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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Lieben im Netz - geht das überhaupt?


Es gibt eine Richtung der Psychotherapie, die uns gerne auf das „Hier und Jetzt“ zentrieren würde. Die Idee ist durchaus interessant: Diese Psychotherapie, die auch in eine Lebenseinstellung münden soll, will uns dazu hinleiten, nicht im „Dort und dann“ zu leben, also sich nicht mit „den Wünschen von übermorgen“ eine bessere Welt zu erträumen oder gar in Scheinwelten abzutauchen.

Für den Schriftsteller ist diese Lebenshaltung ohnehin nicht möglich – er muss aus dem „Dort und Damals“ über das „Hier und Jetzt“ eine Brücke zum „Dort und Dann“ schlagen – aber kann man in der Zeit der Netzwelten überhaupt noch im „Hier und Jetzt“ leben? Oder anders gefragt: Wenn wir im Netz leben, wo leben wir dann eigentlich? Ist die Liebe im Netz eigentlich möglich? Und wie holen wir uns – salopp ausgedrückt – die virtuelle Person ins Bett?

Die Antwort ist im Grunde sehr einfach: Wir tragen unsere Existenz ins Netz hinein, zusammen mit unseren Wünschen und Sehnsüchten, und holen andere Existenzen aus dem Netz heraus, die auf ebensolche Art dort hineingekommen sind. Wir überwinden also jeden Tag die eigene Schranke von der echten Person zur virtuellen und bemühen uns, andere virtuelle Personen im Netz in echte Personen zu verwandeln.

Feste Verankerung in der Realität ist Voraussetzung für das Leben im Netz

Das gelingt ganz gut, solange beide zumindest eine Verankerung in der Realität haben, die man im Zweifel überprüfen kann. Aber auch dann funktioniert es nur, wenn man beispielsweise als partnersuchende Persönlichkeit auch im realen Leben bereits mit wenig Illusionen lebt.

Um es euch einmal modellhaft zu zeigen: Wir gehen im „wirklichen Leben“ auf andere Menschen zu mit unseren Realitäten und Illusionen und treffen dabei auf andere Menschen, die ebenfalls über beides verfügen: Realitäten und Illusionen. Wenn wir einander näher kommen, verschwinden normalerweise die Illusionen und die Realitäten werden entdeckt.

Illusionen über die Liebe werden im Netz vergrößert - und Realitäten verkleinert

In den Netzwerken des Internets allerdings ist es anders. Die virtuelle Welt wirkt wie ein Vergrößerungsglas für Illusionen und wie ein Verkleinerungsglas für Realitäten. So kommt es uns vor, als sei im Internet alles möglich, was im realen Leben doch als so schwer erscheint: Zum Beispiel, eine wundervolle Liebe zu finden.

Ich kann euch aus großer Erfahrung sagen: Niemand findet seien Liebe im Internet – wir alle haben sie in der Realität gefunden, auch wenn wir sie im Internet kennengelernt haben. Die Liebe hat überhaupt keinen Platz in der virtuellen Welt: Sie kann ausschließlich in der realen Welt gelebt werden.

Virtuelle Illusionen bergen größere Gefahren für die Liebe als solche im realen Leben

Die Illusion hingegen kann virtuell und real gelebt werden – aber virtuell wird die eben viel mächtiger, weil man im Netz eben viel mehr Illusionen erzeugen kann als in der Realität. Zudem haben – die Liebeszeitung schrieb schon davon – Illusionen in der Realität sogar einen Wert. Illusionen im Netz hingegen werden fast immer angelegt, um Menschen zu verlocken, sich auf ein Geschäft einzulassen. Das typische Beispiel ist die lächerliche Werbung der Partnervermittlungen mit dem „Traumpartner“ – aber diese Verführung ist noch harmlos gegenüber den vielen Versuchen, das Geld seiner Mitmenschen direkt anzuzapfen. Das Spektrum der Schelme und Betrüger reicht dabei von der „Moneydomme“, die nach „Zahlschweinen“ sucht, und immer wieder Dumme findet, über die Abzockerei von Partnersuchenden mit Mehrwertdiensten bis hin zu den Jungs aus Ghana, Nigeria und manchen anderen Ländern, die sich als schöne, unvoreingenommene junge Mädchen ausgeben und in Europa und den USA Menschen suchen, die blöd genug sind, auf gefälschte Partnerprofile hereinzufallen.

Für die Liebe in den Wartesaal zum großen Glück oder sofort zugreifen, wenn es real wird?

„Leben im Netz“ heiß die Kommunikation mit anderen auch im Netz zu suchen und sie selbstbewusst in die Realität zu überführen. Gefangen im Netz sein heißt hingegen, die Illusionen ins Netz hinein- und sie auch wieder herauszutragen. Allerdings – nur im „Hier und Jetzt“ kann kein Partnersuchender leben, denn Partnerschaften sind immer auf ein Leben in die Zukunft hinein ausgelegt – und so müssen auch die Menschen in der Realität des Alltags immer wieder entscheiden, ob sie ihren neu gewonnen Partner „hier, jetzt und sofort“ festhalten wollen oder sich noch ein wenig zurückbegeben wollen in den „Wartesaal zum großen Glück“. Mein Tipp: Nicht zu lange im Wartesaal verharren - da sitzen viel zu viele Leute.

Titelbild © 2010 by Juliana Coutinho

Zitate: per Video


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