Nach dem ersten Date bewegt sich entweder gar nichts oder die berühmten Schmetterlinge flattern bereits im Bauch. Je nachdem, wie stark sie dort flattern, bereitet sich Mutter Natur schon mal auf die Liebe vor und schickt das Blut in jene Körperteile, die man verschämt bedeckt hält. Bei Männern ist es ja leider sichtbar, sodass sie nicht einfach über ihren Zustand lügen können, während sich die Geilheit bei Frauen bestenfalls am Gesichtsausdruck zeigt: Schau mir in die Augen, Kleines. Die Größe der Pupille verrät auch dem Mann, wie aktiv die Schmetterlinge gerade die Flügel schlagen.

Der Moment der Wahrheit früher: Hausflur oder Gebüsch?

Keine Frage: Der Moment der Wahrheit ist da, und es ist noch nicht so lange her, da suchte sich die Jugend im Sommer dafür lauschige Plätzchen im Unterholz aus, während man im Winter versuchte, sich bei aufgeknöpftem Mantel und hochgezogenem Rock näherzukommen, oder es bleiben zu lassen. Die Verkäuferin aus der Kosmetikabteilung des Warenhauses, die Friseuse (damals noch keine Friseurin) oder die Krankenschwester galten als eher geneigt, „es“ sofort zu tun, während die Bürgermädchen aus besserem Hause „so etwas“ eher verweigerten und sich nur auf einen Kuss zum Abschied einließen.

Später – ja, später, so gegen Ende der 1970er - da wurde es Mode, nach dem Date deutlicher zu werden: „Beziehung“ bedeutete, sich in einigen Tagen noch einmal zu treffen, „gehen wir zu dir oder zu mir“ bedeutete, sich eine schöne Liebesnacht zu gönnen – vielleicht sogar mit ein paar Wiederholungen. Schließlich hatte man da ja auch schon sein eigenes Bett.

Die neue Gretchenfrage: Sag, wie hältst du es mit dem Sex?

Die abgewandelte Gretchenfrage war und ist dennoch gar nicht so einfach zu stellen: „Gehen wir zu mir oder zu dir?“ ist ja nur die Kinoversion. Oft wird tatsächlich erst einmal verschämt getändelt, und von Frauen weiß ich, dass sie es sich noch während der Tändelei überlegen, wohin der Zeiger ausschlagen soll, denn oft liegen Lust und Widerstand nah beieinander: Sex ist neben der Wonne auch ein körperliches Risiko, und Liebe kann einem neben dem Gefühl, auf Wolke Sieben zu schweben, auch tränenreiche Nächte bringen. Den Ausschlag gibt dann oft ein Wort - man denkt an den Frühling, und wie schnell er doch wieder zu Ende ist, an die seltenen Gelegenheiten, mal einen Partner zu finden, der betttauglich ist, oder man setzt einfach darauf, dass es einem schon „gut tun“ wird. Frauen sind da oft merkwürdig und sagen sogar dann „ja“, wenn die Natur ihnen nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für die Liebe bietet. Dann gilt es, ein paar Sätze an ihn heranzuflüstern, warum „heute nicht alles geht“ wobei meist ein Satz mit „aber“ folgt.

Frauen deuten oft an, was sie nach dem Date wollen

Nach wie vor gilt: Frauen sagen nicht einfach: „Ich will heute mit dir schlafen“, aber sie geben den Männern alle Arten von Hinweisen, um sie auf die Spur zu führen, was im Klartext heißt: Sie wollen nett gefragt werden, ob es noch etwas Süßes gibt, oder ob man noch ein Glas Champagner oder auch nur eine Tasse Kaffe trinkt, wo es viel ruhiger ist. Allerdings ist auch hier ein Wandel spürbar: Frauen wurden in den letzten Jahren wesentlich frecher, und sie fragen auch schon mal direkt: „Du, ich möchte eigentlich noch ein bisschen mehr als nur mit dir reden“ oder „ich hätte da noch eine hübsche Flache Sekt im Kühlschrank – die fühlt sich ganz einsam, glaube ich.“

Na schön – offiziell tun Frauen „es“ nicht nach dem ersten Date – oder tun sie es vielleicht doch? Gerade kommt eine Umfrage in meine Hände, nach der es angeblich 60 Prozent der Frauen nicht tun würden, wenn sie in die Situation kämen, aber die restlichen 40 Prozent bedeuten ja, dass von fünf Blind Dates zwei durchaus im Lotterbett enden könnten – das ist keinesfalls eine schlechte Chance, wenn man es denn als Chance begreift.

Auch beim seriösen Date - Sex ist eine der Optionen

Nicht alle Frauen sagen übrigens bei Befragungen die Wahrheit – und der Prozentsatz derer, die sich bereits beim ersten Date überlegen, ob sie die Gunst der Stunde für eine Liebesnacht nutzen wollen, ist vermutlich noch viel größer. Zumal, wenn man sich nicht als Mann nicht mit jenen distinguierten Damen trifft, deren einziges Ziel die dauerhafte Beziehung ist, , sondern mit denjenigen lebensfrohen Frauen, die sich eher Optionen für das Date offenhalten.

Lustvolles Überlegen - und die Entscheidung beim Dessert

Eine der interessantesten Aussagen, die ich jemals hörte, stammen von einer schönen, mädchenhaften Endzwanzigerin:

Wenn mich ein Mann zum Essen einlädt, taxiere ich ihn bei der Vorspeise. Dabei spüre ich bereits, ob er sich fürs Bett eignet. Beim Hauptmenü stelle ich ihm dann ein paar Fragen zum Umgang mit Frauen, und wenn ich fühle, dass er mit Frauen umzugehen versteht, stelle ich mich mal auf eine Liebesnacht ein. Aber entscheiden ist dann noch nichts – das kommt erst beim Dessert. Dann weiß ich erst sicher, ob ich es tun werde oder nicht.

Ja, und wie ist es dann mit der Lust? Ich erhielt ich eine verblüffende Antwort: „Du, ich gehe nur mit Männern aus, auf die ich Lust habe, diese Frage ergibt sich für mich gar nicht“ – nun, das kann beim Blind Date natürlich auch anders ausgehen.

Doch auch diese Frau sagte deutlich, dass sie vom Mann gefragt werden will – von sich aus würde sie niemals eine Liebesnacht vorschlagen – dann verzichte sie lieber.

Andere sind da nicht so zimperlich und reden über ihre Absicht erst, wenn das Date schon fast zu Ende geht: „Kommst du noch ein bisschen mit rauf“ oder „Ich schlage dir jetzt mal was vor“ oder „willst du dir mal ansehen, wie ich so wohne?“ sind durchaus Sätze, die man ab und an als Mann zu hören bekommt, wenn man selber nicht ganz sicher ist, wie die Sache nun eigentlich weiter gehen soll.

Ob der Trick angebracht ist, den mir eine andere, recht lebenslustige Frau verriet, mag jeder selbst entscheiden: Gegen Ende des Blind Dates ein mindestens halb volles Glas Wein auf seine Hose schütten – „so ganz aus Versehen“ – da muss man ihm doch einfach daheim den Fleck entfernen, nicht wahr?

Titelbild: © 2010 by kyle may
Blind Date Umfrage: Pressetext.