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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Seitensprung – ein Trend in der Liebe?

das klischee der "frau für den seitensprung" trifft nicht zu - oft sind es brave und unscheinbare frauen, die heimlich verhältnisse haben


Als Journalist wird man immer wieder mit neuen „Trends“ in der Liebe konfrontiert. Der populärste ist gegenwärtig der Seitensprung, und da er emotional hochgradig problematisch ist und kulturell auch eine gewisse Bedeutung hat, könnte man ihn ernsthaft als Kulturphänomen ansehen. Es wäre interessant, seine Auswirkungen in der Geschichte zu untersuchen: Zum Beispiel, wie die Seitensprünge der Adligen mit Bauernmädchen und Bürgerfrauen zur Verbreitung von geistigen und künstlerischen Fertigkeiten im Volk beigetragen haben.

Seitensprünge früher: Kinder austragen und unterschieben

Der Seitensprung der Ehefrauen vergangener Jahrhunderte gipfelte stets in der Frage: „Wie hält man es mit den Kindern?“, und zumeist war die Antwort: Austragen und unterschieben. Heute ist die Kernfrage, „Was bedeutet der Seitensprung für die Beziehung?“ Würde man der Boulevardpresse glauben, so wären ohnehin die Männer die geilen Schweine, die überall ihre Samen herumstreuen würden, während die Frauen die armen Opfer sind, die brav in ihren Wohnungen sitzen und auf den Ehemann und Vater warten. Die Presse fragt sich, durchaus zeitgemäß, was Frau Elin Nordegren, die Frau von Tiger Woods, wohl „gefühlt“ haben mag angesichts der populistisch ausgeweideten Seitensprünge ihres Mannes. Inzwischen verkauft sich die Idee des männlichen Machos besonders gut, der seine arme, unschuldige und treue Ehefrau mit hurenähnlichen weiblichen Existenzen betrügt.

Früher waren die Kinder das Problem, heute ist es die Psyche

Früher waren es die „armen Kinder“, auch „Scheidungswaisen“ genannt oder die „zurückgelassenen Ehefrauen“ über die unsere Presse Krokodilstränen heulte, wenn Männer „fremd gingen“ oder sich gar wegen der Geliebten scheiden ließen. Heute ist die „Psyche“ das sicherste Mittel, um Schlagzeilen zu machen. Eine ganze Armada geschwätziger Psychologinnen und Psychologen stet bereit, um gelegentlich für, überwiegend aber gegen den Seitensprung zu sprechen. In der Regel wird dabei nicht einmal deutlich, von welcher Art von „Seitensprung“ da überhaupt die Rede ist. Ist ein einziger Fehltritt genug, oder gelten nur ständige Begegnungen mit demselben Menschen als Seitensprung?“ Ist Geschlechtsverkehr nötig, um von einem Seitensprung zu sprechen, oder reichen intime Berührungen oder Küsse? Wie verhält es sich, wenn der „Seitensprung“ eine bezahlte Liebschaft war?

Seitensprünge: Wissen, schweigen, tolerieren?

Viele Paare wissen oder vermuten vom Partner, dass er Seitensprünge hat, und tolerieren sie. Ein viel beschäftigter Mann ruft seine Frau beispielsweise regelmäßig eine Stunde vor seiner Rückkehr in die Wohnung an. „Dann hat sie Zeit, sich auf mich vorzubereiten“, sagt er, und als ich ihn fragend ansehe, ergänzt er: „Und falls ihr Liebhaber gerade bei ihr ist, kann sie ihn noch rechtzeitig wegschicken.“ Selbstverständlich ahnen oder wissen auch viele Frauen von Geschäftsleuten, dass ihre Männer an ihren diversen Arbeitsorten Freundinnen, Mätressen oder Huren haben. „Davon habe ich nichts zu befürchten“, heißt es dann gegenüber guten Freunden, „schlimmer wäre, wenn er eine feste Beziehung mit einer anderen Frau eingehen würde“. Übrigens ist es ein Märchen, dass Männer sich "billige Schlampen" für ihre Seitensprünge suchen - die meisten Gelegenheiten zum Seitensprung gibt es in dem gesellschaftlichen Umfeld, indem man sich ohnehin bewegt.

