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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Nichts als Lügen: Liebesheiraten im Bürgertum

Die zart aufkeimende Liebe, die nach unendlichen Seufzern und Sehnsüchten am Ende in die Liebesheirat mündete, ist eine der besten bewahrten Lügen des Bürgertums. Sie entstand daraus, dass man sich die „arrangierten Ehen“ der spätbürgerlichen Epoche in einem langen Prozess freiwilliger Gehirnwäsche schönredete.

Die Schönrede-Arien klangen dann so:

„Keine Ehe wird in der Gesellschaft geschlossen, die nicht von der Liebe diktiert ist.“ Den jungen Bräuten wurden Wahlsprüche unterstellt wie dieser „Ich werde nur einen Mann nehmen, den ich wirklich achte und ehre, nach Stand frage ich nicht.“ Die Eltern bezeichnen das junge Paar als „rasend verliebt“ und die Elternpaare verkünden vor der Öffentlichkeit freudestrahlend: „Sie sind förmlich füreinander bestimmt gewesen“.


Das war der schöne Schein der Bürgerlichkeit – die verlogene Fassade, hinter der die Töchter verschachert wurden. Diese Fassade war sozusagen die Stütze der bürgerlichen Moral, das Wortgebäude, das vor der Wahrheit aufgebaut wurde. Was dahinter war, fiel alles unter die Kategorie „so etwas sagt man nicht“. Was man nicht sagte?

Zum Beispiel, dass die Liebe zwischen beiden erlogen war. Sie war eine Forderung an beide, aber keine Freiheit, die sie sich nehmen duften. Je schneller sie an dieser Fassade mitbauten, umso besser. Doch was war die Wahrheit? Man war froh, die Tochter endlich verschachert zu haben. Zwischen 50 und 200 Mille Reichsmark war der übliche Preis, den der Bräutigam zum Heiratstermin ausbezahlt bekam. Die Braut? Nun, sie musste selbstverständlich auch sagen, das sie den Mann liebte, denn nur so wurde sie ebenbürtig und damit als kompetent angesehen, die neue Lügen- und Fassadengeneration heranzuziehen.

Ob Sie „wirklich „ja“ zu ihrer Liebe sagte? Auch das war ja geregelt: Man gab einander in der Kirche das „Ja-Wort“, vor den Verwandten und der gesamten Gemeinde. Wer hätte da noch Zweifel gehabt, dass alles mit rechten Dingen zugegangen wäre? Notfalls konnte man nun die Braut auf Ihr Wort vor Gott festnageln - so machte sich das Bürgertum zu allem Überfluss auch noch die Religion zunutze - und alle, aber auch wirklich alle, spielten bei dieser lächerlichen Farce mit.

Alle Zitate: Eduard Fuchs: "Illustrierte Sittengeschichte" - Dritter Band - das bürgerliche Zeitalter (Originalausgabe)

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