesellschaft immer „gedeckelt“ wurde, war niemals klar, wie es die Frauen jener Zeit eigentlich anstellten, ihre Männer über die „Muschimacht“ zu führen – aber es ist sehr gut möglich, dass diese Macht auch durch die Gewährung sogenannter „Perversionen“ im Ehebett ausgeübt wurde – namentlich in Rollenspielen und ungewöhnlichen Näherungen – schließlich galt schon das Küssen der Brustwarzen als Perversion. Immerhin schafften es viele Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert, nicht nur ihre Männer zu führen, sondern sich durch Seitensprünge auch noch erotische Vergnügen zu verschaffen.

Springt man von dieser Zeit in die 1950er Jahre der jungen Bundesrepublik, so wirkt alles ein bisschen, als sei die Zeit stehen geblieben. Obwohl Frauen theoretische gleichberechtigt waren, strebten sie überwiegend in die Hausfrauenrolle, setzten zur Führung ihrer Männer abwechselnd Liebesverweigerung und Liebeslust ein und versuchten ansonsten, einen braven und biederen Eindruck zu hinterlassen. Erst wenn wir in die 1970er Jahre schauen, findet ein theoretischer Umbruch statt – Frauen sind nun besser ausgebildet und kämpfen eher um ihren Platz in der Gesellschaft. Doch erst in den 1990er Jahren können westdeutsche Frauen die Früchte der Emanzipation ernten und nun ihre eigenen Machtstrukturen verfestigen.

Das neue Jahrtausend bringt uns, wie es scheint, eine neue Frauenherrschaft: Frauen, die über Selbstbewusstsein, berufliche Anerkennung, eine eigene Wohnung und ein hohes Einkommen verfügen, lassen sich nicht mehr zur Ehe übererden, nur, um verheiratet zu sein. Das allerdings bedeutet für die Männer, sich umzustellen: Eine Ehefrau gibt es nur noch, wenn sich der Mann etwas mehr fügt, als dies früher der Fall war. Von einer typischen „Frauenherrschaft“ kann natürlich nicht die Rede sein – aber schon davon, dass Frauen mehr Einfluss auf die Gestaltung der Ehe und ähnlicher Beziehungen nehmen als noch vor zehn oder zwanzig Jahren.

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Frauen werden zunehmend selbstbewusster, und zwar „von innen heraus“. Dies muss erwähnt werden, weil das Selbstbewusstsein westdeutscher Frauen in den 1970er bis 1990er Jahren noch oft „angeschminkt“ wirkte. Ich gestehe, dass ich selbst 1990 an dieser

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