Der Morgen, die Presse, die Bindungstypen und Psycho-Gerede
Die Woche begann mal wieder mit Behauptungen. Ich wollte unbedingt lesen, wie man eigentlich erkennt, „ab wann man in einer Beziehung ist.“ Oder besser: Ich wollte wirklich wissen, wer sich solche Fragen stellt. Teenager untereinander? Die populistische Frauenpresse? Beides könnte ich mir vorstellen. Aber nein, aber nein … war alles ernst gemeint. Und man hatte sogar eine Paartherapeutin bemüht, um diese Frage endgültig zu klären.
Ja … also da las ich nun nach etwas Mühe (1):
Ähm, also wie war noch das Protokoll vom ersten Date?
Ich hatte mich ja schon gewundert, dass diese naiven TV-Daterinnen ihr Gegenüber immer wieder fragen: „Wie stellst du dir denn deine Wunschpartnerin vor?“ Oder waren die gar nicht naiv? Hatten die vorher ein „Instruktionsblatt für regelgerechte Protokollierung der Interessen“ bekommen?
Endgültig geklärt wurde die Frage dadurch nicht. Aber ich habe mich mal etwas ganz anderes gefragt: Wie stellt eigentlich eine junge Psychologiestudentin (wahlweise eben auch eine Paartherapeutin) fest, „ab wann sie in einer Beziehung ist“?
Der Bindungstyp und die drei Un-Bindungstypen
Nummer zwei waren die „vier Bindungstypen“, die mir jemand unterjubeln wollte.
Wenn ich das richtig gelesen habe, kommt für eine „richtige Bindung“ nur der „sichere Bindungstyp“ infrage, und das war nur einer von den vieren, die genannt wurden. Der konnte nämlich so etwas wie „Intimität, Nähe und offene Kommunikation“. Und das liest sich so (2):
Klar zu kommunizieren, was man fühlt, ist super. Ich frage mich gerade nur, ob dazu auch gehört: „Könnte es sein, dass deine Mutter dies Kleid ausgewählt hat?“ Ja ehrlich, das habe ich schon mal gedacht. Aber nicht gesagt. Das muss so drastisch ausposaunt werden, weil das Psycho-Neusprech“ wirklich zum … nun ja, abgewöhnen ist. „Kommunizieren, was man fühlt“ ist möglich, aber nur nach sorgfältiger Abwägung und viel Praxis. Doch wen interessieren schon die komplexen Hintergründe der Kommunikation? Da haut der Redakteur ein paar Sätze raus, die gut klingen – aber innen hohl sind.
Die anderen drei Typen waren zu nichts zu gebrauchen. Trotz der schicken Namen, aus dem Repertoire der Psychologie. Es waren (der Vollständigkeit halber) „unsicher-vermeidend“, „unsicher-ambivalent“ und „unsicher-desorganisiert“. Das also waren die „Bindungstypen“, von denen es laut „Esquire (2)“ „genau vier Stück“ gibt. Klar, Beziehungstypen zählen nach „Stück“.
Ja – ich bin mal wieder platt über die Weisheiten, die in Zeitungen und Zeitschriften stehen. Und in diesem Sinne: Danke, liebe Presse, für die tief greifenden Erkenntnisse, die du uns geschenkt hast.
(1) Die betreffende Veröffentlichung wurde hinter einem "Schutzschild" verborgen - man muss erst ein Abo abschließen, um es lesen zu "dürfen".
(2) Aus Esquire
Ja … also da las ich nun nach etwas Mühe (1):
Wurde also bereits zu Beginn festgehalten, was beide suchen oder auch nicht suchen, zeigen dann die folgenden Treffen, ob dies auch erfüllt wird.
Ähm, also wie war noch das Protokoll vom ersten Date?
Ich hatte mich ja schon gewundert, dass diese naiven TV-Daterinnen ihr Gegenüber immer wieder fragen: „Wie stellst du dir denn deine Wunschpartnerin vor?“ Oder waren die gar nicht naiv? Hatten die vorher ein „Instruktionsblatt für regelgerechte Protokollierung der Interessen“ bekommen?
Endgültig geklärt wurde die Frage dadurch nicht. Aber ich habe mich mal etwas ganz anderes gefragt: Wie stellt eigentlich eine junge Psychologiestudentin (wahlweise eben auch eine Paartherapeutin) fest, „ab wann sie in einer Beziehung ist“?
Der Bindungstyp und die drei Un-Bindungstypen
Nummer zwei waren die „vier Bindungstypen“, die mir jemand unterjubeln wollte.
Wenn ich das richtig gelesen habe, kommt für eine „richtige Bindung“ nur der „sichere Bindungstyp“ infrage, und das war nur einer von den vieren, die genannt wurden. Der konnte nämlich so etwas wie „Intimität, Nähe und offene Kommunikation“. Und das liest sich so (2):
Sie kommunizieren klar, was sie fühlen, sind in ihren Gefühlen offen und reflektiert. Es ist dementsprechend auch der Bindungstyp, der sich meist in stabilen Beziehungen aufhält.
Klar zu kommunizieren, was man fühlt, ist super. Ich frage mich gerade nur, ob dazu auch gehört: „Könnte es sein, dass deine Mutter dies Kleid ausgewählt hat?“ Ja ehrlich, das habe ich schon mal gedacht. Aber nicht gesagt. Das muss so drastisch ausposaunt werden, weil das Psycho-Neusprech“ wirklich zum … nun ja, abgewöhnen ist. „Kommunizieren, was man fühlt“ ist möglich, aber nur nach sorgfältiger Abwägung und viel Praxis. Doch wen interessieren schon die komplexen Hintergründe der Kommunikation? Da haut der Redakteur ein paar Sätze raus, die gut klingen – aber innen hohl sind.
Die anderen drei Typen waren zu nichts zu gebrauchen. Trotz der schicken Namen, aus dem Repertoire der Psychologie. Es waren (der Vollständigkeit halber) „unsicher-vermeidend“, „unsicher-ambivalent“ und „unsicher-desorganisiert“. Das also waren die „Bindungstypen“, von denen es laut „Esquire (2)“ „genau vier Stück“ gibt. Klar, Beziehungstypen zählen nach „Stück“.
Ja – ich bin mal wieder platt über die Weisheiten, die in Zeitungen und Zeitschriften stehen. Und in diesem Sinne: Danke, liebe Presse, für die tief greifenden Erkenntnisse, die du uns geschenkt hast.
(1) Die betreffende Veröffentlichung wurde hinter einem "Schutzschild" verborgen - man muss erst ein Abo abschließen, um es lesen zu "dürfen".
(2) Aus Esquire
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