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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Liebestests – Wahrheit oder Verdummung?



Wer einen Liebestest sucht, der möchte entweder eine zusätzliche Sicherheit über seien Liebe gewinnen oder aber er ist unsicher und will sozusagen eine Meinung darüber einholen, wie es um seine Gefühle wirklich stehen könnte. Theoretisch kann zwar jeder halbwegs lebenskluge Erwachsene dabei weiterhelfen, aber gerade die scheuen, zögerlichen Verliebten vertrauen doch eher den Tests, die in Frauenzeitschriften oder im Internet angeboten werden.

Nun sind sich die weisen, nicht-psychologischen Berater auf diesem Gebiet einmal mit den professionellen Psychotherapeuten mit eigener Beratungspraxis völlig einig: Solche Tests haben den Stellenwert von Orakeln und verwirren eher, als dass sie Klarheit bringen. Normalerweise helfen nämlich bei Fragen wie „ist er der Richtige?“ oder „liebt sie mich wirklich?“ schon einige wenige Gespräche, um sich Gewissheit zu verschaffen.

Im richtigen Leben hilft ein guter Berater

In den meisten Fällen finden die Klienten schon nach wenigen Sitzungen, oft schon bei der ersten Konsultation heraus, was sie wirklich wissen wollten. Das Geheimnis dieser wundersamen Klärung: Sie wussten es schon immer, konnten es aber nie wirklich aussprechen. Sprechen aber ist ein Wandlungsprozess der analogen Inhalte des Gehirns in digitale Inhalte, der mit oder ohne Dialog zur Klärung führen kann. Wenn ich hier von „Konsultationen“ schrieb, so muss keine Therapeutenpraxis gemeint sein: Diese Art von Beratungsarbeit leisten auf dieser Erde mehr Freundinnen, Tanten und Großmütter als Psychotherapeuten.

Liebestests zwischen Volksverdummung und Frauenzeitschriften-Psychologie

Was aber ist mit den Tests? Neben der Volksverdummung, einfach die Namen beider Verliebten anzugeben, um daraus ein Orakel zu ermitteln, werden tatsächlich „psychologische“ Tests angeboten, die meist abfällig als „Frauenzeitschriftenpsychologie“ bezeichnet werden. Die Ergebnisse zeigen dann zumeist ein neues Orakel, das bestenfalls als „Tendenz“ gewertet werden kann. Eine große Rolle spielt dabei, dass Menschen, die im Zweifel sind, ja ohnehin eine große Bandbreite von Interpretationen über ihre Liebe im Kopf haben, die mit großer Wahrscheinlichkeit von mehreren der Ergebnisse getroffen werden dürfte. Oder mit anderen Worten: Wenn fünf Kategorien des Orakels geboten werden, würden die meisten Testpersonen wohl drei davon als „zutreffend“ interpretieren. Man kann dies leicht feststellen, indem man die potenziellen Ergebnisse zuerst liest.

Die ernsthaften Wissenschaftler haben einen Namen für dieses Phänomen: den Barnum-Effekt. Er tritt immer dann ein, wenn ein Ergebnis so simpel und mehrdeutig formuliert wurde, dass sich möglichst viele Menschen damit identifizieren können.

Beispielsweise (fünf Stufen, Bewertung absteigend, fiktiv durch einen Texter erstellt):

„Sie sind Ihrer Liebe sicher, obgleich kleine Zweifel noch an ihnen nagen, die sie mit ihrer starken Persönlichkeit sicher bewältigen werden.“

„Sie sind ihrer Liebe fast sicher. Mögliche Zweifel, die sich noch haben, werden Sie durch ihre stabile Persönlichkeit ausgleichen können.“

„Zwar sind Sie ihrer Liebe nicht ganz sicher, aber diese kleine Hürde können sie durch ihre persönliche Stärke ausgleichen.“

„Ihrer Liebe sind sie nicht ganz sicher, aber ihre Persönlichkeit kann ihnen dabei helfen, diese Zweifel zu bewältigen.“

„Auch wenn sie oft an Ihrer Liebe zweifeln – die Stärke Ihrer Persönlichkeit wird Ihnen helfen, diese Zweifel ins Lot zu bringen.“



In ähnlicher Wiese versuchen auch Kartenschlägerinnen, Wahrsagerinnen und Astrologen, Ihnen ein Trugbild zu vermitteln, wobei der Wahrheitsgehalt unter Anwesenden noch durch nahezu unsichtbare analoge Kommunikation (kaum erkennbare Gesten) beeinflusst werden kann. Daraus ergibt sich, dass der Rat einer Wahrsagerin vor Ort möglicherweise einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit erhält – ein Phänomen, das Laien ebenfalls immer wieder verblüfft.

Zusammengefasst: Am wichtigsten ist, dass man einen Zuhörer für sein Liebesproblem findet, der dabei keine eigenen emotionalen Ziele verfolgt – also einen neutralen, menschenkundigen Berater. In den meisten Fällen löst sich das Problem dann. Internet-Tests hingegen bringen zwar Argumente (wie jedes Orakel) aber keinen wirklichen Aufschluss über das Liebesproblem, das man selbst hat. Liebestests sind also überwiegend Orakel, und genau diesen Stellewert sollte man ihnen zumessen.

Titelbild © 2007 by Cаvin 〄

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