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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Den einzig wahren Partner voraussagen

tarotkarten (tarockkarten) sagen alles - oder nichts


Einst stürmten die Bürgermädchen die verkommenen Buden schmieriger Hellseherinnen – entweder um zu wissen, wann der Prinz ihres Herzens nun an Vaters Tür klopfen würde, oder um sicherzugehen, ob der Auserwählte nun auch wirklich der einzig Richtige sein würde. Sie waren leichte Beute für die durchtriebenen Gestalten, die ihnen vor allem Geld abzockten, um dann mithilfe von Kristallkugel, Tarotkarten und allerlei Hokuspokus eine Illusion in die naiven Herzen zu pflanzen.

Der Aberglaube regiert weiter: "Hellsichtige" Menschen sind gefragt

Es ist noch nicht lange her, da saß ich in einem Lokal, in dem die Schickeria einer süddeutschen Kleinstadt verkehrt. „Bei deinen Sorgen brauchst du eine Person, die wirklich hellsichtig ist“ sagte einer Freundin zur anderen – und stellte sogleich die Verbindung per Handy her. Mag die „hellsichtige“ Person inzwischen vielleicht auch ein bisschen bei der Menschenbeurteilung nachgelegt haben – es ist immer wieder die gleiche Konstellation: Ich weiß nichts – das geheimnisvolle Orakel der weißen Magierinnen weiß alles.

Glauben Sie mir – ich weiß um den wirklich guten Rat, den ein Mensch geben kann – sogar, wenn er dazu das Folklorekleid einer Glaskugelguckerin oder den Kittel einer Heilpraktikerin braucht. Menschen mit authentischem Beurteilungsvermögen sind immer sehr gefragt.

Doch wer kann schon voraussagen, warum eine Liebe aufflammt, wie lange eine Beziehung hält oder woran sie scheitert? In Wahrheit kann es niemand – und aus dieser Unsicherheit heraus tauchen dann die Menschen in den Hokuspokus ab: Beispielsweise mit Tarotarten, Pendeln und Handlesen. Solche Methoden werden in letzter Zeit vor allem von schicken Bildungsbürgerinnen mit Esoterikschieflage in Anspruch genommen.

Der unausrottbare Volksaberglaube: Astrologie

Lieschen Müller vertraut derweil auf ihr Lieblingsorakel, das Horoskop, und wenn sie ganz schlau sein will, dann fragt sie Mami nach dem Geburtsdatum – gleich ob Frühchen oder Kaiserschnitt – kein Astrologe verzichtet auf die Stunde der Geburt, was so weit ging, dass mir eine Dame einmal sagte: „Wenn Sie ihre Geburtsstunde nicht ermitteln können, kommt ein Treffen mit mir nicht infrage“.

Die Magie für feine Damen: Psychologie

Man mag all dies noch belächeln, doch nun kommt eine Wissenschaft ins Spiel, die vor allem Frauenherzen schmelzen lässt: Psychologie. Nun wissen fast alle, die mal in ein Gymnasium hineingerochen haben, dass es nicht „die eine Psychologie“ gibt, sondern viele unterschiedliche Schulen, aber dennoch glauben selbst gebildete Menschen, dass die Psychologie ihnen nachhaltig helfen kann, den geeigneten Partner zu finden. Offenbar erwarten die Leserinnen und Leser einschlägiger Bücher eine echte Klärung, während die Klienten von Beratern sogar eine dem Orakel ähnliche, aber verlässlichere Deutung der Zukunftsaussichten verlangen. Die häufigste Frage ist dabei immer wieder: „Wer passt wirklich zu mir und wie kann ich ihm begegnen?“

Die Verdummung mit dem "richtigen" Partner

Wer sich ein bisschen auskennt, wird bald finden, dass kein verantwortlicher Berater die Frage nach der oder dem „Richtigen“ beantworten wird. Man kann einen Klienten nur dazu bewegen, sich selbst besser kennenzulernen und seine Sichtweise von Illusionen frei zu halten – aber man kann objektiv nicht sagen, welcher Mensch zum Klienten passen würde. Psychologen, Psychotherapeuten und insbesondere Paarberater haben immer wieder darauf hingewiesen, dass es unmöglich ist, den „richtigen“ Partner vorauszusagen. In einem jüngst erschienenen Buch, aus dem ich oft zitiere, heißt ess sogar, dass die Suche nach dem „richtigen Partner“ davon ausgeht, dass es so etwas wie einen „richtigen Partner“ überhaupt gibt, was sehr zweifelhaft ist. Tatsächlich gibt es viele mögliche Partner, die auf lange Sicht gesehen gleichwertig sind.

Das hindert nun viele Psychologen nicht, dennoch zu behaupten, sie „wüssten“ wer der Richtige ist. In unzähligen Büchern, Frauenzeitschriften und Onlinemedien werden regelmäßig Tipps und Tests veröffentlicht, aus denen hervorgehen soll, wer denn nun „zu einem passt“.

Wissenschaft steht drauf - aber ist auch Wissenschaft drin?

Obgleich diese Tests vorgeben, „wissenschaftlich“ zu sein, ist das einzige wissenschaftliche daran oft, dass sie irgendwann einmal von einem Wissenschaftler veröffentlicht wurden. Das reicht in der Regel, um das Publikum zu foppen. Wenn es beispielsweise heißt, dass ein „berühmter Wissenschaftler mit großer Erfahrung bei psychologischen Auswahlmethoden“ den Test entwickelt hat, so kann es durchaus sein, dass er in den 1960er Jahren ein Paar Schriften zur Personalauswahl veröffentlich hat – das war seine Qualifikation.

Trost für die Esoterik- und Psychologiegläubigen

Ich will nicht unerwähnt lassen, dass jeder Psycho-Test, ja sogar jeder Besuch bei einer Wahrsagerin den ratsuchenden Menschen zum Nachdenken über sich selbst bringen kann – das wäre schon ein Fortschritt. Aber das ist auch alles: Mehr können weder Esoterik noch Psychologie leisten.

Titelbild © 2010 by Wikipedia Commons

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