Der Verlust der Beziehung wirkt meist schwerer als ein Seitensprung – das wissen zwar fast alle, aber sie handeln nicht so. Seitensprünge werden heute bereits selbst dann als „gravierender Vertrauensverlust“ gehandelt, wenn sie kurze und heftige Affären ohne jegliche Folgen waren. Die empfindsame Psyche ist in den Vordergrund gerückt, und insbesondere viele Frauen gehen dann einen fragwürdigen Weg – sie beantragen die schnelle Scheidung und zerstören damit ihr tatsächliches Lebensglück und möglicherweise die gewohnte wirtschaftliche Sicherheit des Paares.

Mit Seitensprüngen Geld machen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Markt

Die Popularität der Seitensprünge lockt nun allerdings auch Unternehmer an, die sich offenbar sagen: „Wo ein Bedarf, da auch ein Markt“ . Das Eigenartige daran: Sie haben absolut recht mit ihrer Meinung, und da „Markt“ am Ende nur funktioniert, wenn die Nachfrage auch auf genügend Angebote trifft, mag man sich ausmalen, wie es die psychisch ja angeblich so empfindsamen Frauen mit der „Treue“ gegenüber ihren ständigen Partnern nehmen.

Auch die Randgruppen bekommen Oberwasser: Swinger und Polyamoristen

Auch Randgruppen versuchen, mit der Seitensprungmentalität ihre Schäfchen ins trockene zu bringen. Da wären einmal die Gruppen, die sich professionell oder privat mit organisierten Seitensprüngen beschäftigen: die Swinger, die seit Jahrzehnten den „mitwirkenden Seitensprung“ propagieren. Ebenfalls zum „mitwirkenden Seitensprung“ lädt die „Cuckold-Bewegung“ ein, die allerdings eher ein Genre der Erotikbranche ist als ein Trend.

Oberwasser in der Diskussion um Seitensprünge haben inzwischen auch die Polyamoristen gefunden, die sich gerne das Mäntelchen des gesellschaftlichen Fortschritts anzuziehen und überziehen sich gerne mit dem Glanz, „wissenschaftlich“ zu argumentieren, was heute dank der Struktur des Wikipedia-Lexikons leicht möglich ist. Sie vertreten die Auffassung, dass man von vornherein mehreren Menschen seine Liebe schenken sollte. Rhetorisch geschickt wird in Wikipedia argumentiert:

Weltanschaulich stellt das polyamore Konzept die Vorstellung in Frage, dass Zweierbeziehungen die einzig erstrebenswerte oder mögliche Form des Zusammenlebens darstellen, und bejaht, dass ein Mensch mit mehreren Personen zur gleichen Zeit Liebesbeziehungen haben kann.


Die Erwähnung hier soll nicht in eine Auseinandersetzung mit Abweichlerkonzepten führen, sondern nur darstellen, dass es bereits Trittbrettfahrer des Seitensprung-Trends gibt.

Wohin wird der Weg gehen? Vermutlich nirgendwohin. Seitensprünge gab es immer und sie wird es immer geben, nur die Art, in der sie ausgeführt werden, ist gegenwärtig Gegenstand des öffentlichen Interesses. Nach einiger Zeit wird auch den Seitenspringern klar werden: Es lohnt sich nicht wirklich, feste Beziehungen wegen einer Affäre zu riskieren – und dann wird es vielleicht einen Trend zurück geben: Die Beziehungen werden aufrecht erhalten, und Seitensprünge werden erfolgreicher verschwiegen.

Titelbild: © 2009 by David Shankbone

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