Warum ist Liebe eigentlich so oft Illusion?
Hallo – du da. Weißt du, was eine Illusion ist?
Ja klar, wirst du sagen, das weiß ich. Und dann hast du dich vielleicht noch im Internet schlaugemacht und du erzählst mir:
Na schön. So etwas kann eigentlich nur bei den üblichen Naseweisen stehen. Und wen das auch deine Antwort sein sollte, dann frage ich gleich mal nach:
„Und was ist die richtige Wahrnehmung der Wirklichkeit?“
Die "richtige" Wahrnehmung von Gefühlen existiert nicht
Paul Watzlawick hat viel darüber geforscht. (1) Und was er uns letztendlich mitteilt, ist ebenso einfach wie verblüffend: „Die Wirklichkeit“ entsteht erst durch Kommunikation. Es gibt demnach keinerlei „richtige Wahrnehmung“. Und schon gar nicht für komplizierte Gefühle.
Liebe lässt sich nicht beweisen
Bei der Liebe kommt noch etwas hinzu: Um möglichst nahe an der Wirklichkeit zu bleiben, brauchen wir Beweise. Und die fehlen uns.
Bei der berühmten Herdplatte ist es einfach: Du verbrennst dich, wenn sie auf einer hohen Stufe eingeschaltet ist. Nun müssen wir noch annehmen, dass wir bei vollem Bewusstsein sind. Dann lernen wir, dass wir sie nicht mit dem Finger betatschen sollten.
Bei der Liebe ist es schwierig. Erstens liegt sie auf einer unsichtbaren Skala, von sanftem Sehnen bis zur heftigen Begierde. Zweitens ist sie für jeden aufgrund seiner Erfahrungen ein bisschen anders. Und drittens hindert uns unser Körper daran, alles sorgfältig abzuwägen, indem er Drogen aussendet, die dies verhindern.
Die Erwartungen und die Illusionen
Nachdem dies gesagt ist, muss ich noch mal fragen: Hey, du – Leserin oder Leser – was erwartest du denn von der Liebe?
Hast du schon darüber nachgedacht, dass „deine Wirklichkeit“ ganz entscheidend davon beeinflusst wird, was du erwartest? Wenn du jemanden kennenlernst und viel erwartest, kannst du enttäuscht werden und die Realität sieht trübe aus. Erwartest du wenig, wird dich deine Gesprächspartnerin / dein Partner vielleicht mit einer wundervollen „Realität“ überraschen.
Wie sagt uns das Juristenlexikon (2), das hier sehr ausführlich ist?
Wenn wir das als wahr annehmen, dann ist es der Mix aus starken Gefühlen, die heftige Emotionen auslösen, und der Absicht, sie auch unbedingt zu verwirklichen.
Risiko Liebe - sich davor schützen oder einfach in die Liebe eintauchen?
Jeder, der sich auf die Liebe einlässt, geht dieses Risiko ein – aktiv wie passiv.
Wir haben einige Schutzmechanismen dagegen. Einer besteht darin, die Gefühle zu meiden, also sich von allem fernzuhalten, was sie auslösen könnte. Ich fürchte, das klappt nicht wirklich – denn auf diese Weise erlernen wir nicht, mit Gefühlen umzugehen. Der andere Schutz ist sinnreicher: Und einlassen und zu wissen, dass wir den Pfad der Realität verlassen, wenn wir lieben. Es ist so ähnlich wie der Unterschied zwischen „niemals sündigen“ und „wenn du schon sündigst, dann aber genussvoll“.
Es geht auch rational. Dabei verwenden wir eine Filtermethode: Dies oder jenes nennen wir noch nicht „Liebe“. Was wir durchlassen, kann zum Beispiel Petting sein, aber keine penetrativer Sex. Oder wir können uns entscheiden, Affären eingehen, aber keine Beziehungen. Diese „Filter“ können sehr kompliziert sein, zum Beispiel, wenn wir ewig suchen, aber uns nie einlassen.
Ja zur Illusion - aber mit Vorsicht
Fassen wir das doch mal zusammen:
Es ist nicht falsch, Illusionen einzugehen. Die Natur hat diesen Weg für uns aufgetan, indem sie diese schicken Botenstoffe erfunden hat, die uns ganz verrückt nach Liebe oder Lust machen.
Andererseits ist es gefährlich, in einer Illusion zu leben und nicht wieder „herunterzukommen“ auf die Welt, wie sie ist.
Die Lösung liegt auf der Hand: Am besten ist, dass wir uns bewusst werden, wann wir eine Illusion durchleben. Nehmen wir sie an, dann können wir versuchen, möglichst viel Genuss daraus zu ziehen. Und sicherlich auch zu hoffen, dass sich der Rausch nicht einfach verzieht, sondern sich in eine Beziehung wandelt.
(1) Wie wirklich ist die Wirklichkeit? München 1976.
(2) Zitat aus Juraforum
Das Bild zeigt die Illusionistin Eva Vay, die sich als "Hohepriesterin der Mystik" feiern ließ in ihrer Show "Das Drama um Liebe und Geheimnisse" mit einer Signatur von "The Coumien Co of Buffalo", ca. 1900. Wir zeigen daraus einen Ausschnitt.
Ja klar, wirst du sagen, das weiß ich. Und dann hast du dich vielleicht noch im Internet schlaugemacht und du erzählst mir:
Eine Illusion ist eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit.
