Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Lust und Schmerz – ein Monat der Recherche

Lust und Schmerz – oder sagen wir besser: miteinander angeblich unvereinbare Gefühle – liegen enger zusammen als wir dachten. Das ist nicht nur beweisbar, sondern auch durchaus nachfühlbar. Und dabei werden wir erst einmal über etwas anderes als über Sexualität reden. Wechseln wir einfach mal von der Fleischeslust zur Esslust.

Beginnen wir mit einer scharfen Speise

Wart ihr schon einmal Indisch essen? Ich habe die „richtigen“ indischen Speisen im Vereinigten Königreich kennengelernt. Irgendwann war in Glasgow, in einem kleinen indischen Lokal – vier Tische, alles wurde frisch gekocht, ein Pfund Sterling pro Nase für die Bereitstellung der Weingläser. „Wollen Sie es wirklich Indisch?“ fragte die Bedienung – und klar wollte ich das. Denn am Tag zuvor war ich in einem dieser Massenabfertigungs-Lokale, bei denen draußen „Indisch“ draufsteht und innen ein vorgekochter Fraß serviert wird.

Ich erzähle euch das, weil das Essen eine unglaubliche Lust auslöste. Alles frisch gekocht, alles mit scharfem Unterton – nun, ungefähr bis zur Hälfte der Mahlzeit. Dann begann ich zu schwitzen, so sehr, dass ich an meinem Gesundheitszustand zweifelte, und trank in wenigen Minuten eine ganze Flasche Wasser aus. Die Bedienung grinste: „Sie wollten es doch richtig indisch, oder?“ Am Ende stellte sich dann das wohlige Gefühl wieder ein, außerordentlich gut gegessen zu haben, und endlich kam auch der Wein dran. Main Fazit: ich würde es jederzeit wieder versuchen.

Wechselbäder der Lust und des Schmerzes?

Die Parallele zu Lust und Schmerz? Es kann sein, dass Lust und Schmerz im schnellen Wechsel als sinnlich empfunden werden. Aber ebenso gut kann es sein, dass zuerst die Lust kommt, dann der Schmerz, wie die Wissenschaft festgestellt haben will. Oder erst der Schmerz, dann die Lust, so, wie viele Menschen die erste heftige körperliche Liebe empfunden haben mögen. Die Frage: „Willst du es wirklich so scharf, intensiv oder hart“ ist eher rhetorisch, wenn wir nicht wissen, was wir hinterher serviert bekommen.

Die besonderen Probleme bei erotischen Züchtigungen

Auf der andere Seite haben wir festgestellt, dass über die erotische Züchtigung, den Schmerz, die Unterwerfung oder die Entwürdigung viel Unfug erzählt wird – und zumeist resultiert er aus der Lektüre zweitklassiger E-Books oder pornografischer Filme, die sich mit dem Thema beschäftigen, und letztlich gibt es auch „Szenen“, die sich an Ideologien orientieren. Da können wir es ganz kurzmachen:

Eine Show ist nichts als eine Show

Ein Rollenspiel, das als „Show“ vollzogen wird, kann uns niemals Einblick in die wirklichen Gefühle der Beteiligten geben. Und die „Beichten“, oder „Erfahrungsberichte“, die man gelegentlich im Internet lesen kann, sind – milde ausgedrückt – geschönte Darstellungen des tatsächlichen Geschehens. Das gilt für die „passiven“ Teilnehmer, also Schmerzliebhaber, Büßer oder Menschen, die Erniedrigung lieben, aber besonders für die „aktiven“ Teilnehmer, namentlich für die Damen, die damit ihre Dienste vermarkten wollen.

Die Schwierigkeiten, sich Züchtigungen zu nähern

Und: nein, uns ist nicht gelungen, eine Art Psychogramm der „Tops“ oder „Bottoms“ zu erstellen, so, wie es allen zuvor nicht gelang, die es versucht haben. In beiden Gruppen gibt es Menschen, die ganz offenkundig nicht alle Tassen im Schrank haben und solche, die ein lustvolles Spiel in ihrem Tun sehen – und bei den „Dominae“ ist es der blanke Gelderwerb, der mit etwas Zirkusglitter umkränzt wird.

Es gibt nur wenige Journalistinnen (oder Journalisten), die selbst in die eine oder die andere Rolle abgetaucht sind. Wir haben ein Beispiel gefunden, warum das nicht gut funktioniert: Die Journalistin, die sich dem erotischen Schmerz auf einem Seminar unterwerfen wollte, empfand nichts, weil sie ständig beobachtete, was geschah. Das heißt, sie konnte ziemlich alles beschreiben, was um sie herum vorging, aber nicht, was sie selbst dabei fühlte.

Welche Tatsachen bleiben?

Soweit also ein kleiner Teil dessen, was wir erfahren konnten. Die größte Schwierigkeit haben wir aber -wie wir meinen – gemeistert. Sie besteht darin, den vielen Unsinn aus der Fach- und Trivialliteratur sowie aus den Gefälligkeitsaussagen von Betroffenen herauszufiltern und uns auf Tatsachen zu konzentrieren.

Was dann noch bleibt? Eigentlich nur eines: Die Geschwindigkeit, mit der eine Hand, ein Pantoffel oder ein Rohrstock auf einem Gesäß auftrifft, lässt sich messen – die Empfindungen dabei wissen aber nur die Beteiligten selbst. Hoffen wir, dass wenigstens die Erotik-Autorinnen schaffen, uns einen Hauch von glaubwürdigen Empfindungen zu vermitteln. Nach „50 Shades of Grey“ habe ich kaum noch Hoffnung.

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Kommentar schreiben

Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.

Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

Formular-Optionen