Na schön. So etwas kann eigentlich nur bei den üblichen Naseweisen stehen. Und wen das auch deine Antwort sein sollte, dann frage ich gleich mal nach:
„Und was ist die richtige Wahrnehmung der Wirklichkeit?“
Die "richtige" Wahrnehmung von Gefühlen existiert nicht
Paul Watzlawick hat viel darüber geforscht. (1) Und was er uns letztendlich mitteilt, ist ebenso einfach wie verblüffend: „Die Wirklichkeit“ entsteht erst durch Kommunikation. Es gibt demnach keinerlei „richtige Wahrnehmung“. Und schon gar nicht für komplizierte Gefühle.
Liebe lässt sich nicht beweisen
Bei der Liebe kommt noch etwas hinzu: Um möglichst nahe an der Wirklichkeit zu bleiben, brauchen wir Beweise. Und die fehlen uns.
Bei der berühmten Herdplatte ist es einfach: Du verbrennst dich, wenn sie auf einer hohen Stufe eingeschaltet ist. Nun müssen wir noch annehmen, dass wir bei vollem Bewusstsein sind. Dann lernen wir, dass wir sie nicht mit dem Finger betatschen sollten.
Bei der Liebe ist es schwierig. Erstens liegt sie auf einer unsichtbaren Skala, von sanftem Sehnen bis zur heftigen Begierde. Zweitens ist sie für jeden aufgrund seiner Erfahrungen ein bisschen anders. Und drittens hindert uns unser Körper daran, alles sorgfältig abzuwägen, indem er Drogen aussendet, die dies verhindern.
Die Erwartungen und die Illusionen
Nachdem dies gesagt ist, muss ich noch mal fragen: Hey, du – Leserin oder Leser – was erwartest du denn von der Liebe?
Hast du schon darüber nachgedacht, dass „deine Wirklichkeit“ ganz entscheidend davon beeinflusst wird, was du erwartest? Wenn du jemanden kennenlernst und viel erwartest, kannst du enttäuscht werden und die Realität sieht trübe aus. Erwartest du wenig, wird dich deine Gesprächspartnerin / dein Partner vielleicht mit einer wundervollen „Realität“ überraschen.
Wie sagt uns das Juristenlexikon (2), das hier sehr ausführlich ist?
Der eigentliche Nährboden für die Illusion ist der Affekt …, besonders die Erwartung, Furcht oder Hoffnung. Affekte nennt man Erregungen des Gefühls unter Mitgerissen sein des Willens und weitgehender Ausschaltung des klaren Denkens.
Wenn wir das als wahr annehmen, dann ist es der Mix aus starken Gefühlen, die heftige Emotionen auslösen, und der Absicht, sie auch unbedingt zu verwirklichen.
Risiko Liebe - sich davor schützen oder einfach in die Liebe eintauchen?
Jeder, der sich auf die Liebe einlässt, geht dieses Risiko ein – aktiv wie passiv.
Wir haben einige Schutzmechanismen dagegen. Einer besteht darin, die Gefühle zu meiden, also sich von allem fernzuhalten, was sie auslösen könnte. Ich fürchte, das klappt nicht wirklich – denn auf diese Weise erlernen wir nicht, mit Gefühlen umzugehen. Der andere Schutz ist sinnreicher: Und einlassen und zu wissen, dass wir den Pfad der Realität verlassen, wenn wir lieben. Es ist so ähnlich wie der Unterschied zwischen „niemals sündigen“ und „wenn du schon sündigst, dann aber genussvoll“.
Es geht auch rational. Dabei verwenden wir eine Filtermethode: Dies oder jenes nennen wir noch nicht „Liebe“. Was wir durchlassen, kann zum Beispiel Petting sein, aber keine penetrativer Sex. Oder wir können uns entscheiden, Affären eingehen, aber keine Beziehungen. Diese „Filter“ können sehr kompliziert sein, zum Beispiel, wenn wir ewig suchen, aber uns nie einlassen.
Ja zur Illusion - aber mit Vorsicht
Fassen wir das doch mal zusammen:
Es ist nicht falsch, Illusionen einzugehen. Die Natur hat diesen Weg für uns aufgetan, indem sie diese schicken Botenstoffe erfunden hat, die uns ganz verrückt nach Liebe oder Lust machen.
Andererseits ist es gefährlich, in einer Illusion zu leben und nicht wieder „herunterzukommen“ auf die Welt, wie sie ist.
Die Lösung liegt auf der Hand: Am besten ist, dass wir uns bewusst werden, wann wir eine Illusion durchleben. Nehmen wir sie an, dann können wir versuchen, möglichst viel Genuss daraus zu ziehen. Und sicherlich auch zu hoffen, dass sich der Rausch nicht einfach verzieht, sondern sich in eine Beziehung wandelt.
(1) Wie wirklich ist die Wirklichkeit? München 1976.
(2) Zitat aus Juraforum
Das Bild zeigt die Illusionistin Eva Vay, die sich als "Hohepriesterin der Mystik" feiern ließ in ihrer Show "Das Drama um Liebe und Geheimnisse" mit einer Signatur von "The Coumien Co of Buffalo", ca. 1900. Wir zeigen daraus einen Ausschnitt.
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